Von Michael Strauch
Die Zeitangabe ist nicht ganz eindeutig. Lt. Lk 13,32 wären die drei Tage als direkte Parallele im Sinne von „übermorgen“ zu verstehen. Das wäre folglich in der Woche der 6.Tag. In der Theologie nennt man dies die „enge Auffassung“.
Der Theologe Joachim Jeremias bringt eine andere Auffassung vor: Der Semit kenne keine solche Zeitauffassung. Gemeint sei: „in Kürze“. Lt. Lk 2,1+2 war Kana die Heimat von Natanael (siehe Rienecker`s Bibellexikon zum Stichwort „Kana“). Die Mutter Jesu war dort. Ganz unwirkürlich war Maria anwesend. Dabei fällt auf, dass Maria wie Johannes der Evangelist spricht: ohne Namensnennung. Sie werden erwähnt am Anfang und am Schluss (vgl Joh 19,25ff). Am Anfang und am Höhepunkt erscheinen Johannes und Maria.
Vers 2: Jesus war eingeladen. Es kamen dazu seine Jünger. Der Eingeladene wird erst zum Helfer, dann zum Gastgeber.
Jesus handelt auf den Wink hin von oben. Der Wink der Mutter genügt ihm nicht. Aber ihre gläubige Erwartung (zugleich eine stille Bitte) an Jesus ist vorbildlich. Erwartet Maria eine menschliche Reaktion oder eine göttliche Intervention? Der Theologe A.Bengel deutet in diesem Sinne: „Geh mal schon, Jesus, mit deinen Jüngern, bevor die Blamage offenbar werde“. (Die Blamage, dass eben der Wein ausgegangen ist). Oder erwartet Maria doch, dass Jesus etwas ganz Besonderes ausrichtet. Denn sie weiß ja, dass er der Sohn Gottes ist (vgl. Lk 2,19).
„Maria tritt zu Beginn des Evangeliums als die erste Glaubende, als die Fürsprecherin auf!“
P.Breymeier, St.Chrischona 1994
2.1.1.Die scheinbare Zurückweisung Jesu: die Antwort Jesu
Jesus spricht nicht unhöflich mit seiner Mutter, sondern gebraucht eine im hebräischen Sprachgebrauch typische Redewendung. Vgl. dazu 1Kön 17,18. Es ist auch nicht grob gemeint. Vgl. dazu 2Sam 16,10 und Mt 8,29. Sicher ist aber, dass der griechische Begriff „gynai“ nicht mit Mutter, sondern mit „Frau“ übersetzt werden muss. Diese Anrede ist nicht unhöflich, aber Distanz schaffend (vgl. Joh 19,26).
hä hora ist die von Gott bestimmte Stunde
Jesus hat von Gott einen bestimmten Auftrag. Gemäß dem handelt er und wartet, bis Gott ihm jeweils einen Wink dazu gibt. Beachte die Parallelstellen.
1.Reihe: Kap 7,6.8.30/Kap 8,20/Kap 12,23/Kap 13,1/Kap 17,1
Alle Stellen sind durch den Gedanken verbunden dass Gott den Weg Jesu bestimmt. Es geht dabei um Jesu Verherrlichung. D.h. Am Anfang und am Ziel seines Weges steht diese „Stunde“. Der neue Bund, das Ziel seines Sterbens kündet sich schon in Kapitel 2 an.
2.Reihe: Kap 4,23 und Kap 5,25
Die Mutter Jesu bleibt im Glauben (Kap 2,5!).
Man vergegenwärtige sich einmal die Menge des Wassers: Ein Wasserkrug umfasste nach der erwähnten Einheit ca. 100 Liter.
Jesus (V.7) läßt die Krüge benützen, wo eigentlich das jüdische Ritual der gesetzlichen Reinigung vollzogen wird. Diese Reinigungskrüge, gefüllt mit vergänglichem Wasser werden zu Weinkrügen.
Der erste Satz läßt sich gliedern in drei Satzteile:
Subjekt der beiden ersten Sätze ist Jesus, das des dritten Satzes sind die Jünger.
Zum 1.Satz: Kana (Kap 4,54)
Der Begriff „sämaion“(Zeichen) weist auf den hin, der das Zeichen auch tat. Von der Wundertat weist der Blick auf den Wundertäter. Die Wunder Jesu sind christologische Zeichen.
Zum 2.Satz
Kurze Beachtung des Verbs „phaneroo“. Dieser Wort ist abgeleitet von „phaneros“ (Adverb meint „offenbar“), ist hier kausativ gebraucht und meint: Unsichtbares Sichtbar machen. Jesu Herrlichkeit wird nicht komplett offenbart, aber man gewinnt einen Einblick, eine Vorahnung seiner Person. Auch Paulus gebraucht dieses Wort, wenn er von der Herrlichkeit Gottes spricht, die einmal offenbar werden soll. Gemeint ist, dass das Wunder sich nicht um das Wunder dreht, sondern von Jesu Herrlichkeit etwas offenbart! Ein hilfreiches Beispiel ist der Maler Rembrandt, der stark mit dunklen Bereichen und ganz hellen gearbeitet hat. Das wichtige leuchtet hell auf, das Unwichtige verschwindet im Dunkeln. Ähnlich kunstvoll arbeitet der Evangelist Johannes.
Zum 3.Satz
„Und es glaubten an ihn seine Jünger!“ Das ist der Zweck: die Vertiefung ihres Glaubens (Kap 20,31). Abschließend das Gebetswort A.Bengels: „Herr Jesu, mein Glaube ist noch kein Glaube. Bringe mich zum völligen Glauben!“
Einleitende Frage: Zusammenfassen, was wir über Maria, die Mutter Jesu wissen.
Einleitende Frage: Stichwort Hochzeit. Ist jemand schon einmal auf eine Hochzeit eingeladen worden und hat schon einmal eine peinliche Situation erlebt?
Text lesen: Johannes 1,1-5 – Jesus sieht, Jesus weiß, Jesus ist da!
Fragen: Nach dem Lesen fragen: Welche Gedanken/Gefühle werden in uns wach? Welche Begriffe (Stunde, Frau etc.) sprechen uns an? Wie empfinden wir Jesus? Wie empfinden wir Maria? Was können wir von Maria lernen?
Text lesen: Johannes 1,6-12 – Jesus hilft, Jesus schafft Glauben!
Fragen: Welche Bedeutung hat das Weinwunder? Zuwas waren die Krüge da? Welches Verhältnis haben Reinigung und Wein? Welche Bedeutung hat der Wein (Joh 15)? Was will Jesus wirklich und letztendlich?
Abschließende Runde: Jesus läßt es zu, dass „der Wein ausgeht“ (ich darf hier auch übertragen, nicht wortwörtlich, sondern die notvolle Situation. Etwas ging mir aus. Meine Kraft. Meine Stärke. Meine Zeit. Was kann ich tun?
Das „Maria-Hilf-Programm“
Gemeint ist nicht ein Anbetung der Maria oder ähnliches, gemeint ist, von dieser Frau zu lernen.
Ich darf zu Jesus kommen! (z.B. im Gebet)
Ich darf Jesus ansprechen und brauche ihm nicht alles zu erklären. Herr, ich kann nicht mehr!
Ich darf hören, was Jesus mir sagen möchte.
Ich darf warten, bis Jesu Stunde gekommen ist, wo ich Hilfe erfahre (in der Bibel ist es das „Ausharren“ im Gebet und in der Hoffnung).
Ich darf im Wissen, dass Jesus mir hilft, meine Arbeit wieder aufnehmen (was er euch sagt, das tut)
Ich darf Jesus loben für das, was er an mir tat und schon getan hat (Kreuz und Erlösung-Wein)