Bibelarbeiten: Bibelarbeit zu Offenbarung Kapitel 22: erstellt von Michael Strauch


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3 Abschnitte:

1. Leben im Neuen Jerusalem (V.1-5)

  1. a. Der Thron, der Strom und der Baum des Lebens (V.1+2)
  2. b. Leben vor dem Angesicht Gottes

2. Letzte Worte und der Hinweis auf Jesu baldiges Kommen

zu 1:

Ein Wasserstrom, der direkt von Gottes Thron seinen Quell und Ursprung sieht Johannes in der Sonne Gottes glitzern. Wir wissen um diesen Strom seit Hesekiel 47, 1+7. In Vers 12 von Hes 47 finden wir auch den Baum, dessen Früchte jedes Jahr wachsen und dessen Blätter heilsame Wirkung haben. Alles, Fluß und Baum garantiert Leben in der Fülle. Auch wissen wir um den Baum des Lebens, der einst das Zentrum des Garten Edens bildete (1Mose 2,9). Hesekiel entwirft uns ein Bild von einem Fluss, wo die Bäume wie eine Art Allee stehen. Das Wasser erinnert uns an das Gespräch Jesu mit der Samariterin am Jakobsbrunnen in Johannes 4. Er ist die Quelle des Lebens. Wer an ihn glaubt, der wird bewahrt und geführt bis in die selige Ewigkeit. Einmal von seinem Wasser getrunken, und man ist gerettet. Das Licht erinnert uns an Johannes 8,12, wo der Herr sagt, er ist das Licht des Lebens. Oder denken wir an Kap 1,4/5: In ihm war das Leben. Und das Leben war das Licht der Menschen..."

So weisen Licht des Lebens, der Quell, der in das ewige Leben fließt und der Baum des Lebens darauf hin, dass an dem Tag, wo Gott regiert (Thron), das Leben in seiner ewigen Fülle und Dauer Einzug hält. Dieser Tag wird nicht mehr getrübt sein von einer Schlange, die irgendwo sich um einen Stamm wickelt oder sonst irgend eine Versuchung.

Die Menschen werden leben und das tun, was zuvor kein Mensch auf Erden lebendig überstanden hätte: Gott schauen. Wir denken an Ps 17,15, wo zum Ausdruck kommt, das der Psalmist das höchste Glück tastend erahnt, wie es sein muß, Gott zu schauen. Und der Herr preist in der Bergpredigt den selig, der einmal Gott schauen darf (Mt 5,8). In Micha 7,8 wird deutlich, das das Licht Gottes Trost, Stärkung, Wegweisung ist - sprich: Leben.

In Kap 3,12 hörten wir davon, dass die Heiligen den Namen Gottes auf ihrer Stirn tragen werden. Das erinnert wieder an Exodus 28,36, wo die Priester Gottes auf einem goldenen Stirnblatt die Gravur hatten: Heilig dem Herrn. Hiermit klingt an, dass die Gemeinde ähnlich den Priestern des alten Bundes dazu berufen sind, Gott zu dienen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und es wird ihnen höchste Lust und Ehre sein.

zu 2:

Johannes steht am Ziel. Er hat gesehen, welchen Schlußpunkt der jetztigen Welt einmal gesetzt wird und hat erfahren, dass durch alle Gerichte und Schrecken die Gerechtigkeit Gottes vollstreckt wird. Und durch diese Taten Gottes wiederum wird die Gemeinde aus lauter Gnade und Liebe hindurch gezogen und ihnen wird ein unvorstellbar großes Geschenk gemacht: Leben in der Ewigkeit. Leben im Angesicht Gottes. Leben im Glück. Dies sind keine Worte eines Phantasten. Wohlwissend, wie futuristisch die Offenbarung klingen mag für ungeübte Ohren, so prägt Johannes es der Nachwelt ein: diese Worte sind wahrhaftig und wahr. Denn diese Worte sind nicht aus dem Intellekt des Johannes entwachsen, sondern aus der Einsicht und Eingebung des Heiligen Geistes, der immer Ursprung und Ursache wirklicher Prophetie gewesen ist. Auch macht Johannes deutlich, dass er nicht ausgewählt hat, wie das in Joh 21,25 anklingt, sondern ihm wurden Dinge gezeigt, zu ihm wurde geredet. Er war nicht mehr als ein Zuschauer, der Zeuge gewaltiger Bilder geworden ist. Es gilt, den Worten Gottes zu glauben und ihnen zu glauben: denn sie werben, laden ein, rufen, drohen aber auch, verschweigen nicht das schlimme Ende. Darum ist die Hauptaussage der Offenbarung: Siehe, ich komme bald! Wenn man von der Offenbarung nichts oder nicht viel verstanden hat, dies ist ihre Zusammenfassung: Christus kommt bald. Sei bereit. Diese Botschaft ist ein Grund zur Freude für den Christen und eine Aufforderung, es allen Menschen zu sagen, damit auch sie in den Genuss dieser Freude gelangen.

Ab Vers 11 haben wir die große Freiheit, die Gott sich selber nimmt und den Menschen zugestanden wird. Eine Freiheit, die er einerseits frech und frivol genießt: nämlich alles tun zu können, was ihm beliebt, nur gehindert durch die Regeln des täglichen, gesellschaftlichen Miteinanders. Gott selbst hindert nicht. Eine Freiheit, die zur Anklage an Gott wird, wenn die Folgen dieses Mißbrauchs offenbar werden. So klagen die Menschen Gott an, warum er das Leid denn zulasse? Gott gewährt dem Menschen seine Freiheit. Es bleibt dabei. Wer Unrecht tun will, Gott steht ihm nicht im Weg. Niemand kann Gott einen Spaßverderber oder Moralisten schimpfen. Nur den Weg, den der Mensch gewählt, wird Gott auch ernst nehmen, wenn die Lebenszeit abgelaufen ist.

Diese beiden Wege erinnern auch an jenes Gemälde aus dem vorletzten Jahrhundert, wo etwas einseitig, aber doch hilfreich die beiden Wege beschrieben werden. Der Gang auf den Boulevards dieser Welt, der breit, ergiebig, abwechslungsreich sich darstellt, aber am Ende in die Gottesferne führt, oder der steinige, schmale Grad, dafür grün und still. Vorbei am Quell, vorbei an Tod und Teufel in die ewige Stadt.

Gott sagt durch seinen Boten: Versiegle diese Worte nicht. Es ist der Aufruf an die Christen, in Heiligkeit zu leben und es den Menschen zu sagen. Ihnen zu sagen, dass es die beiden Wege gibt. Es ihnen zu sagen, und nicht so zu tun, als hätte der Weg zum Heil dieselben Freuden wie der breite Weg. Es gilt einfach Zeugnis zu geben. Zu werben, locken und einzuladen für das letzte große Ziel.

Wer das Bild kennt, weiß, dass zwischen den beiden Wegen Brücken sind. Christus ist das Alpha und das Omega, der Anfanger und Vollender. Christus ringt von Anbeginn bis zum letzten Atemzug um jeden Menschen. Und so besteht immer die Möglichkeit zur Umkehr. Noch kurz vor dem Tod kann der Mensch umdrehen, den Weg zum Vater einschlagen. Kein Schmutz, keine Last, keine Sünde - die der Herr nicht vergeben wollte. Er reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. Und es kann geschehen, dass ein Mensch wie der Schächer am Kreuz alles im Leben genossen hat - ohne Reue - und am Ende doch seine Schuld gesteht und kurz vor dem fatalen Ziel bei Gott ankommt. Da wird Gott sagen: wollt ihr mich schelten, weil ich so gnädig bin? Es ist die Liebe Gottes zum Menschen. Er will belohnen, er will die Gemeinschaft mit uns Menschen und ringt darum in großer Geduld. Wer aber bis zuletzt ihm widerstanden hat, dem ist sprichwörtlich nicht zu helfen. Sie werden wie die Hunde, die nicht in die Stadt durften, draußen bleiben müssen.

Am Schluss, ab Vers 16, macht der Herr Jesus persönlich nochmal deutlich, dass nicht Johannes, sondern der Herr selbst der Autor der Offenbarung ist. Johannes überbringt lediglich diese Botschaft. Und damit keine Zweifel an Jesu Person besteht, bezeugt er seine Ehrentitel:

Darauf fallen zwei Antworten vom Geist und von der Braut.

Johannes schließt erneut mit drohenden Worten. Weh dem, der die Offenbarung in seinem Inhalt durch feine, aber wirkungsvolle Änderungen verändert. Wie gut auch, dass die Offenbarung nicht in die Hände vieler heutiger Theologen gefallen ist: was hätten sie daraus gemacht? Nein, die Ehrfurcht vor heiligen Texten war in der Antike ungleich größer. Keine theologischen 62;Berichtigungen", keine 62;sanfte Angleichung an die heutige Zeit". Das Wort, sie sollen lassen stahn - Luther betont, was Johannes eindringlich fordert. Gott gibt sein Erbe, seine für alle Welt wichtige Botschaft in die Hände eines Gefangenen in Patmos. Für heutige Verhältnisse kaum nachvollziehbar. Die wichtigste Botschaft der Welt wird ohne Eskorte, ohne Postsicherungen, ohne atomsicheren Bunker, ohne Waffen und Gewalt in die alten Hände des letzten Überlebenden der Apostel gegeben. Er hat die Botschaft treu bewahrt und sie gehorsam weiter gegeben. Wenn nicht, würde ich nach zweitausend Jahren diese Zeilen nicht schreiben können.

Nocheinmal die Summe alles Gehörten, alles Gesehenen und Erlebten: Der Herr kommt bald. So soll jeder Christ beten, wünschen, sich danach sehnen: Maranatha, ja, Herr, komme bald. Setzte ein Ende all der Gewalt, versiegle den Brunn ungezählter Tränen auf Kinderwangen, tröste das Schreien unglückseliger Mütter in den Elendsvierteln dieser Welt. Offenbare all die Korruption, sezte ins Tageslicht alle Verbrechen, Demütigungen, Mobbing. Lass aufatmen die Sterbenden, Kranken und Verhungernden. Lass zum Ende kommen den tödlichen Wettkampf der Nationen...Und rette, rette, rette. Erwecke deine Kirche, dass sie endlich aufhört, pseudointellektuell an deiner Wahrheit zu kritisieren. Erwecke deine Kirche, dass sie allen Pomp, aller Ich-Sucht und geistlicher Selbstverwirklichung geschlossen den Rücken kehrt und liebt. Den Christen liebt, weil er Bruder und Schwester ist. Den Nicht-Christen liebt, weil er Gottes Geschöpft ist. Und bezeugt, dass der Herr bald kommt. Über allem steht das Wort:

Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen...Amen.