Die Bedeutung der Taufe; Bibelarbeit, Predigt


Die Taufe ist eines der bekanntesten Elemente des christlichen Glaubens und eine Gemeinsamkeit aller christlichen Kirchen. Zugleich ist die Taufe aber zwischen den christlichen Konfessionen auch eines der umstrittensten Themen, über das auch unter gläubigen Christen mitunter sehr verschiedene Ansichten bestehen.
Oft wird dabei vergessen, daß die Ansichten zur Taufe und die Taufe selbst nicht heilsentscheidend sind, vgl. z.B. die Formulierung in
Markus 16,16. So kann ich ziemlich entspannt über dieses recht interessante Thema schreiben.

Ich persönlich bin ein Befürworter der Glaubenstaufe - wer aber die Kindertaufe  befürworten will, soll dies meinetwegen tun. Die Schwäche der kindertaufenden Kirchen, daß die Gemeinden durchsetzt mit Ungläubigen sind und daher keine Kraft haben, Salz der Erde (
Matthäus 5,13) zu sein, ist für mich allerdings offensichtlich. Ich selbst bin als Kind in der Evangelischen Landeskirche "getauft" worden, halte das aber nicht für eine Taufe im biblischen Sinne, weil ich als Baby nicht gläubig war. Im Sommer 1997 bin ich als Bekehrter in einem See bei Göttingen (Wendebachstausee) getauft worden.

Ich habe mich bemüht, diesen Artikel einigermaßen ausgewogen zu schreiben und beide Seiten mit ihren Argumenten zu Wort kommen zu lassen.


INHALT:

 
1) Allgemein zum Begriff der Taufe
 2) Die Bedeutung der christlichen Taufe
 3) Glaubenstaufe <----> Kindertaufe
     a) Einleitend zum Überblick
     b) Argumente der kindertaufenden Kirchen
     c) Argumente der glaubenstaufenden Kirchen
 4) Form der Taufe



1) Allgemein zum Begriff der Taufe

Von ihrem Ursprung her ist die Taufe ein Akt der Verbindung und  Identifikation mit jemandem, einer Gruppe, einem Ereignis oder einer Botschaft. Man läßt sich auf etwas taufen.

Was vielen heute unbekannt ist: Es gab auch eine Taufe im Judentum. Wenn Menschen in der frühen Antike zum Judentum übertraten (sog. “Proselyten”), wurde dies in der Regel durch eine Taufe symbolisiert. Heute wird meines Wissens die jüdische Proselytentaufe wegen der christlichen "Vereinnahmung" der Taufe nicht mehr praktiziert.
Ursprünglich war die Taufe jedoch ein normaler Teil des Judentums - vgl.
1.Korinther 10,2: die "Taufe auf Mose". Diese Taufe auf Mose bedeutete die Identifikation mit seiner Führung beim Auszug aus Ägypten und damit die Identifikation mit dem Judentum.

Johannes des Täufer, der Wegbereiter Jesu, taufte viele Menschen, die bereits Juden waren, vgl.
Markus 1,4; Johannes 1,25-28;  Es war eine Taufe der Buße, durch die Menschen ausdrückten, daß sie sich mit seiner Botschaft der Gerechtigkeit und Buße verbinden wollten. Gleichzeitig war diese Taufe auch ein Bekenntnis der Sünde, vgl. Matthäus 3,4-6. Übrigens dürfte Johannes - soweit bekannt -, der erste gewesen sein, der andere Menschen taufte. Im Judentum war nämlich ansonsten die Selbsttaufe üblich - d.h. derjenige, der zum Judentum übertreten wollte, zeigte dies, indem er sich selbst auf Mose taufte. Auch Jesus und seine Jünger tauften Menschen zur Buße (Johannes 3,22;4,1-2), die damit ihre Verbundenheit mit der Lehre Jesu ausdrückten.

Die christliche Taufe ist Gegenstand dieses Artikels. Sie ist gleichermaßen wie die übrigen Arten der Taufe ein Akt der bewußten Identifikation. Auf diese Weise verbindet sie den Gläubigen mit dem Leib Christi (
1.Korinther 12,13) und mit dem neuen Leben in Christus. Gleichzeitig ist sie Symbol für das Begräbnis des alten Menschen und die Auferstehung, (Römer 6,1-10). Ursprung der christlichen Taufe ist der Taufbefehl Jesu in Matthäus 28,19: “Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie alles zu bewahren, was ich euch geboten habe.”

Daß Jakobus und Johannes die Taufe Christi empfangen würden (
Markus 10,38-39), bedeutet keine gegenständliche  Taufe, sondern meint wohl die Teilhabe an den Leiden Christi, d.h. der Kreuzigung, vgl. auch Lukas 12,50. Die Taufe, von der Jesus hier spricht, ist der Tod am Kreuz. Die Taufe als ein Untertauchen (= Begrabenwerden) im Wasser taucht auch in Römer 6,1-10 als Gleichnis für ein Begräbnis und damit als Symbol für den Tod auf. Auch die christliche Taufe hat daher in ihrer Symbolik eine Verbindung zum Tod: Sie ist Zeichen, daß der alte Mensch mit Christus gekreuzigt wurde.

An einigen Stelle der Bibel ist auch von der Taufe mit Heiligem Geist die Rede, vgl.
Markus 1,8; Apg 1,5; Apg 11,16. Dabei handelt es sich ebenfalls um keine gegenständliche Taufe, sondern gemeint ist, daß ein Mensch den Heiligen Geist empfängt. Der Geist wird im Rahmen dieses Bildes mit  dem Wasser gleichgesetzt, mit dem der Täufling übergossen wird - vgl. den Begriff der verheißenen “Ausgießung” des Geistes in Joel 3,1-2. Pfingstler und Charismatiker betonen diese Geistestaufe und sehen darin eine  besondere Bevollmächtigung eines Menschen durch den Heiligen Geist, die sich auch in Geistesgaben wie Zungenreden äußert.

Eine der unklarsten Stellen des Neuen Testaments ist die Taufe für die Toten in
1.Korinther 15,29. Man vermutet, daß sich in Korinth Gemeindemitglieder stellvertretend für Tote taufen ließen, die zwar selbst gläubig geworden waren, aber noch vor ihrer Taufe gestorben waren. Letztlich liegt die Stelle jedoch im Dunkeln, da diese Taufe nirgendwo sonst erwähnt wird. So ist es sicher auch verfehlt, hieraus Sonderlehren zu ziehen: Die Mormonen (“Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage”) praktizieren unter Berufung auf diese Stelle sogenannte "Totentaufen", bei denen die Vorfahren posthum in die Mormonenkirche aufgenommen werden. Das ist natürlich ein absurder Vorgang. Auch in der Neuapostolischen Kirche werden Totentaufen gefeiert, die sich allerdings nicht auf bestimmte Verstorbene beziehen. Beide Religionsgemeinschaften sind mit großer Vorsicht zu genießen, wobei insbesondere die Mormonen kaum noch als eine “christliche” Gruppe bezeichnet werden können.



2) Die Bedeutung der christlichen Taufe

Die Wichtigkeit der Taufe ist an folgenden Dingen erkennbar:

a) Jesus selbst ließ sich taufen (
Matthäus 3,16). Natürlich können wir es ihm, der ohne Sünde war, nicht gleichtun, dennoch sollten wir Seinen Fußstapfen folgen (1.Petrus 2,21) und dazu gehört auch die Taufe.
b) Jesus befahl ausdrücklich, die Menschen zu taufen (
Markus 16,15; Matthäus 28,19) und gestattete dies seinen Jüngern (Johannes 4,1-2).
c) Die Urgemeinde legte großen Wert auf die Taufe (
Apg. 2,38; 2,41; 8,12-13; 8,36-38; 9,18; 10,47-4816,15; 16,33; 18,8; 19,5). Es war selbstverständlich, daß jemand, der zum Glauben gekommen war, sich taufen ließ.
d) Die Taufe wird im Neuen Testament als wichtiges Symbol verwandt, wobei sie ganz selbstver- ständlich als bereits erfolgt vorausgesetzt wird (
Römer 6,1-10; Galater 3,27; 1.Petrus 3,21).

Nach der Bibel steht die Taufe im Zusammenhang mit der Vergebung und Abwaschung der Sünde (
Apostelgeschichte 2,38; 22,16).
Die Vergebung wird nicht unmittelbar durch die Taufe im Sinne eines "magischen" Vorgangs bewirkt, sondern durch die Taufe wird sichtbar, daß wir "Christus angezogen haben" (
Galater 3,27) Durch diese Bekehrung wird die Vergebung der Sünde bewirkt. Die Taufe ist insoweit Bekräftigung und äußeres Zeichen der nicht sichtbaren Vergebung durch den Glauben an Jesus - vgl. die Bedeutung der Taufe im Judentum.
Durch die Taufe wird also bekundet - nicht bewirkt !!! - daß der Getaufte Christ und Teil des Leibes Jesu geworden ist. (
Apostelgeschichte 2,41).

Ein Kleinkind, welches nicht glaubt, ist jedoch auch durch die Taufe kein Teil des Leibes Jesu - die Kindertaufe ist daher in meinen Augen nutzlos, da sie ihre Funktion gemäß
Apg 2,41 nicht erfüllen kann. Ohne Glauben hilft die Taufe nichts, vgl. Markus 16,16: Wer ungläubig ist, wird verdammt - egal, ob er getauft ist oder nicht. (Ein Sonderfall mögen Babys und Kleinkinder sein, die noch nicht glauben können - auch hier wird Gott gerecht sein.)

Die Christliche Taufe bedeutet somit die äußerlich sichtbare Identifikation mit der Botschaft des Evangeliums, der Person Jesu als Erlöser und der Gemeinde der Gläubigen.



3) Glaubenstaufe <----> Kindertaufe

Ein großer - wenn auch nicht heilsentscheidender - Streitpunkt innerhalb des Christentums ist die Frage, ob man schon Kleinkinder taufen darf und ob eine solche Kindertaufe überhaupt eine Taufe im Sinne der Bibel ist. Die Fronten in dieser Frage sind  weitgehend deckungsgleich mit denen bezüglich der unterschiedlichen Form der Taufe: Untertauchen des ganzen Körpers im Wasser oder bloße Besprengung des Kopfes mit wenigen Tropfen, dazu unter Ziffer 4).

Die sog. Gläubigen- oder Glaubenstaufe setzt übrigens keine Volljährigkeit voraus, sondern nur Glaubensmündigkeit. Auch in glaubenstaufenden Kirchen werden zum Teil 10- bis 12jährige Kinder getauft, die sich bewußt für den Glauben entscheiden. Der ebenfalls benutzte Begriff "Erwachsenen- taufe" ist daher im Grunde fehl am Platze. Es geht primär um den persönlichen Glauben, nicht um das Lebensalter.


a) Einleitend zum Überblick:

Die Kindertaufe wird praktiziert von den Katholiken, den Orthodoxen und den auf die Reformation zurückgehenden protestantischen Kirchen  (Lutheraner, Reformierte, Anglikaner), die alle zusammen etwa 70 bis 75 % der Christen stellen.
Die Glaubenstaufe wird praktiziert in den überwiegend evangelikalen neuprotestantischen Kirchen (Pfingstler &  Charismatiker, Baptisten, Brüdergemeinden, Mennoniten, Taufgesinnte, Adventisten, Quäker), die etwa 25 bis 30 % der Christen ausmachen. Unter den Protestanten praktiziert allerdings die Mehrheit die Glaubenstaufe - die neuprotestantischen Gruppen stellen weltweit etwa zwei Drittel der Protestanten, außerhalb Europas sogar mehr als 80 %.

Eine Sonderrolle nehmen Methodisten und Freie Evangelische Gemeinden ein: Die Methodisten - nach den Pfingstlern/Charismatikern die zweitgrößte neuprotestantische Gruppe - sind in dieser Frage gespalten. Die deutsche evangelisch-methodistische Kirche ist kindertaufend. In anderen Ländern praktizieren methodistische Denominationen zum Teil ebenfalls die Glaubenstaufe. Die Freien Evangelischen Gemeinden, die auf dem Pietismus innerhalb der Evangelischen Landeskirche fußen und damit dem Bereich der aus der Reformation stammenden Konfessionen zugehören, praktizieren zwar selbst in der Regel nur die Glaubenstaufe, nehmen aber auch Menschen als Mitglied auf, die in einer anderen Kirche als Kind getauft wurden und dies für sich gelten lassen möchten.

Im Bereich der klassischen christlichen Sekten sind die Zeugen Jehovas ausschließlich glaubenstaufend. Die Neuapostolische Kirche und die anthroposophisch orientierte sog. "Christengemeinschaft" sind kindertaufend.

Historisch gesehen ist die Kindertaufe mit Sicherheit bereits recht früh praktiziert worden. Zur Zeit der Apostel zwar vermutlich noch nicht, nachgewiesen ist sie jedoch bereits im 2. Jahrhundert. Die Kirchenväter sprechen sich zum großen Teil für die Kindertaufe aus, das muß man ganz klar sehen.

Im Katholizismus späterer Jahrthunderte wurde die Kindertaufe allerdings zunehmend zu einer Art magischem Ritual gemacht: Die auch heute in vielen Köpfen bestehende unbiblische Vorstellung, man werde durch die Taufe Christ, entstammt dem Katholizismus. Die Taufe war in der Vorstellung der Bevölkerung von einem bloßen Symbol zu einer Zeremonie geworden, durch die ein Mensch zu einem Christen gemacht wird. So verstehen teilweise auch Moslems und Juden die Taufe und haben infolgedessen eine abergläubische Scheu davor. Vom Ursprung der Taufe her gesehen eine absurde Perversion waren die von der Katholischen Kirche im Mittelalter - allerdings wohl nur in Ausnahme- fällen - praktizierten Zwangstaufen als Mittel zur “Mission”.

Martin Luther zog aus der Bibel anfangs die Überzeugung, daß nur Gläubige getauft werden sollten und vertrat daher bis etwa 1522 die Glaubenstaufe. Schließlich schwenkte er jedoch in dieser Frage wieder um und befürwortete nun die Kindertaufe. Wahrscheinlich war er dazu gezwungen, da die Reformation nur dadurch gelungen ist, daß die Bevölkerung ganzer Landstriche evangelisch wurde und durch die Kindertaufe auch blieb. Eine glaubenstaufende Kirche ist jedoch zwangsläufig immer eine Minderheit, da sich stets nur ein Teil der Menschen bewußt für die Nachfolge Jesu entscheidet. Fast nirgendwo auf der Welt sind mehr als 30 bis 40 % der Bevölkerung evangelikal. Nur im "bible belt" der USA, in einigen Landstrichen Lateinamerikas und Ostafrikas, einigen chinesischen Städten sowie in der indischen Provinz Nagaland gibt es evangelikale Bevölkerungsmehrheiten. Wäre Martin Luther bei der Glaubenstaufe geblieben, hätte er die große Masse der Bevölkerung sicher nicht auf Dauer erreicht. Die Katholische Kirche hätte bald die zahlenmäßige Übermacht gewonnen und die Reformation wie beabsichtigt gewaltsam auslöschen können. So war der Umschwenk Luthers wohl wahrscheinlich notwendig, um die Reformation überhaupt möglich zu machen.

Eine historische Schuld aller kindertaufenden Kirchen ist, daß glaubenstaufende Gruppen, die zwangsläufig die Minderheit bilden, bis ins 18. Jahrhundert hinein als sogenannte “Wiedertäufer” blutig verfolgt wurden. Nicht nur von der Katholischen Kirche, sondern fast in gleichem Maße auch von Lutheranern und Reformierten wurden viele tausend Christen getötet, weil sie die Glaubenstaufe praktizierten. Noch im 19. Jahrhundert gerieten  Baptisten in Deutschland wegen der Taufe bereits als Kind getaufter Menschen in Konflikt mit der Polizei. Erst als die ebenfalls glaubenstaufende Pfingstbewegung um 1900 entstand und sich rasch ausbreitete, war die Zeit der Brandmarkung als "Wiedertäufer" vorbei.


b) Argumente der kindertaufenden Kirchen:

Die kindertaufenden Kirchen berufen sich unter anderem auf das historische Argument, daß schon im 2. Jahrhundert Kinder getauft wurden. Dies ist natürlich richtig, doch an sich kein Argument für Wahrheit. Auch die Urkirche konnte sich irren. Und Standard im Sinne des späteren Katholizismus  war die Kindertaufe damals sicher nicht.

Das biblisch gewichtigste Argument für die Kindertaufe ist, daß die Taufe in
Kolosser 2,11-12 in Verbindung mit der jüdischen Beschneidung gebracht wird. Im Judentum werden Kinder als Babys beschnitten. Daraus wird mit gewisser Plausibilität gefolgert, daß an die Stelle dieser Beschneidung die Taufe als Baby getreten sei. So wie die Beschneidung als Einweihungsritus für den Alten Bund gedient habe, sei die Taufe ein Einweihungsritus für den Neuen Bund. Wenn das eine bei Babys durchgeführt wurde, sollte auch das andere bereits im Säuglingsalter geschehen.

Weniger überzeugend ist das Argument, daß es an mehreren Stellen in der Bibel heißt, daß ganze Familien getauft wurden (
Apg 11,14; 16,15; 16,31; 18,8; 1.Korinther 1,16). Daraus wird geschluß- folgert, daß auch kleine Kinder dabeigewesen wären. Nun steht dort natürlich von kleinen Kindern nichts. Außerdem handelte es sich in der Antike um Großfamilien, die oft aus vielen Erwachsenen sowie dem Gesinde bestanden. Wäre die biblische Formulierung also wirklich anders gewesen, wenn in einem "Haus" von zwanzig Leuten ein Säugling ungetauft geblieben wäre? Im übrigen wird teilweise ausdrücklich gesagt, daß die ganze Familie vor der Taufe gläubig wurde (z.B. Apg 18,8). Mit der gleichen jeden Säugling erfassenden Akribie müßte man also sagen, daß unter diesen später getauften Gläubigen keine Säuglinge gewesen sein können, da diese nicht gläubig sein können.

Kaum tauglich ist hingegen das häufig angeführte Argument für die Kindertaufe, daß Jesus die Kinder zu sich kommen läßt und sagt "Wehret ihnen nicht" (
Matthäus 19,13-14). An diesen Stelle geht es schlicht nicht um Taufe, sondern um Liebe und Gebet für die Kinder.

Als Argument für die Kindertaufe wird auch die Verheißung der Familienheiligung in
1.Korinther 7,14 angeführt. Wenn dies jedoch bedeuten sollte, daß die Kinder getauft werden dürften, wenn ein Elternteil gläubig ist, dann müßte auch der ungläubige Ehepartner getauft werden. Das nimmt jedoch niemand an. Dieses Argument ist daher inkonsequent.

Teilweise wird gegen die Glaubenstaufe von bereits in einer anderen Kirche als Kind "getauften" Menschen eingewandt, dies sei eine Verweigerung des Geschenkes Gottes, sozusagen ein Zurückweisen der bereits in der ersten Taufe erfolgten Annahme und Gnade Gottes. Diese Behauptung ist allerdings aus zwei Gründen untauglich: Zum einen sehen die glaubenstaufenden Kirchen die Kindertaufe überhaupt nicht als eine Taufe an. Eine spätere Glaubenstaufe ist daher nach dem Verständnis der glaubenstaufenden Kirchen keine zweite Taufe, sondern die erste Taufe. Zum anderen ist in der Bibel von Menschen die Rede, die von Paulus eindeutig zum zweiten mal getauft wurden (
Apostelgeschichte 19,1-5). Paulus wiederholte die Taufe, weil die Menschen zum Glauben an Jesus gekommen waren! Dies ist geradezu ein Argument für die spätere Glaubenstaufe: Wenn ein als Kind Getaufter später zum Glauben kommt, müßte er also gemäß Apg 19,1-5 noch ein zweites mal getauft werden.


c) Argumente der glaubenstaufenden Kirchen:

Die Verfechter der Glaubenstaufe führen insbesondere an, daß nirgendwo in der Bibel davon die Rede ist, daß ein Kind getauft wird. Schon gar nicht wird in der Bibel jemand getauft, der sich nicht selbst bewußt für den Glauben entschieden hat. Die biblische Reihenfolge ist vielmehr ohne jede Andeutung einer Ausnahme diejenige, daß jemand zuerst zum Glauben kommt und dann aufgrund seines Glaubens getauft wird (
Matthäus 3,2-6; Matthäus 28,19; Apostelgeschichte 2,37-41; 8,12; 9,18; 16,14-15; 16,34; 18,8; 19,5).

Der Vorgang der Taufe bezeichnet vom jüdischen Ursprung her eine bewußte Identifikation mit etwas. Dies sieht man schon daran, daß im Judentum ursprünglich die Selbsttaufe praktiziert wurde; diese Art der Taufe hat immer auf dem eigenen Willen, der eigenen Entscheidung beruht. Die christliche Taufe muß daher - genau wie
Galater 3,27 dies voraussetzt - einen Akt der bewußten Identifikation mit Jesus als Erlöser darstellen. Nur dann hat eine Taufe überhaupt Sinn. Das schlagende Argument für die Glaubenstaufe ist deshalb, daß die Taufe eines nicht gläubigen Kindes gemäß Römer 6,5; Galater 3,27 ein Symbol für etwas wäre, was noch gar nicht stattgefunden hat - wenn es denn überhaupt jemals stattfindet. Wozu etwas symbolisieren, was nicht da ist? Eine Taufe ohne Glaube ist daher schlicht funktionslos. Daß eine Taufe ohne Glaube nämlich rein gar nichts bewirkt, geht auch aus Markus 16,16 hervor.

Außerdem liegt der Kindertaufe die abergläubische Vorstellung zugrunde, ein ungetauftes Kind könnte nicht in den Himmel gelangen. Das ist natürlich von der Bibel her schon deshalb Unsinn, weil die Taufe nicht retten kann. Außerdem wird Gott bei gestorbenen Babys auch gerecht sein. Warum nicht seiner Gnade und Gerechtigkeit vertrauen, statt formal so zu tun, als ob ein Baby Christ wäre?

Die Taufe ist ein eigenes, öffentiches Bekenntnis zu Jesus (
1.Petrus 3,21; Römer 6,3-4). Der Säugling bekennt jedoch mit seiner Taufe nichts - er kann daher nicht getauft werden.

Die Beschneidung ist mit der Taufe insoweit nicht vergleichbar, als die Beschneidung den Eintritt in die jüdische Nation bedeutet, zu der auch Ungläubige gehörten. Ziel des Neuen Testaments ist jedoch eine Gemeinde der Gläubigen, aus der Ungläubige ausgeschlossen werden sollen. Durch die Kindertaufe gehören jedoch Hinz und Kunz zur Kirche - egal ob sie glauben oder nicht. Von der Bibel her ist dieser Zustand geradezu  eine Perversion des Verständnisses der Gemeinde der Gläubigen, denn es heißt in 2.Korinther 6,14:
Geht nicht unter fremdartigem Joch mit Ungläubigen ! Denn welche Verbindung haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis ?”

Die Kindertaufe ist heute aus meiner Sicht einer der Hauptgründe, daß die kindertaufenden Kirchen fast ausnahmslos zahlenmäßig stagnieren oder schrumpfen, während die glaubenstaufenden Kirchen fast ausnahmslos mit Raten von bis zu 5 % pro Jahr wachsen:
Eine glaubenstaufende Kirche ist glaubensmäßig sehr einheitlich - zwar kleiner, aber auch viel kraftvoller - und kann missionarisch viel aktiver sein. Eine kindertaufende Kirche dagegen ist stets ein aufgeblasener, schwammiger Riese, der aufgrund seiner Größe zwar politischen Einfluß hat, aber nicht Salz der Erde sein kann, weil er von oben bis unten auf allen Ebenen mit Nichtchristen durchsetzt ist. Aus meiner Sicht liegt es auf der Hand, welche der beiden Alternativen dem biblischen Leitbild der Gemeinde Jesu eher entspricht. Die Richtigkeit der Glaubenstaufe wird daher auch praktisch bewiesen.

Um sozusagen die bei der Taufe nicht getroffene bewußte Entscheidung nachzuholen, haben die kindertaufenden Großkirchen Konfirmation und Kommunion eingeführt. Beide Zeremonien sind im Grunde unbiblisch, da in der Bibel von ihnen nicht die Rede ist. Im übrigen erfüllen sie auch ihren Zweck nicht, da es aufgrund der Ritualisierung zu keiner bewußten Entscheidung kommt. Ich sehe in der Einführung dieser Zeremonien allerdings ein indirektes Eingeständnis, daß die Kindertaufe ihre Funktion nicht erfüllt. Warum meint man, den Fehler der Kindertaufe auf diese Weise - und ebenso ohne biblische Grundlage - quasi “reparieren” zu müssen, anstatt einfach eine Glaubenstaufe durchzuführen?
Die Antwort dürfte in den machtpolitischen Gründen zu suchen sein, die zur Einführung der Kindertaufe führten. Nur durch die Kindertaufe war es im Mittelalter möglich, ganze Völker zu "Christen" zu machen. Nur durch die Kindertaufe haben die Großkirchen auch heute noch politischen Einfluß, da ihre Mitgliederzahl andernfalls gering wäre.

Aus den genannten Gründen lehne ich persönlich die Kindertaufe ab.



4) Form der Taufe

Im Neuen Testament wurden Menschen in der Regel unmittelbar nach ihrer Bekehrung getauft. Es ist nirgendwo von einer Probezeit die Rede - eine solche ist daher zumindest nicht zwingend. Sie zu praktizieren, kann jedoch teilweise sinnvoll sein, um die Echtheit einer Bekehrung festzustellen.

Es gibt drei Formen der Taufe: Das Besprengen, das Übergießen mit Wasser und das vollständige Untertauchen. Die kindertaufenden Kirchen praktizieren in der Regel nur ein Besprengen des Säuglings, während glaubenstaufende Kirchen Übergießen oder Untertauchen praktizieren. Eine Ausnahme sind die Orthodoxen, die zwar schon Babys taufen, jedoch in der Regel durch vollständiges Untertauchen. Dies kommt möglicherweise der Praxis des 2./3. Jahrhunderts sehr nahe.

Voranstellen möchte ich, daß die Frage der äußeren Form der Taufe nun höchstens noch drittrangig ist. Im Christentum kommt es auf derartige äußerliche Handlungen an sich nicht an. Ich gehe daher nur kurz darauf ein.
Das Untertauchen dürfte wohl biblisch die korrekteste Art der Taufe sein. Zum einen wird die Taufe an mehreren Stellen von Paulus mit dem Begrabenwerden Christi verglichen (z.B.
Römer 6,4) - daraus läßt sich schließen, daß ursprünglich ein vollständiges Untertauchen praktiziert wurde. So ist wohl auch Apostelgeschichte 8,38-39 zu verstehen. Auch das griechische Wort "baptisma" (= Taufe) heißt Ganzwaschung in dem Sinne von Untertauchen. Ein bloßes Besprengen mit Wasser ist damit jedenfalls nicht gemeint. Auch die jüdische Proselytentaufe wurde stets durch vollständiges Untertauchen praktiziert, was keinem Zweifel unterliegt. Es ist anzunehmen, daß die christliche Kirche dies auch in dieser Form übernahm. Die Kirchenväter der Urkirche gehen ausnahmslos vom Taufen durch Untertauchen aus.
Zeichnungen aus den Katakomben in Rom (3.Jahrhundert) zeigen jedoch bereits den Täufling, wie er etwa hüfttief im Wasser steht, während der Täufer ihm aus einem Gefäß Wasser über den Kopf gießt (sog. “Übergießen”). Erst etwa ab 250 n. Chr. wurde es erstmals erlaubt, Liegendkranke durch bloßes Besprengen mit Wasser zu taufen. Wann dazu übergegangen wurde, sämtliche Taufen nur noch durch ein bloßes Besprengen mit Wasser vorzunehmen, ist unbekannt; diese Praxis wird jedoch nicht vor dem frühen 4. Jahrhundert üblich geworden sein.

Insgesamt stellt sich die Taufpraxis als fortschreitender Prozeß der Ritualisierung dar. Schon das in den Katakomben abgebildete Übergießen erscheint als erster Schritt auf diesem Wege. Das mit Sicherheit erst nach der urchristlichen Zeit eingeführte Besprengen auch von gesunden Täuflingen ist das Endergebnis dieses Prozesses und wirkt insofern geradezu als Symbol für eine Taufe durch Untertauchen. Die Taufe selbst ist jedoch bereits ein Symbol - wieviel Bedeutung hat also noch das Symbol eines Symbols? Darüber ließe sich sicher trefflich streiten.

So, ich hoffe, daß diese Darstellung nicht zu langatmig war. Ehre sei Gott allein !

Ingmar

 

Entnommen aus: http://www.evangelikal.de/taufe.html