Bibelarbeit zu Matthäus 17, 14 - 27 erstellt von Michael Strauch


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1. Gliederung

2. Evangeliensynopse - Zusätze? Anderer Blickwinkel?

3. Zur Auslegung

1. Gliederung

  1. Heilung eines Mondsüchtigen (V. 14-21)
  2. Jesu zweite Leidensankündigung ( V.22.23)
  3. Jesu Lehre über die Tempelsteuer ( V.24-27)

2. Evangeliensynopse - Zusätze? Anderer Blickwinkel?

vgl. zu a.) Mk 9, 14-29; Lk 9,37-43

vgl. zu b.) Mk 9, 30-32; Lk 9,43b-45

vgl. zu c.) Nur bei Matthäus

Markus:

Lukas:

3. Zur Auslegung

Vers 14 - 21: Der Weg geht nach unten

Oben auf dem Berg: Herrlichkeit, Himmel, Gottes Gegenwart. Unten am Fuß des Berges die unerlöste Welt, geplagt von Dämonen, Verzweiflung und fehlendem Glauben.

Jesus kehrt herab. Der Abstieg erinnert an den Abstieg Moses nach Erhalt der zehn Gebote. Damals, als das Volk und seine Glaubensvertreter das goldene Kalb gossen. Damals zerbrach Mose die Tafeln und Gott wollte das Volk vernichten. Nun jammert es den Herrn und er will das Volk retten. Retten vom Satan, retten von Schuld, retten vom Unglauben. Das Volk kann nicht glauben, der Jünger Glaube ist zu schwach.

Wo liegt das Gewicht der Erzählung? Auf Exorzismus?

Ich erinnere mich noch gut, wie in den siebziger Jahren der grauenvolle Film in den Kinos für Schlagzeilen sorgte: „Der Exorzist". Einige der Schauspieler waren hinterher in psychiatrischer Behandlung! Interessant dazu auch der Gerichtsfall diesen Jahres, wo zwei Satansanhänger einen Mann mitte dreißig bestialisch ermordeten. Als sie im Gericht saßen, die Eltern des Ermordeten gegenüber, sagte der Satanist: es sei für ihn lustig, dass die Eltern einen Pfarrer dabei hätten. Ein Geistlicher, der Macht über böse Geister hat - eine Vorstellung, wie sie gewiss in vielen Köpfen unseres Volkes präsent ist. Dämonie und Besessenheit sind für mich feste Realitäten, über die zu urteilen es des Charismas der Geisterunterscheidung bedarf. Im übrigen rate ich, wer über Satanismus sich bilden möchte, sich allein mit der Bibel zu beschäftigen. Aus eigenem Erleben empfehle ich an dieser Stelle auch christliche Bücher nur unter Vorbehalt. Jeder möge sich prüfen, ob Sensationslust und stiller, frommer Voyeurismus den Hintergrund bilden. Wie dem auch sei, in diesem Text geht es nicht in erster Linie um Exorzismus, sondern um die Befreiung eines geplagten Menschen und - und das ist das eigentlich Wichtige - das Wecken von Glauben. Petrus, Jakobus und Johannes erlebten den Herrn verklärt auf der Spitze des Berges. In Zeiten, wo der Herr getrennt von ihnen sein wird, wird dieses Erlebnis ihren Glauben stärken. Den übrigen Jüngern gilt Jesu Machtbeweis durch seine Herrschaftsbekundung über die Welt des Bösen.

Wie fein trifft Jesus die Unterscheidung des Glaubens. Zum einen der Glaube, der Berge versetzen kann. Dann der Unglaube („ungläubiges Geschlecht" - apistia) und der Kleinglaube (oligopistia - Wenigglaube). Bei den Jüngern hieß es, ihr Glaube war klein.

Wie ist das mit dem Glauben und Kleinglauben an dieser Stelle noch besser zu verstehen?

Die Jünger waren wohl das, was man im landläufigen Sinne als „gläubig" bezeichnet. Genauer gesagt: Menschen, die die christliche Lehre hören, sie für wahr erachten und sich aneignen. Das sich aneignen geschieht aber durch eigene Leistung, ein Phänomen, das man in vielen Religionen und Idelogien findet. Als guter Christ muß ich jeden Sonntag in die Kirche gehen, die zehn Gebote halten und den Zehnten geben - etwas bissig ausgedrückt. Wenn ich etwas Großes bewegen will, dann muß mein Glaube dementsprechend groß sein.

Wenn Jesus aber vom Glauben spricht, dann meint er den Glauben, den Gottes Geist schenkt. Dann meint er den Glauben, der alles von Gott erwartet und nicht von sich selbst. Die Größe des Glaubens Jesu bewies er in Kapitel 17 darin, dass er auf den Berg ging und betete!

Berg und Gebet, Senfkorn und Glaube

An diesen Begriffen erfassen wir, um was es Jesus ging. Jesus ging auf den Berg, Sinnbild und Ort für die Begegnung mit Gott, um von Gott alles zu erwarten. Es geht im Glauben nicht darum, eigene auch noch so fromme Leistungen zu erbringen. Wer an sich glaubt, bewirkt, was die eigenen Kräfte fassen, mag das christliche Wissen noch so groß sein. Wer an Gott glaubt, erwartet alles von ihm. Beim Gleichnis des Senfkorns heißt es: wer einen an sich minimalen Glauben hat, setzt Berge in Bewegung. Gemeint ist doch: wer Glauben an sich hat, und zwar den richtigen, Gott geschenkten, auf Gott blickenden Glauben, der weiß, das es nicht um großen und kleinen Glauben geht. Es geht darum, sich ganz Gott auszuliefern und sein Leben mit ihm und unter seiner Regie zu führen. Der Glaube, der Berge versetzt, ist der Glaube Gottes, nicht menschliche Errungenschaft.

Sag`s noch einmal, Sam...

Denken wir an Abraham. Ihm wurde bekundet, dass er Glauben habe und dadurch gerecht sei. Oder denken wir an König David etc. Alles Männer, deren Leben die Berg-und Talfahrten sehr wohl kennen. Alles Menschen, die an die Grenzen ihres Könnens, ihrer Kraft und ihres Vermögens stießen und denen Gott alles wurde. Glaube heißt, Gott zum Freund zu haben. Glaube heißt bei Jesus noch mehr: Gott zum Vater zu haben. Glaube heißt, zu Jesus zu kommen und bei ihm eine Hütte zu bauen. Glaube heißt, beim Herrn seßhaft zu werden. Sein Leben mit ihm zu leben. Seine Pläne mit ihm zu besprechen. Glaube heißt Beziehung zum himmlischen Vater, Anspruchnahme der Vergebung, neues Leben aus Gott in Empfgang nehmen. Wer glaubt, handelt als Christ. Luther: ein guter Christ tut gute Werke. Automatisch. Der Glaube ist aber Gottes Werk. Wir können ihn nur dankbar annehmen, mit ihm umgehen lernen und Gott suchen.

In diesem Sinne - so scheint es - waren die Jünger „kleingläubig". Der Vater des Kindes dachte: das sind besonders fromme Leute. Die müssen Macht haben. Und er wurde enttäuscht. Die fehlende Macht der Jünger ließ Rückschlüsse zu auf ihren Glauben. Dieser Rückschluß führt bei Jesus aber nicht zum Gericht. Vielmehr will Christus den Glauben stärken.

Vers 22 und 23: Die Seelsorge Jesu

Jesus befindet sich mit den Jüngern wieder in Galiläa. und wiederholt sein Leiden, wie in Kapitel 16 beschrieben. Wichtig zu erwähnen ist der göttliche Passivus: der Sohn wird überliefert in die Hände der Menschen. Gott ist es, der sein Kind hergibt in die Krallen der Sünder. Dumpf und schwer wiegen die Worte, die Jesus den Jüngern gleichermaßen einhämmert: Überliefert, getötet, auferweckt. Wie weise ist Jesu Seelsorge. Drei erlesenen Jüngern hat der Herr zuvor seine göttliche Herrlichkeit gezeigt, damit, wenn die Zeit der Trennung naht, der Herr zu einem Petrus sagen kann: weide meine Lämmer. Warum hat er es dann nicht allen Jüngern gezeigt? Weil der Herr in erster Linie Glauben wecken und fördern will, und nicht das Schauen.

Den übrigen Jüngern hat er gezeigt, welche Macht Gottes frei wird, wenn man Gott zur Seite hat. Sich für ein Leben mit Gott zu entscheiden, heißt, auf der Siegerseite des Lebens zu stehen. All das müssen sie wissen, muß ihnen als Wegzehrung reichen...denn sie stehen schon am Rande der Wüste. Bald beginnt die Hitze der Drangsal, die Eintönigkeit des Zweifels und das elende Gefühl der Verlassenheit. Jesus bereitet sie darauf auf. Sagt ohne Umschweife in knappen Worten, was ihn, und damit auch die Jünger erwartet.

Verse 24 - 27:

In den Ortschaften war es üblich, eine Steuer zu zahlen. In Kapernaum betrug sie ein Zweidrachmenstück. Diese Steuer wurde einmal pro Jahr erhoben. Diese Steuer wurde - ähnlich wie die heutige Kirchensteuer - an den Tempel abgegeben.

Im Gleichnis macht Jesus deutlich, dass die Fremden Steuern bezahlen, die Söhne des Königs nicht. Die Fremden sind übertragen die Menschen, die zu Gott kein Kindsverhältnis haben. Für sie gilt die alte, jüdische Ordnung. Wer aber den Glauben hat, von dem Jesus spricht, der ist Kind Gottes, und ist somit von der alten Ordnung frei. Trotzdem hat der Herr auch die Freiheit, um „des Friedens willen" die Steuer zu entrichten.

Inwiefern ist die Begebenheit äußerst bedeutsam?

Die Zahlung der Tempelsteuer war mehr als nur eine Zahlung: sie war Ausdruck von Frömmigkeit und Mitgliedschaft. Die Steuer zu verweigern, hieße, den Tempel Gottes zu verachten. Der Tempel aber war im Gegensatz zu Rabbinat, Synagoge etc. von Gott selbst eingesetzt und war dem Juden heilig. Dem Tempel den Rücken zu kehren bedeutete für den Juden absolute Gottlosigkeit. Dass Jesus den Tempel als Haus Gottes ehrt, haben wir erfahren. Im gleichen Moment konnte der Herr aber auch von seinem Abriss sprechen und Neuaufbau.

Die neutestamentliche Gemeinde war vom Tempel frei. Das hieß für die erste Gemeinde nicht, dass sie den Tempel nicht besuchte. Sie nutzte ihn zum Gebet. Die ersten Christen hatten hierin eine große Freiheit. Aber der Tempel hatte keine Macht über ihr Gewissen. Warum auch? War der Tempel nicht der Ort, wo der Hohepriester Gott begegnet? Mit der Passion Jesu aber bekam der Christ das Recht eingeräumt,. an jedem Ort zu Gott zu beten.

So gab es Dinge, über die der Herr nicht mit sich reden ließ. Wir denken an die äußerlichen Reinheitsgebote und die innere Unreinheit, über die der Herr nur schwere Worte fand. Hier machte der Herr einen klaren Schnitt zwischen Gut und Böse, Wahrheit und Heuchelei, falscher Tradition und echter Glaubensfrömmigkeit. Aber über Geldfragen stritt der Herr nicht, das war es ihm nicht wert. Dass ein Fisch ein Vierdrachmenstück im Maul hatte, zeigt, dass Gott den Herrn Jesus wunderbar versorgte. Auch in diesen Situationen erlebte Petrus, dass der Herr alles gibt, was der Glaubende braucht.

Noch ein Wort ...

Der Herr Jesus gibt uns übrigens ein gutes Hilfsmittel zur Hand, wie ein Christ, der mit den bestehenden, christlichen Einrichtungen nicht zufrieden ist, handeln kann: er möge schlichtweg vor Gott prüfen: ist es die Sache wert, dass ich darum kämpfe und die Gemüter erhitze? Geht es um zentrale Glaubensfragen? Oder sind es Äußerlichkeiten. Hier mag jeder im Gebet selber entscheiden. Aber er darf wissen: keine christliche Einrichtung darf Macht über mein Gewissen vor Gott bekommen. Das war ein Grunderlebnis Martin Luthers. Ohne das hätte es keine Reformation gegeben.