Jakobus 2, 14 – 26 Predigt,
Bibelarbeit, Andacht, Brief
Glaube praktisch
"Das Leben war so
viel einfacher, bevor ich Dich getroffen habe." Ist das auch meine
Geschichte?
Empfinde ich in Wahrheit, meinen Glauben als
Einengung und nicht als freimachend und frohmachend? Würde ich, wenn ich
könnte, am liebsten aus dem Glauben aussteigen, weil Gott mir Angst macht, sein
Wort und seine Gebote mich wie ein Korsett erdrücken und ich ständig mit einem
schlechten Gewissen herumlaufe? Ständig das Gefühl habe, ihm nicht zu genügen,
kein "guter" Christ zu sein und mich immer wieder die Angst
beschleicht, ob ich es wirklich bis in den Himmel schaffe.
Bevor wir uns dem heutigen Text aus dem
Jakobusbrief zuwenden, sind diese Fragen wichtig. Weil sonst nämlich genau das
Gegenteil von dem passiert, was Jakobus möchte - und vor allem was Gott möchte.
Gott möchte uns nicht erdrücken und
einengen. Seine Liebe kann uns in die Freiheit führen. Er sehnt sich danach, daß unsere Beziehung zu ihm nicht von der Angst, sondern
von der Freude bestimmt wird. Nur seine Liebe kann uns die Angst nehmen. Dort,
wo wir uns geliebt wissen, ist kein Raum mehr für die Angst. Dort, wo wir uns
geliebt wissen, können wir aufatmen und durchatmen, daß
Leben genießen, den Augenblick feiern und der Freude über Gott und das was er
uns schenkt, Raum geben.
Losgelöst von der Liebe Gottes sind die
Verse 14 bis 26 aus dem 2. Kapitel des Jakobusbriefes wirklich erdrückend. Jakobus
möchte uns in diesen Versen herausfordern aus unserer Liebesbeziehung zu Gott
zu leben und diese Liebesbeziehung auch konkret in unserem Alltag mitzunehmen
und dort zu leben.
Wer sich der Liebe Gottes nicht gewiß ist, wer sich von Gott nicht wirklich geliebt und
angenommen weiß, wird diese Verse falsch hören.
Deshalb sollten wir hier einen kurzen
Schnitt machen und uns dessen erst noch einmal bewußt
werden: Ich bin von Gott geliebt. Ich kann und muß
mir seine Liebe nicht erst verdienen. Sie ist mir geschenkt. Gott liebt mich
nicht aufgrund dessen, was ich tue oder leiste, was ich lebe oder wie ich lebe.
Gott liebt mich, weil ich bin. Und er liebt mich ohne Wenn und Aber. Er schaut
mich an. Jetzt und hier. Und er freut sich über mich und er liebt mich. Bedingungslos.
Grenzenlos.
Jakobus 2, 14 - 26: Meine Brüder, was nützt
es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der
Glaube ihn retten? Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung ist und
ohne das tägliche Brot und einer von euch zu ihnen sagt: Geht in Frieden, wärmt
und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht, was sie
zum Leben brauchen - was nützt das?
So ist auch der Glaube für
sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat. Nun könnte einer sagen:
Du hast Glauben, und ich kann Werke vorweisen; zeig mir deinen Glauben ohne die
Werke, und ich zeige dir meinen Glauben aufgrund der Werke.
Du glaubst: Es gibt nur den
einen Gott. Damit hast du recht; das glauben auch die
Dämonen, und sie zittern. Willst du also einsehen, du unvernünftiger Mensch, daß der Glaube ohne Werke nutzlos ist?
Wurde unser Vater Abraham
nicht aufgrund seiner Werke als gerecht anerkannt? Denn er hat seinen Sohn
Isaak als Opfer auf den Altar gelegt. Du siehst, daß
bei ihm der Glaube und die Werke zusammenwirkten und daß
erst durch die Werke der Glaube vollendet wurde. So hat sich das Wort der
Schrift erfüllt: Abraham glaubte Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit
angerechnet, und er wurde Freund Gottes genannt.
Ihr seht, daß
der Mensch aufgrund seiner Werke gerecht wird, nicht durch den Glauben allein.
Wurde nicht ebenso auch die
Dirne Rahab durch ihre Werke als gerecht anerkannt,
weil sie die Boten bei sich aufnahm und dann auf einem anderen Weg entkommen
ließ?
Denn wie der Körper ohne den
Geist tot ist, so ist auch der Glaube tot ohne Werke.
Schwarzbrot am Sonntagmorgen - so könnte man
diese Verse auch überschreiben. Doch wie gesagt: Jakobus will uns mit diesen
Versen nicht den Marsch blasen, sondern auf die Füße verhelfen, zum
alltäglichen Leben unserer Liebesbeziehung zum lebendigen Gott.
Jakobus beginnt diesen Abschnitt über
Glauben und Werke mit einer rhetorischen Frage: Was
nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa
der Glaube ihn retten? Da ist also einer, der sagt: "Ich bin
Christ und ich glaube an Jesus Christus!" Und das war's - mehr spürt und
merkt man nicht von seinem Glauben. Er ist zwar bekennender Christ, aber in
Wahrheit praktizierender Atheist. Lautstark bekennt er sich zu Jesus und lebt
in Wahrheit alltäglich ohne ihn.
Beim Christsein
geht es um eine wirkliche Lebens- und Liebesbeziehung - wie in einer Ehe - und
nicht um eine theoretische Zustimmung zu bestimmten Glaubens- und Lehrsätzen. Christsein meint mehr als nur mit bestimmten Glaubensaussagen
übereinzustimmen. Glauben meint mehr als nur etwas
nicht Beweisbares für möglich zu halten.
Wir sprechen vom Glauben, wenn uns die
Beweise fehlen. Für uns fängt der Glaube normalerweise dort an, wo die
Wissenschaft aufhört. Glauben ist Nichtwissen, sagen wir.
Wenn man in der Bibel diesem Begriff
'Glauben' nachgeht, stellt man fest, daß für die
Schreiber dieses Buches 'Glauben' mehr ist. In diesem Wort stecken auch die
Worte Vertrauen und Treue.
"Ich glaube dir", haben Sie das
auch schon einmal einem Menschen gesagt? Und was haben Sie damit gemeint? Das
Sie diesem Menschen nur glauben können, weil ihnen die Beweise fehlen - wohl
kaum! Sie wollten damit zum Ausdruck bringen: Du, ich vertraue dir. Ich
verlasse mich fest darauf, daß das, was du mir sagst,
stimmt. Ich bin davon überzeugt, daß du mich nicht
anlügst, sondern das du mir die Wahrheit sagst. Ich
glaube dir. Ich vertraue dir. Ich verlasse mich auf dich und dein Wort.
Merken wir, daß
dieser Begriff 'Glaube' viel mehr ist, als ein bloßes Nichtwissen?
Wenn ein Mensch sagt: "Jesus Christus,
ich glaube dir!", sagt er damit zugleich: "Ich will dir lebenslang
vertrauen und ich vertraue dir mein gesamtes Leben an, ich will dir treu sein,
ich verlasse mich auf dich und dein Wort!
Glauben ist also mehr als nur etwas nicht
Beweisbares für möglich zu halten, als ein bloßes Nichtwissen. Wenn ein Mensch
sagt: "Jesus Christus, ich glaube dir", kommt das dem JA-Wort auf dem Standesamt gleich. Christsein
ist Lebens- und Liebesbeziehung.
Deshalb wird Jakobus so massiv. Deshalb
hinterfragt er einen bekennenden Christusglauben, der sich nicht im Alltag des
Lebens zeigt. Weil Christsein mehr ist als nur
theoretisch richtigen Sätzen zuzustimmen. So fordert er uns zum ganzheitlichen Christsein heraus, zum Glauben, der alltäglich und damit
lebendig wird.
Oder mit seinen Worten: Zum Glauben, dem die
Werke folgen. Denn Glaube ohne Werke ist laut Jakobus tot!
Glauben ohne Werke ist wie heiraten ohne als
Ehepaar beieinander und miteinander zu leben.
Wozu Jakobus uns hier auf- und
herausfordert, ist eigentlich eine ganz normale und natürliche Sache. Wenn ein
Mensch Christ wird, lebt er auch dementsprechend als Christ. Und das nicht nur
am Sonntag, sondern tagtäglich und rund um die Uhr. Genauso wie kein Ehemann
und keine Ehefrau Urlaub von der Ehe machen kann und sagen kann: Ich bin nur Montags, Mittwochs und Samstags verheiratet. So kann auch
kein Christ nur am Sonntag seinen Glauben leben!
Entweder ist man verheiratet und dann
tagtäglich und rund um die Uhr, oder aber man ist nicht verheiratet. Man kann
nicht nur ein bißchen verheiratet sein!
Genauso ist es auch mit dem Christsein und dem Glauben. Entweder ist man Christ und
dann tagtäglich und rund um die Uhr, oder aber man ist kein Christ. Man kann
nicht nur ein bißchen Christ und christlich sein.
Ganz oder gar nicht sagt Jakobus hier!
Das Jakobus sich hier 13 Verse lang zum
Thema ganzheitliches Christsein ausläßt
und die Art, wie er es tut, machen deutlich, daß das
was natürlich und normal im Leben eines Christen sein sollte, bei Christens noch lange nicht normal und schon gar nicht
alltäglich ist!
Unser Text hat bis heute Anlaß
zu Mißverständnissen gegeben. Luther nannte den
Jakobusbrief nicht zuletzt aufgrund dieser Verse 'eine stroherne
Epistel'.
Wenn man unseren Text mit Römer 3 vergleicht
(unser Lesungstext von heute morgen), gewinnt man den Eindruck, als wenn Paulus
und Jakobus sich absolut widersprechen. Paulus sagt: Der Mensch wird gerecht ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben (Römer 3,28). Jakobus hält dagegen: Der Mensch wird durch Werke gerecht, nicht durch Glauben
allein (Jakobus 2, 24). Dem
Buchstaben nach lassen sich Jakobus und Paulus nicht vereinigen. Wir müssen
schon, um beide verstehen zu können und nicht gegeneinander auszuspielen - wie
es Luther tat - danach fragen, um was es einerseits Paulus und andererseits
Jakobus ging. Oder deutlicher gesagt: In welche Situation hinein hat Paulus
geschrieben und in welche Situation Jakobus?
Dann läßt sich
feststellen, daß Paulus es mit Menschen zu tun gehabt
hat, die vom jüdischen Denken her kamen und der Meinung waren: Das Einhalten
bestimmter Ordnungen und Gebote verschaffen mir freien Zutritt zu Gott. Diesen
sagt Paulus: Allein der Glaube!
Jakobus hatte es mit Menschen zu tun, die es
scheinbar mit der Gnade Gottes etwas zu leicht nahmen, mit einem verweltlichten
und verweichlichten Christentum. Diesen sagt Jakobus: Der Glaube muß praktische Auswirkungen haben, wenn es sich um
wirklichen Glauben handeln soll.
Oder anders gesagt: Jakobus setzt nicht bei
Römer 3, sondern bei Römer 12 ein. Dort schreibt nämlich sogar Paulus: Angesichts des Erbarmens Gottes ermahne ich euch, euch
selbst als lebendiges und heiliges Opfer darzubringen, das Gott gefällt; das
ist für euch der wahre und angemessene Gottesdienst (Römer 12, 1).
Beiden - Paulus und Jakobus - geht es also
um ganzheitliches Christsein, um Glauben, der sich
tagtäglich im Alltag des Lebens zeigt!
Jakobus geht es nicht darum, daß sich Christen theologisch und biblisch richtig ausdrücken
können, sondern das sie ihren Glauben ausleben. Um es
auf den Punkt zu bringen: Ihm ist es wichtiger, daß
man ganzheitlich und tagtäglich mit Jesus lebt, als das man weiß, wieviele Kapitel das Buch Hiob hat und richtig von
Bekehrung oder Glauben spricht.
Für Jakobus ist Christsein
nicht die Anhäufung von richtigen Erkenntnissen und Wissen, sondern Lebens- und
Liebesbeziehung mit Jesus.
In den Versen 15 und 16 wird er massiv und
konkret: Was hat einer davon, der ohne Kleider und ohne Nahrung ist, wenn ihr
ihm fromme Worte mit auf den Weg gebt, ohne ihn allerdings mit dem Notwendigen
zu versorgen?
Einem Hungernden nichts zu essen zu geben,
ihm aber stattdessen zu sagen: "Gott segne dich" ist Gotteslästerung,
ist toter Glaube!
Jakobus wählt in diesen beiden Versen ein
Beispiel, das exemplarisch für alle möglichen Situationen steht. Statt einem
Hungernden könnte auch ein Alkoholiker, statt einem ohne Kleidung auch ein
psychisch Kranker kommen. Fromme Worte ohne praktische Taten - sagt Jakobus - sind toter Glaube.
Jakobus ist massiv und er hinterfragt unser Christsein schonungslos.
Im 18.Vers greift er einen möglichen Einwand
auf. Der könnte aus unserer Zeit des Pluralismus und der vielen Meinungen
stammen. Der eine sagt: Er hat Glauben. Der andere sagt, er hat Werke. Soll
doch ein jeder so leben und denken, wie er es meint. Jakobus greift diesen
scheinbaren Einwand auf und wieder fordert er uns heraus: Zeig mir deinen
Glauben ohne Werke und dann zeige ich dir meinen Glauben aufgrund der Werke!
Du glaubst - so argumentiert er im 19. Vers
weiter - es gibt nur einen Gott. Und damit hast du recht.
Das glauben auch die Dämonen und sie zittern.
Hier wird noch einmal deutlich, daß für Jakobus Glauben mehr ist, als nur einem Glaubens-
und Lehrsatz zuzustimmen. Selbst die Dämonen glauben an Gott. Aber dieser
Glaube - dieses reine Wissen, diese theoretische Kenntnis bewirkt gar nichts.
Im Gegenteil: Ein theoretischer Kopfglaube schafft nur Angst, bewirkt nur
Zittern.
Glaube ohne Werke ist nutzlos, Theorie ohne
Praxis leblos. Wer nur Sonntags glaubt verkümmert im
Alltag des Lebens. Glauben ist also mehr, als nur theoretisch davon überzeugt
zu sein, daß Jesus Christus für uns gestorben und
auferstanden ist. Glauben bedeutet mit dem auferstanden und gegenwärtigen Jesus
tagtäglich zu leben, ihm zu vertrauen im Alltag, ihm jeden einzelnen Tag
anzuvertrauen und ihm treu zu sein. Christsein ist
mehr als nur das Glaubensbekenntnis überzeugend mitsprechen zu können, ist
Lebens- und Liebesbeziehung mit Jesus.
In den Versen 21 - 23 wird uns Abraham als
Beispiel für ganzheitlichen Glauben vorgestellt. Er hat sogar seinen Sohn als
praktisches Opfer auf den Altar gelegt. Im praktischen Leben des Abraham zeigte
sich sein Glaube. Und Jakobus folgert daraus im 24.Vers: Ihr seht, daß der Mensch aufgrund
seiner Werke gerecht wird, nicht durch den Glauben allein.
Im folgenden Vers greift Jakobus ein
weiteres atl. Beispiel auf: Der ganzheitliche Glaube
der Hure Rahab.
Wie ein vierfacher Paukenschlag klingt seine
massive Forderung nach ganzheitlichem Christsein:
Vers 17: So ist
auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat.
Vers 20: Willst
du also einsehen, du unvernünftiger Mensch, daß der
Glaube ohne Werke nutzlos ist?
Vers 24: Ihr
seht, daß der Mensch aufgrund seiner Werke gerecht
wird, nicht durch den Glauben allein.
Vers 26: Denn
wie der Körper ohne den Geist tot ist, so ist auch der Glaube tot ohne Werke.
Mit diesen massiven Sätzen will Jakobus uns
nicht fertig machen, sondern zum ganzheitlichen Glauben und Leben verhelfen. Es
geht um praktischen Glauben, es geht um tagtäglichen und alltäglichen Glauben.
Es um eine wirkliche Lebens- und Liebesbeziehung - wie in einer Ehe - und nicht
um eine theoretische Zustimmung zu bestimmten Glaubens- und Lehrsätzen.
Wenn ich auf meine knapp 22 Jahre Christsein zurückblicke, dann fällt mir auf, daß das was Jakobus hier schreibt und auch fordert, am
Anfang meines Christseins gang und gebe war. Ich war
Christ und das war ich rund um die Uhr, daß bekam
auch jeder zu spüren und man merkte es mir an, daß
ich mit Jesus lebe.
Heute merke ich, daß
ich mich an Jesus gewöhnt habe. Das mein Glaube und mein Christsein
manchmal wie eine in die Jahre gekommene Ehe ist. Mehr Neben- statt
Miteinander. Man kennt sich eben. Aber die Begeisterung und Schwärmerei des
Anfangs ist vorbei.
Genau dafür ist Jakobus 2 geschrieben: Für
die in die Jahre gekommenen Christen. Um uns wieder wachzurütteln, um uns
aufzuwecken. Es geht um ein wirkliches Miteinander mit Jesus, und nicht um ein
Nebeneinander. Es geht nicht darum, daß wir Jesus nur
am Sonntag besuchen, wie einen alten Freund, sondern, daß
wir mit ihm zusammen tagtäglich leben und ihm die Gestaltung unseres Lebens
überlassen.
Denn wie der Körper ohne den Geist tot ist,
so ist auch der Glaube tot ohne Werke.
Sicherlich kann jetzt kein Appell kommen.
Dafür sind Christen herrlich unterschiedlich und so wie jede Ehe einmalig und
einzigartig gelebt wird, so lebt auch jeder von uns einmalig und einzigartig in
seiner Beziehung zu Jesus. Christen tragen keine Uniform. Sie leben ihren
Glauben bunt und unterschiedlich. Es gibt kein Rezept für ganzheitliches Christsein und tagtäglichen Glauben! Man nehme erstens und
tue zweitens und lasse drittens. Jeder von uns lebt mit Jesus sein ganz eigenes
Christsein. Deshalb kann und gibt es kein Rezept für
gelebten Glauben.
Jetzt ist jeder einzelne von uns ganz
persönlich aufgefordert mit Jesus darüber zu reden: Wo sein Glaube praktischer,
lebendiger und alltäglicher werden kann und sollte. Für den einen kann die
Antwort lauten: Sich am Abend vom Fernseher weg und zum Hauskreis auf zu
machen. Für einen anderen kann es bedeuten, in dieser Woche endlich einmal den
immer wieder aufgeschobenen Besuch durchzuführen. Für einen dritten kann es
bedeuten, in einem Bereich der Gemeinde aktiv mitzuarbeiten, usw.
Es geht bei den von Jakobus geforderten
Werken nicht um irgendwelche Dinge, die ich als guter Christ erfüllen muß, sondern einzig und allein um eine Lebens- und
Liebesbeziehung mit Jesus, die nicht in der Theorie stecken bleiben kann,
sondern im Alltag gelebt werden will. Genauso wie sich Liebe ja auch sonst
nicht mit theoretischen Erklärungen und Beschreibungen zufrieden gibt, sondern
konkret gelebt werden will, indem sie sich für den Geliebten verschwendet.
Wer sich wirklich von Gott geliebt weiß,
wird aus dieser Liebe heraus sein Leben gestalten. Wer sich nicht wirklich von
Gott geliebt und angenommen weiß, wird diese Verse zwangsläufig als Appell mißverstehen und weiter - bewußt
oder unbewußt - gegen Gott kämpfen.
Nur die Liebe läßt
uns leben, was wir glauben. Das Leben wird dadurch nicht einfacher, aber
spannender und bunter, aufregender und unberechenbarer. Seine Liebe stellt
alles auf den Kopf. Seine Liebe führt in die Freiheit. Seine Liebe läßt unser Herz schneller schlagen. Seine Liebe läßt uns aufatmen und macht uns froh. Nur seine Liebe läßt uns leben, was wir glauben. Ohne Liebe verkommt der
Glaube zum leeren Standpunkt.
Wenn unser Glaube nicht mehr
als ein Standpunkt ist,
den wir einmal für immer
bezogen,
und nicht lebt und gelebt und
erfahren wird,
ist er tot und wir selbst sind
betrogen.
Vater, lehr uns immer neu was glauben heißt,
und überwinde du den Tod,
der in unserm Leben Raum gewann!
Vater, gib uns immer wieder deinen Geist,
und schaffe in und durch uns Leben,
das die Welt verändern kann.
Wenn unsre Liebe nicht mehr ist
als ein Gefühl,
reserviert für besondere
Stunden,
und nicht treibende Kraft
unseres Lebens wird,
ist sie tot und schlägt
tödliche Wunden.
Vater, lehr uns immer neu was lieben heißt,
und überwinde du den Tod,
der in unserm Leben Raum gewann!
Vater, gib uns immer wieder deinen Geist,
und schaffe in und durch uns Leben,
das die Welt verändern kann.
Wenn unsre Hoffnung nicht mehr
als ein Weltbild ist,
mit dem wir uns und die andren
vertrösten,
und nicht Richtschnur für
unsere Arbeit wird,
ist sie tot, weil wir sie von
dir lösten.
Vater, lehr uns immer neu was hoffen heißt,
und überwinde du den Tod,
der in unserm Leben Raum gewann!
Vater, gib uns immer wieder deinen Geist,
und schaffe in und durch uns Leben,
das die Welt verändern kann.
Text und Melodie: Hartmut Birkelbach