Johannes 12, 44-50

 

Mit Joh 12,50 endet der erste Teil des Johannesevangelium

Der Text bildet das Ende des ersten Teiles des Johannesevangeliums. Er wird von manchen als nicht vom Evangelisten stammend angesehen wegen der Wiederholung von Themen aus den vorangegangenen Kapiteln.

 

Ich sehe dagegen den Text als kleines johanneisches Kompendium zu Christologie und Apologetik des Johannesevangeliums, verfasst für die christliche Gemeinde, damit sie mit gegen sie gerichteten Vorwürfen umzugehen versteht.

 

Vorwürfe:

*   Von den Christen würde Jesus in der Vordergrund gestellt, der Vater ist zweitrangig. Ihm wird eine zweite Gottheit zugesellt. Das geht gegen den Monotheismus.

 

Polemik hat z.T. recht

Hier handelt es sich um jüdische und spaeter von Juden durch Moslems übernommene antichristliche Polemik, die bis heute benutzt wird – und z.T. mit Recht benutzt wird, wenn nur noch vom Glauben an Christus gesprochen wird und nicht vom Glauben durch Christus an Gott.

 

Wie Johannes des Vorwurf begegnet

Johannes begegnet dem Vorwurf dadurch, dass er als das Ziel des Glaubens an Jesus Gott nennt. (Im AT findet man eine Parallele, wenn es Ex 14,31 heisst: „Und das Volk fürchtete den Herrn, und sie glaubten an Gott und an Mose“). Joh 12,44 heisst es: „Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat.“

 

Warum Jesus ‚schreit’

Jesus ruft das Ganze überaus laut aus, schreit, dass es alle hoeren (so auch Joh 7,37). Es geht um etwas Zentrales im Glauben:

*   Die Gegner: Warum sollen wir nicht gleich an Gott glauben, sondern durch Jesus an Gott?

Weil der ganzen Welt der Auszug in die Freiheit gelingen soll. Jesus als Licht der Welt führt aus der Finsternis. Es geht um eine Aussage für die ganze Welt, nicht nur für Juden. Durch Jesus werden Heiden in die Gemeinde der Ausziehenden aus der Finsternis in die Freiheit gerufen.

*   Die Gegner: Wo bleibt das im Menschensohn angekündigte Gericht?

Malerei hat oft den richtenden Christus in den Mittelpunkt von Kirchenportalen gesetzt.

 

Johannes betont das Heil in Christus

Johannes aber betont das Heil, die Heilung, die Rettung durch den Gesandten (Jes 6,10 Ende; LXX Ps 39,5-12, besonders V.11). Durch Jesus sind aus dem Judentum herkommende Menschen und Menschen der ganzen Welt angesprochen. Das Gericht wird durch Jesus, der Glauben ermoeglicht, entmachtet oder es vollzieht sich durch Gott wegen der nicht beachteten Worte und des Handelns Jesu als Konsequenz der Entscheidung des Unglaubenden.

 

Die besondere Gestalt des Gerichts

Das Gericht vollzieht sich also in der jeweiligen Jetztzeit oder nicht (für den Glaubenden) oder am Ende oder nicht (für den Glaubenden). Es geht darum, hinter dem Beauftragten den Beauftragenden wahrzunehmen und ernst zu nehmen. Insofern ist Gott ganz in Jesus und Jesus ist ganz in Gott.

 

Gebote halten und leben – oder: Gottes Wort hoeren und leben

Waehrend in jüdischer Anschauung das Gebot durch das Halten Leben ermoeglicht, wird das Gebot von Johannes als das Wort Gottes verstanden. Wer es aufnimmt, hat ewiges Leben.

Wer Johannes ein wenig besser verstehen will, sollte dem „wie“ aus Joh 12,50 anhand der Konkordanz nachgehen.

 

Das Thema des Monotheismus ansprechen

In Gespraechen mit Juden und Moslems und auch in innerkirchlichen Gespraechen wird auf manche der in Joh 12,44-50 angesprochenen Probleme Bezug genommen werden. Der Prediger kann das im Hinblick auf den Bereich, in dem er lebt, selbst tun.

 

Diese Abhandlung ist hier entnommen:

http://www.erlangen-evangelisch.de/johannesevangelium/index.htm