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Predigt zu
Kolosser 2, 12-15
Einleitung:
In der Textauswahl der
Altpietisten hat man sich nach der Karwoche und den Ostertagen für das zweite
Kapitel des Kolosserbriefes entschieden. Mancher wird sich vielleicht fragen,
warum lediglich dieses Kapitel eingeschoben wird? Diese Frage hatte ich schon
einmal. Vor 6 Jahren war ich zu Gast im evangelischen Stift Bad Urach, nahe
Tübingen. Dort steht die Amanduskirche, ein altes, gotisches Münster und daran
angeschlossen das Uracher Stift, ein Art Gästehaus für Menschen, die Stille und
Einkehr mit Gott suchen.
In diesem Einkehrhaus
erlebte ich den Kreuzestod, das Begrabenwerden und die Auferstehung Jesu in
besinnlicher und eindrücklicher Weise. Und während dieser Tage wurde in mir und
in vielen der Gäste die Frage laut: Was hat nun der Tod Jesu und seine
Auferstehung für mein Leben an Bedeutung? Ich lese dazu aus dem Kolosserbrief:
Lesung Kol 2, 12-15
1. Ich bin mit Christus
begraben
Paulus spricht davon, dass
Jesus gestorben und begraben worden ist. Damals hat man einen Stein und Soldaten
davor gestellt. Das Grab war somit bewacht und versiegelt. Der Tod Jesu
proklamiert.
In Bad Urach saßen wir im
Gedenken an dieses Geschehen in der kleinen Stiftskapelle. Der Leiter der
Stiftes nahm symbolisch für die Tatsache des Todes Jesu Christi alles vom Altar,
was an sein Werk bis dato erinnerte. Dann ging er mit einem leeren
Kerzenleuchter die vielen Stufen in das Kellergewölbe des Stifts hinunter. Mit
erloschenen Kerzen folgten wir ihm in die symbolische Gruft des Herrn.
Jesus wurde begraben, so
sagt es uns Paulus. Aber er sagt auch, dass wir mit ihm begraben sind.
Anders ausgedrückt: in dem Sarg, den wir in symbolischer Art zu Grabe trugen,
lag nicht nicht nur der Leichnam Jesu, sondern auch die sterblichen Überreste
unseres alten Menschen. Wir fragen uns, wann soll das geschehen sein? Paulus
sagt: unser Begräbnis fand am Tage unserer Taufe statt.
Noch konkreter? Was ist
denn während meiner Taufe vor 10, 20, 30 oder noch mehr Jahren eigentlich
geschehen? In der Taufe haben wir unsere alte Lebensgrundlage zu Grabe getragen.
Die Taufe ist menschlich gesprochen eine Art Vertrag, den ich unterschreibe,
wenn ich eine Arbeitsstelle antrete. Ich unterschreibe und bin hinfort
verpflichtet, während der Dauer meines Arbeitsverhältnisses für meinen
Arbeitgeber Zeit und Arbeit zu investieren.
2. Ich bin mit Christus
auferstanden
Während der Kartage in Bad
Urach habe ich das bedrückende Gefühl des Sterbens Jesu selten so stark
empfunden wie dort. Umso mehr sehnte ich den Ostersonntag herbei. Dieser Tag
wurde schon in aller Frühe begonnen.
Wir saßen alle „im Grab",
sprich im Stiftskeller, umgeben von Dunkelheit, dem Geruch von kaltem Gemäuer
und Todesstille. Plötzlich erscholl durch ein Blasinstrument die fast 1000 Jahre
alte Osterweise:
Christ ist erstanden von der Marter
alle, des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein,
Kyrieleis.
Die Osterkerze wurde
angezündet und mit ihr auch unsere Kerzen. Licht als Bild des Lebens. In
eindrücklicher Weise stiegen wir singend die vielen Stufen aus dem Gewölbe
empor. Noch einmal hören wir die Worte des Paulus:
Mit ihm seid auch ihr auferstanden
durch den Glauben, welchen Gott wirkt, welcher ihn auferweckt hat von den Toten.
Christus ist nicht ihm Tode
geblieben. Er wurde von Gott vom Tode auferweckt und mit ihm auch wir. Wir
fragen: wann soll das geschehen sein? Wann sind wir zu neuem Leben auferweckt
worden? Das läßt sich nicht immer mit Datum und Uhrzeit festlegen. Es ist eine
Tat Gottes, die wir im Glauben annehmen. Ich zitiere dazu den bekannten
Theologen Erich Schnepel:
„Dass er uns mit
Christus lebendig machte, ist wiederum kein Vorgang in unserem inneren Leben,
sondern eine geschichtliche Tatsache, die ewig feststeht und an der jeder vollen
Anteil hat. Sie gehört uns allen. Sie gehört der ganzen Welt. Keiner ist davon
ausgeschlossen, der sich nicht selbst ausschließt.
3. Anwendung und
Schluß
Mit der Taufe haben wir
Teil am Sühnetod Jesu Christi. Mit der Taufe sind wir unter die Herrschaft Jesu
Christi gestellt und ihm geweiht. Mit der Taufe ist unserem Leben eine Richtung
vorgegeben worden: ein Leben mit Gott zu führen. Die Antwort auf dieses Handeln
Gottes ist unser Glaube. Das ich glauben kann beweist, dass ich mit Christus
neugeboren wurde. Denn kein Mensch kann aus sich heraus glauben. Jeder Mensch
kann glauben, dass ein Gott existiert, aber er kann nicht glauben, wie es Gott
will. Das bewirkt sein heiliger Geist. Was heißt das alles nun aber für mich?
Kommen wir nochmal zurück
zum Bild des Arbeitsvertrages. Wenn ich gerne einmal Handwerker werden will und
bekomme eine Stelle, dann werde ich mit Stolz die Kleider eines Handwerker
anziehen und die Instrumente gebrauchen und werde mein Bestes geben. Oder ich
trage die Kleider eines Arztes, einer Krankenschwester, einen Talar etc. Selbst
die oft uralten Kleider eines Landwirts sind seine „Berufskleider".
Wenn ich aber das alles
verweigere, zwar angestellt bin, aber eigentlich was ganz anderes treibe, dann
verwirrt das meine Umwelt und ich werde irgendwann entlassen. Ein Pfarrer im
Talar wird kaum Kühe melken. Ein Landwirt mit Stallkleidern nicht auf
Geschäftsreise gehen, ein Handwerker wird nicht andere Leute operieren. Was sind
denn nun die Kleider und die Aufgaben eines Christen?
Ich antworte und schließe,
indem ich nochmal Paulus zu Wort kommen lasse, wenn er sagt:
Lesung von Kolosser 3,
12-17