Bibelarbeit über Markus 15, 1-20

von Michael Strauch



Gliederung:


  1. Rede und Antwort (Verse 1-5)

  2. ...gelitten unter Pontius Pilatus...(Verse 6-20)



zu 1: Rede und Antwort (Vers 1-5)


Wir wollen uns zu Beginn noch einmal die Personen anschauen, die hier frühmorgens unterwegs sind.


  1. Die Hohenpriester

  2. Die Ältesten

  3. Die Schriftgelehrten

  4. Der ganze Hohe Rat

  5. Pontius Pilatus

  6. Jesus Christus


Die Hohenpriester. Der erste Hohepriester war der Bruder des Moses: Aaron. Immer der älteste Sohn wurde Nachfolger. Berühmte Namen wie Eleasar, Pinhas, Eli, Zadok sind Erinnerungen und Vorfahren jener Männer. Es ist ratsam, sich in einem Bibellexikon noch einmal zu informieren. Bedenkt man, dass der Hohepriester kleine Glöckchen am Gewand trug, die ihn stets erinnern sollte, dass er vor dem Herrn heilig leben und angezogen sein muss. Wenn man bedenkt, dass der Hohepriester einen goldenen Stirnreif trug mit der Aufschrift „Heilig dem Herrn“. Er brachte die Sühneopfer dar. Er war der 1.Vorsitzende des Hohen Rates, war neben den Römern oberste politische Instanz. Solch ein Hohepriester in dieser großen Erbfolge, solch ein Mann, der doch unter größter Vorsicht und Heiligkeit sich Gott nähern durfte, übergibt den Sohn Gottes den Heiden und beschuldigt dem, dem er dienen sollte, der Sünde. Zugleich ist er Bild für das Alte. Denn Christus ist der wahre Hohepriester aller Gläubigen. Also an diesem frühen Morgen war die oberste geistliche und politische Instanz am Werk.

Es war Mose, der sich 70 Älteste aus den Sippen erwählte. Sie wurden nicht vom Volk gewählt, sondern von Mose. Es waren weise und von Gott begabte Männer. Sie bildeten die Ratgebende Versammlung. Auch sie werden durch das neue, was der wahre Hohepriester schafft, abgelöst. Fortan werden es nicht nach dem Alter oder der Sippenzugehörigkeit erwählte Männer sein, sondern die neue Gemeinde wird durch den Heiligen Geist Älteste berufen, die der verlängerte Arm der Apostel waren. Auch sie waren da, mit Rat und Tat. Auch sie stellten sich gegen Jesus.

Danach fanden sich die Schriftgelehrten ein. Pharisäer und Sadduzäer waren oft auch Schriftgelehrte und in dieser Funktion Lehrer. Der erste Schriftgelehrte war Esra. Er legte die Schrift aus und wandte sie bewußt an. Er grenzte damit lehrmäßig sich und seine Schüler ab vor den Einflüssen anderer Lehren. Die Pharisäer etc. lehrten die Thora und die vielen Zusatzlehren, um den ideologischen Einfall des Hellenismus von den Juden fernzuhalten. Auch die Schriftgelehrten waren vom Evangelium her ein aussterbendes Geschlecht. In der Gemeinde Jesu werden es die „Lehrer der Gemeinde“ sein. Lehren aus dem Wort Gottes bedarf einer Berufung und einer Begabung durch den Heiligen Geist. Dabei ist nicht die Vermittlung biblischen Wissens gemeint, sondern die vollmäch-tige Lehre, wie sie Jesus ausübte und wie die Gemeinde es auch wahrnimmt. Die Schriftgelehrten wendete sich ebenfalls gegen Jesus, sie hätten es besser wissen müssen.

Es versammelt sich zusätzlich der ganze Hohe Rat (Synhedrin). Der Hohe Rat war das höchste Regierungs-und Richterkollegium der Juden. Seit dem babylonischen Exil, besonders durch die Perser wurde den Juden durch diese Institution eine eigene Gerichtsbarkeit zugestanden. Die Römer erlaubten es ebenfalls, nur die Ausübung der Todesstrafe blieb ihnen untersagt. Der Hohe Rat konnte und durfte zwar das Todesurteil aussprechen, ausgeführt wurde es aber von den Römern nach ihrer eigenen Prüfung der Sachlage. Der Hohe Rat bestand aus 71 Mitgliedern (das man mal eine Vorstellung hat, wieviele da vor Pilatus sich versammelten!!). Der Vorsitzende war zur Zeit Jesu Kaiphas, der in diesem Jahr Hohepriester war. Zum Hohen Rat gehörten auch alle weiteren Hohepriester, die aufgrund ihrer Familien zu dieser Blutslinie gehörten, auch wenn sie mit dem Amt nicht dran waren. Weiter Schriftgelehrte wie die Pharisäer und Sadduzäer. Die Sadduzäer unterstützen den Hohepriester. Ihnen in starker Opposition aufgrund bestimmter theologischer Streitfragen standen die Pharisäer (Rabbinen, Lehrer etc.). Der Hohe Rat war also gespalten und oft zerstritten. Hier bei Jesus herrschte aber eine vielleicht bisher nie dagewesen Einigkeit.


Diesen jüdischen Instanzen steht ein noch mächtigerer einzelner Mann gegenüber. Von ihm sind sie abhängig. Um ihn müssen sie buhlen, ihre Grundsätze verraten, heucheln und ihre Abneigung herunterwürgen. Es ist der Statt-Halter der antiken Weltmacht Rom: Pontius Pilatus. Und wir dürfen davon ausgehen, dass auch ihm diese „ehrenwerte Gesellschaft“ auf`s Tiefste verhasst war. Wer war Pontius Pilatus? Ein kurzer Steckbrief seiner Person:

Etwa im Jahre 6. nach Christus kam Judäa unter römisches Prokurat, nachdem vorher ein jüdischer Mann diese Aufgabe übernommen hatte, dann aber abgesetzt wurde. Dieser römische Prokurator war dem römischen Landpfleger Syriens unterstellt. Im Jahre 26.n.Chr.war schon der fünfte Statthalter dran, der unter Kaiser Tiberius entsandte Pontius Pilatus. Pilatus provozierte das jüdische Volk von Anbeginn. So ließ er kurz nach Amtsbeginn römische Feldzeichen in Jerusalem aufstellen, die das Bild des „göttlichen Kaisers“ in Rom darstellten. Eine offene Provokation, die nur mit größter Mühe und Geschick wieder rückgängig gemacht werden konnte. Einmal bediente sich Pilatus einfach der Tempelkasse, um eine Wasserleitung in Jerusalem auszubauen. Bei darauf folgenden Tumulter ließ er Soldaten als Juden verkleiden, die daraufhin die Menge auseinander trieben. Die Wasserleitung wurde gebaut. Im Palast des Herodes ließ Pilatus goldene Schilde anbringen, wieder mit dem Antlitz des römischen Kaisers. Wieder erregte dies den Volkszorn, doch ohne Erfolg. Erst durch eine Fürsprache der Juden beim römischen Kaiser mußte Pilatus die Schilde abnehmen, ließ sie aber in Tiberias anbringen. So prägte er auch Münzen mit römischen Kultgefäßen als Emblem, war auf`s Äusserste bestechlich und sehr gewalttätig. Das Volk hasste Pilatus „from the botton of their heart“ (vom tiefsten Grunde ihres Herzens). Nun kommt ein wichtiges Detail: Rom war interessiert an der Pax Romana. Ein undiplomatisches Vorgehen in diesem nahöstlichen Pulverfass war nicht in ihrem Sinn. Pilatus musste mit einer schweren Anklage oder zumindest einem Ende seiner Karriereleiter rechnen. Also hatten die Juden etwas gut bei ihm. In diesem Moment kam Jesus. Ausgerechnet Jesus, vielleicht der einzige Jude in seinem Leben, der Pilatus Achtung abrang.


Bedenkt man nun diese seltsamte Truppe, so steht man fassungslos dem gegenüber, dass jetzt eine solche Einigkeit besteht. Es heißt, die (vermutlich Tempeldiener) banden Jesus (die Hände am Rücken) und führten ihn zur römischen Gerichtsbarkeit. Früh morgens, denn die Römer pflegten Gerichtsfälle frühmorgens zu behandeln. Eile war geboten. War Jesus ersteinmal im Visier des römischen Adlers, so gäbe es kein leichtes Entkommen mehr aus seinen Krallen. Pilatus steht nun Jesus gegenüber. Und seine erste Frage wirkt wiederum provokant. Er kann es nicht lassen, muss seinen Hass gegen diese Heuchler zum Ausdruck bringen. „Bist du der König der Juden?“ Pilatus weiß sehr wohl, dass die Juden keinen König außer dem Messias über sich dulden. Gott ist ihr König. Und mit dem römischen, „gottgleichen“ Kaiser hat Pilatus ja nun zur Genüge provoziert. Bist du der Juden König? Fragt Pilatus. Will spotten, will sich weiden an den angespannten Gesichtern, will Macht demonstrieren und ist doch verblüfft, wie Jesus ihm antwortet: Du sagst es!

Jesus sagt nicht: Das hast du gesagt. Er sagt: du sagst es. Aus deinem Mund kommt diese Tatsache.

Er nimmt Pilatus den Wind aus den Segeln. Ihm verschlägt es die Sprache. Doch die Juden wissen diese Aussage gut zu nutzen. Ein König der Juden? Herodes ist eine Art Vasallenkönig, ein Fürst aus Roms Gnaden, eine Schatten-und Marionettenfigur auf dem großen römischen Spielbrett. Wer hat Jesus zum König auserkoren? Er selbst? Richt das nicht nach Aufstand, nach Meuterei, nach Putschversuchen? Die Juden distanzieren sich sofort. Vielleicht geben sie sich als treue römische Untertanen aus, die solch einen Volksaufhetzer nun selbst gefangen haben und ihn ordentlich übergeben. Würde Pilatus einen politischen König frei lassen, würde das Adlerauge Roms sich gegen ihn wenden.

Pilatus ist ein alter Fuchs. Er weiss das alles. Und was soll`s? Ihm liegt nichts am Leben eines einzelnen Juden. Sollen sie doch ihren Willen haben. Dieser Punkt geht an sie. Aber warum zögert Pilatus? Was geht in ihm vor, dass er zögert? Diese Mordmaschine, dieser Intrigant, dieses ausgepuffte Schlitzohr steht vor Jesus und etwas rührt sich in ihm, dass er schon lange nicht mehr an sich erlebte: Interesse. Er will Jesus verteidigen. Warum? Ich vermute, er wußte es selber nicht. Hier stand kein eitler gallischer Krieger vor ihm, kein aufgeblähter Rebell, sondern ein Mensch, der ihn beeindruckt. Dieser Mann schweigt. Pilatus weiß nichts zu sagen als nur: „Antwortest Du nichts? Siehe, wie hart sie dich verklagen!“ Pilatus ahnt es, vielleicht weiß er es. Diese Einmütigkeit der Versammlung ist außergewöhnlich. Er weiß auch, dass sie einen Unschuldigen töten wollen. Das Motiv ist verletzte Eitelkeit, mutmaßt Pilatus vermutlich. Das dürfte seinem Hass Nahrung geben. Es amüsiert ihn. Er kann sich in diesem Fall auf das römische Rechtssystem berufen, dass er doch bisher mit Füßen trat. Doch dazu muss Jesus sich verteidigen. Ein Schweigen heißt, ihnen Recht geben. Pilatus fragt ihn. Er stellt immer Fragen. Doch Jesus antwortet nichts. Da heißt es: Pilatus war verwundert.

Die Römer hatten durchaus was übrig für Charaktergrößen. Ein Mensch, der tapfer war und edel an Gesinnung und Ausstrahlung fand auch im barbarischen Rom höchste Achtung und Aufmerksam-keit. Pilatus begriff: dieser Jesus war anders als die anderen. Er ist schützenswert. Gerade in seiner ausweglosen Situation. Es war sicher nicht Erbarmen, mehr ein Erstaunen, ein Aha-Erlebnis, dass Pilatus nicht einordnen konnte. Pilatus wollte Jesus befreien. Fragt sich nur, wie. Denn die jüdische Exekutive war im Gang, die Pläne standen fest, sie waren zum Äußersten bereit. Und Pilatus hatte nicht alle Trümphe in seiner Hand.



Zu 2: ...gelitten unter Pontius Pilatus...(Verse 6-20)


Was hier nun geschieht, ist in der Geschichte der Menschheit millionenfach passiert. Und doch rührt es einzigartig an. Wie bei dem Film von Mel Gibson „Die Passion Christi“, die den Film als brutal verurteilen. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ versteigt sich sogar zu der Aussage, nur Sadomaso-chisten könnten an solch einem Film wirklich Gefallen finden. Und doch rührt dieser Film die Herzen vieler. Vielleicht doch, weil es eben Jesus ist.

Pilatus ist fest entschlossen. Er will den verhassten Juden diesen Gefallen nicht tun. Aber wie sich aus der Affäre ziehen? Pilatus findet einen vielversprechenden Schachzug. Das Volk soll entscheiden. Nach einhelligen Berichten seiner Spitzel ist Jesus äußerst beliebt beim Volk. Nochmal wird nicht der Kopf des Johannes fallen. Zudem sind die Juden tief religiös. Es werden gewiss nicht einen Theokrator verleumden. Und Pilatus weiß auch, dass die hohe Geistlichkeit bisher gezögert hat, weil sie einen Aufruhr im Volk fürchten. Diesen schlafenden Drachen will Pilatus wecken. Und er weiß auch schon, wann. Während der Passahtage gab es einen römischen Brauch. Eine Art Gunst, eine Art Zucker neben der Peitsche. Es wurde eine Amnestie über einen Verbrecher ausgeführt. Pilatus glaubte, dass damit zwei Fliegen mit einer Klatsche erschlagen konnte. Zum ersten würde sich das Volk für Jesus entscheiden, und der ist ungefährlich und völlig schuldlos. Damit sie ihn auch wirklich wählen, nahm er als Gegenkandidaten einen ungehobelten Mörder und Verbrecher: Barabas. Wer war Barabbas? Ist es Absicht? Ist es eine gewollte Parallele, dass Barabbas „Sohn des Vaters“ bedeutet? Er, ein Zelot, der mitbeteiligt war an einem Aufstand in Jerusalem vermutlich einen römischen Legionär tötete. Sohn des Vaters. Das Volk durfte an diesem Tage wählen zwischen zwei Söhnen. Der eine Sohn des himmlischen Vaters, der andere Sohn eines Menschen. Der eine wahrer Gott und wahrer Mensch, der anderer nur Mensch und Mörder. Der Eine bringt das Heil durch seinen Tod, der andere will das Heil durch seinen Terror erzwingen.


Das Volk hat sich auf dem Richtplatz versammelt. Es fordert die Freilassung eines Gefangenen. Pilatus tut willfährig, ja geradezu siegesgewiss. Er erwähnt Barabbas mit keinem Wort. Die Sache scheint einfach und leicht abzulaufen. „Wollt ihr, dass ich euch den König der Juden losgebe?“ Eine rhetorische Frage. Einen König gibt Rom euch, wie scheinbar willfährig. Rom mischt sich nicht ein in die religiösen Belange, dafür gibt Pilatus Zeugnis. Er ist bereit, ihnen ihren Rabbi wieder zu geben. Er ist eh völlig harmlos.

Pilatus wußte, dass der jüdische Klerus vergiftet war mit Neid. Neid um ihre Macht, um ihre Pfründe und ihr Ansehen. Aus purer Eitelkeit gaben sie Jesus preis, den Sohn des Vaters. Der nun den Vater zunehmend mehr missen muss. Doch Pilatus muss erkennen, dass Hochmut vor dem Fall kommt. Er hat das jüdische Volk und den Einfluss ihrer Geistlichkeit unterschätzt. Der Klerus erkannte sofort, auf was Pilatus anspielte. Drum gingen die Geistlichen umher und überzeugten, redeten ein, drohten, sprachen im Chor: wir wollen den Barabbas.

Pilatus erkennt nun ebenfalls, dass sich hier eine politisch neutrale Zone auftat, in der seine Macht nicht viel nützte. Er war gezwungen, strategisch vorzugehen. Doch im Gegensatz zu seinen Widersachern war er nicht vorbereitet auf seine Hinterhältigkeit. Er wiederum ignoriert die jüdischen Geistlichkeit und wendet sich an das Volk, das ihn doch hasst: „Was wollt ihr denn, dass ich tue mit dem, den ihr den König der Juden nennt?“

Pilatus kann Jesus nicht retten, aber ihn bewahren vor einer schlimmen Strafe. Das Volk will Jesus nicht, das heißt aber noch nicht, dass es Jesus tot sehen will. Seine Frage klingt fast hilflos, er ist irritiert und verhält sich fast lächerlich. Seine Schwäche macht den Feind stark. Umso stärker und unerbittlicher fährt ihm die schreckliche Forderung um die Ohren. Wir wollen, dass du die schrecklichste aller römischen Hinrichtungsmethoden nimmst. Diejenige, mit der man Aufständische bestraft. Wie einst ein Spartacus und seine Mannen den römischen Straßenrand „zierten“, so soll dieser Jesus gebrandmarkt werden. Er soll als politischer Aufständischer, nicht als religiöser Märtyrer hängen. Für die Römer ein schreckliches Folterinstrument, für die Juden gleichermaßen das Holz des Fluches: „Kreuzige ihn!“

Pilatus erwacht aus seinem Schwächeanfall. Nun will er wieder demonstrieren, wer er wirklich ist. Der Anflug von Humanität ist vorbei. Obwohl Jesus sowieso am Kreuze sterben muss, wird vorher durch Geißelung ein Exempel statuiert. So läßt man also einen echten Volksaufhetzer laufen und einen Unschuldigen hängen. Dem Herrn werden die Kleider vom Leib gerissen, dann mit beiden Händen an einen großen Pflock festgekettet. Dann holt der Henker eine mehrschwänzige Peitsche, in den widerhakenartige Knochensplitter eingearbeitet sind. Beim Schlag dringen diese tief ins menschliche Fleisch ein, beim Zurückschnellen reissen sie Fleischstücke aus dem Nacken heraus. Sicher ist mancher allein an dieser Geisselung schon seinen Wunden und Schmerzen erlegen. Doch der Herr hält durch.

Nun wurde der Herr dem Klerus übergeben, dann dem Pilatus, dann dem Willen des Volkes, dann dem Henker und jetzt den römischen Legionären. Diese Männer waren Kampfmaschinen ohne Erbarmen. Sie konnten ohne mit der Wimper zu zucken Menschen töten. Das blutige Geschäft und die scheinbare Ohnmacht ihrer Opfer hat sie verrohen lassen. Jesus wird ins Prätorium gebracht. Die Legionäre umringen ihn und greifen die Worte des Pilatus mit viel Spott nun auf: König der Juden!

Sie kleiden ihn in einen Purpurmantel wie die eines römischen Offiziers, geben ihm eine Krone aus einem Dornengewächs und ein Rohr als Insignum seiner Regentschaft. Dann üben sie ihren grausamen Spott mit ihm. Um immer wieder das Gleiche: König der Juden. Wir grüßen Dich, König der Juden. So eine Elendsgestalt ist also der König der Juden. Sie schlagen ihn mit dem Rohr auf den Kopf so, dass er ordentlich Schmerzen hat, aber nicht bewußtlos wird oder gar stirbt.

„Bist du der König der Juden?“ hatte Pilatus ihn gefragt. „Du sagst es!“ hat Jesus geantwortet. Nun muss der Herr König sein. König unter Sündern, Verbrechern und Mördern. König unter Wölfen und Teufeln. Und er ist es auch. Und für diejenigen, die ihn anspucken, beleidigen, schlagen und lästern will der Herr sein Leben lassen. Vielleicht hat manch einer dieser Männer Jesus später mit anderen Augen gesehen.