Johannes 16, 23b -28 (29-32) 33

 

 

Gemeinde unter hoechster Belastung

Die Zeit, in der Jesus nicht mehr koerperlich bei der Gemeinde ist, wird angesprochen. Sie ist bestimmt durch Hass, Synagogenausschluss. Tod, Traurigkeit, Misserfolge in der Verkündigung, unertraegliche Belastung, Weinen und Klagen:

Fragen über Fragen!

 

Was setzt Jesus dagegen?

Jesus redet von verschiedenen Zeitabschnitten: 16,5 „nun“ – 16,23 „an jenem Tage“. Unser Predigtabschnitt sollte mit 16,23a beginnen. Das ist die prophetische Zeitansage der Endzeit. Ueber dem „nun“ koennen Menschen aller Zeiten das Ziel aller menschlichen Einzelgeschichte und aller Weltgeschichte, von Gott herbeigeführt, vergessen. Eine sehr überraschende Definition dieses Zieles Gottes lautet: „An jenem Tage werdet ihr mich nichts fragen.“ Dem lohnt es sich, in der Predigt nachzugehen. Jesus spricht die Worte am Tag vor seinem Tode. Den Jüngern scheint alles klar zu sein (16,30).

 

Infrage gestellter Glaube

Aber Jesus stellt nun eine Frage (16,31: Ihr glaubt nun?) und deutet mit seinem Hinweis auf die Schrift (Zach 13,7) die groesste Krise fuer die Jünger an. Beim Propheten heisst es: „Schlage den Hirten, dass sich die Herde zerstreue.!“ Damit ist zugleich die groesste Frage durch die fliehenden Jünger gestellt: Wie werden sie und wir mit der Erfahrung eines geschlagenen Hirten als Gemeinde leben koennen? Wie koennen sie und wir die Zusage von „einem Hirten und einer Herde“ (Joh 10,16), da wir nun verstreut sind, verstehen?

 

Gebet: Privileg oder nicht?

Eine Bewaeltigung der haertesten aller Erfahrungen ist durch das Gebet im Namen Jesu moeglich (16,23b). Es heisst also, die eigene Geschichte in und mit der Geschichte Jesu, des geschlagenen Hirten, durchzubeten. Dabei geht es nicht um Wünsche, deren Erfüllung das Leben eines Christen auf banaler Ebene im Vergleich zu dem eines Nichtchristen durch Gott zu privilegieren. Es geht bei der Gebetserfüllung darum, eine nicht zerstoerbare Freude zu gewinnen, die in der Friedenszusage Jesu (16,33) enthalten ist. Im Namen Jesu zu beten, heisst, im Namen des Jesus zu beten, der dem Kreuz um der Mitmenschen willen und der Liebe zu Gott willen nicht ausweicht. Im Namen Jesu zu beten, heisst, im Namen des Jesus zu beten, der auf seinem Weg beim Vater angekommen ist: 16,28 „Ich bin vom Vater ausgegangen und gekommen in die Welt; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.“ Der beim Vater Angekommene wird mit den Jüngern „an jenem Tage“ neu vom Vater reden koennen: nicht nur das Fragen, sondern auch das Bitten aus groesster Not heraus wird nicht mehr notwendig sein: Der Vater liebt euch doch“

 

Vorhersage – Gebet – Friedenszusage als Bewaeltigungshilfen

Die Bewaeltigung der haertesten aller Erfahrungen, dass der Hirte geschlagen wird und die Schafe der Herde sich zerstreuen, wird durch das Gebet und durch die Vorhersage dieser Erfahrungen durch Jesus (16,33), verbunden mit der Friedenszusage, moeglich. Diesen Frieden aber kann Jesus zusagen, weil er alle Gottesfeindschaft überwunden hat, indem er in der Liebe Gottes bis zum Ende geblieben ist. Das Gebet in Joh 17 ist dann das Zeugnis dieses Bleibens Jesu in der Liebe.

 

Diese Abhandlung ist hier entnommen:

http://www.erlangen-evangelisch.de/johannesevangelium/index.htm