Jakobus 5, 13 – 20 Predigt,
Bibelarbeit, Andacht, Brief
Gebet
Einenes Morgen traf ich in der Sparkasse einen guten alten
Bekannten, der mich fragte, wie es mir geht. Ich antwortete wahrheitsgemäß, daß es mir im Moment nicht so gut geht. Ich hatte Schnupfen
und auch furchtbare Kopfschmerzen. Nun bedauerte mich mein Gesprächspartner
nicht, sondern sagte: "Dann mußt du eben mehr
glauben und beten und dann hast du auch keinen Schnupfen und keine
Kopfschmerzen mehr", verabschiedete sich und ließ mich mit der Wirkung
dieser weisen Worte und meinen Kopfschmerzen allein.
Man kann über die Aussage dieses
Zeitgenossen nur müde lächeln. Kein vernünftiger Mensch - und auch kein
normaler Christ - denkt beim Schnupfen gleich ans
Beten und hält Kopfschmerzen für eine Glaubensherausforderung.
Ganz im Gegenteil: Wenn uns Husten und
Schnupfen quält, schlucken wir die entsprechenden Tabletten oder greifen auf
altbewährte Hausmittel wie warmes Bier und intensives Schwitzen zurück.
Und sollten wir tatsächlich einmal ernsthaft
krank werden, begeben wir uns schnellstmöglich zum Arzt oder zum befreundeten
Homöopathen.
Jakobus gibt uns im 5. Kapitel seines
Briefes einen ganz anderen Ratschlag. Jakobus 5,
Verse 13 bis 20 (eigene Übersetzung): Leidet jemand unter euch, soll er beten!
Ist jemand guten Mutes, soll er singen! Ist jemand unter euch schwach, soll er
die Ältesten der Gemeinde herbeirufen! Und sie sollen über ihm beten, ihn im
Namen des Herrn mit Öl salben. Und das Gebet des Glaubens wird den Kranken
retten und der Herr wird ihn aufrichten und wenn er Sünden begangen hatte,
werden sie ihm vergeben werden. Ihr sollt also einander die Sünden bekennen und
ihr sollt füreinander beten, damit ihr geheilt werdet. Viel vermag eines
Gerechten Gebet bewirken.
Elia war ein Mensch, uns gleichgeartet und im Gebet betete er, daß
es nicht regnen sollte und es regnete auf der Erde drei Jahre und sechs Monate
nicht. Und wieder betete er und der Himmel gab Regen und die Erde ließ ihre
Frucht aufgehen.
Meine Brüder, wenn jemand
unter euch abirren sollte, weg von der Wahrheit, und jemand bringt ihn zur
Umkehr, soll der, der einen Sünder aus der Irre brachte, wissen, daß er seine Seele vom Tod retten und viele Sünden zudecken
wird.
In einer Art Schnelldurchlauf ermahnt
Jakobus in diesen letzten 8 Versen die Christen zu allen Zeiten und an allen
Orten zum Beten und Handeln!
Ganz allgemein fordert er im 13. Vers zum
Beten auf: Diejenigen die leiden, sollen beten.
Dabei ist dieser Begriff 'leiden' ganz allgemein gefaßt
und schließt alle möglichen Leiden ein. Diejenigen,
denen es gut geht sollen Psalmen singen. Auch hier ist dieser
Begriff ganz allgemein und weit gefaßt.
Jakobus ermutigt uns dazu, aus jeder
Situation unseres Lebens ein Gebet zu machen. Somit hat mein Gesprächspartner
in der Sparkasse also garnicht so unrecht gehabt,
wenn er sagte: "Dann mußt du eben beten, wenn du
erkältet bist!"
Jakobus sagt hier nichts anders! Mach aus
jeder Lebenslage ein Gebet!
Nach dieser allgemein gehaltenen
Aufforderung zum Beten in jeder Lebenslage, wendet er sich mit den nächsten
Versen an die Kranken der Gemeinde im Besonderen: Ist
jemand unter euch schwach, soll er die Ältesten der Gemeinde herbeirufen! Und
sie sollen über ihm beten, ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Und das Gebet
des Glaubens wird den Kranken retten und der Herr wird ihn aufrichten und wenn
er Sünden begangen hatte, werden sie ihm vergeben werden.
Der Begriff krank im 14. Vers ist bewußt doppeldeutig von Jakobus gemeint. Er bedeutet soviel
wie: "kraftlos, schwach, körperliche Schwäche". Dieses Wort ist der Gegenbegriff zu Kraft und umfaßt
die Dimensionen des physischen, psychischen, sozialen, wirtschaftlichen und
schließlich auch geistigen Unvermögens (Theoogisches
Begriffslexikon, Seite 1101). Jakobus
ruft hier also nicht nur die körperlich Kranken dazu auf, die Ältesten der
Gemeinde zur Fürbitte kommen zu lassen, sondern alle Schwachen der Gemeinde im
weitesten Sinne des Wortes sind hier an-gesprochen
und dürfen für sich beten lassen! Indem Jakobus hier bewußt
ein anderes Wort für Krankheit wählt, eröffnet er die Möglichkeit der Fürbitte
jedem Schwachen in der Gemeinde.
In Verbindung mit der allgemeinen
Aufforderung zum Beten im 13 Vers kann man diesen Vers hier auch so verstehen:
Wer zu schwach ist, um noch für sich alleine beten zu können, darf die Ältesten
der Gemeinde zur Fürbitte kommen lassen!
In erster Linie werden die Kranken der
Gemeinde von Jakobus dazu aufgefordert die Ältesten zu rufen. Daneben können
aber auch alle andern, die unter ihrer physischen, psychischen, sozialen,
wirtschaftlichen und schließlich auch geistigen Schwäche leiden, die Ältesten
rufen! Damit eröffnet uns Jakobus ungeahnte Möglichkeiten der Hilfestellung,
die wir heute zum größten Teil aus den Augen verloren haben! Die mehrfache
Bedeutung dieses Begriffes krank erinnert an das Pauluswort: "Einer trage
des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen" (Galater 6,2).
Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang, daß Jakobus die Ältesten der Gemeinde nicht einfach zu den
Kranken und Schwachen losschickt, sondern das die
Initiative von den Kranken und Schwachen ausgeht! Das erinnert an Jesus, an so
manche Krankenheilung, wo er die Kranken fragte: Was soll ich tun? So fragte er
z.B. den blinden Bartimäus nach Markus 10: Was willst du, daß ich für dich
tun soll? Der Blinde sprach zu ihm: Rabbuni, daß ich sehend werde. Jesus aber sprach zu ihm: Geh hin,
dein Glaube hat dir geholfen. Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach
auf dem Wege.
Genauso wie der Blinde seinen Willen zur
Hilfe und zur Heilung bei Jesus formulieren mußte,
sollen die Kranken und Schwachen nach Jakobus ihren Willen zur Hilfe
formulieren, indem sie die Ältesten rufen.
Nach Jakobus und auch nach Jesus geht die
Initiative immer von dem Kranken aus. Er muß
formulieren, was er eigentlich will! Gott zwingt sich niemanden auf! Gott
vergewaltigt weder einen Menschen zum Glauben, noch einen kranken Christen,
damit er Hilfe und Heilung erfährt. Wer krank sein will, wird von Gott nicht zwangsgeheilt!
Es gibt tatsächlich einen Zusammenhang
zwischen unserem Willen und der Krankheit! Wer nicht gesund werden will, wird
in der Regel auch nicht gesund. Was Ärzte und Therapeuten uns heute an dieser
Stelle als neue Erkenntnis vermitteln, hat Jesus praktiziert und Jakobus gewußt! Deshalb appelliert Jakobus hier an den Willen der
Kranken und Schwachen der Gemeinde und macht ihnen Mut, die Ältesten zu rufen,
um damit zu dokumentieren, daß sie wirklich gesund
werden und Hilfe in Anspruch nehmen wollen.
Die katholische Kirche hat nicht zuletzt
aufgrund dieser Verse des Jakobusbriefes als 7. Sakrament die Krankensalbung,
die früher 'letzte Ölung' genannt wurde. Allerdings wendet sich Jakobus hier
nicht in erster Linie an Sterbende, sondern an Kranke, auch wenn diese Kranken
unter Umständen sterbenskrank sein können. Im Gegensatz zur Krankensalbung der
katholischen kirche geht es Jakobus aber nicht darum,
einen Sterbenden auf seinen Tod und die Ewigkeit vorzubereiten, sondern um
machtvolle Fürbitte, um Hilfe und sogar Heilung.
Die Ältesten der Gemeinde sollen über einen
Kranken beten und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Bei dem Öl handelte es
sich um das ausgepreßte Öl der Olive. Olivenöl wurde
damals vielfältig gebraucht und eingesetzt: Bei der Zubereitung vieler Speisen,
als Brennstoff für Lampen, als Medizin sowohl innerlich als auch äußerlich
angewandt und auch als Badezusatz war Olivenöl beliebt. Daneben wurde Öl bei
der Priesterweihe und bei der Berufung zum Königsamt eingesetzt. Öl versinnbildlichte
Freude, Trost und geistliche Nahrung. Außerdem wird Öl in der Bibel als Zeichen
der Nähe Gottes und für den Heiligen Geist gebraucht.
Wenn die Ältesten über einen Kranken beten
und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben, soll das Salben mit Öl zeichenhaft
die Nähe Gottes deutlich machen! Nicht mehr und nicht weniger! Das Salben mit
Öl ist lediglich ein Zeichen und ein Symbol. Deshalb ist es auch nicht
unbedingt erforderlich, aber es kann dem Kranken und Schwachen eine Hilfe sein,
ihn zeichenhaft mit Öl zu salben, um ihn so sichtbar die Nähe Gottes spüren zu
lassen.
Im 15. Vers nennt Jakobus drei Auswirkungen:
1. Das Gebet des Glaubens wird den Kranken
retten
2. Der Herr wird ihn aufrichten
3. Eventuell begangene Sünden werden
vergeben
Alle drei genannten Wirkungen werden hier
nicht als mögliche Auswirkungen dem Kranken in Aussicht gestellt, sondern als
bestimmt eintreffende Zusagen formuliert. Jakobus sagt hier also nicht, die
Fürbitte der Ältesten könnte vielleicht dieses oder jenes bewirken, sondern er
sagt es wird eintreffen!
1. Das Gebet des Glaubens wird den
Kranken retten!
Dieses Wort retten bedeutet: retten,
erlösen, helfen, bewahren, unversehrt erhalten und ist hier im Sinne von gesund
werden zu verstehen. Das entsprechende Hauptwort bedeutet Retter und Heiland.
Älteste, die über einen Kranken beten,
dürfen tatsächlich damit rechnen, daß Gott den
Kranken heilen kann! Dementsprechend werden sie auch um Heilung beten.
2. Der Herr wird ihn aufrichten!
Nicht die Ältesten können Menschen heilen,
auch nicht der Gebrauch von Öl bewirkt etwas, sondern allein der auferstandene
Jesus kann Menschen heilen und aufrichten. Dieses Wort bedeutet: aufwecken,
aufstehen lassen, aufrichten, auferwecken und gesund machen. Es wird im neuen
Testament vor allen Dingen gebraucht, um die Auferstehung Jesu zu beschreiben.
3. Begangene Sünden des Kranken werden
ihm vergeben werden.
Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang, daß hier nichts vom Sündenbekenntnis steht. Deshalb bin ich
der Meinung, daß es sich hier um längst von Gott her
vergebene Schuld handelt, die dem Kranken oder Schwachen aber jetzt im Moment
wieder zu schaffen macht. Aus der Seelsorge weiß ich, wieviel
wir Christen an längst von Gott her vergebener Schuld leiden und wie der Teufel
uns mit dem Hinweis auf alte Sünden unseren Glauben in Frage stellt.
Meines Erachtens geht es in dieser dritten
Zusage darum, daß der Kranke und Schwache sich seiner
Vergebung wirklich sicher wird und so auch frei wird von den Anfechtungen des
Teufels.
Mit dem 16. Vers wendet sich Jakobus wieder
allgemein an alle Christen. Ihr sollt also einander
die Sünden bekennen und ihr sollt füreinander beten, damit ihr geheilt werdet.
Viel vermag eines Gerechten Gebet bewirken. Wir werden hier dazu
aufgerufen, einander die Sünden zu bekennen, voreinander Schuld einzugestehen
und füreinander zu beten. Als Auswirkung nennt Jakobus die Heilung. Dieses Wort
ist eindeutig deutlich und bedeutet tatsächlich Heilung. Jakobus spielt hier
darauf an, daß Krankheit und Sünde nicht zwingend
aber manchmal eben doch zusammengehören. Die landläufige Meinung zur Zeit des
Neuen Testaments war, daß Krankheit immer Folge einer
bestimmten Sünde sei. Jesus wehrt sich gegen diese Meinung und heilt einen
Kranken, um die Macht Gottes zu demonstrieren (Johannes 9,1-7). Sicherlich kann
Krankheit im Leben eines Christen Folge einer Sünde sein. So schreibt Paulus
den Korinthern im Zusammenhang mit dem Abendmahl - das sie ja zur Orgie im
wahrsten Sinne des Wortes verkommen ließen - Darum sind auch viele Schwache und
Kranke unter euch, und nicht wenige sind entschlafen (1.Korinther 11, 30).
Wie gesagt: Krankheit kann Folge einer Sünde
sein. Sie ist aber nicht immer und schon garnicht
eindeutig auf eine bestimmte Sünde zurückzuführen!
Um Sünde aber als Krankheitsursache
auszuschließen, fordert Jakobus uns dazu auf, einander die Sünden zu bekennen
und füreinander zu beten, damit wir geheilt werden!
Grundsätzlich gilt: Christen werden krank
wie alle anderen auch, weil die Krankheit als Erscheinungsbild zur gegenwärtigen
Welt gehört!
An dieser Stelle thesenartig die biblischen
Aussagen zur Krankheit:
1: Krankheit ist Folge des Sündenfalls!
2: Krankheit gehört als Erscheinungsbild zur gegenwärtigen Welt!
3: Christen werden genauso krank wie alle anderen auch!
4: Krankheit im Leben eines Christen kann Prüfung, Anfechtung, Gericht
Gottes oder einfach Ausdruck des Menschseins sein!
5: Krankenheilung ist Zeichen der in Jesus Christus bereits angebrochenen,
aber letztlich doch noch kommenden Gottesherrschaft!
6: Die Gabe der Krankenheilung ist einzelnen Christen nicht als
Heilungsautomatismus oder Sensation, sondern zum Dienst und zur
Verkündigungsbekräftigung gegeben!
7: Kranke Gemeindeglieder sollen sich an ihre Ältesten wenden!
8: Keine Krankenheilung ist dauerhaft! Auch die von Jesus geheilten sind
gestorben!
9: Krankenheilung als Wiederherstellung eines vollkommenen physischen,
psychischen und sozialen Wohlbefindens (Definition für Gesundheit laut WHO) hat
es seit dem Sündenfall in dieser Welt noch nicht gegeben!
10: Krankheit wird es erst in der neuen Welt Gottes nicht mehr geben!
11: Und dennoch dürfen und sollen wir vertrauensvoll für physische,
psychische und soziale Heilung beten! Matthäus 21, 22: Ihr werdet alles bekommen,
wenn ihr im festen Glauben darum bittet. Johannes 15, 7: Wenn ihr aber
fest mit mir verbunden bleibt und euch nach meinem Wort richtet, dürft ihr von
Gott erbitten, was ihr wollt; ihr werdet es erhalten.
Wenn Jakobus uns im 16. Vers dazu auffordert
voreinander die Sünden zu bekennen, geht es einerseits sicherlich im konkreten
Fall darum, vor einem anderen Christen Schuld zu bekennen, um so der Vergebung
gewisser werden zu können. Andererseits macht dieses Wort aber auch deutlich, daß wir als Christen zugleich immer noch Sünder sind und
deshalb kein Christ das Recht hat, sich über einen anderen Christen zu erheben!
Das Gebet eines Gerechten ist damit das Gebet eines Christen, der sich vor Gott
seiner Schuld bewußt ist, vor anderen Menschen nicht
überheblich erscheint und von der Vergebung Gottes lebt.
In den Versen 17 - 18 werden wir anhand des
Beispiels von Elia zum Beten ermutigt. Elia war ein
Mensch, uns gleichgeartet und im Gebet betete er, daß es nicht regnen sollte und es regnete auf der Erde drei
Jahre und sechs Monate nicht. Und wieder betete er und der Himmel gab Regen und
die Erde ließ ihre Frucht aufgehen.
Und mit den Versen 19 - 20 werden wir zur
Seelsorge an abirrenden Christen aufgefordert. Meine
Brüder, wenn jemand unter euch abirren sollte, weg von der Wahrheit, und jemand
bringt ihn zur Umkehr, soll der, der einen Sünder aus der Irre brachte, wissen,
daß er seine Seele vom Tod retten und viele Sünden
zudecken wird.