Bibelarbeit über Matthäus 13, 47 - 58
von Michael Strauch
home |
a. Vom Fischnetz (V.47-52)
b. Die Verwerfung Jesu in Nazareth
Zu a: Vom Fischnetz
Die Verse 47-51
Es handelt sich hier von der literatischen Form um ein Gleichnis. Was wird dargestellt? Die Fischer sind auf dem See mit ihren Booten unterwegs, werfen die Netze breit aus und ziehen das Netz hinter sich her. Eine auch heute übliche Fangmethode. Am Strand angekommen, wird der Fang gesichtet. Nach welchen Kriterien wird gesichtet? Nicht nach der Frage der Geburt, der Nationalität, der Bildung, der Schriftkenntnis - sondern nach Gut und Böse. Hier klingt das Gericht erneut an, diesmal aber unter einem anderen Gesichtspunkt. In dem Bild des Netzes und der Fische "aller Art" klingt schon die Weltmission an. Gerettet wird, angenommen wird, wer "gut" ist. Die Bösen werden "weggeworfen". Wir werden an die Offenbarung erinnert, wenn es heißt, daß die Ungläubigen in den feurigen Pfuhl geworfen werden...das ist der zweite Tod. Wer kann aber von sich behaupten, "gut" zu sein? Hat nicht Jesus selbst dieses Wort dem Vater zugeschrieben? "Was nennst du mich gut?" Aber dann gebraucht der Herr einen zweiten Begriff: die Gerechten! Ich bin sicher, daß Jesus mit Begrifflichkeiten arbeitet, die in der jüdischen Welt bekannt waren. Da gab es die "Guten" und die "Gerechten", eben solche, die zum Volk Israel gehörten, die Synagogen treu besuchten und redlich versuchten, als gute Juden zu leben. Jesus wirkt hier revolutionär, indem er erklärt, was wirklich "gut und gerecht" ist. Ein Gut und eine Gerechtigkeit, wie sie vor Gott bestehen kann. Und diese Gerechtigkeit wird nicht durch eigene Leistungen vollbracht, sondern allein durch Gottes Gnade. Weil es aber Gottes Gnade ist, wird sie allen Menschen angeboten. Das Opfer Jesu Christi im Kreuz und das Annehmen und Leben mit dem Gekreuzigten macht gerecht. Diese unfaßbare Gnade gilt allen Menschen gleich. Jetzt in der Zeit der Gnade. Davon wird aber Gottes Gerechtigkeit nicht aufgehoben. Gottes Gericht wird stattfinden, wenn der "Fischzug" durchgeführt ist und am Strand wird "ausgelesen"! Das ist aber, wie wir mittlerweile wissen, Sache Gottes und der Engel.
Vers 52
Jesus fragt ganz bewußt nach: habt ihr begriffen, um was es geht? Es sind entscheidende Einsichten. Mit diesen Erkenntnissen gilt es nun, umzugehen. Wie soll ein Jünger damit umgehen? Der Jünger, der mathätai, hat quasi ein Art Lehramt inne. Ein Lehrer hat sein intellektuelles "Handwerkzeug". Daraus schöpft er und unterrichtet er. Der Jünger hat das AT und die Lehren Jesu. Es gilt, gekonnt das Alte zu bewahren und zu schätzen, aber ebenso weise das Alte mit dem Neuen zu ergänzen. Das eigentlich Neue, nämlich der Meister am Kreuz, stand den Jüngern ja noch bevor. Somit gilt für das Reich Gottesarbeit eine stimmige Regel: Altes, was sich bewährt hat, bewahren, Neues wagen und mit dem Alten ergänzen. Heute wird zu schnell "das Kind mit dem Bade ausgeschüttet!"
Die Verse 53 - 58:
Jesus war ganz gewiß ein großartiger Prediger, ein vollkommener Gottesmann, wie anders kam sich den Sohn Gottes als Mensch vorstellen? Aber am Wirken des Herrn wird deutlich, wie fatal es ist, in der Gemeinde zu glauben, der Vollamtliche könne einen geistlichen Erfolg herbeizaubern. Trotz all der Begabung, Gotteserkenntnis, Liebe und Predigt lehnen die Menschen Jesus ab. Sie lehnen ihn sogar in seiner "Vaterstadt" Nazareth ab.
Ich könnte mir vorstellen, daß auch ein Problem darin bestand, daß Jesus "nicht zu den Füßen Gamaliels saß!" Das heißt, er wird gesehen, als ein Unstudierter, ein Handwerker, der in seinem Beruf gewiß Achtung gefunden hätte. Nun aber will er hoch hinaus und will sich "als Prophet aufspielen!" Gewiß, die Erkenntnisse, die Machttaten machen sie unsicher. Aber sie sagen sich immer wieder, daß Sie ihn und alle seine Angehörigen doch kennen. Es wird weiter ein interessantes Licht geworfen, daß Jesus viele Geschwister hatte, unter denen er wohl aufgewachsen ist. Es ist möglich, daß viele auch dabei waren, die ihn für überspannt oder extremistisch erklärt haben. Aber genau läßt sich das nicht sagen. Auch ob Joseph gestorben war oder ob er aus Gesetzestreue sich von seinem Sohn distanziert, wird nicht erkennbar. Sie sehen in Jesus den, den sie sehen wollen. Der Herr wirkt dort nicht viel.