Bibelarbeit über Lukas 18, 31-43

Michael Strauch


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1. Die dritte Leidensankündigung (V.31-34)

2. Der Blinde von Jericho

Einleitende Worte:

In Lukas 9,51 lesen wir: "Es begab sich aber, als die Zeit erfüllt war, dass er hinweg genommen werden sollte, da wandte er sein Angesicht, stracks nach Jerusalem zu wandern."

In Kapitel 18 befinden wir uns mit Jesus und seinen Jüngern auf dieser letzten, in K.9 begonnenen Wegsstrecke. Worin hat der Herr hauptsächlich in den vergangenen Kapiteln gesprochen?

· K.13: Gleichnisse wie z.B. das berühmte von der engen Pforte

· K.13: Die Klage über Jerusalem

· K.14: Das große Abendmahl und von der Nachfolge und Selbstverleugnung

· K.15: Vom verlorenen Schaf und vom verlorenen Sohn

· K.16: Vom unehrlichen Verwalter und dem demütigen Gebet des Zöllners

· K.16: Vom reichen Mann und dem armen Lazarus

· K.17: Die zehn Aussätzigen/Vom Kommen des Gottesreiches

· K.18: Von der bittenden Witwe, vom demütigen Zöllner, von den Kindern, vom Lohn der Nachfolge!

Bei allem ging es dem Herrn um das Wecken von Glauben! Wer aber kam zum Glauben? Ein vom Wuchs kleiner und missachteter Zöllner, Kinder, Blinde etc. Auch in diesem Abschnitt es von höchstem Interesse, dass die letzte Leidensankündigung Jesu und dem direkt nachfolgenden Beispiel bei der Heilung des Blinden ein Zusammenhang geben muss. Und in der Geschichte von dem Blinden bei Jericho wird abermals plastisch, was wirklich Glaube bedeutet.

Die dritte Leidensankündigung (V.31-34)

Doch zuerst muss der Herr den Weg gehen, der den Glauben möglich macht. In Jesu Leidensankündigung werden drei Dinge besonders deutlich:

1. Jesus -wie es an anderen Stellen heißt - muss den Weg des Kreuzes gehen. In die Civitas Dei, der Stadt Gottes, der Stadt des Messias, wird Gottes Urteil am Sohn vollstreckt, wird alles erfüllt, was die Propheten vorausgesagt haben, ja es kommt mit dem Herrn Jesus zu einer Erfüllung, zum Ziel.

2. Wie sieht die Erfüllung der Propheten aus? Mit sieben Verben drückt er aus, was in naher Zukunft ihm angetan wird von den Menschen, aber im siebten Verb wendet sich die Handlung:

· Überantwortet den Heiden

· Verspottet werden

· Mißhandelt werden

· Angespien werden

· Geißeln

· Töten - dann aber:

· Am dritten Tage wird er auferstehen.

Im griechischen sind die Verben teilweise in Futur passiv geschrieben, d.h. an Jesus wird gehandelt. Dahinter steht der prophetische Ausspruch, sprich Gott selbst. Um meinetwillen wurde der Herr den Heiden übergeben und sie haben ihn ans Kreuz geschlagen.

Und kommt das Unfassbare: "sie aber begriffen nichts davon und der Sinn der Rede war ihnen verborgen und sie verstanden nicht, was damit gesagt war!" Im griech.nennt man dies ein Parallelismus Membrorum: sie begriffen nicht, die Rede war ihnen verborgen, sie verstanden nicht! Dreimal wird betont, dass die Worte Jesu für die Jünger keinen Reim ergaben. Sie werden erst nach der Auferstehung Jesu begreifen. Warum aber verstanden sie nicht?

Sie glaubten an die Aufrichtung des Reiches Gottes in Jerusalem. Der Weg nach Jerusalem war für sie ein brennendes Ereignis. Sie hatten ihre Vorstellung vom Reich Gottes und der Herr konnte noch soviel reden: überzeugt hat sie erst das Kreuz und die Auferstehung. Dieses für sie so schmerzhafte Erlebnis öffnete ihre Herzen für den Plan Gottes mit dieser Welt.

Der Blinde von Jericho

Kurze Zeit später - Jesus kam gerade aus Jericho, der Palmenstadt, integriert in einem gewaltigen Pilgerzug. Menschen, die wohl alle davon ausgingen, dass der Herr Jesus das Reich Gottes aufrichten würde. Wie sonst wäre der glorreiche Einzug Jesu später zu verstehen? Nun kommt es zu einem bedeutenden Exempel. Es ist das einzige Wunder einer Blindenheilung, von der Lukas spricht, das vierte Wunder seit dem Gang nach Jerusalem und auch das letzte vor Jesu Sterben und Auferstehen. Gerade darum richtet sich unser Augenmerk besonders darauf. Denken wir noch einmal an die Jünger: sie begriffen nicht, die Rede war ihnen verborgen, sie verstanden nicht! Sie waren innerlich blind für Gottes Handeln an seinem Sohn. Und nun begegnet ihnen ein Mann, der äußerlich blind ist, dafür aber innerlich sah. Kurzes Erinnern zum Thema Blindheit in der Bibel:

· Besonders schweres Gebrechen. Keine Chance auf Heilung.

· Durch das mosaische Gesetz (3Mose 19,14) zwar geschützt, war der Blinde aber am Opfergottesdienst ausgeschlossen ((3Mose 21,18ff).

· Das AT spricht auch immer von der geistlichen Blindheit (Jes 42,6f), hier aber ist

· Körperliche Blindheit gemeint (anablepo). Er war früher offenbar mal sehend.

· Seine Blindheit rührt durch den Schmutz der Straßen und damit verbunden eine häufige, durch mangelnde Hygiene verbundene Augenkrankheit.

Ein Blinder, ausgeschlossen aus dem Leben, am Wegesrand, auf die Hilfe anderer angewiesen. Und ihm gegenüber eine fröhliche Menge, die geistliche Lieder singt und den Messias in ihrer Mitte führt. Nun kommt es zum Konflikt, zur Entlarvung frommer Begeisterung und echter Jesusnachfolge. Diese Entlarvung entzündet sich am "Nächsten" (vgl. das Gleichnis vom barmherzigen Samariter).

Der Blinde

· Hört und forscht, was da vor sich geht

· Hört, was andere ihm von Jesus sagen (V.37)

· Betet laut in Form eines Schreis: Kyrie eleison: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner.

Diesem Mann, dem alles an Lebensgenuss genommen wurde, der ist innerlich offen für Jesus.

Er will von Jesus Heilung seiner Leiden. Er sieht in ihm den Messias. Er weiß um die messianischen Verheißungen, dass die Blinden beim Kommen des Messias sehend werden. Er hofft auf Gottes Wort, gibt dem Sohn Gottes den Messiastitel und will zu Jesus kommen. Und gerade darin erfahren wir wieder, was Glaube heißt:

Zu Jesus kommen, ins Zentrum, in seine Nähe und alles von ihm erwarten.

Doch die Jünger und die Fangemeinde fahren ihn an. Sie befürchten vielleicht Ärger durch die Römer, durch die Geistlichkeit. Man soll nicht zu laut Jesus als den Messias betiteln. Vielleicht war es aber auch ein anderer Grund: Wir wollen alle nach Jerusalem zum großen christlichen Festival. Stör du uns nicht mit deinen kleinen Sorgen. Wer glaubst du, der du bist, dass du den ganzen Gottesdienst aufhältst, nur weil Du gerade ein Problem hast.

Doch dieser tapfere Blinde lässt sich nicht von den wirklich Blinden zurückhalten. Er schreit noch viel mehr. Er will, er will und noch ein drittes mal: er will zu Jesus Christus. Und: der Herr bleibt stehen! Und nun kommt es zu einem großen Höhepunkt: was willst du, dass ich für dich tun soll? Selbst angesichts des Todes, der Misshandlung, der Gottesferne lässt sich der Menschensohn aufhalten, wenn er nur das eine erlebt: Glaube. Glaube, der ihn liebt, der den Christus will und seine Nähe und Hilfe in Anspruch nimmt. Wieder einmal fällt das, auf was wir immer so sehr schauen: Zahlen, viel Menschen etc. völlig im Hintergrund. Lukas richtet das Augenmerk nur auf Jesus und diesen Mann. Jesus sagt von ganzem Herzen: Sei sehend. Dein Glaube hat dir geholfen.

Und der einstmals Blinde wurde sehend und:

· Er folgte Jesus nach

· Er pries Gott.