Bibelarbeiten: Bibelarbeit zu Offenbarung Kapitel 17:

erstellt von Michael Strauch


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Thema: Die Schalen des göttlichen Zorns werden von den 7 Engeln ausgegossen

Acht kurze Abschnitte:

1. Die Ankündigung des Gesichtes (V.1-2)

2. Die Hure Babylon tritt auf (3-6a)

3. Die Deutung: Das Ende des Tieres (6b-11)

4. Das Ende der zehn Hörner (12-14)

5. Das Ende der Hure Babylon

zu 1. Die Ankündigung des Gesichtes (V.1-2)

Was sieht Johannes?

Es tritt einer von den sieben Engeln (Gerichtsengeln) auf den Seher Johannes zu. Wichtiger Hinweis: die die sieben Schalen hatten! Es heißt nicht: gehabt hatten, sondern hatten. Kapitel 17-19 sind also ein thematischer, noch anschaulicher Bericht oder Darstellung dessen, was in Kapitel 16 passiert ist. Kapitel 16 ist eine Gesamtschau der Schalengerichte und Kapitel 17-19 sind eine Art genauere Schilderung dessen, was geschehen ist.

Was hört Johannes?

Einer der Schalenengel spricht ihn an und wird ihm das Gericht an der großen Hure Babylon zeigen.

Zur Auslegung:

Es fällt auf, dass dieselben Worte gebraucht werden bei Kapitel 21,9. Nur mit dem Unterschied, das der Gegenstand der Betrachtung die Braut des Lammes ist. Wir haben diese Parallelismen schon vorher gesehen. Der Teufel erfindet nichts neues, sondern gebraucht das Bestehende, um es für seine Zwecke zu verfremden. Zur Erinnerung: Drache, Antichrist und falscher Prophet ist lästerliches Bild auf die Dreieinigkeit. Bildnis, Anbetung, Zeichen an der Stirn sind lästerliche Bilder für das Bildverbot Gottes, die Anbetung, die Gott allein gebührt und das Siegel der Heiligen an ihren Stirnen. Die Dämonen - gleich Fröschen sind lästerliche Darstellungen der Boten Gottes und Babylon der lästerliche Name für Jerusalem als Sitz des Höchsten. Nun folgt das Bild der Hure als lästerliches Bild für die reine Braut Jesu Christi, die Gemeinde. All diese Verzerrungen gibt Gott in seinem Gericht im Übermaß zurück. Deutlich wird es an den Bildern der lästerlichen Gefäße, aus denen die Hure Babel die Völker von Gott weggebracht hat und die göttlichen Schalen, voll des Zornes Gottes, den der Allmächtige nun den Gerichteten kredenzt.

Wenn aber die Hure Babel ein verzerrtes Sinnbild ist für die Gemeinde Jesu, dann muss die Hure im übertragenen Sinne ähnliche, sprich pseudochristliche Elemente vortäuschen. Die Gabe der Unterscheidung der Geister wird immer drängender.

Babylon, das haben wir in vorigen Kapiteln betrachtet, lag historisch an 62;vielen Wassern", war also umgeben von Flüssen. Dieser Wasserreichtum garantiert militärischen Schutz und üppigen Handel. Aber Babel, als Zersörer Jerusalems und Feind Gottes ist hier ein Bild des antichristlichen Sitzes, der keine Staatsgrenzen mehr kennt. Die Welt scheint sicher geworden zu sein, der Antichrist sitzt politisch und religiös fest im Sattel. Das Bild des 62;thronens" wirft erneut ein lästerliches Bild auf den, 62;der auf dem Thron sitzt", nämlich Gott der Herr mit seinem Christus.

Was aber ist mit Hurerei gemeint? Ziehen wir alttestamentliche Vergleiche hinzu besonders im Zusammenhang mit damaligen Großstädten. Da haben wir Ninive (vgl. Nahum 3,1-4), oder Tyros (Jesaja 23,6-17) oder Babel (Jesaja 47,10ff). In allen Fällen handelt es sich um großen Wohlstand, einträgliche Handelsgeschäfte verbunden mit schlechten Methoden. Mit der Wirtschaft steht auch Militär und Kultur gut da. Mit der Hurerei meint der Engel also das Geld, die globale Wirtschaft, steigende Börsenkurse, Besitz und Reichtum. Es meint nicht in erster Linie militärische Überlegenheit.

Was aber ermöglicht der Besitz, das Geld, die Finanzkraft? Macht, Ungebundenheit, scheinbare Freiheit. Das Geld vernebelt den Verstand, macht gierig, skrupellos, im Grunde gefangen. Hier meine ich, passt das Bild der 62;Trunkenheit". Der Verstand ist nicht mehr klar, die Handlungen doppelgleisig, die Worte doppelzüngig. So wird materieller Reichtum eines der Todfeinde auch der Christen sein. Zugern sehen Christen in dieser Hurerei sexuelle Unzucht, pseudochristliche Irrlehren und meinen hinter vorgehaltener Hand christliche Denominationen. Aber der Gedanke, daß diese Hurerei das Geld ist, macht, das es uns alle betrifft und für alle Christen eine existentielle Gefahr bedeutet. Wie kann ich mich schützen? Indem ich vernünftig und dankbar mit dem umgehe, was Gott mir schenkt. Indem ich vernünftig der Ansammlung von Besitz die ihr zustehende Zeit gebe und indem ein freigebiges Herz habe, daß die Hand nicht zur Faust ballt, sondern gerne gibt.

2. Die Hure Babylon tritt auf (3-6a)

Was sieht Johannes?

Johannes wird im Geist entrückt an einen wüsten Ort. Dort sieht er ein scharlachrotes Tier, die Haut gezeichnet mit lästerlichen Begriffen. Das Tier hat sieben Köpfe und 10 Hörner, damit erinnert es sofort an das Tier aus Kapitel 13,1. Auf dem Tier sitzt eine Frau, angezogen mit den edelsten Gewändern und Geschmeiden. In ihrer Hand hält sie einen goldenen Kelch, gefüllt mit 62;dem Blut der Heiligen und Zeugen".

Hier geschieht also explizit wieder ein Ort-und Szenenwechsel. (Siehe dazu 1,10; 4,2; 21,10). Die Wüste und die üppige Frau stehen in bewußt ironischem Gegensatz. Die Frau umgibt sich mit aller Kostbarkeit, fühlt sich in Gegenwart des Antichristen sicher und wohl und merkt nicht, daß ihr Reich schon wüst liegt. Sie fühlt sich sicher, aber sie prostet ungeahnt ihrem nahenden Gericht entgegen (vgl. dazu unbedingt Jesaja 47,7). Der Antichrist wird hier als Reittier dargestellt. Das ist keine hierarchische Ordnung, sondern ähnlich wie deutsche Standbilder vom Kaiser oder Bismarck Zeichen der Macht, der Stärke in jeder Hinsicht. Antichrist und die florierende Wirtschaft gehen eine feiste Verbindung ein. Das ist beider Untergang. Purpur und Scharlach sind Farben des Reichtums. Schon im alten Rom konnten sich nur reiche Menschen einen roten Umhang leisten, dessen Farbe von einer seltenen Wasserschnecke gewonnen wird. Bitte beachten, daß nicht feuerrot dasteht. Dieses Bild des Reichtums wird noch verstärkt durch den orientalisch anmutenden Überschwang an Perlen, Ketten und sonstigem Geschmeide. Auf Deutsche mag dieser Prunk kitschig anmuten, für einen Südländer und Orientalen nicht.

Diese Frau, die Johannes sieht, scheint uns direkt anzuschauen. Und in schlangenhafter Bewegung hebt sich ihr Arm und scheint eine einladende Bewegung zu machen. Komm, setz Dich her, trinkt aus dem goldenen Becher (der an den Kelch Christi erinnert). Wein, Ausdruck der Lebensfreude und des Genusses wirst Du schlürfen. Doch der Inhalt des Kelches ist beigemischt mit Greueln, Unreinigkeit und Unzucht. Sexuelle Freizügigkeit, Anraffung von Besitz, das Übertreten von Gesetzen und Geboten - alles ist erlaubt. Gemischt mit heidischen Praktiken, Aberglauben und Zauberei. Hier möge der Leser aufhorchen, der in der antichristlichen Zeit viel die Verfolgung von Christen, den politischen Druck und sonstige Repressalien liest. Die Gefahr liegt eher in der Verführung. Und diese Verführung über materiellen Reichtum und den damit verbundenen Möglichkeiten gilt es heute zu überdenken.

Auf ihrer Stirn trägt sie prangend das Wort Babel gleich einem Siegel. Noch einmal, Babel war nur bestimmte Zeit militärisch vorherrschend. Was sie sich über viele Jahrhunderte historisch bewahrt hat war ihre florierende Wirtschaft, ihr Kulturgut, ihre Wissenschaften und auch - ihren Aberglauben.

Babel ist Wirtschaftsmacht, das Tier allerdings signalisiert Gewalt und Krieg. Unter dem Rock der Frau haust sprungbereit die Bestie, gekonnt verdeckt und doch ersichtlich. Sie trägt die Wirtschaft, die Wirtschaft trägt nicht die Bestie. Die Bestie trägt die Wirschaft dorthin, wo sie es für richtig hält. Ich werde erinnert an große Architekten wie z.B. Speer im 3. Reich. Adolf Hitler hat sich der Kultur, der Wissenschaften und des Wohlstands bedient, um seine Kriegsmaschinerie zu entfalten. Im Vordergrund wird also die Pracht der Perlen, die Schönheit der Frau, der Zauber der Gewänder stehen. Im Hintergrund herrscht das Tier. Hier wird anschaulich, wie Kultur und Wirtschaftsgut, von Gott losgelöst, zur Helfern des Satans werden. Nicht die Kultur ist satanisch, sondern in der Hand des Bösen wird sie Blendwerk.

Nun kommt der größte Schock. Der Kelch (wieder lästerliche Darstellung auf Christus) ist gefüllt mit dem Blut von Christen. So wie in barbarischen Völkern die Opfer der Feinde verspeist wurden, so trinkt die vermeintlich Siegessichere das Blut derer, die ihre größten Feinde waren: die Christen.

Wie ist es nun alles zu deuten? Die Hure trinkt aus einem Kelch, gefüllt mit Blut, was als lästerliches Bild auf den Abendmahlskelch gedeutet werden könnte. Wir erinnern uns an das zweite Tier, das gleich einem Lamme ist, aber wie ein Drache redet. Also wird das antichristliche Reich auf ein pseudochristliche Form zurückgreifen. Ansatzweise haben wir das im 3.Reich mit den 62;deutschen Christen" nachvollziehen können. Ich verstehe es so, daß es in diesem Reich eine Kirche geben wird, die wirtschaftlich sehr eng mit dem Staat verbunden sein wird. Diejenigen, die hier mahnen und rufen, werden aus der Kirche verdammt, wenn nicht sogar ermordet, politisch an den Pranger gestellt - wie auch immer. In dieser Kirche die römisch-katholische Kirche zu sehen, halte ich für gewagt. An ihr prangern Evangelikale Irrlehre und Machtmißbrauch an. Aber sind diese Kompenenten in der evangelischen Kirche nicht auch zu finden? Ja, gehen wir weiter, wird es eine institutionelle Kirche Babylons geben, oder greift das verlockende Geld nicht nach jedem Christen? Zu glauben, ich bin ja in der 62;rechten Kirche" oder in der 62;rechten, geistlichen Bewegung" ist gefährlich. Es ist wie beim Sport. Die Fans jubeln, wenn ihre Landsmannschaft gewinnt. Der Sieg der Mannschaft ist der Sieg der Fans. Dieses Prinzip läßt sich auf die Christenheit nicht übertragen. Gott wird überall seine Leute haben und in jeder Bewegung wird der Einzelne sich fragen müssen, wie er vor Gott und zur Welt steht.

3. Die Deutung: Das Ende des Tieres (6b-11)

Was hört Johannes?

Der Engel legt dem Seher Johannes das Bild mit der Frau und dem Drachen aus.

Nun ist die Auslegung des Engels für den Leser sicher wenig erhellend, im Gegenteil, es wird alles nur noch rätselhafter. Wir wollen versuchen, der himmlischen Worte ein für uns verständliches Gerüst zu geben.

Zuerst sei erwähnt, dass es dem Johannes wohl ähnlich erging. Nur dass er nicht resigniert das Handtuch wirf und die Offenbarung ad acta legt, sondern vielmehr über die Maßen staunt, obwohl er das Bild nicht versteht! Hier möchten wir aufhorchen, weil der europäische Geist immer gleich definieren, kalkulieren, ausarbeiten und sezieren möchte. Das Staunen über göttliche Dinge, die wir nicht verstehen, sind unserer Kultur nicht gegeben. Oder doch? Vielleicht ist es ein Staunen wie wenn man vor dem Eiffelturm steht und doch nichts versteht von Stahl und Eisen, Nieten und Verstrebungen, ganz zu Schweigen von physikalischen und statischen Gleichgewicht. Doch man ahnt eine hohe, menschliche Kunst. Es ist das Staunen vor den Pyramiden, ohne etwas zu wissen von den erleuchteten Architekten. Staunen, ohne es fassen zu müssen. Staunen, ohne es erklären zu müssen. Staunen, ohne sich zu fürchten, ohne die scheinbar Sicherheit gebende Erklärung. Johannes staunt angesichts eines Drachen und einer Frau. Er staunt, nicht weil ihn das Bild beeindruckt, sondern weil er etwas sieht, was dem Apostel, der ja viele Wunder mit seinem Herrn erlebt hat, noch nicht so deutlich vor Augen steht. Er sieht, er ahnt, er erfaßt - ohne es in Worte kleiden zu können. Gottes Geschichte mit dem Menschen ist nicht meßbar, nicht vorhersagbar, aber gut und einleuchtend. Einleuchtend für uns, wenn wir es im Rückblick sehen werden. Der Engel bemerkt sein Staunen und nimmt Johannes noch tiefer hinein in die Geheimnisse Gottes.

Gedanke: Zu Beginn der Christuserkenntnis steht das Staunen über ihn und seine Werke. So will wohl vieles bestaunt sein. Die Schöpfungsgeschichte will bestaunt sein, die Geschichte mit Israel will bestaunt sein, der Leidensweg Jesu will bestaunt sein. Dazu brauche ich weder Studium noch viel Wissen. Einfach die Schrift stehen lassen und staunen. Und aus dem Staunen schenkt der Herr nach seinem Ermessen das Verstehen. Das Staunen aber erwächst aus dem Sehen im Geist und aus dem Hören. Darum, wer auf dem Wege in die Ewigkeit nicht immer wieder stehen bleibt, sieht und hört, schmeckt und fühlt, wie schön und weise selbst das Schwere Gott zu gestalten vermag, der wird zwar wissend, aktivistisch und unter Umständen auch unter menschlichem Beifall seinen Weg gehen, aber er hat seine geistliche Kindheit verpaßt.

Der Engel erklärt die Frau nicht, da sie ja in den vorhergehenden Versen schon erklärt wurde. Was bleibt, ist also der Drache mit seinen Köpfen und Hörnern.

Vers 8: Man nennt die seltsame Formulierung das Dreizeitenschema: Das Tier war, das Tier ist nicht, das Tier wird heraufsteigen.

Ich glaube, ein Vergleich erhellt dieses Bild sofort. Von Christus heißt es: der da ist, der da war und der da kommen wird. Ganz klar äfft das Tier, sprich der Antichrist dies nach und verzerrt die Aussage für seine Zwecke. So wir Christus der Herr ist, so wie Christus am Kreuz starb und auferstand, so wie Christus als Sieger wieder kommt, so wird der Antichrist jemand sein, der einst waltete, dann eine tödliche Wunde beigebracht bekam und - gleich einer Auferstehung, wieder zurückkehrt. Wir spüren aber die rechte Formulierung. Christus ist immer gewesen, das Tier war - hat also Anfang und Ende. Christus starb für uns, hat aber nie aufgehört, zu leben. Das Tier ist nicht. Christus kommt von oben, der Antichrist von unten.

Wie haben wir uns das alles aber konkret vorzustellen? Ist die Geschichte Satans damit gemeint, der einmal mächtig war (Zeit des AT), dessen Macht gebrochen wurde (Sieg Christi, Zeit der Gnade) und der wieder kommt (evtl. nach dem tausendjährigen Reich)? Oder ist es die Zeit des Heidentums, dann die Zeit des Christentums nach der konstantinischen Wende und danach die postchristliche Zeit? Alles hat irgendwie und wo seine Berechtigung. Doch bleiben Zweifel, weil die satanische Macht nur während des tausendjährigen Reiches außen vor bleibt. Sind wir mit der Deutung vorsichtig und sagen nur soviel. Es wird eine Zeit geben, wo man den Teufel und seine Macht schlichtweg wegdiskutiert. Eine Zeit des politischen Friedens, wo man meint, das es 62;das Böse", auch nach amerikanischem Verständnis (George Bush-Islam) nicht mehr gibt. Das Böse scheint ausgerottet wie totgeglaubte Erreger. Doch dann feiert das Böse ein teuflisches Comeback. Wie die Wiederkehr des Milzbranderregers, so wird das Böse offensichtlich und gleich einer Renaissance die Weltbühne betreten. Es wird kommen mit einer merkwürdigen Begleiterscheinung: fast alle werden begeistert sein.

Doch der Teufel kann sich noch sehr gebährden, sein Ende ist beschlossen, er ist und bleibt ein Gefallener. Zeit und Stunde bestimmt Gott, der Herr und noch ehe die Blitzlichter aufleuchten, wird dem Tier schon wieder der Strom abgestellt. Es muß ins Verderben gehen.

Vers 9: Verstand ist für das folgende vonnöten. Verstand und Weisheit braucht man, wenn man sich dem Geheimnis der sieben Köpfe und naht. Sieben Hügel: in der Antike eindeutig. Damit ist Rom gemeint. Denn Rom ist auf sieben Hügeln erbaut. Somit ist der Vergleich Babels mit Rom auch geklärt. Zumindest für eine erste Deutung und für die ersten Adressaten damaliger Zeit. Wohlgemerkt: die siebenhügelige Stadt Rom ist im Bild des siebenköpfigen Drachens verknüpft, nicht mit dem Bild der Hure Babylon. Die Deutung geht weiter. Nicht allein Rom ist damit gemeint, sondern es folgt der Zusatz: die sieben Köpfe stehen in gleicher Wertigkeit für sieben Könige. Diese Herrscher stehen wohl auch als Repräsentanten verschiedener Reiche da. Da ich mich entschieden habe, Zahlen als Symbolik zu deuten, sehe ich in der 7 nun auch die Vollzahl, was heißt, das alle Staaten sich mit dieser Weltmetropole verbünden werden zu einer Art 62;Unaterra", ein vereinigtes Weltreich.

Vers 10ff:

Wie ist es aber zu verstehen, das fünf Könige 62;gefallen" sind. Versuchen wir es, aus der Sicht der Situation um Johannes zu verstehen und sehen in den Königen die römischen Kaiser. Der erste römische Kaiser war Augustus (vor ihm war Rom Republik, beherrscht vom Senat und einem immer wieder zu wählenden Konsul). Nach Augustus kam Tiberius als Nummer zwei. Nach ihm für kurze, aber schreckliche Zeit Caligula, etwas besonnener sein Onkel Claudius als Nummer vier. Nummer fünf wäre Nero! Diese alle sind gestorben. Nach der politischen Unruhe folgt, sieht man von den kurzlebigen Soldatenkaisern ab, nennenswert Vespasian, dann Titus als Nummer 7 (der Jerusalem zerstörte) und dann als - wenn es als Deutung für damals zutrifft, die Nummer 666 oder hier die Nummer 8: Domitian als der wiederkehrende Nero. Doch diese Deutung ist als ein mögliches, erstes Verstehen hilfreich, ist aber nicht in der Enderfüllung zusehen. Der eigentliche Antichrist aus Kapitel 13 wird noch kommen. Die Deutung bleibt schwierig und ist in mehreren, temporalen Etappen zu sehen. Das heißt, es wiederholt sich und spitzt sich zu.

Es gibt aber noch eine zweite Deutung, die vielleich rein historisch gesehen, etwas mehr für sich hat. Die Deutung von Daniel 2 und 7 her gesehen. Hier ergeben sich zwei Möglichkeiten, besonders im Hinblick auf das Weltreichstandbild aus Daniel 7:

1. Babylon (goldenes Reich)

2. Medien (Zwischenreich - Silber)

3. Persien (Kupferreich)

4. Griechenland (unter Alexander dem Großen - eisern)

5.und 6: die zwei für Palästina bedeutenden Seleukidenstaaten (Ptolomäus in Ägypten und die Seleukiden in Syrien.

Das siebte Reich wäre Rom, das zur Zeit des Johannes schon im Untergang begriffen war.

Oder:

1. Babylon

2. Persien

3. Griechenland (Alexander)

4 und 5 Rom (weil später geteilt in West-und Ostrom)

Rom wurde durch die Völkerwanderung 62;vernichtet", untergraben, besiegt. Aber eigentlich hat es nie aufgehört zu existieren. Wäre die Auferstehung das 62;Römische Weltreich deutscher Nation"? Das wäre das sechste Reich. Ob es in dieser Weise als siebtes Reich wiederkehrt? Totgeglaubt und doch wiederkehrend?

Es wird dem Leser wie mir ergehen, nichts greift so recht. Hat Johannes die Weltreiche vor Augen? Oder doch die römischen Kaiser? Oder beides und weitere Möglichkeiten dazu? Es wird wohl erst einmal beim Staunen bleiben, die Zeit des Erkennens wird kommen, wenn es heißt: ich werde Dir sagen das Geheimnis...

Soviel können wir sagen, daß es ein antichristliches Reich geben wird, daß auf vergangene Reich fußt oder - wenn wir die Sieben als Vollzahl nehmen - aus einem Bündnis antichristlicher Staaten bestehen wird, dessen Spitze, gleich einem Höhepunkt, ein achtes Reich hinzugefügt ist in einer Person, die aus dem Siebenerreich hervorgeht: der endgültige Antichrist. Doch dieser ist schon gerichtet. Ein verdorbener Verderber schreitet zum Verderben. Verdorben sind, die ihm folgen.

4. Das Ende der zehn Hörner (12-14)

Die Zahl 10 ist ähnlich wie die Zahl 7 eine Zahl des Vollmaßes. Gebraucht Johannes die 7 als Vollzahl im negativer Bedeutung, so meint es Gewalten in zeitlicher Abfolge. Benutzt er die 10er-Zahl, so meint es die Vollzahl von Mächten in geographischer Hinsicht. In diesem Zusammenhang sind die zehn Könige Bild für die Potentaten der ganzen Welt. Nochmal zum Verständnis: das antichristliche Reich hat viele Reiche, auf der es fußt. Antichristliche Reiche kamen und gingen, eines wird besonders 62;auferstehen". Zu dieser letzten Zeit, sprich kurz vor dem Ende, werden die antichristlichen Reiche Macht empfangen für einen Zweck und für eine 62;Stunde", dann - wenn die Stunde des Antichristen eingeleutet wird. Dem Antichristen werden alle Reiche zur Verfügung stehen und sie werden gegen Gott Krieg führen wollen. Es wird also ein politischer und geistig globaler Zentralismus geben. Was alle verbinden wird ist die Endlösung, einen erneuten Holocaust zu schaffen. Das Christentum muß weg, die Welt 62;gesäubert" werden. Es ist, wie es einer DDR-Lehrerin mal sagte so: 62;wir wissen, was die Kirche an Verbrechen gegen die Menschheit verübt hat!" Doch dann heißt es: sie werden keinen Erfolg haben. Das Lamm wird sie besiegen, die, die schon besiegt sind. Denn es heißt: 62;denn er ist der König der Könige..." Nur wird es an diesem Tage geistlich und in jeder Hinsicht offenbar werden. Wohl dem, der sich nicht zu den Feinden Christi rechnet.

Nun wendet sich der Blick auf die Hure.

5. Das Ende der Hure Babylon

Hinweis: Als europäisch und damit von der griechischen Logik her geprägten Menschen neigen wir ständig dazu, Abläufe zu suchen. Das muß für einen Orientalen nicht gelten. Er kann in ineinander überschneidenen Kreisen denken. Somit muß es nicht heißen, daß nach dem Gericht über das Tier und die zehn Könige letztere dann - womöglich aus Wut wegen ihrer Niederlage - die Weltmetropole verwüsten. Diese Gerichte können gleichzeitig stattfinden und um der jeweiligen Thematik willen, hintereinander aufgeführt werden.

Welch ein Erleichterung, hier bekommen wir eine klare Deutung der 62;Wasser", an denen die Hure sitzt: gemeint sind Völker. Sie - das sagt der Text deutlich - werden die Hure hassen! Wie ist nun das zu verstehen? Ich dachte, die Hure wird von ihnen geliebt? Erinnern wir uns. die Hure Babylon vermochte nur die Völker zu 62;berauschen". Die Völker wurden geblendet, berauscht, verführt. Was sie nicht entschuldigt. Der Hure anhängen tun besonders die Machthaber dieser Zeit. Aber neben den Machthabern gibt es die vielen, die Gott und Christus hassen, für sich nicht zu brauchen meinen, aber gleichzeitig mitlaufen im Sog der Wirtschaft dieser Zeit. Erinnern wir uns an die Zeit des 3.Reiches. Viele haben unter diesem Reich nicht wenig profitiert. Für kurze Zeit gab es für alle Arbeit und Brot. Das Selbstbewußtsein des Einzelnen wurde enorm gesteigert und zugleich gekonnt untergraben im Rahmen des arischen Deutschtums. Man war nicht immer für Hitler, tat aber auch nichts gegen ihn. Und der Führer sandte alle in den Krieg. Und viele glaubten an den Sieg, obwohl die Generäle längst wußten, daß der Krieg nicht zu gewinnen war. Und so werden viele Menschen erkennen, daß der Antichrist sie nur benutzt hat, die florierende Wirtschaft nur ein kurzes Aufflackern war und angesichts der schrecklichen Folgen jenes Mitläufertums wenden sich die Massen gegen die Weltmetropole mit großer Wut. Zuerst nur in Gedanken, später in offenem Widerstand. Gleich wie die Russen ihren Zaren stürzten, der sich Vater Rußlands nannte, das Volk aber nur ausbeutete, so wird die Wut der Massen steigen. Doch - und das ist die große Tragik - sie werden sich nicht bekehren zum wahren König. Im Text heißt es wüst und nackt. Das heißt, die Stadt wird geplündert, beraubt und schlußendlich im Feuer verbrannt. Die Könige werden in Kapitel 18 diese Zerstörung hinterher beweinen, Zeichen dafür, daß die Wut, die auch sie ergriff gegen die Hure, durch satanische Mittel und Mächte ausgeübt wurde. Sie waren im Moment des Mordens ihrer Sinne nicht mehr Herr. Und danach? Danach werden sie, und das ist erneut eine Ironie Gottes im Sinne, daß Gott ihrer spottet: danach werden sie zu Werkzeugen Gottes. Sodaß ihr Untergang durch ihre eigene Hand eingeleitet wird (V.17). Darüber - und das mit Recht - muß Johannes staunen. Auch uns bleibt das Staunen. Ob wir Gott 62;in Schutz nehmen wollen", weil wir glauben, daß er seine Macht nicht dazu einsetzt, daß Könige sich selbst vernichten, steht uns einfach nicht zu. 62;Gott ist der ganz andere" (Karl Barth) und handelt souverän. Diese Souveränität werden wir erst im Rückblick recht zu würdigen wissen.