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Jakobusbrief - Kap. 1, 1 - 8

von Michael Strauch


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1. Übersetzung aus dem griechischen Grundtext

 

Vers 1: Jakobus, Gottes und des Herrn Jesu Christi Sklave, sendet seine Grüße an die zwölf Stämme in der Zerstreuung.

 

Vers 2+3: Meine Brüder, erachtet es alles für Freude, wenn ihr in vielerlei (Arten) von Anfechtungen geratet, als solche, die wissen, daß solche Prüfungen für euren Glauben Ausdauer bewirken

 

Vers 4: Die Ausdauer/Geduld soll ein vollkommenes Werk am Ende zur Folge haben, damit ihr vollendet und unversehrt seid, indem ihr in keinem Punkt zurückfallt.

 

Vers 5: Wenn aber es jemanden an Weisheit fehlt, der bitte Gott, der vorbehaltlos gibt, und niemanden Vorwürfe macht, sie wird ihm gegeben werden.

 

Vers 6: Er bitte aber im Glauben, nicht wie einer, der zweifelt. Denn einer, der ständig Bedenken hat gleicht einer Meereswoge, die durch den Wind bewegt und hin-und her getrieben wird

 

Vers 7: Ein solcher Mensch möge nicht denken, daß er etwas von dem Herrn empfangen wird

 

Vers 8: Ein Mann mit zwei Seelen (dipsychos) ist unbeständig in allem, was er tut.

 

2. Allgemeine Aussagen zum Jakobusbrief - siehe Einleitungsfragen

 

2.1. Inhalt von Kap 1, 1-11:

Wenn sich der Glaube in schwierigen Situationen zu bewähren hat, ist dies ein Grund zur Freude. Denn er reift dadurch und festigt sich - er lernt alle Weisheit von Gott zu erwarten im vertrauenden Gebet.

 

2.2. Verfasser:

Es ist Jakobus, der Bruder Jesu.

 

2.3. Empfänger:

Juden, die an Jesus Christus gläubig geworden sind. Sie halten die Gesetze im gewissen Rahmen noch ein. Ohne weiteres gilt dieser Brief auch den Heidenchristen In der Diaspora bedeutet, daß nach dem Mord an Stephanus eine Christenverfolgung stattfand Dadurch wurden viele Judenchristen ihrer angestammten Heimat entrissen und führten ein Leben im Ausland oder in umliegenden Gebieten.

 

2.4. Zeit und Ort der Abfassung:

Vermutlich noch vor dem Apostelkonzil, denn es bestanden noch Verbindungen zum Judentum.

 

2.5. Veranlassung

Der Verfasser will den Briefempfängern seelsorgerlich helfen Es sind Christen, die viel von der Bibel "wissen", aber denen geholfen werden muß, den Glauben auch zu leben.

 

 

3. Wortexegese

 

1. Geduld/Ausdauer (hypomonä) 2 Zweifel (diakrinomenos/dipsychos) 3. Glaube (pistis) 4. Anfechtung (peirasmos) 5 Weisheit (sophias)

 

Zu 1: Geduld! Ausdauer bei Jakobus

 

Jakobus 1,3.4 und 5,11: Siehe, wir preisen die glückselig, die ausgeharrt haben, vom Ausharren Hiobs habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen, daß der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist

 

Zu 2: Zweifel

 

Jakobus 1, 6; 2, 4: habt ihr nicht unter euch selbst einen Unterschied gemacht und seid Richter mit bösen Gedanken geworden?

Jakobus 1, 8: 4,8: Naht euch Gott, und er wird sich euch nahen. Säubert die Hände. ihr Sünder und reinigt die Herzen, ihr Wankelmütigen.

 

Zu 3: Glaube Jakobus 1,3.6; 2,5.14-22; 5,15

 

Zu 4: Anfechtung Jakobus 1,2.12: Glückselig der Mann, der die Versuchung erduldet. Denn nachdem er bewährt ist. wird er den Siegeskranz des Lebens empfangen, die er denen verheißen hat, die ihn lieben.

 

Zu 5: Weisheit Jakobus 1,5; 3,13-15:

 

 

Fazit:

- und Ausdauer beschreibt Jakobus am Bild des Hiob. Hier wird deutlich: es hat mich etwas getroffen, was meinen Glauben anfragt. Etwas Schmerzvolles und Schweres. Hiob hat mit Gott gerungen, seinen Unmut ausgedrückt, aber er hat stets bei ihm gesucht Er ist bei ihm geblieben, hat sich nicht selbst von ihm losgerissen (hypomonä - drunter bleiben) Jakobus gebraucht hier gleich zwei Begriffe für Zweifel. Zum einen, wo das Wort richten mitdrin steckt Bei beiden ist die Situation, wo man zwei Wege offen hat und sich entscheiden muß. Der Glaubendc entschließt sich für einen Weg und geht ihn. Der Zweifelnde bleibt vor der Biegung stehen und kommt einfach nicht weiter. Er kann und will sich nicht festlegen.

Die Bewährung in der Anfechtung stärkt den Glauben. Der Glaube hat sich fur etwas entschieden und geht konsequent diesen Weg. An Glaube kann man reich sein! Der wirkliche Glaube ist immer ein aktiver Glaube, nie passiv. Die Werke sind die Folge des Glaubens. Glaube ist die aktive Umsetzung der Gebote Jesu. Wenn ich weiß, was ich tun soll, tue es aber nicht, so glaube ich nicht.

Bei der Anfechtung gebraucht Jakobus in Vers 12 das Bild des Siegeskranzes. Anfechtung bezieht sich hier wohl weniger vom Teufel her, sondern von mir selbst. Der Sportler verlangt viel von sich ab. Er trainiert Es kostet ihn Opfer. Wo er aber standhaft bleibt, wird er siegen.

Die Weisheit ist bei Jakobus offenbar nicht nur im Sinne von geistlichem Wissen zu verstehen. Weise ist der Mensch, der Gottes Willen tut. Weisheit ist vielleicht vergleichbar mit aktivem Glauben.

 

 

 

 

 

 

4.Kommentar

 

Das Wort "Anfechtung" kann auch wieder gegeben werden mit "Erprobung" oder mit "Prüfung" Der Glaube gerät unter Belastung, um zu zeigen, wie stark der Glaube ist. Die Belastung hat aber auch das Ziel. den Glauben zu stärken. Dabei wird unterschieden:

Die Anfechtung, die von außen an mich herantritt und meine Sinne versuchen will. Eine Versuchung die darauf zielt, daß ich in Sünde gerate.

. Die von Gott gesetzte Probe zielt darauf, meinen Glauben zu läutern und zu stärken. Die Unterscheidung fällt manchmal schwer. Ich könnte es mir so vorstellen: Ersteres spricht unsere Sinne im Sinne des Begehrlichen an: Ich habe Verlangen nach etwas, von dem ich weiß, daß Gott es nicht will. Zweiteres ist ein Leiden, nachdem mich in keiner Weise gelüstet. Es kommt als belastendes, einengendes Moment auf mich zu und setzt mich unter Druck. Z.B. hört ein Untermieter zu bestimmten Zeiten am Tag Fernsehen. Dieser Krach ist für mich nicht die geringste Versuchung. Hier heißt Glaube. sich an Gott zu wenden. Bei ihm im Gebet dran zu bleiben, auch dann, wenn die Situation sich eben nicht gleich zum Besseren hin wendet. Gerade das ist ja die Prüfung. Wie lange halte ich es aus. Bewähre ich mich, werde ich z B ruhiger, besonnener, oder habe ich gelernt, freundlich dem Herrn Hahn zu sagen. daß mir der Krach schwer fallt, dann habe ich etwas gelernt. Mein Glaube ist gereifter geworden. Bei letzterem bin ich immer auf Gott angewiesen. Bei ersterem nicht.

In diesen Zeiten der Anfechtung ist die Situation manches mal sehr notvoll. In dieser Situation gilt es, Gott zu bitten, daß er einem Kraft, Ausdauer. Trost spendet Er wird es nicht vorenthalten dem, der ihn beständig darum bittet.

 

Wenn Jakobus den Begriff Werk gebraucht, so meint er dasselbe, was Paulus mit Frucht bezeichnet. Nur das Jakobus hinzufügt, daß der Mensch nicht faul hinter dem Ofen sitzt, sondern Gottes Willen zu seinem Eigenen Willen macht.

Für Mangel leiden könnte man auch übersetzen: "zurückbleiben". Es geht also um ganzen Gehorsam, tätigen Gehorsam und volle Ausschöpfung der Möglichkeiten eines Gott geschenkten Lebens.

 

Wie kommt Jakobus in Vers 5 plötzlich auf die Weisheit zu sprechen?

 

Anfechtung und Weisheit gehören hier offenbar zusammen. Ohne die Weisheit des heiligen Geistes weiß man in der Anfechtung ja gar nicht, wie man sich richtig verhalten soll Gott gibt so wörtlich - ohne Hintergedanken. Er gibt freundlich, liebevoll, gerne. Jede Mißgunst ist Gott fremd.

 

V gl. Mt 2,21 ff. Zweifeln heißt: Mal auf diese, mal auf jene Karte setzen. Den Israeliten war das aufgewühlte Meer schon immer grauenhaft. Es wurde bald zum Bild für den Gottlosen Die Bibel kennt zwei Arten des Zweifels: a. den positiven Zweifel Wenn jemand an seiner Selbstgerechtigkeit zweifelt. Sie kennt b. einen negativen, sündigen Zweifel: das ist der, der an Gottes Wort und seinen Verheißungen zweifelt.

 

Das Generalerlebnis ist klar: dieses Gebet is for in vain.

Faust sagt es: es wohnen zwei Seelen in seiner Brust - und machte einen Vertrag mit Mephisto Diese zwei Seelen sind für Gott Sünde. Dies liegt begründet im Glaubensbekenntnis Israels Du sollst den Herrn, deinen Gott, liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit aller deiner Kraft.

Wir sollen an Gott hängen mit ganzer Seele, mit ganzer Kraft, mit ungeteiltem Herzen Das Wort "unbeständig" wird von Menschen gesagt, die keine Ordnung in ihrem Leben haben f~in Mensch, der unter der Gnade im Gehorsam lebt, hat auch Ordnung gefunden in seinem ganzen Lebenswandel.

 

Fazit:

Die Weisheit ist eine Geistesgabe. Nur sie ermöglicht es, mit der Anfechtung fertig zu werden Das Gebet um Weisheit, getragen von echtem Vertrauen, wird erhört.

Kann ich aber so beten? Ist mein Glaube nicht zu schwach? Jesus ermutigt ja gerade den Kleinmütigen, den Gedrückten und an sich Verzweifelnden. Gott schaut aber in unser Herz und dem Aufrichtigen läßt er es gelingen. Wichtig ist, daß man sich aber allein an Gott wendet und von ihm die Hilfe erwartet.