Manuskript AGV Gemeinschaftsblatt AGV 11/00. Text: Matth 9, 1-13; Autor: Michael Strauch Bezirk Winnenden


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Das Wesen des Glaubens

Wenn Jesus den Menschen vom Reich Gottes predigte, dann wollte er immer Glauben wecken an ihn, der das Reich Gottes in Person ist. Bei der Heilung des Gelähmten in Kapernaum (Mt 9, 1-8) und bei der Berufung des Zöllners (Mt 9, 9-13) macht Jesus deutlich, was Glaube bedeutet. Matthäus berichtet über die äußeren Umstände von beiden Ereignissen sehr knapp. Darum ist zu empfehlen, beides in Mk 2,1-17 und Lk 5, 17-26 nachzulesen, um ein geschlossenes Gesamtbild zu bekommen.

1. Der stellvertrende Glaube

Jesus war wieder in seiner Stadt" Kapernaum. Wo Petrus und seine Schwiegermutter wohnten, hatte Jesus seine ständige Unterkunft, wenn er von seinen Reisen zurückkehrte. Matthäus erwähnt weder etwas vom gescheiterten Versuch der vier Männer, ihren gelähmten Freund durch die Zuschauermenge zu tragen, noch vom Besteigen des Daches und dem Abdecken der Ziegel. Wichtig ist: sie brachten den Gelähmten zu Jesus. Und: Jesus sah bei den Trägern das, was sein Herz stets in Freude versetzt: Glaube! In diesem Fall sogar stellvertrender Glaube!" Nach jüdischer Vorstellung ist ein Kranker von Gott bestraft worden für eine schwere Sünde. Weil er immer noch gelähmt ist, hat ihm Gott offensichtlich nicht vergeben. Es fehlt ihm an allem. An Glauben, an Hoffung, an Gesundheit. Auch in unserer Zeit gibt es Menschen, die sich wie gelähmt" fühlen. Sie sind vielleicht nicht körperlich krank wie der Mann in unserer Geschichte, aber sie haben leidvolle Erfahrungen durchgemacht und fühlen sich nun müde und leer. Es gibt Christen, die mitten in der Gemeinschaft sich einsam und allein fühlen. Und oft führt die Not dieses Menschen dazu, daß er sich schuldig fühlt und an Gott verzagen möchte. Wie wertvoll, wenn es Christen gibt, die für den Schwachen vor Gott einstehen. Die beginnen, stellvertretend für diesen Menschen zu glauben und ihn zu tragen. Die diesen Menschen durch ihre Gebete und ihr Nahesein zu Jesus bringen, mitten ins Zentrum, direkt vor seine Füße und: um Heilung bitten. Jesus nimmt diesen stellvertretenden Glauben ernst.

2. Der rettende Glaube

In diesem Moment offenbart sich das Reich Gottes. Jesus öffnet den Glaubenden die Tür zum Vater. So einfach" ist es geworden, mit dem himmlischen Vater Gemeinschaft zu haben. Einfach durch den Glauben empfängt der Kranke die Vergebung seiner Sünden.

Jesus spricht den Gelähmten aber nicht nur frei von seinen Sünden, sondern er gibt ihm auch körperliche Genesung. Das war für die Schriftgelehrten und Pharisäer ein schwerer Brocken.

Nach ihrer Vorstellung konnte man sich auf Erden" nie sicher sein, daß Gott die Sünde wirklich bereinigt hat. Nun hat aber Jesus den Menschen äußerlich geheilt. Besteht ein Zusammenhang von Schuld und Krankheit, dann hat Jesus Macht über beides. Wenn Er aber Schuld vergeben kann, dann muß er der Menschensohn (Dan 7,13) sein, der Messias. Die Menge bricht in großen Jubel aus, die Kluft zwischen den damaligen Theologen und Jesus wurde größer.

3. Der gehorsame Glaube

Jesus zieht längs des Seeufers weiter, bis er an eine Zollstation anlangt. Am See Genezareth führten viele Handelswege entlang. Am vermutlich jüdischen Zoll saß Matthäus. An ihm wird ein weitere Seite des Glaubens bedeutsam.

Jesus beruft ihn zu seinem Schüler. Und Matthäus verläßt alles und folgt Jesus nach. er schon von Jesus gehört hat, ist unwichtig. Wichtig ist, daß er gehorsam war und Jesus freiwillig nachfolgte.

Auch diesen führt Jesus in seine Gemeinschaft, hier sprichwörtlich: Er sitzt mit den Verachteten an einem Tisch. Mit der Tischgemeinschaft macht Jesus der Öffentlichkeit deutlich, daß der Glaube an ihn und die Vergebung der Sünde alles Trennende zwischen Gott und Mensch aufzuheben vermag. Dabei macht er den Schriftgelehrten deutlich, daß er sich nicht an der Sünde der Zöllner beteiligt. Gott haßt die Sünde. Aber darum haßt er nicht auch den Sünder, sondern liebt ihn. Und Gott will den Sünder retten, ihm gnädig sein und ihm ein neues Leben schenken. Ausgerechnet die Geistlichkeit hatte mit diesem gnädigen Willen Gottes große Probleme.

Vorschläge zur Bibelarbeit:

Wie sieht Glaube konkret aus am Beispiel von Matth 9, 1-13?

Wie erlebe ich meinen Glauben konkret?