Johannes 13, 1-15 (34.35) (Ich würde
den Text lieber so bringen: 13,1-17. Nicht V.34f)
Der letzte
gemeinsame Tag Jesu mit den Jüngern
Mit Joh 12,50 ist das oeffentliche
Reden und Handeln Jesu (ausser Joh
18f) abgeschlossen. Abgeschlossen wird an dem letzten gemeinsamen Tag mit den
Jüngern vor der Kreuzigung auch das Reden und Handeln des irdischen Jesus an
ihnen. Joh 13,1-17 gehoert
zu diesem vielgestaltigen Abschluss bis hin zu dem Gebet in Joh
17.
Abschluss
des Lebens und Wirkens Jesu zur rechten Zeit
Beide
Abschlüsse werden in der johanneischen Gemeinde nicht
als vorzeitiger Abbruch zu ungelegener Zeit
verstanden. Das Passafest ist die rechte Zeit. Also:
Kein vorzeitiger Abbruch, dem leider so vieles Reden und Handeln und Liebe Jesu
nicht mehr folgen koennen. Jesu kurzes Leben ist kein
Torso, sondern bekommt seinen Einschnitt zur sinnvollen „Stunde“, auf die im
Johannesevangelium wiederholt hingewiesen wird. Es ist die Gottes -Stunde, zu
der die Liebe, die Gott durch Jesus vermitteln wollte, vollkommen erschienen
ist.
Gottes Liebe,
von den Jüngern angenommen, aber die Folgen!
Sie ist
denen erschienen, die als Menschen aus dem Kosmos die Liebe angenommen haben
und sie als vollkommen erfahrene Liebe weitergeben sollen – ein Idealbild einer
Gemeinde, aber durch die Erwaehnung des Verrats
sofort mit der anderen Realitaet Jesu und der Jesusgemeinde
konfrontiert, Verrat durch Judas und Verfolgung der Gemeinde in Hass, durch
Synagogenausschluss und Tod (16,1-4).
Verstehenshilfe
für die Kreuzigung
Was
dann in 13,3ff kommt, ist eine Demonstration und Werbung für den Weg Jesu,
gleichzeitig eine Auslegung der bald folgenden Kreuzigung, eine Verstehenshilfe
für die sonst unverstaendliche Kreuzigung.
Der Meister,
der sich beugt – Modell für die Jünger
Der in
allgemeiner Hoffnung erwartete Messias, Meister und Herr, ist der, der sich
unter alle Menschen in grosser Freiheit des Willens
und in Erfüllung des Willens des Vaters beugt. Auch wenn Menschen wie Petrus
das nicht wollen, weil Erniedrigung und Sehnsucht, bedeutend sein zu wollen,
für sie nicht zusammen passen, laesst Jesus sich von
Dienst und Weg zum Kreuz nicht abbringen, sondern handelt und ruft zum
Nachahmen (13,15) auf. Das „wie“, „genauso wie“ in V. 15 zeigt auch das grundsaetzliche Verhalten Jesu auf, das im
Johannesevangelium verschiedentlich angesprochen wird, z.B. „wie mich der Vater
gesandt hat, so sende ich euch.“ Das „wie“ zeigt den ganzen Weg von Gott über
Jesus, über die Jünger zu den Menschen auf.
Der schwere
Status der Jünger
Nicht
aus Matthaeus 10,24 übernommen, aber in Parallele
dazu (aus einem vierten synoptischen Evangelium, wie ich meine) zeigt Jesus mit
der grossen Betonung des „Amen, Amen“ den Status des
Jüngers auf: nicht groesser zu sein als der Herr und
Meister. Diese Worte sind hart für eine in der Verfolgung lebende Gemeinde, aber
realistisch und doch auch staerkend, weil Jesus
zuerst den Dienst der Niedrigkeit geleistet hat.
Jesus – ein
über die Erde schreitender Gott?
Wenn
Ernst Kaesemann einst Jesus als den nach dem
Johannesevangelium und besonders nach Joh 17 über die
Erde schreitenden Gott charakterisiert hat, so hat er Joh
13 übergangen. Für Johannes war die Tradition der Fusswaschungsgeschichte
Beispiel für den ganz am Boden kriechenden Jesus, der sicher deswegen auch
verraten wurde und damals bis heute deswegen verlassen wird.
Hoffnung für gebeugte Nachfolger
Jesu
Dass
dieser Jesus in 13,1 als „zum Vater hinübergehend“ gezeichnet wird, laesst die, die ihn im Dienst nachahmen und selbst am Boden
kriechen, hoffen.
Diese Abhandlung ist hier entnommen:
http://www.erlangen-evangelisch.de/johannesevangelium/index.htm