Bibelarbeit über Matthäus, Kapitel 19


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1. Ehe-mals(V.1-12) vgl. Mk 10,1-12

2. Jesus und die Kinder (V.13-15) vgl. Mk 10,13-16; Lk 18,15-17

3. Christsein und Geld - unvereinbar?(V.16-26) vgl. Mk 10,17-27; Lk 18, 18-27

          4. „Rien ne vas plus!" - Nichts geht mehr(V.27-30) vgl. Mk 10, 28-31; Lk 18, 28-30

 

 

zu 1: Ehe-mals (V.1-12)

Jesus beschließt Stück um Stück seine Reden und bewegt sich zunehmend mehr in Richtung Jerusalem. Doch zuvor wird er in den Kapiteln 19 und 20 zu den Juden sprechen, die das östliche Gebiet von Galiläa, jenseits des Jordan, bewohnten. Herodes Antipas war d er Landsherr über diese Gegend. Warum die Juden ausgerechnet die Frage der Ehe zu diesem Zeitpunkt so brennend interessierte, wird für mich nicht ersichtlich. Aber ich bin den Fragenden zu Dank verpflichtet, denn die Worte Jesu über die Ehe haben bis heut e unsere Ehekultur nachhaltig geprägt. Es ist bei allen Überlegungen auch wichtig, dass Jesu Aussagen in Zusammenhang mit dem vorhergehenden Kapitel zu sehen sind. Es geht um Grundwerte der Gemeinde. Die christliche Gemeinde kann nicht bestehen, wenn die M i tglieder in wilden Verhältnissen leben. Zur Gemeinde gehören Ehepaare in intakten Ehen. Und zu den Ehen gehören die Kinder, die der Herr im nächsten Gespräch thematisiert. Und zu all den Fragen gehört auch die Frage des Besitzes. Warum mußte das überhauß t thematisiert werden? Auch hier geht es um die Frage nach der wahren Größe. Im Judentum war die Ehelosigkeit etwas, was der Fromme anstrebt. Das fromme Asketentum ist in der Auffassung frommer Juden eine Stufe höher auf der Leiter der Heiligung. Selbst Pa ul us wird später sagen, dass der Verheiratete zwei Herren dient. In unserer heutigen Gemeindesituation scheint das Verhältnis sich eher umgekehrt zu haben. Nach meinem Empfinden haben es die Ledigen in chistlichen Gemeinden schwer bei all den Familienfrei zei ten, Familiengottesdiensten, Familienfrühstücksarbeiten etc. Das war zur Zeit Jesu anders. Hinzu kommt, dass die Frau geringer geachtet wurde als der Mann. An unterster Stelle stand das Kind. Dem Schwachen, dem Benachteiligten gilt Jesu Aufmerksamkeit und Fürsorge. Darum schützt er die Ehen und die Kinder und gibt ihnen einen festen, auch theologisch festen Platz in der Gemeinde der Zukunft.

Im Vergleich zu damals genießt die Frau einen enormen Schutz in Sachen Ehescheidung. Früher konnte ein Mann, so wörltlich auch im griech.Grundtext, die Frau aus „irgendeinem Grund" in die Wüste schicken. In einer Gesellschaft ohne soziales Netz konnte das für die Ehefrau ein großes Dilemma sein. Es blieb zu hoffen, dass ihre Familie sie auffangen würde.

Zuerst setzt der Herr Jesus die Ehe auf heiligem, theologisch stichhaltigen Boden. Schon in den ersten Tagen der Menschheit (Genesis 1+2) wird die Ehe von Gott selbst begründet und geheiligt. Wenn es von Adam heißt, er „erkannte" sein Weib und sie wurde sc hwanger..., dann wird damit ein Erkennen verdeutlicht, dass den Blick in eine Intimsphäre lenkt, wie sie nur die Zwei erfahren. Diese Erkenntnis geht über den sexuellen Akt weit hinaus. Die Ehe ist eine Einheit. Sie ist von Gott gesetzt als Nest, als Vora u ssetzung für die Entstehung und Erziehung der Kinder. Was die Ehepartner machen, das machen sie gemeinsam. Das „Ein-Fleisch" werden im sexuellen Akt ist ein Geheimnis, dass Gott gesetzt hat und seinesgleichen sucht. Was wiederum deutlich macht, dass man so lch eine „Neuschöpfung" in der Ehe nicht ohne weiteres brechen kann. Wir spüren, dass der Herr Jesus nicht theologisiert wie die Pharisäer, sondern dass er selbst mitgewirkt hat in diesen ersten Tagen.

Die Pharisäer haben eine bestimmte, theologische Denkstruktur, die wir verstehen müssen. Sie legen das Gesetz streng und unnachgiebig aus. Man würde sie heute „Fundamentalisten" nennen. Gleichzeitig suchten sie nach Wegen, wie das überstrenge Gesetz realis tisch gehalten werden kann. Im Falle der Ehe erschien es ihnen als hohe Anforderung für einen Mann, ein Leben lang mit einer Frau zusammen zu leben.

Wie günstig, dass Mose selbst dieses Ehegebot lockert. Doch es ist wohl gewiss, dass es über das Verhalten des Mose gegenüber Gottes Gebot auch unter den Pharisäer viel Stoff zum Diskutieren gab. Nun wollen sie von Jesus wissen, wie er dazu steht.

Tatsächlich ist die Reaktion des Mose zuerst schwer zu verstehen und es wirkt eigenmächtig und gar wie ein Widerspruch. In der Art und Weise, wie sich der Herr ausdrückt, wird deutlich, dass Mose das Gesetz in seiner Zeit lockerte um der Härtigkeit der Her zen willen. Gemeint ist, das das erotische Verlangen des Menschen im Widerstreit steht zur Ehe. Das erotische Verlangen, im griechischen porneia, das ständig bestrebt ist, nach neuen Phantasien und Möglichkeiten Ausschau zu halten, muss die Ehe aus dieser Sicht als unerträglich empfinden. Das Dilemma ist offensichtlich. Zum einen ist es Gottes Wille, dass der Mann seinen erotischen Verkehr mit seiner Ehefrau hat und nicht darüber hinaus. Dasselbe gilt für die Frau. Doch im Alltag wird sich das oft als schw i erig erwiesen haben. So lockerte Mose das Gesetz. Nicht im Sinne, dass es so bleibt! Nicht, dass es als eine Art Fluchtweg zu verstehen ist für den Fall X. Sondern Mose lockerte das Gesetz, um die damalige Gemeinde reifen zu lassen für den Willen Gottes. Z iel aber ist und bleibt: die Ehe, wie von Gott gewollt. So gehört der Scheidebrief unter Mose zu den Anfängen der Entstehung der göttlichen Gebote. Nun aber vermag der Herr zu sagen: „Ich aber sage euch...!" (Vers 9): wer seiner Frau einen Scheidebrief gib t und nimmt sich eine andere, der ist ein Ehebrecher. Es gibt eine Situation, in der eine Scheidung vollzogen ist: bei Ehebruch durch „porneia." In der Bergpredigt hat der Herr dies sogar auf die Gedanken verschärft.

Nocheinmal der Grundgedanke Jesu: Die Ehe ist eine Stiftung von Gott. Diese Stiftung ist ein göttliches Geheimnis. Das „Ein-Fleisch-Werden" ist keine Angelegenheit, die im Kopf des Menschen stattfindet. Sie ist mehr als Vertrag und mündliche Übereinkunft. Durch den Eheverkehr geschieht eine Bindung, die durch eine Person außerhalb dieser Ehe gebrochen wird. Man stelle sich das bildlich so vor: ein Ehepaar wird durch Gott durch ein Band verbunden. Alles was sie tun, auch wenn sie räumlich getrennt sind, wird durch innerhalb dieses Bandes vollzogen. Wenn der Ehepartner nun eine andere Person für sich beansprucht, dann muss er dieses Band erst zerreißen, damit es mit der neuen Person wieder geknüpft werden kann. Zurück bleibt aber im gewissen Sinne „ein halber Mensch".

Dies scheinen die Jünger annähernd kapiert zu haben und kommen zum Schluss, es sei besser, ehelos zu bleiben. Aber auch hier macht der Herr deutlich: so wie Gott die Ehe gesetzt hat, so gibt es auch eine Ehelosigkeit, die von Gott gesetzt ist. Die Ehelosig keit um des Reiches Gottes willen ist von großer Ehre. Aber alles kommt von Gott. Jesus macht deutlich, dass es nicht eine Gewalttat von außen ist (bei Eunuchen) oder menschliches Ermessen, ehelos zu bleiben, sondern Gott Willen obliegt es. Wenn Jesus sag t : wer es fassen kann, der fasse es, der muss auch Vers 11 lesen: dies Wort fassen nicht alle, sondern nur die, denen es gegeben ist! Jesus macht deutlich: die Ehe wie die Ehelosigkeit kann für den Einzelnen von Gott geboten sein. Es gibt kein mehr oder w e niger, kein besser oder schlechter. Die Ehelosigkeit ist genauso eine große Gabe Gottes. Aber wie bei der Ehe beide Personen klar und deutlich sich entscheiden sollen: Ja, wir wollen zusammen leben, so soll auch derjenige, der ehelos lebt, klar und deutl ic h sagen: ja, ich will ehelos leben. Frieden finden beide nur, wenn sie ein volles Ja zum Verzicht haben und ihr Leben mit oder ohne Partner in Gottes Hände legen. Wer aber ehelos lebt, möge sich fragen, ob er sein Leben nicht umso bewußter in die Arbeit de s Reiches Gottes legen möchte. Darin und gerade darin wird er „seine Familie" finden. Ledige, die nur für sich leben, werden im Innersten unzufrieden sein.

Zu 2: Jesus und die Kinder (V.13-15)

In der Ehe dient der Mensch „zwei Herren". Hinzu entstehen aus der Ehe Kinder, die nach jüdischer Auffassung weder durch physische, noch durch geistliche Kompetenz am Reich Gottes mitwirken. Sie kosten Kraft und bringen keine. Das wird aus der Jünger Reakt ion deutlich. Jesus schiebt dem einen endgültigen Riegel vor. Nicht allein die Kinder, sondern alle, die den Status der Kinder haben: die Kranken, die Behinderten, die Alten - schlicht alle, von denen man annehmen möchte, dass sie im Reich Gottes nicht vi e l beitragen können, werden umschlossen von Jesu Gnade. Sie alle gehören von Anfang an dazu. Der Herr legt vielmehr die Hände auf sie und segnet die Kleinen in liebevoller Weise. Das Herz Jesu schlägt brennend für die Unmündigen. Die Gemeinde Jesu darf ni ch t bestimmt sein von der Leistung, die der Einzelne bringt. Wie schnell hat der Gedanke in der Christenheit Einzug gehalten, dass der geachtet und verehrt wird, der möglichst viele Ämter vereinigt. Wer Mutter, Jungscharleiter, Vorstandsmitglied, Älteste etc . Zugleich sein kann, der ist ein christlicher Powertyp. Der bringt viel ein für die himmlische Kasse. Und wehe denen, die nur Arbeit verursachen, die mühselig besucht werden müssen. Weh denen, die „nur" Mutter und Ehefrau sind. In der christlichen Zei tsch rift Family hat man das kostbare Wort Mutter abgelöst durch den Begriff: Familienfrau! Das macht deutlich, dass besonders die Frau bis heute ihren Stand ständig rechtfertigen muss durch Leistung. Jesus will sie und die Kinder aber davon befreit wissen . Die Mutter ist geadelt durch ihr Muttersein. Und sie handelt ganz im Sinne Gottes, wenn sie die Kinder zu Jesus bringt, damit er sie segnen kann. Der Mutter gebührt die Zuwendung Jesu, weil sie auserwählt ist, die Kleinen zu umsorgen, die unter dem beson deren Schutz Jesu stehen. Die Kinder gehören in die Gemeinde. Es soll sich nicht alles um sie drehen. Ganz bestimmt nicht. Aber sie gehören dazu. Sie gehören in den Gottesdienst, sie gehören in die Gemeinschaft der Erwachsenen. Wohl wahr, es ist eine barmh erzig e Lösung, wenn man Kinder während der Predigt ein Programm anbietet, das auf sie zugeschnitten ist. Aber insgesamt alles fein säuberlich zu trennen in Alte, Junge, Mittelalter, Ledige und Familien, Kinder ist nicht im Sinne Jesu. Jesus will sie alle. Die c hristliche Gemeinde ist eine große Familie, wo die Kinder, die Ledigen, die Verheirateten, die Jungen und die Alten einfach zusammengehören.

Zu 3: „Ein Christ steht im Walde, ganz still und fromm, er hat unterm Mantel `nen Geldbeutel um". Christsein und Geld - unvereinbar?

Wenn man diesen Abschnitt liest und wähnt sich nicht in der Situation eines reichen Menschen, der kommt in Versuchung, schnell diesen Abschnitt „für andere" zu lesen. Dadurch, dass die Jünger am Schluss sich entsetzen und den Herrn Jesus fragen: `wer kann dann selig werden?` wird deutlich gemacht, dass es alle angeht.

Zuerst müssen wir wieder das Denken eines damaligen Juden verstehen. Ein frommer Jude konnte sich nicht sicher sein, ob er das ewige Leben ererbe oder nicht. Das Halten der Gebote war ein Weg dahin, aber keine Sicherheit. Es blieb eine bange Ungewissheit, ob es eine Leistung gab, die „gut" war, dass Gott sagen würde: Und jetzt kannst Du des ewigen Lebens sicher sein. Gibt es diesen „Heiligen Gral", gibt es diese fromme Übung, die gute Tat, die Gott so wohlgefällt, dass man das ewige Leben dafür bekäme. Dies e Frage ist aus jüdischer, damaliger Sicht völlig selbstverständlich und wird Jesus gestellt.

Jesus reagiert eigenartig und man muss seine Worte genau verfolgen. In seiner einleitenden Antwort führt der Herr die Frage, auf die Sache bezogen weg zur Person, nämlich Gott. Es geht nicht um die Frage, ob eine Handlung so gut sein kann, dass sie Gottes Wohlgefallen gewinnen könnte, sondern es geht um Gott selbst, der einzig das Wort `gut`(agathos) verdient. Will sagen: keine Tat an sich ist gut. Alles, ob es gut oder schlecht zu nennen sei, steht und fällt in der Beziehung, die sie zu Gott haben. Der Ans atz ist falsch: da oben sitzt Gott, da unten bin ich. Ich tue etwas da unten, Gott oben bewertet. Es ist, als würde man Schlittschuh laufen und fragen, welche Kür dazu führt, dass die Preisrichter alle 6`er geben. In dem Moment steht aber die Größe der r , die Größe der Leistung im Vordergrund. Jesus macht deutlich, was Paulus später so zum Ausdruck bringt: „sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sei bei Gott haben sollten!" Oder in Hebr. 11,6: „Aber ohne Glaube ist`s unmöglich, Gott zu g ef allen!"

Noch einmal: es gibt keine `gute Tat`. Gott ist gut. Was er will, ist gut. Was er heiligt, ist gut. Das ist das entscheidende. Alles, mag es noch so fromm, noch so aufopfernd sein, ist nicht `gut`, wenn es nicht aus Glauben geschieht.

Darum ist die Frage nicht, welche Tat `gut` ist, die Frage ist, was welche Tat mich hindert, aus Glauben zu handeln. Was hindert, um mit Gott in Einklang zu leben. Diese Frage ist hier relevant.

Was ist aber Gottes Wille? Gottes Wille muss nicht erfragt werden. Wieviele Christen sagen: ich muss erst fragen, was Gott will. Gewiss. Aber grundsätzlich ist Gottes Wille offenbart in seinem Wort. Viele fragen nach Gottes Willen, weil sie eine Vorstellun g von dem haben, was sie wollen und hoffen, dass Gott es bestätigt. Wenn ich etwas will, dann - man nehme mir das nicht für übel - können verschiedene `Zeichen` alle dafür sprechen. Die Losung scheint genau dafür zu sprechen. Der Anruf kürzlich scheint de n Weg zu bestätigen. Ich möchte an dieser Stelle klar einräumen, dass Gott sich dieser Dinge bedient. Ganz bestimmt. Ich möchte es aber auch nicht unerwähnt lassen, dass der eigenen Wille oft auch schon da ist und man Gott um seinen Segen dafür bittet. Ind i rekt natürlich. Gottes Wille aber ist offenbart in seinem Wort. Zum Beispiel in den Geboten. Jesus verweist bewußt auf den zweiten Teil des Dekalogs (obwohl alle Gebote ja aus dem ersten resultieren, nämlich aus dem Glauben an Gott). Der Teil, der „machb ar " ist. Der junge Reiche ist im ersten Moment schwer erleichtert. Das alles hat er immer gehalten. Wenn das so ist, dann darf er „Heilsgewissheit" haben, autorisiert vom Rabbi persönlich. Er sieht im Bild der Kür schon die Preisrichter, die ihm beste Not en geben. Doch Jesus holt ihn ab von der bisherigen Frömmigkeit und zeigt ihm den neuen Weg auf. Den Weg, der gewiss ins Leben führt. Es ist der Weg zum Kreuz. Jesus geht nach Jerusalem. Wer ihm nachfolgt, hat das ewige Leben. Ihm nachfolgen heißt aber, ih m alles zu geben. Zur Zeit Jesu hieß das praktisch: verkaufe deinen Besitz und folge mir nach. Der reiche Jüngling würde materiell arm wie eine Kirchenmaus, geistlich aber so reich wie nie zuvor. Seine ursprüngliche Frage: wie kann ich selig werden? Hier d ie Antwort: nicht durch Werke, sondern indem Du dich dem Herrn Jesus ganz „verkaufst". Das ist bis heute ein Dilemma: viele Christen wollen das ewige Leben und so leben, wie es ihnen gefällt. Viele wollen Christen sein und das eigene Leben führen. Der Geda nk e des Jünglings drängt sich dann schnell auf: ich geh in den Gottesdienst, ich mach diese und jene fromme Übung, das wird dem Herrn gefallen. Durch meine Taten kann ich eh nicht selig werden, also glaube ich, dass der Herr lebt und werde selig. Hier sag t J akobus: das tun die Teufel auch und zittern. Glaube an Jesus heißt „Nachfolge". Verkaufe alles, was du hast, meint nicht, dass es im Reich Gottes keinen Besitz geben darf. Es heißt, dass der Besitz des Christen eine Leihgabe Gottes ist und er bereit se in m , es zu geben, wann immer Gott es will. Das ist heute ein äußerst schwieriges Problem, weil viele Menschen fromm erzogen worden sind, alles mitmachen, aber im Grunde ihr Herz nicht Jesus gegeben haben. Nachfolge ist hier ein entscheidendes Stichwort .

Als eines der ganz großen Hindernisse für echtes Christsein ist der Reichtum. Nocheinmal: jeder Christ darf reich sein. Darum geht es nicht. Es muss aber auch erwähnt sein, dass der Reichtum wie Zigaretten ist. Entweder man kann damit umgehen und raucht - wenn es denn sein muss - in gemäßigter Weise, oder die Zigaretten beherrschen einen. Wer hier sagt, man könne das Rauchen oder das Trinken von Alkohol nicht beherrschen, wer hier sagt: wer sich in Gefahr begibt, der kommt darin um, dem sei auch gesagt, das s es mit dem Geld sich ebenso verhält. Das Geld kann ein Christenleben schwer beherrschen. Und der Reiche wie der Raucher werden beide sagen: „ich hab alles im Griff!" Und hier haben wir das Problem: wer mich besitzt, ist mein Herr. Und diese Frage, was m i ch beherrscht, muss schonungslos gestellt werden. Und wenn ich keine Klarheit bekomme, dann muss ich mich fragen: kann ich sofort mit dem Rauchen aufhören? Und es auch tun? Was das Geld betrifft: bin ich bereit, eine hohe Summe zu spenden? Auch wenn`s we h tut? Ich bekomme nur heraus, ob ich an etwas hänge, wenn ich bereit bin, es herzugeben. Beim Geld ist das Spenden eine hilfreiche Angelegenheit. Dabei kann der Zehnte ein fauler Kompromiss sein. Jesus sagte zum Jünger nicht: gib den Zehnten, sondern er s ag te: gib alles! Für einen Angestellten mit einem Gehalt von knapp 1000 Euro kann der Zehnte sehr schmerzhaft sein! Für einen Menschen mit einem Gehalt von 4000 Euro können 400 Euro gut verkraftbar sein! Was sagt der Herr nun zu den Reichen? Gebt von dem Gel d den Armen! Gebt denen, die wenig haben, die nichts haben. Gebt euer Geld denen, die im Gegenzug euch nichts zurückgeben können. Selbst wenn ich Missionare unterstütze, kann ich in Versuchung stehen, mir zu sagen, dass ich „Anteil" habe am Gott wohlge fäll igen Werk dieses Mannes. Wenn Jesus von den Armen spricht, dann sagt er: gebt das Geld auch an solche, deren Dasein und Tun für euch keinen Nutzen haben. Weder geistlich noch materiell!!!

Am Geld hört die Freundschaft auf! So ein bekanntes Sprichwort. Jesus bekräftigt diesen Gedanken, dass am Geld auch die Freundschaft mit Gott aufhören kann. John Wesley soll man gesagt haben, dass am Tage seiner Beerdigung man keine Münze in seiner Tasche finden sollte.

Zu 4: „Rien ne vas plus!" - Nichts geht mehr

Rien ne vas plus! Nichts geht mehr. Ein Spruch im Roulettespiel, wenn ein Spieler seinen Einsatz gemacht hat und die Kugel rollt. Wer seinen Einsatz gemacht hat, kann nicht mehr zurück. Was er verliert, ist verloren, was er gewinnt, ist gewonnen. Je höher der Einsatz, desto größer im Falle eines Sieges der Gewinn. Aber Voraussetzung ist das Abgeben! Wer für Christus alles auf „eine Karte setzt", alles, sein Leben, seinen Besitz, sein Haus, seine Heimat - einfach alles, erscheint im ersten Moment verrückt un d arm. Rien ne vas plus. Nichts geht mehr. Wer aber im Vertrauen auf Jesus alles wagt, alles setzt, gewinnt auch alles.

Menschen, die alles verlassen haben, waren die Jünger Jesu. Sie fühlen sich vielleicht bestärkt durch den Weggang des Reichen in ihrem eigenen Weg. Der Herr Jesus macht eines zuerst deutlich: kein Einsatz für ihn und um seinetwillen ohne Gewinnerwartung. W er auf ihn setzt, gewinnt. Wer für ihn verliert, bekommt neu. Wer für ihn verzichtet, empfängt. Das hat nichts mit Werkgerechtigkeit zu tun. Es bleibt: was ein Mensch für Jesus gibt, läßt, tut, bekommt er vergolten. So hat auch Jesus sein Leben geführt. S e in Gang zum Kreuz, sein Leben und Sterben hatte einen Lohn. Nämlich: seine Verherrlichung beim Vater und die vielen, die der Vater „ihm zur Beute geben würde!" Sprich: der Lohn bin ich, bist Du. Christi Einsatz ist nicht geschehen, damit bewiesen werde, zu was Jesus bereit ist. Christi Werk geschah, damit Menschen erlöst werden. Und doch weist Jesus mit seinem letzten Satz darauf hin, dass der Jünger nicht in die Gefahr geraten soll, seine eigenen Werke zu betrachten. Ein Christ kann vor Christen in Anseh en und Ruhm stehen, im Himmelreich gehört er zu den Letzten. Und ein Christ, unbekannt und still, kann im Himmelreich zu den Ersten gehören. Es ist nicht wichtig, wie ich belohnt werde im Sinne der Masse, der Größe und des Ruhmes, sondern dass ich belohnt wer de. Denn der Kleinste im Himmelreich wird ohne Ende jubeln, keinen Neid noch Verlust empfinden, sondern einfach nur glücklich sein, zu Gott zu gehören. Doch der Christ darf wissen: ein Leben für Christus ist nicht umsonst, wird Lohn erfahren.

Für die Jünger wird Jesus konkret. Wenn das neue Zeitalter heranbricht, wo Christus die Welt richten wird, dann werden seine Jünger mit ihm richten dürfen. Ein ungeheuer großes Vorrecht. Dieser Gedanke ist aus jüdischer Sicht relevant. Denn wenn der Herr h ier vom neuen neuen Äon spricht, also die Zeit, wo „die zwölf Stämme Israels gerichtet" werden, dann ist die Zeit, wo Israel seinen Messias erkennt. Für die Jünger geht es zuerst zum Kreuz. Die Jünger werden durch die neue Kirche aus der jüdischen Glauben s gemeinschaft ausgestoßen. Aber am Tage dieses angesprochenen Gerichts wird Gott Israel deutlich machen, dass er auf der Seite der Christen steht. Dadurch wird Israel erkennen und begreifen und an den Messias gläubig werden. Nach meinem Verständnis geht e s hier nicht um die Vernichtung des Volkes Israel, sondern um seine Bekehrung zum Messias. Dabei werden die Jünger beteiligt sein.