Philipper 1,12-26

Wer in Christus ruht, ist krisenfest
Wer wirklich Christus vertraut, ist auch in Krisen nicht unterzukriegen. Das können wir in diesen Versen an Paulus ablesen.
Eigentlich war seine Inhaftierung ein schwerer Rückschlag für seine Arbeit. Bisher war er in Rom selbst als Gefangener ein relativ freier Mensch gewesen. Er hatte seine eigene Wohnung gehabt. Er wurde zwar bewacht, konnte aber noch seiner Missionsarbeit nachgehen. Nun ist alles anders. In direkter Erwartung seines Gerichtsverfahrens liegt er nun in Ketten, sozusagen in Untersuchungshaft. Aber er betrachtet das Ganze nicht wie ein wehleidiger Verzagter oder schwer Geschlagener. Aus seiner Zelle kommen nicht die Nebelschwaden der Schwermut, sondern Töne der Zuversicht, ja der Freude (Kap. 4,4). Er weiß sich auch jetzt in Gottes Hand und kann der neuen Lage auch etwas Gutes abgewinnen. Freilich nicht direkt für seine eigene Person. Umso mehr aber für das, was ihm als Person allein wichtig ist und ihm alles bedeutet: dass nämlich die gute Botschaft von Christus möglichst überall bekannt wird (V. 18).

Vom letzten Ziel her sieht alles anders aus
Wenn Paulus sein persönliches Wohlergehen als höchstes Ziel verfolgt hätte, wäre er jetzt frustriert und in großer Angst. Aber Gottes Geist (V. 19) lässt ihn über den kleinen Rahmen seines natürlichen Lebens hinausblicken. Seit Christus in sein Leben gekommen ist, ist sein Leben weiter, viel weiter. Es reicht hinüber in eine herrliche Ewigkeit (V. 21).
Deshalb geht es ihm nur noch um Christus. Und von daher sieht er auch in seiner neuen Situation etwas Positives: Seine Mitgefangenen, die Betreuer und Bewacher haben erfahren, dass er nur wegen seines Bekenntnisses zu Jesus hier ist. So wird Jesus zum Gesprächsstoff in der Kaserne. Mehr noch: Auch die Christen in Rom sind ermutigt, weil er furchtlos seinen Weg geht und ihnen dadurch zeigt, was wirklich wichtig ist.

Persönliche Gegnerschaften treten zurück
Von diesem letzten Ziel her kann er sogar Konkurrenten und Neider anders einstufen. Natürlich tut es weh, wenn man hintergangen wird. Wenn ausgerechnet Glaubensbrüder aus Missgunst mit Tricks arbeiten. Aber Paulus kann es hinnehmen, ja sogar begrüßen, solange sie nur Christus verbreiten. Ihre Falschheit will er gerne ertragen, solange sie nichts ausdrücklich Falsches über Jesus sagen. Es geht ja nicht um ihn, sondern um Christus. So wird er, Paulus, innerlich frei und nahezu unverletzbar.

Auch als Verlierer auf der Siegerseite
Seinen geliebten Philippern vertraut Paulus nun nicht nur sein Schicksal (V. 12ff), sondern auch seine innersten Kämpfe an (V. 20ff). Wird er den Prozess gewinnen oder wird er zum Tod verurteilt werden? Der Horizont des Christusglaubens schenkt auch hier eine unerhörte Souveränität. Paulus hängt nicht am irdischen Leben, weil er ernsthaft an das ewige Leben glaubt (V. 23; Röm 8,18). Und wenn er gewinnt? Auch dann nützt er dem Christus. Dann bleibt er dessen Beauftragter und dient gerne weiter seinen Philippern - und anderen.

Fragen zum Gespräch:
· Wie hängen echte Zukunftshoffnung und Lebenstüchtigkeit zusammen?
· Kann ich persönliche Verletzungen durch Mitmenschen auch so wie Paulus einstufen?
· Wie stark ist bei uns die Freiheit entwickelt, die Paulus hier im Bezug auf seine eigene Zukunft hat?

Pfarrer Johannes M. Rau, Sersheim

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
· Paulus verkündet unter allen Umständen das Evangelium und fordert uns dadurch heraus! - In dem Video „Die Apostelgeschichte“ erlebt man mit, wie Paulus vor dem Statthalter in Cäsarea, wo dieser Brief eventuell geschrieben wurde, Jesus bezeugt (s. Apg. 26).
· Wem kann / soll ich in der nächsten Woche Jesus bezeugen? Als Hilfestellung einige ansprechende Traktate der „Stiftung Marburger Medien“ (z.B. mit Blumensamen) bereitlegen.

(Gemeinschaftsblatt der Altpietistischen Gemeinschaft 2005 http://www.agv-apis.de/main.jsp?navid=700 )