Bibelarbeit zu Matthäus 10, 16-42


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Die Grundausrüstung in der Mission

Es ist interessant, wenn man alle Imperative Jesu in Kap 16,16ff aufführt. Es entsteht ein geschlossenes Bild, wie ich mich als Christ verhalten soll, besonders in Momenten, wo die Drangsal um Jesu willen zunimmt. Jesus wirkt wie ein Feldkommandant, der seine Eliteeinheiten noch einmal wichtige Konstruktionen erteilt, bevor sie ins Feld ziehen:

1. Als Rahmen gelten die zwei Worte:

Jesus sendet seine Jünger, den Menschen die gute Botschaft zu bringen. Er bereitet sie vor, daß die Botschaft auf härtesten Widerstand stoßen wird. Und trotzdem kann er sagen: Fürchtet euch nicht.

Weiter Imperative sind:

Dann sind die Indikative wichtig zu wissen. Ich unterteile sie in die göttlichen und weltlichen Indikative

Die weltlichen Indikative - das wird kommen: siehe auch V. 34-39

Die göttlichen Indikative - das wird der Christ auch erleben:

Christus gibt seinen Jüngern eine ungeheure Würde. Wenn er Worte spricht, daß es dasselbe sei, ob man ihn als Gottessohn aufnehme oder seinen Jünger, das ist großartig und zeugt von großer Demut und Liebe.

So hat der Christ ein göttliche Würde, die ihm kein Mensch nehmen kann. Weiter wird Gott durch seinen Geist unentwegt bei dem Christen sein. Es bleibt: der Auftrag. Es den Menschen zu sagen, daß es ohne Christus kein Heil geben kann (V.39).

B. Einzelexegese zu den Versen 26b - 33

Vers 26 + 27:

Ist es uns nicht auch schon passiert, daß wir am Arbeitsplatz, gegenüber den Nachbarn oder in anderer Runde in irgendeiner Weise auf unser Christsein angesprochen wurden? Je nach Situation haben wir die Antwort kurz ausfallen lassen, haben gar geschwiegen oder uns umständlich ausgedrückt. Der Christ möchte durch dieses Schweigen Unannehmlichkeiten aus dem Wege gehen. Aber dazu ist Jesus gekommen. Er schafft Unannehmlichkeiten. Das Schweigen des Jüngers wird daran nichts ändern, aber sein Schweigen kommt ans Licht.

Jesus, der Herr, hat von Gott in seinem Erdenwirken das direkte Gebot des Schweigens. Er unterbreitet seine Botschaft vorrangig dem Zwölferrat. Zu der Menge redet er in Gleichnissen, mit den Pharisäern mit kluger Rede. Doch es kommt die Zeit, wo das Werk Jesu offenbar werde für die ganze Welt. Dann sollen die Jünger ohne Umschweife es hinaustragen, es predigen und leben: die gute Wahrheit Gottes, die Messianität Jesu, der einzige Weg zum Heil.

Vers 28:

"Weil ihr Leben einzig vom Spruch Gottes abhängt, ist bloß ihr Leib der Gewalttat der Menschen unterworfen. Über die Trägerin des Lebens, die Seele, verfügt Gott allein. Daß hier plötzlich ein griechischer Einfluß eindringe, der der Seelensubstanz Unsterblichkeit als Eigenschaft zuschreibt, hat keine Wahrscheinlichkeit."(3) Der Mensch hat - und das auch nur, wenn Gott es zuläßt - die Macht, ein Menschenleben zu beenden. Aber das Leben nach dem Sterben der menschlichen Hülle geht weiter. Nach Überschreitung dieser Grenze hat nur noch Gott allein Verfügungsgewalt über den Menschen. Er vermag, ewiges Leben zu schenken, er vermag, ewig zu verdammen. Das Töten von Leib und Seele vermag nur Gott und wird in der Bibel "der zweite Tod" genannt.

Jesus Christus macht damit deutlich, daß Gott das letzte Wort spricht und daß es allemal besser ist, auch in bedrängenden Situationen sich in seine Hände zu geben. Siehe auch David in 2.Samuel 24,14.

Verse 29-31:

Jesus bindet das Leben des Christen einzig an Gott! Jesus nennt das Drohwort im vorhergehenden Vers, weil es der ganzen Wahrheit entspricht. Aber diesem Drohwort folgt sofort ein liebevolles Wort, wo der Herr deutlich macht, wie sehr der Christ unter Gottes Obhut und Schutz steht. Keinem Ontologen gelingt es, auch nur für eine Vogelart einem abgesteckten Gebiet alle Vögel zu beobachten und jeden Tod zu registrieren. Gott vermag es. Der hat seine Augen ständig auf uns gerichtet, seine Liebe und Gnade umgibt uns rund um die Uhr. Mit unmenschlicher, weil göttlicher Sorgfalt verfolgt er auch das kleinste Treiben auf dieser Welt, wieviel mehr den Menschen.

Matthäus empfand offenbar keine Spannung in dem Glauben und der Furcht. Diese Furcht ist sicher nicht mit Angst zu verwechseln, vielmehr der gesunde Respekt, die Ehrfurcht vor Gott und seiner Macht. Diese Ehrfurcht kommt mit dem Glauben nicht in Konflikt. Der Glaube führt nicht zu einer Selbstsicherheit und die Furcht macht den Glauben nicht klein. Beide Dinge gehören zum Umgang mit Gott. Die Furcht Gottes setzt besonders beim Gedanken der Schuld an. Gott liebt den Sünder, aber haßt die Sünde, auch die des Christen. So kann der falsch verstandene Glaube zum leichtfertigen Sündigen führen. Denn Gott ist ja ein Gott der Liebe und wird schon die Dinge nicht so genau nehmen. Doch, er nimmt sie genau.

Die Haare sind von Gott alle gezählt. Sie sind die oberste Spitze des empfindlichsten Körperteils, ohne den der Mensch nicht lebensfähig ist: dem Kopf. Jeder Schlag, jede Gewalttat, die auch auf die kleinsten Teil dieses Kopfes beabsichtigt sind, stehen unter Gottes Kontrolle. Nichts geschieht ohne sein Wissen, ohne seine Zustimmung. Und wenn es geschieht, dann kann uns das Furchtbarste - das Verlieren der Ewigkeit - nicht passieren.

Verse 33+33:

Wir haben in den Versen 17ff gehört, daß die Menschen die Jünger Jesu vor Gerichte ziehen werden. Der Geist Gottes wird selbst als ihr Anwalt agieren. Dieser Gedanke taucht bei den Worten Jesu wieder auf, allerdings ist er nun selbst der Anwalt, das Gericht ist das Gericht Gottes. Wenn Gottes Sohn den Jünger vor dem Vater bekennt, dann ist sein Leben gesichert in Ewigkeit. Im umgekehrten Fall ist er ewig getrennt. Interessant: der Geist Gottes ist der Anwalt des Christen vor den Menschen, vor Gott ist es der Herr Jesus Christus. In der Angst vor den Menschen steht uns der Geist Gottes bei, mit unserer Sünde wird der Sohn fertig.

C: Die Verse 34 - 39: Entzweihung um Jesu willen

Vers 34:

Na klar, wenn die Juden in den alten Propheten vom Friedefürsten hören und davon ausgingen, daß der Messias ein Friedensreich aufbauen würde, dann wurde ihre Sichtweise durch die jetzigen Worte Jesu gründlich durcheinander gebracht. Der Herr hat genau das Gegenteil vor. Er bringt das Schwert. Er gibt das Schwert nicht seiner Kirche, das Schwert vom Gegner in die Hand genommen! Jesus entzündet also den Konflikt selbst, obwohl er weiß, daß seine Jünger keine Waffen in der Hand tragen. Er provoziert den Gegner zu entschlossener Schlacht, obwohl der Christ von seiner Gewalt nichts entgegenstellen kann. Hier leuchtet es wieder auf, das Senden der Schafe unter die Wölfe. Der Herr provoziert die Schlacht, weil er weiß, daß die Feinde den Kampf schon verloren haben. Wohl rücken die Feinde Gottes an, wohl töten sie, bedrängen, machen Angst, singen Siegeslieder. All das ist vom Herrn gewollt, auf das das vergossene Blut der Heiligen gerächt würde, auf daß das Gericht seine Berechtigung findet, auf daß das Maß voll werde. Seine Jünger sollen bewußt nicht mit Gewalt dem Gewalttätigen antworten, damit sie ohne Schuld sind. Dieses Bild wirkt gewiß seltsam und ist sicher nicht so zu verstehen, als hätte der Herr Freude an diesem ungleichen Spiel. Wohl führt der Herr die Feinde Gottes auch nicht in einen Hinterhalt. Denn er provoziert ja mit seiner Liebe, mit seinem Evangelium, nicht mit boshaften Taten. Und die Welt gerät darüber in Rage und will die Christen mundtot machen. Das ist ihr Gericht und Untergang. Viele Christen konnten mit großer Entschlossenheit das Leid ertragen, das Sterben annehmen, weil sie wußten, daß nicht die Willkür das Wort spricht, sondern alles zu Gottes Plan gehört.

Vers 35-37:

In diesen Versen muß der Zusammenhang beachtet werden. Was heißt es denn, der Herrn mehr zu lieben als meine Kinder? Wie erfahre ich, wen ich mehr lebe? An was mache ich es fest oder woran zeigt es sich? Es geht dem voraus, daß ein Riss mitten unter die Familien gehen wird. Die Teenager werden sich gegen die Eltern erheben, die Schwiegertöchter gegen ihre Schwiegermütter etc. Gemeint ist nicht, daß hier Familienangehörige Meinungsverschiedenheiten austragen, sondern der Glaube oder der Unglaube entzweit. Das gläubige Kind steht im Widerspruch zu den Vorstellungen der ungläubigen Eltern und umgekehrt. Hier heißt es, Christus zu bekennen, auch wenn ich mich gegen meine Eltern stellen muß. Über dem Gebot, die Eltern zu ehren, steht das Wort des Petrus: man muß Gott mehr gehorchen als dem Menschen. Christus und sein Wille haben oberste Priorität. Diese Einstellung kann die Verbindung zu Eltern, Geschwister, Verwandten sehr belasten, ja sogar trennend wirken. Wir sollen nicht um des lieben Friedens willen hier den Namen Jesu verleugnen.

Verse 38-39:

Das Bild des Kreuz auf sich nehmens hatte damals einen militärischen Beigeschmack. Ein Zelot, der sich dafür entschied, daß es nur einen Herrn gibt, dem man dienen könne und er sich somit den Römern entgegen stellte, hatte das Kreuz vor Augen. Denn dort hing er, wenn er erwischt wurde. Eine große, folgenreiche Entscheidung, die den ganzen Menschen forderte. Wenn nun Jesus sagt, daß man dieses Kreuz, dieses Holz, an dem man sterben wird, selbst anfassen solle, selbst tragen solle bis hin zu der Stätte, wo es aufgepflanzt wird, dann macht es deutlich, daß der Jünger bereit ist, alles fahren zu lassen. Daß er bereitet den Weg geht, alles hinter sich zurück läßt, an nichts irdischem mehr festhält und gefaßt der neuen Welt entgegengeht. Ein dramatisches Bild, daß man nur bedenken, betrachten - nicht fassen kann. Jesus selbst ist diesen Weg gegangen, mit fester Entschlossenheit. Sein Kreuz ist Sieg, nicht Niederlage. Er spricht das letzte Wort.

Es wird hier eine große Entschlossenheit deutlich, seinen Weg als Christ unbeugsam zu gehen. Stück um Stück, Jahr um Jahr, bewußt und klar den Weg Jesu zu gehen. Dieses Wissen macht stark, daß ich einem Ziel entgegen gehe. Wohl erschreckt mich der Gedanke, daß ich durch die Pforten des Todes muß, aber dahinter atme ich auf. Bin frei aller irdischer Quälerei, bin beim Herrn.

Verse 40-42: Aufnahme um Jesu willen

Nun gewinnt man den Eindruck, der Christ ist der "letzte Heuler" auf Erden. Unbeliebt, ungewollt, ein Wesen, daß man nicht in seiner Nähe haben will. Der Herr spricht anders. Der Jünger hat ein ungleich hohes Amt, einen großen Auftrag und er hat eine Würde. Was er den Menschen zu verkündigen hat, ist ja ihre Freiheit, ihre Gesundung, ihr Heil. Der Christ ist das Sprachrohr Gottes. Er verweist auf das göttliche "missing link"! Wohl dem Menschen, der einen Christen aufnimmt, ihm Herberge gibt. Gott selbst erweist der Mensch einen Dienst damit. Und weil Gott selbst im Christen präsent ist, kann die Kirche nicht untergehen. Eben weil der Kampf gegen Gott selbst geführt wird. Ein aussichtsloses Unterfangen.

Die Christenheit ist und bleibt klein. Sie sind die "Geringen" (mikroi). Ihre Stärke sind nicht tolle Angebote, große Machttaten, ihre Stärke ist ihre Botschaft. Ihre Stärke ist die Würde, die ihnen Christus verliehen hat. Die Würde, Mittler zu sein zwischen Gott und Geschöpf. Ihre Kraft liegt in der Bereitschaft zu leiden. Wer nun diesen Vollmächtigen auch nur ein wenig Gutes tut, den will der Herr königlich belohnen.