Bibelarbeiten: Bibelarbeit zu Kolosser 2 Vers 16f
erstellt von Gerhard Schmid
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DER BRIEF DES PAULUS AN DIE KOLOSSER - 2. Kapitel 2,16 So lasst euch nun von niemandem ein schlechtes Gewissen machen wegen Speise und Trank oder wegen eines bestimmten Feiertages, Neumondes oder Sabbats. 2,17 Das alles ist nur ein Schatten des Zukünftigen; leib-haftig aber ist es in Christus. 2,18 Lasst euch den Siegespreis von niemandem nehmen, der sich gefällt in falscher Demut und Verehrung der Engel und sich dessen rühmt, was er geschaut hat, und ist ohne Grund aufgeblasen in seinem fleischlichen Sinn 2,19 und hält sich nicht an das Haupt, von dem her der ganze Leib durch Gelenke und Bänder gestützt und zusam-mengehalten wird und wächst durch Gottes Wirken. 2,20 Wenn ihr nun mit Christus den Mächten der Welt ge-storben seid, was lasst ihr euch dann Satzungen auferlegen, als lebtet ihr noch in der Welt: 2,21 Du sollst das nicht an-fassen, du sollst das nicht kosten, du sollst das nicht an-rühren? 2,22 Das alles soll doch ver-braucht und verzehrt werden. Es sind Gebote und Lehren von Menschen, 2,23 die zwar einen Schein von Weisheit haben durch selbster-wählte Frömmigkeit und Demut und dadurch, dass sie den Leib nicht schonen; sie sind aber nichts wert und befriedigen nur das Fleisch. |
Wie gut, dass wir uns nicht nach anderen richten müssen Das fällt uns ja gar nicht so einfach – uns nicht nach anderen zu richten. Wer möchte denn schon auf- oder gar aus dem Rahmen fallen? – Sind wir alle miteinander nicht viel eher geneigt, uns anzupassen? In der Familie passen wir uns an, damit alles gut und harmonisch verläuft – man will ja keinen Streit haben. In der Nachbarschaft passen wir uns an – wir wollen ja ein gutes Verhältnis zu unseren Nachbarn haben. Am Arbeitsplatz passen wir uns an – wir wollen ja, dass wir anerkannt und geschätzt werden; und wenn es sein muss, dann ist da auch schon mal eine "Notlüge" drin. In der Gemeinde / Hauskreis... passen wir uns an – wir wollen ja doch als gute Christen erscheinen und keine Außenseiter sein. Jeder Mensch / Christ ein Chamäleon, der sich sehr gut seiner jeweiligen Umgebung anzupassen weiß – oder ist das vielleicht doch ein bisschen überzogen? |
Es gibt ja auch die andere Seite, auf der wir uns sehr
gern und auch ganz bewusst abgrenzen. Wir wollen nicht uniformiert sein und
uns in eine Schablone pressen lassen. Wir legen schon wert auf unsere
eigenständige Persönlichkeit, haben unsere eigenen Gedanken und
Vorstellungen von unserem Leben. Und da lassen wir uns auch ungern
hineinreden. – Aber geht es dabei nicht all zu oft auch all zu sehr nach
unserem eigenen Kopf?
Dieses Thema "Wie gut, dass wir uns nicht nach
anderen richten müssen" kann – falsch verstanden – gerade das Gegenteil
bewirken von dem, um was es eigentlich geht. – Es geht ja nicht darum, dass
jeder sein Leben nach seinen ureigensten Vorstellungen gestaltet und führt
und nicht danach fragt, wie es dem anderen neben ihm geht, ob er dabei auf
der Strecke bleibt oder untergeht. Es geht eben nicht um Freizügigkeit und
Egoismus nach dem Motto: Hauptsache ich komme auf meine Kosten.
Hoffentlich sind wir bereit, uns auch nach anderen zu richten, wenn
es darum geht, auf den anderen Rücksicht zu nehmen, ihn überhaupt wahr zu
nehmen, und darum bemüht sind, dem anderen auch mal etwas Gutes zu tun, ihn
zu fördern, zu unterstützen, zu helfen.
Aber es kann auf der anderen
Seite eben auch nicht sein, dass wir uns in unserem Leben immer nach anderen
richten – wer das tut, wird mehr gelebt, als dass er sein Leben
selbstverantwortlich gestaltet. Und eins muss uns letzt-lich klar sein, ich
bin für mein Leben verantwortlich. So sieht mich Gott auf jeden Fall an. Er
nimmt mich in die Verantwortung für mein Leben. Und da kann ich mich nicht
darauf hinausreden, dass ich mich eben nach anderen gerichtet habe und damit
entschuldigen, dass nicht ich, sondern die anderen Leute letztlich
verantwortlich sind für mich und mein Leben.
Natürlich gehört es zur Wirklichkeit unseres Lebens, dass manches auf uns einströmt – wo immer her auch immer – das herausfordernd auf uns zukommt und wo von uns erwartet wird, dass wir uns danach richten. Und das finden wir eben gerade auch in den vier am Anfang erwähnten Bereichen von Familie, Lebensumfeld, Beruf und Gemeinde. Und da ist es schon die Frage, inwieweit wir uns da beeinflussen lassen und uns nach anderen richten.
Drei Punkte spricht Paulus in unserem heutigen Text an, wo wir uns nicht nach anderen richten sollen; und gerade im Blick auf diese drei Punkte ist es wirklich gut, dass wir uns nicht nach anderen richten müssen. – Schauen wir uns diese Punkte im Einzelnen etwas näher an:
1. Lasst euch von niemandem ein schlechtes Gewissen machen
2,16 So lasst euch nun von niemandem ein schlechtes Gewissen machen wegen Speise und Trank oder wegen eines bestimmten Feiertages, Neumondes oder Sabbats. 2,17 Das alles ist nur ein Schatten des Zukünftigen; leibhaftig aber ist es in Christus.
Unser Gewissen ist ja ein sehr feines Instrument. Wenn wir
nicht vorsichtig damit umgehen, kann es aber kräftig verstimmt werden. Und das
natürlich in unter-schiedlicher Richtung. Wenn wir nicht auf unser Gewissen
achten und die Warn-signale übersehen – gleichsam beständig über die rote
Ampel fahren – , dann wird unser Gewissen abgestumpft und verliert seine gute,
bewahrende Funktion. Es kann aber auch anders herum gehen, dass wir uns
beständig von allem mög-lichen ein schlechtes Gewissen machen lassen. Dann
kommt unser Gewissen gar nicht mehr zur Ruhe und wird beständig fehl
gesteuert, so dass es uns eben nicht bewahrt, sondern beständig in Unfrieden
stürzt. Damit erfüllt das Gewissen aber nicht die Aufgabe, die es erfüllen
sollte. – Aufgabe des Gewissens ist es, uns vor falschen Schritten zu
bewahren. Es hat keine Anklagefunktion.
Und nun macht Paulus hier
deutlich, dass wir unser Gewissen in rechter Weise prägen und schärfen lassen.
Richtig geprägt und geschärft wird unser Gewissen durch Jesus selbst, durch
sein Wort, durch seinen Willen, durch seinen Geist. –
Aber nun gilt es
zusätzlich einen feinen Unterschied deutlich zu machen. Jesu Geist macht uns
nicht nur ein schlechtes Gewissen, sondern Jesus vermag dermaßen
deutlich in unser Leben hinein zu reden, dass wir uns unserer Schuld bewusst
werden, im Urteil Jesu stehen. Da geht es dann nicht um ein schlechtes
Gewissen, sondern um konkrete Schuld, die es zu bekennen gilt – die Jesus aber
auch ganz konkret vergeben will.
Ein "schlechtes Gewissen" als solches
hat also nicht unbedingt mit konkreter Schuld zu tun. Menschen und Mächte
versuchen, uns durch ein schlechtes Gewissen unsicher, ja geradezu abhängig zu
machen. Hier wollen Menschen und Mächte Einfluss auf uns bekommen und über uns
gewinnen. Und das mit An-schuldigungen und Vorwürfen, die nichts mit Schuld
gegenüber Jesus und seinem Willen zu tun haben. Da geht es um
Verhaltensweisen, die von uns ver-langt werden oder die irgend jemand nicht
passen. - Hier ist einer unguten Gesetzlichkeit Tür und Tor geöffnet. Und all
zu oft wird versucht, auf sehr fromme Weise uns oder anderen ein schlechtes
Gewissen zu machen.
Darum macht Paulus hier sehr deutlich, dass wir das
auf keinen Fall zulassen sollen. Und wir dürfen für uns erleichtert entdecken,
dass wir uns in der Weise kein schlechtes Gewissen machen lassen brauchen. –
Nochmals: Das Gewissen hat keine Anklage- sondern eine Schutzfunktion. Und
darum sollten wir es uns auch nicht zu einer Anklagefunktion machen lassen –
auch wenn das andere Menschen und Mächte – gerade auch der Teufel – immer
wieder versucht. – Hier können wir fröhlich sagen, das uns weder der Teufel
noch Menschen in der Weise irgend etwas zu sagen haben. Jesus ist es, der über
uns das Urteil spricht und sonst niemand. Und sein Urteil ist nicht
verurteilend, wie das Urteil von Menschen und dem Teufel, sondern
zurechtbringend, aufdeckend, mit dem Ziel, mich dahin zu führen, dass ich die
Vergebung von ihm begehre und erbitte.
Ein Zweites:
2. Lasst euch von niemandem das Ziel verrücken
2,18 Lasst euch den Siegespreis von niemandem nehmen, der sich gefällt in falscher Demut und Verehrung der Engel und sich dessen rühmt, was er geschaut hat, und ist ohne Grund aufgeblasen in seinem fleischlichen Sinn 2,19 und hält sich nicht an das Haupt, von dem her der ganze Leib durch Gelenke und Bänder gestützt und zusammengehalten wird und wächst durch Gottes Wirken.
Unser Leben hat ein Ziel, nicht ein Ziel, das wir uns
selbst setzen oder andere Menschen uns setzen wollen, sondern das Gott selbst
gesetzt hat. Er will, dass wir mit unserem Leben bei ihm in seiner
Herrlichkeit ankommen. Dazu ist er in Jesus Mensch geworden; dazu hat er uns
durch Jesus "teuer erkauft"; dazu lädt er uns ein zur Lebensgemeinschaft mit
ihm und Jesus Christus.
Das ist das Ziel unseres Lebens, und dieses
Ziel sollten wir auf keinen Fall aus den Augen verlieren. Auch nicht gegen
andere Ziele, die uns verlockend vor Augen gestellt werden, vertauschen.
In der damaligen Zeit wie auch heute, wird auf verschiedene Weise
versucht, dieses Ziel zu verschleiern, es herunter zu diskreditieren. – Und
dann wird dem meist unser "Heute" entgegengesetzt und betont. Heute spielt
sich doch unser Leben ab; heute gilt es doch, das Leben zu gestalten; heute
gilt es doch, seinen Glauben zu bewähren. – Das ist ja alles nicht falsch.
Sicherlich leben wir heute und gilt es heute unser Leben nach den guten
Ordnungen Gottes zu gestalten und zu führen. Aber all zu schnell kann es dabei
geschehen, dass der Weg zum Ziel erklärt wird und das Ziel darüber an
Bedeutung verliert. Und das kann mit ganz guten und frommen Argumenten
geschehen.
Ihr Lieben, eins muss uns klar sein: Wenn das Ziel nicht
mehr klar ist, dann wird auch der Weg in Frage gestellt. Woher weiß ich denn,
dass ich auf dem richtigen Weg bin, wenn das Ziel nicht klar ist? – Ist es
nicht vielmehr so, das immer das Ziel den Weg bestimmt. – Das Ziel entscheidet
doch über den Weg! – Wenn wir den Weg über das Ziel entscheiden lassen, dann
ist es höchst ungewiss, wo wir letztlich herauskommen. (Ins Bild gestalten von
unseren Radfahrten her) – Und dann sind wenigsten Umwege vorprogrammiert, wenn
es nicht dann sogar dahin führt, dass wir das Ziel verfehlen.
Das ist
aber das schlimmste, was uns passieren könnte: Dass wir das Ziel verfehlen,
dass Gott für unser Leben gesetzt hat. Übrigens kann man von der griechischen
Sprache her unser Wort Sünde genau damit beschreiben:
Zielverfehlung.
Aber wer sich das Ziel verschieben lässt und es
deswegen nicht mehr vor Augen hat, der wird es letztlich verfehlen; er wird
nicht ankommen und dann auch nicht den Siegespreis bekommen. Darum warnt uns
Paulus so dringlich, dass wir uns von niemandem das Ziel verrücken lassen. –
Aber gleichzeitig ist es für uns auch eine ganz große Ermutigung, uns das Ziel
von niemandem verrücken zu lassen.
All denen, die das wollen, denen
brauchen wir nicht nachzulaufen. Wir müssen uns von denen auch nicht
drausbringen lassen. Wir können ganz getrost und gelassen sein, dass der
Christus uns an sein Ziel bringen wird, wo wir bei ihm sein werden, auch wenn
wir dieses Ziel heute noch nicht sehen; auch wenn viele uns und dieses Ziel
belächeln oder gar verspotten; auch wenn manche den Weg zum Ziel erklären
wollen – lasst euch davon nicht drausbringen! – Haltet an der Ewigkeit mit
Jesus und seinem Vater als eurem Ziel fest; und Christus wird dafür sorgen,
dass ihr es auch erreicht! – Nicht wir müssen dafür sorgen – er sorgt dafür,
und das will uns gewiss machen, dass wir es auch erreichen werden! – Darum
nochmals: Lasst euch von niemandem das Ziel verrücken und damit den
Siegespreis rauben!
Ein Letztes:
3. Lasst euch von niemandem Lebensregeln auferlegen
2,20 Wenn ihr nun mit Christus den Mächten der Welt gestorben seid, was lasst ihr euch dann Satzungen auferlegen, als lebtet ihr noch in der Welt: 2,21 Du sollst das nicht anfassen, du sollst das nicht kosten, du sollst das nicht anrühren? 2,22 Das alles soll doch verbraucht und verzehrt werden. Es sind Gebote und Lehren von Menschen, 2,23 die zwar einen Schein von Weisheit haben durch selbsterwählte Frömmigkeit und Demut und dadurch, dass sie den Leib nicht schonen; sie sind aber nichts wert und befriedigen nur das Fleisch.
Wie viele Lebensregeln gibt es doch da auch unter uns
– lauter fromme und gut gemeinte Lebensregeln:
Wenn du das nicht tust
... und wenn du das tust ... dann...
Und jetzt könnten wir eine um die
andere dieser frommen Lebensregeln, die uns schon begegnet sind und denen wir
uns vielleicht sogar unterstellt haben oder auch versucht haben anderen zu
empfehlen aufführen. – Aber all das möchte ich jetzt nicht tun. Denn es geht
nicht um diese Lebensregeln, die alle letztendlich irgendwelche
Voraussetzungen unsererseits in den Mittelpunkt stellen, die erfüllt sein
müssen, dass Gott / Jesus uns gegenüber sich auch als ein liebender Gott
erweist oder die als Voraussetzung dargestellt werden, dass wir nur dann
rechte Christen sind.
Dabei möchte ich gar nicht in Abrede stellen,
dass viele dieser Lebensregeln als solches gar nicht schlecht sind und zum
Teil auch wirklich zu beherzigen – keine Frage. – Aber wir dürfen sie nicht in
den falschen Zusammenhang von diesem "Wenn" und "Dann" stellen. Wenn ich nur
alle diese Regeln beherzige und ihnen gehorsam nachkomme, dann wird Gott auch
entsprechend handeln und mir gnädig sein.
Nein, anders herum wird ein
"Schuh" draus! – Nicht "wenn ich, dann Gott", sondern "weil Gott, darum ich",
so herum geht’s!
Weil sich Gott in Jesus für mich entschieden hat,
darum will ich mich bemühen, auch nach seinem Willen zu leben. – Weil Gott /
Christus mich einlädt, zu ihm zu beten und meinem Beten Verheißungen gegeben
hat, darum will ich auch ver-trauensvoll mich an ihn wenden und ihm alles
sagen, was mir auf dem Herzen liegt.
Weil ich in Christus auch den
Einflüssen dieser Welt und ihrer Mächte – gerade auch der unsichtbaren Mächte
– gestorben bin, darum muss ich mir von diesen Mächten und ihren Verlockungen
nichts mehr sagen lassen. Auch nicht von den Forderungen, die diese Mächte an
mich stellen wollen. – Ich bin frei! – Christus hat mich befreit! – Nun brauch
ich mich auch nicht irgend jemandem sklavisch unterstellen, wer immer das auch
sein mag!
Und wenn hier jetzt manches angesprochen ist, was zu unserem
täglichen Leben uns Lebensumfeld gehört, dann dürfen wir entdecken, dass uns
das alles gegeben ist, um es zu verzehren, zu gebrauchen. Es sind Gaben Gottes
herein in unser Leben. Passen wir also auf, dass wir nicht irgend etwas
"verteufeln", was uns eigentlich als Gottesgabe gegeben ist.
Jemand
hat es mal in klassischer Weise auf einen kurzen Nenner gebracht:
Wir
sollen Gott / Christus lieben und die "Welt" gebrauchen, genießen – und das
mit einem ganz fröhlichen Herzen. – Vielleicht wundert ihr euch über diesen
Satz. Wenn wir ihn umdrehen, merken wir, wie richtig er ist. Dann würde er
nämlich heißen: Wir sollen die Welt lieben und Gott gebrauchen. – Und dass das
nicht richtig sein kann, das ist offenkundig. Darum nochmals richtig: Lasst
uns Gott lieben und dann können wir auch die "Welt" – all das, was Gott uns in
dieser Welt gegeben hat und darin gibt – fröhlich gebrauchen und genießen! -
Amen