Johannes 3, 31-36
Wer
spricht diese Verse?
Es ist
nicht klar, wer diese Verse spricht. 3,30 klingt nach Abschluss. Trotzdem koennte der Taeufer sprechen,
weil keine neue Person genannt wird. Es koennte sich
aber auch um Jesusworte handeln. Jesus spricht von sich im Johannesevangelium oefter in der dritten Person.
Eine
Entscheidung muss und kann nicht getroffen werden, aber ich würde die Worte als
von Johannes dem Taeufer gesprochen, der Gemeinde
nahe bringen.
Die groesste Gefahr für Menschen: Nicht am Ziel
ankommen
Also:
Der Taeufer spricht von der groessten
Gefahr für Menschen und benutzt als Illustration dafür Ps
95, genauer Ps 95,11, wo Gott über die
Exodusgeneration spricht: „so dass ich schwor in meinem Zorn: Sie sollen nicht
zu meiner Ruhe kommen.“ Schon die jüdische Gemeinde erinnerte sich am Anfang
jedes ihrer Gottesdienstes daran durch das Beten dieses Psalms, und sie
erinnert sich bis heute im Sabbatgottesdienst an die Moeglichkeit,
den Auszug aus der aegyptischen Sklaverei nicht zu
vollenden. Diese Sklaverei ist ein Symbolbegriff für alles, woraus ein Mensch
entfliehen muss, um Leben für sich zu finden und Freiheit. Der Hebraeerbrief nimmt den Psalm auf und folgert in 4,9: „So
ist also noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes.“
Wie man am Ziel ankommen kann
Wie der
Exodus gelingen kann und zur sinnvollen Ankunft führt, wird in 3,31-36a
beschrieben:
Man muss eine Grundsatzentscheidung treffen: Was ist von „oben“,
was ist reine Materie und dem Tode verbunden? Und: Welcher Mensch moechte mich mit seinem Reden usw. an die Erde behaften?
Welcher Mensch hat mir etwas anderes zu sagen als von Materie zu sprechen, von
Macht usw. Wer vom Himmel Gottes kommt, nur der steht an der Spitze von allem,
hat Ueberblick und Durchblick und wird an der Spitze
bleiben.
Exodus kann gelingen durch Jesus, der von Gott Gehoertes
und Erfahrenes bezeugt.
Neben denen, die sein Zeugnis nicht annehmen – im Predigttext
‚niemand’, wie in der Wüstenzeit – stehen die anderen, die sein Zeugnis
annehmen, sich auf einen neuen Auszug begeben, indem sie das Zeugnis Jesu
annehmen und damit Gott recht geben. (vgl zu
‚niemand’ aehnliches Reden in Joh
1,5 – ‚die Finsternis hat’s nicht ergriffen’ und 1,11 – ‚die Seinen nahmen ihn
nicht auf’, aber 1,12 – ‚wie viele ihn aber aufnahmen...’)
Exodus kann nur gelingen, wenn man die anderen „Autoritaeten“ in Relation zu Jesus setzt. Es gibt da einen
absoluten Unterschied, weil der Geist sich in dem einen allein konzentriert. Es
gilt also nicht: etwas Geist durch den einen Lehrer, etwas Geist durch den
anderen, auch nicht durch den Taeufer. Geist aus dem Mass würde heissen: Den Geist
kann man scheibchenweise haben. Das waere ein zum
Scheitern verurteilter Versuch, Puzzle-Stücke aller Autoritaeten
zu einem vollkommenen Bild zusammenzufügen.
solus Christus
Für den
Taeufer in der Sicht des Johannesevangeliums heisst es: „solus Christus“, weil
die Liebe zwischen dem Vater und dem Sohn die absolute Bevollmaechtigung
bedeutet. In der Bindung an Christus – so verkündigt der Taeufer
– gibt es Leben und den vollendeten Auszug.
Diese Abhandlung ist hier entnommen:
http://www.erlangen-evangelisch.de/johannesevangelium/index.htm