Apostelgeschichte 8

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Apg 8,4 Ch.Spurgeon "Die nun, welche sich zerstreut hatten, zogen umher und verkündigten das Wort des Evangeliums." Apostelgeschichte 8,4

Die Zerstreuten scheinen ohne Ausnahme evangelisiert zu haben. Hier ist nicht die Rede von den Aposteln, denn sie waren gerade diejenigen, die nicht gingen; aber die übrigen gingen überallhin und predigten das Wort. Es ist hier auch nicht von den Evangelisten die Rede, die hingingen und predigten, sondern von allen, die zerstreut waren. Es gibt kaum etwas, was dem Reiche Gottes mehr geschadet hat als die Unterscheidung zwischen "Geistlichen" und "Laien". Der Geist Gottes hat nie diesen Unterschied gemacht. Alle Erlösten des Herrn sind Könige und Priester. Wenn Gott seiner Gemeinde auch Lehrer, Hirten und Evangelisten gegeben hat, dann doch nicht, um eine Klasse von Menschen zu bilden, die das Werk Gottes tun sollen, während andere stillsitzen. Das Volk Israel siegte in alten Zeiten überall dort, wo es gemeinsam und einmütig in den Krieg zog. Als sie aber dieses Prinzip verließen und nur eine Anzahl auserlesener Männer in den Krieg schickten, wurden sie geschlagen. Alle Christen sollen Krieger des Kreuzes sein und im Dienst für ihren Herrn stehen. Jeder Bekehrte soll das weitergeben, was Gott ihm klargemacht hat, und alle, die von dem lebendigen Wasser getrunken haben, sollen Quellen werden, aus denen Ströme lebendigen Wassers fließen.

Philippus, der vorher die Aufgabe hatte, die Almosen der Gemeinde zu verteilen, ging nach Samaria, um dort die Frohe Botschaft zu verkündigen. Die Zeit war gekommen, wo es nicht mehr nötig war, Gaben an die Armen zu verteilen, denn die Armen waren alle zerstreut, und so ging Philippus an das Werk, zu dem jeder Christ berufen ist, und verkündigte das Evangelium. Stephanus, der Diakon, begann als erster, Zeugnis abzulegen; und als er starb, trat Philippus an seinen Platz. Ein Soldat fällt, und ein anderer tritt an seine Stelle. Alle sollen die Frohe Botschaft weitertragen, keiner ist ausgenommen, welcher Art dieser Dienst bei ihm persönlich auch sein mag.

 

 

Apg 8,26 A.Christlieb Der Engel des Herrn redete zu Philippus und sprach: Gehe auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza geht. Apg. 8, 26

Wir betrachten die Bekehrung des Kämmerers aus dem Mohrenlande (Äthiopien). Er ist der Erstling aus Afrika, dem schwarzen Erdteil. Bevor wir ihn näher betrachten, schauen wir auf Philippus, seinen Missionar. Derselbe steht sichtlich unter einer besonderen Leitung Gottes. Der lenkt ihn durch unmittelbares Eingreifen, indem er ihn auffordert, in Richtung auf Gaza zu gehen. Ein E n g e l muß ihm diesen Befehl überbringen. Bis heute kann Gott, wenn er es will, uns auf w u n d e r b a r e Weise leiten und uns in sinnfälliger Weise seinen Willen kundtun. Das sind aber Ausnahmen. Wir sollen derartiges nie suchen oder beanspruchen. Die Geschichte vermerkt dann noch eine zweite Art göttlicher Leitung, die durch den G e i s t. Als Philippus an der befohlenen Stelle war und des Wagens ansichtig wurde, sprach der G e i s t , nicht ein Engel, zu ihm: ,,Halte dich zu diesem Wagen!" Es erfordert viel Zartgefühl und heilige Nüchternheit, die Stimme des Geistes Gottes in besonderen Lagen zu hören. Viele Schwärmer verwechseln ihre eigenen Einfälle mit der Stimme des Geistes Gottes und entschuldigen all ihr Getue mit der Redensart: ,,Das hat der Geist mir gesagt". Echte Geistesleitung war es, als Simeon ,,auf Anregen des Geistes in den Tempel kam". Echt war es auch, als der Geist den Paulus hinderte, in Asien zu arbeiten. Da merkte nicht nur Paulus dieses Wehren, sondern auch alle seine Begleiter (Apg. 16, 6: ... ,,ihnen" ward gewehrt). Geleitet wurde Philippus zuletzt durch das geschriebene Wort. Der Kämmerer las laut das Kapitel Jesaja 53, das Wort vom Lamm Gottes. Da brauchte kein Engel dem Philippus mehr Weisung zu geben. Er war am Zentralpunkt des Evangeliums, am Kreuze des Herrn Jesu angelangt. Können wir uns der Leitung Gottes freuen?

 

Apg 8,27 A.Christlieb Ein Mann aus Mohrenland, ein Kämmerer und Gewaltiger der Königin Kandake, war nach Jerusalem gekommen, anzubeten. Apg. 8, 27

Der Anblick des nach Jerusalem reisenden Kämmerers ist das Bild eines nach Gott verlangenden Herzens, wie sich solche in der Heidenwelt öfter finden. Er war ein Mann, der es in der Welt zu etwas gebracht hatte. Er war der Schatzmeister und Finanzminister der Königin Kandake in Äthiopien, dem heutigen Abessinien. Auf ihren Handelsreisen sind Juden in das Land gekommen, haben dort Niederlassungen und Synagogen gebaut, in denen sie ihre Gottesdienste hielten. Die Kunde davon, daß es nur einen wahren Gott gebe, hat den Kämmerer mächtig ergriffen. Das Heidentum hat ja eine verwirrende Fülle von Götzen und wirkt beängstigend durch das Heer der Dämonen. Der Kämmerer nahm an den Gottesdiensten teil, lernte Hebräisch und beschloß zuletzt, die Reise nach Jerusalem zu unternehmen, um den Segen Gottes im Heiligtum selber zu empfangen. Viele Hindernisse türmten sich vor ihm auf: die wochenlange gefahrvolle Reise auf holperigen Wegen durch Sand- und Steinwüsten, durch Durststrecken und Räubergebiete. Die hohen Kosten brauchte er nicht zu scheuen. Eher die Beschwerden, wochenlang auf dem Wagen auch zu schlafen. Diese Bedenken waren aber noch nicht so schwerwiegend, wie die Rücksicht auf die Religion der Väter. Abfall vom angestammten Glauben konnte sein Leben und seine Stellung gefährden. Aber der Hunger nach dem lebendigen Gott war so stark, daß er sich durch kein Hindernis davon abbringen ließ, zur Anbetung des lebendigen Gottes dessen Heiligtum aufzusuchen. Wie beschämt der Eifer dieses Heiden viele Christen. Kein Weg sollte uns zu weit und zu beschwerlich sein, wenn er uns inneren Gewinn einbringt. Der Kämmerer aus dem Mohrenland wird am Jüngsten Tage mit der ,,Königin von Mittag", die zu Salomo reiste, Anklage erheben gegen die im Glauben Lässigen (Matth. 12, 42).

 

Apg 8,29 W.Nee Der Geist sprach zu Philippus: Geh hinzu und halte dich in der Nähe dieses Wagens. Apostelgeschichte 8,29

Bei der Arbeit für Gott muß (1cr Anstoß von ihm selbst kommen. Ein Gottesdiener kann direkt durch den Heiligen Geist gerufen werden oder auch durch Lesen in der Schrift, durch eine Predigt oder äußere Umstände. Die Mittel, durch welche Gott uns seinen Willen zu erkennen gibt, können sehr verschieden sein - immer aber muß es seine Stimme sein, die durch alle anderen Stimmen, auch die der Mitarbeiter, durchzuhören ist. Er muß es sein, der spricht, gleichgültig, ob er uns den Ruf durch dieses oder jenes Werkzeug übermittelt. Unabhängig von anderen Gliedern des Leibes dürfen wir nie sein, aber trotzdem wollen wir nie vergessen, daß wir alle unsere Weisungen vom Haupt empfangen.





S.Keller Apostelgesch. 8, 29: «Der Geist aber sprach zu Philippus: Gehe hin und halte dich zu diesem Wagen!»

Ohne Vollmacht und Wink des Geistes können wir manchem Wagen lange und vergeblich nachlaufen. Wenn es nämlich nur auf unser Rennen und Laufen ankäme, wäre die ganze Welt in wenigen Jahren bekehrt. Wir müssen uns aber darüber klar werden, daß Gottes Wirken im Gange sei und der Insasse jenes Wagens auch gerade jetzt aufgeschlossen und reif sein muß, wenn unser Zeugnis etwas helfen soll. Wer aber weiß das so genau, ob Gottes Gnade jenen andern Menschen jetzt eben zieht und bearbeitet, als Gottes Geist! Darum müssen wir ein Geistesleben führen und selbst offen sein für jeden wirklichen Wink des Geistes, damit, wenn er kommt, wir ihn auch merken können. Fragt mich jemand, was er tun könne für die Bekehrung seines Ehegatten, so sage ich: Erst etwas werden! Sonst stehen unsere offenbaren Fehler zu sehr im Wege. Dann beten für den andern, damit man einen Auftrag an ihn bekommen kann und dann auf solchen Auftrag warten. Wenn der gesegnete Augenblick gekommen ist und der Geist dir das Signal gibt, dann mußt du bereit sein und mit dem Pfeil auf der Sehne fertig dastehn, den du in des andern Herz senden willst.

Herr, mache uns reif für solches Tun, und jenen andern auch. Wir sehnen uns nach wirklicher Geistesleitung; öffne unser Herz dafür und mach es so still, daß wir die leisesten Winke beachten, und hilf uns dann, sie stark ausrichten. Amen.

 

Apg 8,30 C.H.Spurgeon ,,Verstehst du auch, was du liesest?" Apg. 8, 30.

Wir würden besser imstande sein, andre zu unterweisen, und würden weniger von jedem Wind der Lehre hin und her getrieben werden, wenn wir trachteten, ein sicheres Verständnis des Wortes Gottes zu erlangen. Da der Heilige Geist, der die Heilige Schrift eingegeben hat, uns auch allein erleuchten kann, daß wir dieselbe richtig verstehen lernen, so sollten wir jederzeit begierig sein nach seinem Unterricht und nach seiner Einleitung in alle Wahrheit. Was tat der Prophet Daniel, als er den Traum Nebukadnezars auslegen sollte? Er betete ernstlich, daß Gott ihm das Gesicht zeigen und sein Verständnis öffnen wolle. Als der Apostel Johannes auf der Insel Patmos im Geiste war, da sah er im Gesicht ein Buch, versiegelt mit sieben Siegeln, welches niemand würdig erfunden ward aufzutun und zu lesen, noch darein zu sehen. Danach ward das Buch aufgetan vom Löwen aus dem Stamme Juda, welcher überwunden hat, zu brechen seine sieben Siegel; aber zuvor heißt es: ,,Ich weinte sehr." Die Tränen des Johannes, das ist seine flüssigen Gebete, waren in Beziehung auf ihn selber die heiligen Schlüssel, durch welche das zusammengerollte Buch aufgeschlossen ward. Wenn ihr darum wünscht, daß ihr, euch und andern zum Nutz und Frommen, ,,erfüllt werdet mit Erkenntnis des Willens Gottes, in allerlei geistlicher Weisheit und Verstand," so erinnert euch, daß das Gebet das beste Mittel eurer Belehrung ist. Wie Daniel werdet ihr den Traum und seine Bedeutung verstehen lernen, wenn ihr Gott darum angefleht habt; und wie Johannes seht ihr auch, wie die sieben Siegel der unschätzbaren Wahrheit aufgetan werden, nachdem ihr sehr darum geweint habt. Brauche den Hammer des Fleißes, und beuge das Knie des Gebets, so findest du in der Offenbarung keine spröde Lehre, deren Verständnis dir Segen bringt, die nicht in Splitter zerfahre unter den Meißelschlägen des Gebets und Glaubens. Mit dem Hebel des Gebets wiegst du jedes Hindernis aus deinem Wege. Gedanken und Folgerungen sind gleichsam Stahlkeile, welche der Wahrheit festen Halt geben; aber das Gebet ist die Hebestange, welche die eiserne Kiste heiligen Geheimnisses aufsprengt, damit wir den darin verborgenen Schatz in Empfang nehmen können. O Herr, erhöre unser Bitten und öffne uns das Verständnis!

 

Apg 8,36 A.Christlieb Was hindert's, daß ich mich taufen lasse? Apg. 8, 36

Der Wagenzug kam vorbei an einem Gewässer. Diese Stelle wurde ein Markstein im Leben des Kämmerers. Lange hatte er gesucht und geforscht, weite Wege hatte er gemacht, um das Eine zu finden, was not ist. Nun war die Stunde da, wo er gefunden hatte. Hier an diesem Fleck durfte er gleichsam den Schritt in das Reich der Gnade tun. So gibt es im Leben der meisten Christen einen Platz, auf den sie mit ewiger Dankbarkeit zurückschauen, der ihnen unauslöschlich in Herz und Gemüt eingeprägt ist. Der Kämmerer fragte den Philippus: ,,Was hindert's mich, daß ich mich taufen lasse?" Diese Frage bewies dem Philippus, daß seine in göttlichem Auftrag getane Arbeit nicht vergeblich gewesen war. Die Frage des Kämmerers war die erste Äußerung des Glaubens, der unter der Auslegung von Jesaja 53 erwachsen war. Der Kämmerer kündete den bestimmten Entschluß an, den von Philippus ihm gezeigten Heiland anzunehmen. Er hatte den aus Gottes Wort bezeugten Weg als den richtigen erkannt und wollte ihn nun auch gehen. Wie beschämt er mit dieser kurzen Entschlossenheit viele, die lange zaudern und säumen, die erkannte Wahrheit anzunehmen. Der Kämmerer hätte Ursache gehabt, zaghaft zurückzuhalten. Da war zuerst die Kürze der Unterweisung; sie wird kaum mehr als zwei bis drei Stunden gedauert haben. Dann hätten ihm Bedenken kommen können im Blick auf die christuslose, heidnische Heimat. Ganz allein dastehen als einziger Christ? Dazu gehörte viel Standhaftigkeit. Am schwierigsten mag ihm die Erwägung gewesen sein, ob er den Glauben an Jesus vereinigen könne mit seiner Stellung als Hofbeamter. Würde die Königin ihn vielleicht entlassen? Nichts von all diesen Dingen kann den Kämmerer hemmen. Sein kindlicher Glaube spricht: ,,Was hindert's?" Wohl dem, der sich durch keinerlei Bedenken abschrecken läßt von der Nachfolge Jesu Christi.

 

Apg 8,37 C.H.Spurgeon ,,Glaubst du von ganzem Herzen, so mag es wohl sein." Apg. 8, 37.

Diese Worte können dir als Antwort auf deine Bedenken dienen, demütig gläubige Seele, in Beziehung auf die Heilsmittel. Vielleicht sprichst du: ,,Ich habe keine Freudigkeit, zu des Herrn Gnadentisch zu treten und das heilige Abendmahl seiner Gemeinschaft mit Ihm zu genießen; ich müßte fürchten, unwürdig zu essen und zu trinken und würde mir vielleicht selbst das Gericht zuziehen, damit, daß ich nicht unterscheiden könnte den Leib des Herrn." O arme, zitternde Seele, der Herr Jesus hat dir Freiheit geschenkt, fürchte dich nicht. Ein Fremder darf sich nicht überall herzudrängen, wo dein Kind freien Zutritt hat; dieses aber geht ganz frei im Hause umher, und so verhält es sich auch mit dem Kind Gottes. Wenn der Heilige Geist dir die Gnade zu schmecken gibt, daß du den Geist der Kindschaft empfangen hast, so darfst du an allen Vorrechten des Christen furchtlos teilnehmen. Dasselbe gilt auch von des Christen inwendigen Gnadenerfahrungen. Armer, heilsbedürftiger Mensch, du denkst, daß du kein Recht habest, dich zu freuen mit einer unaussprechlichen herrlichen Freude; wenn es dir gestattet wird, durch die Tür einzugehen in die Vorhalle Christi, oder am untersten Ende seines Tisches zu sitzen, so fühlst du dich ganz zufrieden und selig. Wohl! aber du sollst nicht hinter dem Größesten im Reich Gottes zurückstehen. Gott macht in der Liebe zu seinen Kindern keinerlei Unterschied. Jedes Kind ist Ihm sein Kind; Er macht es nicht zu einem Mietling und Knecht, sondern es soll essen vom gemästeten Kalbe und soll sich freuen am Gesange und am Reigen, als ob es wäre nie verloren gewesen. Wenn der Herr Jesus ins Herz einzieht, so gewährt Er volle Freiheit, sich zu freuen im Herrn. Am Hofe des Königs Jesus trägt niemand Sklavenketten. Unsre Teilnahme am Vollgenuß der himmlischen Güter findet wohl nur allmählich statt, aber sie ist uns nichtsdestoweniger ganz gewiß zugedacht. Vielleicht sprichst du, liebe gläubige Seele: ,,Ich wollte, ich könnte mich der Verheißung ungeschmälert freuen und frei in den Geboten meines Herrn wandeln." ,,Glaubst du von ganzem Herzen, so mag es wohl sein." Zerreiße die Ketten, die deinen Nacken beugen, o du gefangene Tochter, denn der Herr Jesus macht dich frei.

 

Apg 8,39 A.Christlieb Da sie aber heraufstiegen aus dem Wasser, rückte der Geist des Herrn den Philippus hinweg. Apg. 8, 39

Es ist etwas Schmerzliches um die Trennung von Personen, die uns zum Segen geworden sind. Unser Text gibt uns für solche Fälle manchen Trost. Er zeigt, w a n n die Trennung erfolgt: N a c h der Taufe, nach Vollendung des Dienstes, den Philippus nach Gottes Willen tun sollte. Gott läßt die Menschen, die uns als seine Werkzeuge lieb und wert sind, so lange bei uns, bis seine Gnadenabsichten durch sie vollendet sind. Dann erst, nicht eher, nimmt er sie von uns hinweg. Die Trennung wurde herbeigeführt durch ,,den Geist des Herrn." Was dieser Ausdruck besagen will, ist nicht leicht zu erklären. Gewiß ist nur, daß nicht menschliche Willkür das eben geknüpfte Band zerriß, sondern daß es der Herr selbst war, der die Trennung herbeiführte. Wenn wir des Herrn Hand erkennen, werden wir vor manchen Klagen bewahrt, die in der Welt bei Trennungen laut werden. - Und die Folge der Trennung? ,,Der Kämmerer sah ihn nicht mehr." Gewiß hatten seine Augen voll Ehrfurcht auf Philippus geruht. Wie gern hätte er ihn mitgenommen in seine Heimat, damit er ihn da weiter unterwies und auch seinen Stammesgenossen das Wort Gottes sagte. Aber - Gottes Gedanken sind höher und besser als Menschengedanken! Der Evangelist Amstein erzählte einmal, unter seinen Obstbäumen sei ein ,,Hängebäumchen'' gewesen, das trotz aller Pflege nicht recht habe wachsen wollen. Ein Fachmann habe ihm dann den Grund gezeigt. Das Bäumchen war beim Einpflanzen zu fest an den stützenden Pfahl gebunden. Als die lockere Erde um den Baum sich nach und nach senkte, konnte das Bäumchen nicht mitsinken. Die Wurzeln schwebten über dem Nährboden. Der Kämmerer sollte erleben, was Paulus 2. Kor. 1, 21 sagt: ,,Gott ist es, der uns befestigt in Christus" (hinein).





A.Christlieb Er aber zog seine Straße fröhlich. Apg. 8, 39

Erdachte Geschichten schließen meist damit ab, daß alles noch gut wird. Solcher Wohlklang befriedigt oft den Wahrheitssinn durchaus nicht. Wenn aber Gott eine Begebenheit mit einem fröhlichen Schluß endigen läßt, dann ist das herzerquickend. So ist es auch bei der Geschichte des Kämmerers: ,,Er zog seine Straße fröhlich!" Man könnte erwarten, daß die Hinwegnahme des Philippus den Kämmerer betrübt hätte. Das Gegenteil wird berichtet. Worüber konnte er sich denn freuen? Er hatte gefunden, was sein innerstes Herz längst gesucht hatte: Frieden mit Gott. Er zog heim als begnadigter Sünder. Über dem Anblick des leidenden, um unserer Sünde willen verwundeten Gottesknechtes war ihm die ganze Schwere seiner Schuld aufgegangen. Und dann hatte er den gefunden, von dem es heißt: ,,Durch seine Wunden sind wir geheilt." Wie lange Jahre hatte er hin und her gesucht nach etwas, das die innere Lehre und Öde hätte wegnehmen können. Nun war ihm das Geheimnis enthüllt. Es war das nicht ein ,,Etwas", sondern ein ,,Jemand", Jesus Christus, der Sohn Gottes, der Auferstandene und Lebendige, der bei den Seinen ist alle Tage - allgegenwärtig wie Gott. Die Gemeinschaft mit diesem Herrn war nun seine Kraft- und Freudenquelle. Die Unterredung mit Philippus hatte aufgehört. Das tägliche, stündliche Herzensgespräch mit Christus aber konnte ungehemmt weitergehen. Die Bibel, in der er bisher schon eifrig gelesen, die ihm wie ein verschlossener Garten gewesen war, lag jetzt weit geöffnet vor ihm. Er hatte Zugang zu den Geheimnissen der Gotteswelt. Klar lag auch das Ziel seiner Lebensreise vor ihm. Wie der Weg zu seinem irdischen Vaterland gebahnt war, so auch der Weg zu der oberen Heimat. Er hatte den gefunden, der von sich sagt: ,,Ich b i n der Weg." Der würde ihn auch an das Ziel seiner Wallfahrt bringen. Und dabei sollte der Mann nicht fröhlich sein?