Aus Life-is-more: http://www.life-is-more.at/life/predigten/bibel_ap.php
Apg
5,9 A.Christlieb Warum seid ihr
eins geworden, den Geist des Herrn zu versuchen? Apg.
5, 9
Wem das Gericht über Ananias und Saphira zu streng
erscheint, der erwäge folgendes: A n a n i a s hat seine Pflicht als Hausvater
vernachlässigt. Als Haupt der Familie hatte er die Pflicht, seiner Familie mit
gutem Beispiel voranzugehen. Statt dessen verbindet er
sich mit seiner Frau zu sündigem Tun. Er hat v o r s ä t z l i c h gelogen, wie
das Wort des Petrus zeigt: ,,Warum hast du solches in deinem Herzen
vorgenommen" (V. 4)? Gottes Wort macht einen Unterschied zwischen einem
Sündigen ,,aus Versehen" (4. Mose 15, 27) und
einem Sündigen ,,aus Frevel" (V. 30). Wer so frevelt, ,,der hat den Herrn
geschmäht", und ,,dessen Seele soll ausgerottet werden". Erschwerend
fällt für Ananias in die Waagschale auch der Umstand,
daß er log und betrog, obwohl der Geist Gottes damals
so machtvoll in der Gemeinde wirkte. Je klarer die Verkündigung des Wortes
Gottes leuchtet, je stärker die Wirkung des Heiligen Geistes, desto strafbarer
der Widerstand dagegen. Ebenso hat S a p h i r a sich außergewöhnlich schwer
versündigt. Sie unterstützte ihren Mann bei dem Betrug. Die Frau ist nach
Gottes Willen die G e h i l f i n des Mannes. Sie soll ihm aber helfen zum
Guten, zum Glauben und zum Gehorsam gegen Gott. Wie schrecklich, wenn sie ihm
zur Gehilfin in der Sünde wird. Wie viel besser ist eine Abigail (1. Sam. 25,
17 ff.), die der Torheit ihres Mannes Nabal
widerspricht und zuwiderhandelt, als Saphira, die ihren Mann zum Bösen
ermutigt. Wie treu das Weib des Pilatus, die ihren Mann warnt. Saphira hat die
drei Stunden Gnadenzeit, die ihr geblieben, ungenutzt verstreichen lassen. Als
Petrus sie fragt: ,,Habt ihr wirklich den Acker so teuer verkauft?" lügt
sie dem Mann Gottes frech ins Gesicht: ,,Ja, so teuer!" Da stürzt sie hin
und ist tot. - Gott bewahre uns vor den Sünden dieser Leute.
Apg
5,10 A.Christlieb Die Jünglinge
fanden sie tot und begruben sie. Apg. 5, 10
Was für ein köstliches Ding ist es um die Beerdigung eines treuen Gotteskindes.
Friedensluft aus der oberen Welt umweht so ein Grab. So war es, als der Täufer
von seinen Jüngern zu Grabe getragen wurde und als gottesfürchtige Männer den Stephanus bestatteten (Matth. 14,
22 und Apg. 8, 2). Wie trostlos liegt aber dieses Grab
hier vor uns. Drei Dinge fehlen, die allen Leidtragenden als Trost bleiben
sollten: Es fehlt der g u t e N a m e der Entschlafenen. Ananias
und Saphira blieben im Gedächtnis der Gemeinde unehrliche und lügenhafte
Menschen. Was hilft bei einer Beerdigung alle Prachtentfaltung, was helfen alle
Lobreden und aller Grabschmuck, wenn der zu Grabe Getragene nicht einen
ehrlichen Namen zurückläßt. Salomo sagt (Spr. 22, 1): ,,Ein guter Ruf ist köstlicher denn großer
Reichtum." Es fehlte bei den so jäh Dahingerafften auch die rechte S e g e
n s s p u r. Zwar ist uns über das Vorleben der
beiden nichts bekannt. Aber selbst, wenn da manches Gute zu verzeichnen gewesen
wäre, so würde durch ihre letzte Tat jede heilsame Wirkung ihres Lebens
ausgetilgt sein. Welche leuchtenden Spuren hinterließen ein Samuel, ein Hiskia, eine Tabea. Hier aber bleibt ein Fluch. Gott wolle
uns davor bewahren. Endlich fehlt die H o f f n u n g
auf den seligen Eingang der Verstorbenen in das himmlische Reich. Welches ist
der schönste Trost, den wir am Grabe unserer Lieben haben können? Die Gewißheit, daß sie selig
geworden, daß sie daheim sind beim Herrn. Das konnten
die Anverwandten dieses Ehepaares nicht sagen. Wenn es uns auch fern liegt,
über diese beiden das letzte, verdammende Urteil zu sprechen, so gehen wir
nicht zu weit, wenn wir sagen: es fehlte hier an dem Trost, den wir vom Grabe
wahrer Heilandsjünger mitnehmen. Laßt uns im Blick
auf unser eigenes Ende mit heiligem Ernst beten: ,,Mein Gott, mein Gott, ich
bitt durch Christi Blut, mach's nur mit meinem Ende gut."
Apg
5,11 A.Christlieb Und es kam
eine große Furcht über die ganze Gemeinde. Apg. 5, 11
Vorab eine rechte Ehrfurcht vor dem Leiter der Gemeinde, dem Apostel Petrus.
Mit heiligem Eifer hatte er eingegriffen. Gottgeschenkter Klarblick hatte ihn
erleuchtet, so daß er den schändlichen Betrug
durchschauen konnte. Die Vorwürfe, die er dem Ehepaar machte, waren nicht
Übertreibungen, sondern gerechte, klare Feststellungen gewesen. Jedermann
spürte, daß Petrus nicht aus persönlicher
Gereiztheit, sondern aus Eifer um die Ehre Gottes gehandelt hatte. So kam denn
über die Gemeinde eine heilige Furcht vor dem alles durchdringenden Auge des
lebendigen Gottes. Wenn jemand bis dahin gedacht hatte, Gott kümmere sich nicht
um kleine Unlauterkeiten, so war er jetzt eines anderen belehrt worden. Alle
merkten, was Hagar einst empfunden hatte, als sie am
,,Brunnen des Lebendigen" sprach: ,,Du, Gott, siehst mich" (1. Mose 16, 13). Lebendig wurde allen das Wort aus Psalm 139,
4: ,,Es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du Herr, nicht alles wissest."
Die ganze Gemeinde wurde von einer heilsamen Furcht vor der Macht der Sünde und
vor der Tücke des eigenen, grundverdorbenen Herzens
erfüllt. Sie hatten es erlebt, daß auch gläubige
Glieder der Pfingstgemeinde vor der List des Feindes nicht sicher waren. Ihre
Herzen zitterten vor der unheimlichen Macht der Sünde. Endlich mochte die
Furcht vor einem plötzlichen, unbußfertigen Tod ihnen in dieser Stunde nahetreten. Sie hatten die Leichname zweier ihnen
wohlbekannter Personen daliegen sehen, die in ihren Sünden dahingerafft waren. Mußte jetzt nicht eine heilige Furcht vor solchem Ende ihr
Herz erfüllen? Die dreifache Furcht vor dem alles durchdringenden Auge Gottes,
vor der Macht der Sünde und vor einem unbußfertigen Tod trieb die
Gemeindeglieder zu größerem Ernst in der Nachfolge Jesu. Bei Jesu verliert man
den falschen Schrecken, empfängt bei ihm den Frieden Gottes und darf erleben,
was Sprüche 14, 32 sagt: ,,Der Gerechte ist auch in seinem Tode getrost."
A.Christlieb Es kam eine große Furcht über die ganze
Gemeinde und alle, die es hörten. Apg. 5, 11
Was war geschehen? Ein Ehepaar in der Urgemeinde, Ananias
und Saphira, wollten es dem Barnabas gleichtun. Sie
verkauften ihren Acker, behielten aus Geiz einen Teil des Geldes, wollten aber
doch die Ehre haben, als sehr freigebige Menschen zu gelten. Zur Strafe wurden
beide durch ein Gottesgericht getötet. Bei ihnen fand sich dreierlei, was Gott
in der Gemeinde seines Sohnes nicht duldet: H ä n g e n a m E r d e n b e s i t
z. Ananias und Saphira konnten sich nicht ganz
trennen von der Summe, die ihnen für ihren Acker gezahlt wurde. Wie Lots Weib
sich einst nicht von Sodom losreißen konnte, so daß
sie zurückschaute und zur Salzsäule wurde, so waren diese beiden Leute an die
elende, kleine Geldsumme gebunden. Hat ähnliches Hängen am Irdischen nicht
einst dem Pharao den Tod gebracht? Er wollte die billigen Sklavenkräfte Israels
nicht missen und stürzte sich dadurch ins Verderben. Und hat nicht Simei (1. Kön. 2, 36 ff.) es mit
dem Leben büßen müssen, daß er zwei entlaufene
Knechte nicht missen wollte? Wie viele Christen sind schon durch Geldliebe ins
Verderben geraten. Gott löse die Liebe unseres Herzens völlig vom Erdengut.
Gott haßt auch das Trachten nach E h r e vor den
Menschen. Die beiden Eheleute wollten für ebenso ,,fromm" und
,,entschieden" gelten wie Barnabas. Ihr Geschenk sollte ihnen Ehre
einbringen. In der Gemeinde Jesu aber gilt das Wort: ,,Wie könnt ihr glauben,
so ihr Ehre voneinander nehmt" (Joh. 5, 44). Verhaßt ist bei Gott auch die U n l a u t e r k e i t. Wer
Geld und Ehre sucht, weicht bald auch von der Wahrheit. Das Gericht über Ananias und Saphira ist ein Urteil Gottes über die Sünde
des Geizes, der Ehrsucht und der Unlauterkeit. Es erfüllt sich an diesen beiden
Menschen das furchtbare Wort (Offb. 22, 15):
,,Draußen sind die Abgöttischen und alle, die liebhaben
und tun die L ü g e."
Apg
5,12 A.Christlieb Sie waren alle
einmütig in der Halle Salomos. Apg. 5, 12
Es gibt Christen, die legen großen Wert auf den rechten Versammlungsort. Laßt uns den Hauptversammlungsort der ersten Christen
anschauen. Es war die Halle Salomos. Die Tatsache, daß
man sich dort als Christi Jünger versammelte, gereicht zum Ruhm unseres Heilandes.
Weshalb? Diese Halle war der Ort, an dem die Feinde Christi einst Steine in die
Hand nahmen, um ihn zu töten (Joh. 10, 31). Gerade
von dieser Stelle aus dringt sein Reich mit unwiderstehlicher Gewalt vorwärts.
Gottes Macht und Weisheit triumphiert über Menschenwut und Bosheit. In dieser
Halle hat der Herr Jesus sich den Guten Hirten genannt, der seine Schafe mit
Namen ruft. Und gerade hier tut der Herr täglich solche hinzu, die ihm, dem
Guten Hirten, folgen wollen. Wenn die Menschen von ihm schweigen wollten, müßten die Steine an der Halle Salomos schreien: Das Wort
Jesu ist Wahrheit! Die Halle Salomos war aber auch derjenige Teil des Tempels,
in welchem die Schriftgelehrten und Hohenpriester, die Feinde Jesu, sich
regelmäßig versammelten. Diese Halle war also ein gefährlicher Platz für die
Christen. Hätte menschliche Furcht die Christen regiert, sie wären gewiß an einem anderen Platz zusammengekommen. Aber Gott
hatte ihnen alle Angst vor den Gegnern genommen. Mit David sagten sie: ,,Du
bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde." Die Halle
Salomos war endlich der Ort, an dem das ganze Volk zusammenströmte, die Frommen
wie die Unfrommen. Hier konnten die Christen mit ihrer Botschaft Menschen
erreichen, die nie in eine christliche ,,Versammlung" gekommen wären. Es
war also nicht zuletzt Liebe zu den Verlorenen, wenn die Apostel an der
althergebrachten Tradition festhielten, sich im Tempel zu versammeln. Sie
kritisierten nicht an den Mißständen herum, sondern
gaben Zeugnis von der Gnade Gottes in Christo, bis man sie vertrieb.
Apg
5,13 A.Christlieb Von den
anderen aber wagte keiner, sich ihnen anzuschließen, aber das Volk hielt groß
von ihnen. Apg. 5, 13
Die ersten Christen waren demütige, geringe, meist arme Leute. Von den Reichen,
Mächtigen und Vornehmen fand kaum einer den Weg zu ihnen. Doch auch aus den
Reihen des schlichten Volks kamen sie nicht so selbstverständlich hinzu, wie
man etwa in einen Verein eintritt. Die Menschen hatten eine gewisse Angst
davor, mit den Christen in nahe Verbindung zu kommen. Sie spürten, daß man im Kreise der Christen nicht seine Sünden
beibehalten könne. Nun aber liebte der eine das Geld und pflegte durch
betrügerischen Handel den andern zu übervorteilen. Auf solche muß das Strafgericht über Ananias
und Saphira einen erschütternden Eindruck gemacht haben. Andere lebten in
Sünden der Fleischeslust. Die spürten etwas von der Heiligkeit Gottes, der ein
verzehrendes Feuer ist für alle Unsauberkeit. Wieder andere wollten ihre
Unversöhnlichkeit nicht fahren lassen. Und diese Sünde wurde von den Christen
als die folgenschwerste (Matth. 6, 14 f., 18, 35)
hingestellt. Und alle merkten: Solcherlei kann man in jener Gesellschaft nicht
beibehalten. Darum blieben sie lieber fern. Viele scheuten auch den Haß der Hohenpriester. Joh. 12,
42 heißt es, daß ,,auch der Obersten viele an Jesus
glaubten. Aber um der Pharisäer willen bekannten sie es nicht, auf daß sie nicht in den Bann getan würden." Nach Christi
Kreuzigung war es damit nicht anders geworden. Endlich hielt der Fürst dieser
Welt seine Gefangenen fest. Hätten wir Augen für die Welt des Unsichtbaren, wir
sähen, wie der Satan Scharen von Menschen mit Ketten der Finsternis fesselt.
Anderen blendet er die Herzensaugen, daß sie das
helle Licht des Evangeliums nicht sehen können. Bis heute wagen viele es nicht,
sich den wahren Christen anzuschließen aus Angst, aus Liebe zur Sünde oder als
vom Teufel Irregeleitete. Christ werden ist ein Wagnis.
Apg
5,14 A.Christlieb Es wurden aber
immer mehr hinzugetan, die da glaubten an den Herrn. Apg.
5, 14
Es liegt ein auffallender Gegensatz in den Versen 13 und 14. Zuerst heißt es:
,,Es wagte keiner, sich zu ihnen zu tun." Dann: ,,Es wurden aber immer
mehr hinzugetan." Da erkennt man, hier waltet ein Geheimnis. Der Mensch
hat es nicht in seiner Gewalt, durch Willensentschluß
oder Gedankentätigkeit. Es ist vielmehr ein Eingreifen aus der oberen Welt, ein
Wirken Gottes dazu notwendig. Und was ist das Neue, das damals in den
Herzukommenden gewirkt wurde? Das ist gesagt in den Worten:
,,...die da glaubten an den Herrn". Es ging also nicht um etwas
Äußerliches, etwa eine Beitrittserklärung und Mitgliedskarte, um Prüfung durch
die Ältesten und die Erteilung der Taufe. Nein, es ging um den Glauben an den
Herrn Jesus. Und den wirkt Gott allein dadurch, daß
er sich dem Menschen offenbart und ihm einen ersten Blick in die Verderbnis des
Menschenherzens und in die Tiefen des Gottesherzens gewährt. Bis heute
entscheidet sich unser ewiges Geschick daran, ob wir nur äußerlich zur
Namenchristenheit gehören, oder ob der lebendige Gott in uns sein Werk hat. Joh. 6, 44 sagt der Herr Jesus: ,,Es kann niemand zu mir
kommen, es sei denn, daß ihn der Vater ziehe, der
mich gesandt hat". Das gilt für alle Zeiten! Und wenn es heißt: ,,Es wurde
hinzugetan e i n e M e n g e Männer und Frauen", so braucht uns das nicht
stutzig zu machen, als hätten wir es mit einer ansteckenden Schwärmerei zu tun.
Bei der ersten christlichen Predigt wurden ,,dreitausend Seelen" gewonnen
(Kap. 2, 41), bei der zweiten waren es ,,fünftausend M ä n n
e r". Je treuer wir an Gottes Wort festhalten, desto stärker wird sowohl
die heilige Abstoßungskraft, wie die gottgewirkte
Anziehungskraft.
Apg
5,15 A.Christlieb Sie trugen die
Kranken auf die Gassen, daß, wenn Petrus käme, sein
Schatten etliche von ihren überschatte. Apg. 5, 15
Welch ein Wunder! Das Vorübergehen des Petrus wirkte Wunder! Ähnliches ereignet
sich bis heute. Der Anblick eines still vorübergehenden Christen kann Segen
vermitteln. Von der Leiterin der Hospitäler im Krimkrieg berichtet man, es sei
eine erquickende Wirkung von ihr ausgegangen, wenn sie nur still durch die Säle
geschritten sei. Es sei gewesen, als ginge die Sonne auf. - Zwei Töchter
wollten in Württemberg zu einer Stätte zweifelhaften Vergnügens gehen. Da kam
ihnen Professor Bengel entgegen, von dem man sagt, auf seiner Stirn habe das
Wort ,,Ewigkeit" geleuchtet. Augenblicklich machten die Mädchen kehrt und
gingen heimwärts. - Petrus brauchte keinen der Kranken zu berühren. Sein Schatten
schon brachte Heilung. Etwas Ähnliches ist in China vorgekommen. Da war ein
Missionar, der vielen Seelen den Weg zum Heil bahnte, schon ehe er der
chinesischen Sprache mächtig war. Der Friede Gottes leuchtete so aus seinem
Angesicht hervor, daß man ihn ,,Glanzgesicht"
nannte. Indessen, Jesu Jünger haben nicht nur Glanzzeiten, sie haben auch ihre
Schatten. Nicht ,,immer fröhlich", oft auch weinend und seufzend gehen sie
durch dieses Leben. Ein Vater bat einst, Gott möge ihm einen triumphierenden
Heimgang bescheren, damit seine Söhne Lust bekämen, auch in die Nachfolge Jesu
einzutreten. Gott ließ ihn aber sterben unter viel
Elend des Leibes und schweren Anfechtungen der Seele. Und siehe: Die Söhne
sprachen: ,,Wenn schon unser lieber frommer Vater im Sterben solche Nöte
durchkosten mußte, wie wird es uns dann erst im Tod
ergehen!" Die ,,Schatten" beim Heimgang des Vaters aber wurden Anlaß zu ihrer Bekehrung. Zum Schluß
noch eins. Wenn schon der Schatten eines Menschen Heilung wirkte, mit wieviel größerem Recht durfte dann der Dichter von unserem
Herrn Jesu sagen: ,,Alles Gift und Unheil weicht, Was sein Schatten nur
erreicht."
A.Christlieb Es geschahen aber viel Zeichen und
Wunder durch der Apostel Hände, so, daß sie die
Kranken auf Betten und Bahren legten, auf daß, wenn
Petrus käme, sein Schatten etliche von ihnen überschatte. Apg.
5, 12. 15
Die staunenswerten Wunder, die durch Petrus geschahen, können uns drei
Tatsachen bekräftigen. - Gott kann gestrauchelte Jünger wieder zu Ehren
bringen. Wenn wir den Petrus vor Augen haben, der sich verflucht und schwört:
,,Ich kenne den Menschen nicht!"; wenn wir ihn sehen, wie er verzweifelt
am Boden liegt, gleich einem waidwund geschossenen Tier, dann kann man sich
kaum denken, daß es derselbe Mensch ist, der hier als
göttliches Werkzeug bei großen Wundertaten gebraucht wird. Und doch ist es
wirklich derselbe Mann. Verzagt nicht, ihr
Gestrauchelten! Noch gilt Psalm 145, 14: ,,Der Herr erhält alle, die da fallen
(nicht abfallen!) und richtet auf alle, die niedergeschlagen sind." Tersteegen sagt: ,,Hat's Untreu irgendwo verdorben, so
mach's durch Treue wieder gut. Gefallen sein ist nicht gestorben. Auf! Lauf mit
frischem, frohem Mut!" Ferner: Gott erhört die Gebete der Seinen oft
auffallend wörtlich. Nach der ersten Verhaftung der Apostel hatten die
versammelten Christen gebetet: ,,Strecke deine Hand aus, daß
Gesundheit und Zeichen und Wunder geschehen'' (Apg.
4, 30). Und was sehen wir hier vor uns? Die buchstäbliche Erfüllung dieses
Gebetes. Ja, es bleibt für alle Zeiten: ,,Er tut, was die Gottesfürchtigen
begehren, er hört ihr Schreien und hilft ihnen" (Psalm 145, 19). Der Herr
Jesus hat (Joh. 14, 12) gesagt: ,,Wer an mich glaubt,
wird größere Werke tun, als diese, denn ich gehe zum Vater." Wie
verwunderlich muß dieses Wort den Jüngern geklungen
haben. Größeres vollbringen als Jesus! Unmöglich! Und hier? Der Augenschein
überführt uns davon, daß Jesu Wort wahr bleibt. Es
diene uns zur Glaubensstärkung: Alle Worte Jesu, mögen sie auch noch so
unwahrscheinlich klingen, werden sich genau erfüllen. Wohl allen, die ihm
trauen.
W.MacDonald »... sodaß sie
die Kranken auf die Straßen hinaustrugen und auf Betten und Lager legten, aufdaß, wenn Petrus käme, auch nur sein Schatten einen von
ihnen überschatten möchte.« Apostelgeschichte 5,15
Die Menschen erkannten, daß Petrus' Dienst ein Dienst
in Kraft war. Wo immer er hinkam, wurden die Kranken geheilt. Es nimmt nicht
Wunder, daß die Menschen unter seinen Schatten kommen
wollten! Er übte einen gewaltigen Einfluß aus.
Jeder von uns wirft einen Schatten. Ob wir wollen oder nicht, wir beeinflussen
das Leben derer, mit denen wir in Berührung kommen. Herman Melville schrieb:
»Wir können nicht für uns selbst leben. Unser Leben ist mit dem anderer
Menschen durch tausend unsichtbare Fäden verbunden, und entlang dieser
Nervenbahnen fließen unsere Handlungen als Ursachen von uns weg und kehren als
Ergebnisse wieder zu uns zurück.« »Du schreibst ein
Evangelium, eine Botschaft, jeden Tag ein Kapitel; durch die Taten, die du
tust, durch die Worte, die du sagst. Die Menschen lesen, was du schreibst, ob
es unehrlich ist oder wahr. Sag, was ist das Evangelium nach Dir?«
Auf die Frage nach seinem Lieblingsevangelium antwortete jemand: »Das
Evangelium nach meiner Mutter.« John Wesley sagte einmal:
»lch lernte von meiner Muter mehr über das
Christentum als von allen Theologen in England.«
Es ist ziemlich ernüchternd, wenn wir uns vergegenwärtigen, daß
oft jemand auf uns blickt und dabei denkt: »So sollte also ein Christ sein.« Es kann ein Sohn oder eine Tochter sein, ein Freund oder
Nachbar, ein Lehrer oder ein Schüler. Wir sind sein Held, sein Modell, sein
Ideal. Er beobachtet uns genauer, als wir vielleicht denken. Unser Berufsleben,
unser Gemeindeleben, unser Familienleben, unser Gebetsleben - all das gibt ihm
das Muster vor, das er nachahmt. Er möchte, daß unser
Schatten auf ihn fällt.
lm allgemeinen denken wir, daß Schatten völlig
bedeutungslos sind. Aber der geistliche Schatten, den wir werfen, ist etwas
sehr Reales. Deswegen müssen wir uns die Frage stellen: Wenn einst die Leben,
die ich berühre, zum Letzten Gericht gehen müssen, hat dann diese meine
winzige, kurze Berührung Freude oder Leid zugefügt? Wird Er, der ihre
Verzeichnisse überprüft - nach Namen, Zeit und Ort - sagen: »Hier findet sich
ein gesegneter Einfluß« oder: »Hier ist die Spur des
Bösen«? Robert G. Lee schrieb: »Man kann den Einfluß
dessen, was wir sind, sagen und tun, auf andere Menschen genausowenig
verhindern, wie wir verhindern können, daß unser
Körper im Sonnenlicht einen Schatten wirft. Was wir in uns sind, zeigt sich
ohne Verzerrung nach außen. Wir üben einen Einfluß
aus, im Vergleich zu dem bloßes Reden und starke Überzeugungskraft nur schwache
Mittel sind.
Apg
5,31 C.H.Spurgeon ,,Den hat Gott
erhöht." Apg. 5, 31.
Unser Herr Jesus, gekreuzigt, gestorben und begraben, sitzt erhöht auf dem
Thron der Herrlichkeit. Der erhabenste Ort im himmlischen Heiligtum ist durch
ein unbestreitbares Recht sein eigen. Es ist eine gar liebliche Vorstellung, daß wir wissen, die Erhöhung Christi im Himmel sei eine
stellvertretende Erhöhung um unsertwillen. Er ist erhöht zur Rechten des
Vaters, und ob Er gleich als Gott Jehovah ein Herr
unbeschreiblicher Herrlichkeiten ist, an denen sterbliche Geschöpfe keinen
Anteil haben, so sind doch die Ehrenkronen, die der Herr Jesus im Himmel trägt,
ein Erbteil aller seiner Heiligen. Der Gedanke an die innige Vereinigung
Christi mit seinem Volke ist unaussprechlich köstlich. Wir sind in Wahrheit
eins mit Ihm; wir sind Glieder seines Leibes, und seine Erhöhung ist unsre
Erhöhung. Er will uns geben, zu sitzen mit Ihm auf seinem Stuhl, gleichwie Er
überwunden hat und ist gesessen mit seinem Vater auf seinem Stuhl; Er trägt
eine Krone und teilt auch uns Kronen aus; Er hat einen Thron, aber Er begnügt
sich nicht, einen Thron für sich zu haben; Er will, daß
zu seiner Rechten seine Braut als Königin sitze, gekleidet in ,,ophirisches Gold." Er kann nicht verherrlicht werden
ohne seine Brautgemeinde. Schaue jetzt auf zu Jesu, meine gläubige Seele; laß dein Glaubensauge Den betrachten, der viele Kronen auf
dem Haupte trägt, und bedenke, daß du einst Ihm
gleich sein wirst, wenn du Ihn sehen wirst, wie Er ist; du wirst nicht so groß
sein wie Er, du wirst nicht so göttlich sein, und dennoch wirst du in vollem
Maße der gleichen Ehre teilhaftig sein und die gleiche Glückseligkeit genießen
und der gleichen Würde dich erfreuen, die Er besitzt. Begnüge dich, eine kleine
Weile verborgen zu leben, und deinen schweren Gang durch die Täler der Armut
oder über die Berge der Trübsal zu wandeln; aber am Ende wirst du herrschen mit
Christo, denn Er hat ,,uns unserm Gott zu Königen und Priestern gemacht"
und wir ,,werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit." O, wunderherrlicher
Gedanke für die Kinder Gottes! Wir haben jetzt schon Christum zu unserm großen
Stellvertreter in den himmlischen Vorhöfen, und bald wird Er kommen und uns zu
Ihm nehmen, damit wir bei Ihm seien in der Herrlichkeit und schauen seine
Herrlichkeit und teilhaben an seiner Freude. Und wir werden sein Volk sein, und
Er selbst, Gott mit uns, wird unser Gott sein.
Apg
5,32 A.Christlieb Die Apostel
sprachen: Wir sind Jesu Zeugen samt dem Heiligen Geist. Da der Hohe Rat das
hörte, ging es ihnen durchs Herz und gedachten, sie zu töten. Apg. 5, 32 f.
Laßt uns Gottes Weisheit bewundern in der Behandlung
seiner Freunde wie seiner Feinde. Wie wunderlich geht Gott mit den Aposteln um.
Mitten in einer Ruhmeslaufbahn, als sie eben Gegenstand der allgemeinen
Bewunderung und der öffentlichen Anerkennung wurden, ließ er sie in das gemeine
Gefängnis werfen. Wir zweifeln keinen Augenblick, daß
die Apostel demütige Leute waren. Aber auch der demütigste Mensch kann leicht
Schaden nehmen, wenn er nur Erfolg und Anerkennung findet. Er braucht ein G e g
e n g e w i c h t. Das beschert Gott den Aposteln durch die Feindschaft ihrer
Obrigkeit, die ihre Verhaftung befiehlt. Laßt uns für
jede Demütigung dankbar werden. Doch es bleibt für die Apostel nicht bei der
Demütigung. Dieselbe wird die Vorstufe für noch größere Segnungen. Durch
Engelshand führt Gott die Apostel aus dem Kerker und befiehlt: ,,Gehet hin und
tretet auf und redet im Tempel zum Volk alle Worte dieses Lebens". Gleich
darauf wurden sie wieder vor den Hohen Rat gefordert, und nun gibt Gott ihnen
Vollmacht, die Mörder Jesu so tief ins Gewissen zu treffen, daß
sie vor Wut die Apostel stäupen lassen. Wir sehen, Gott führt die Seinen bald
Demütigungswege, bald Herrlichkeits- und wieder Leidenswege. Und wie behandelt
Gott seine Feinde? In der Mehrzahl waren es Sadduzäer,
,,welche sagen, es sei keine Auferstehung, noch Engel, noch Geist" (Apg. 23, 8). Nun müssen diese Ungläubigen erleben, daß E n g e l ihre Gefangenen aus dem Kerker führen. Dann
müssen sie aus dem Munde dieser Männer ein überwältigendes Zeugnis von der A u
f e r s t e h u n g hören, gegen welches sie in ihrem Gewissen nicht anzugehen
vermögen. Und aus dem Munde dieser Geringsten und Ungebildeten in ihrem Volk
redet ein G e i s t , vor dem menschliche Weisheit verblaßt. Gottes Weisheit triumphiert über alle
Menschenweisheit.
Apg
5,41 A.Christlieb Die Apostel
gingen fröhlich weg von des Rates Angesicht. Apg. 5,
41
Wie ist das möglich, daß die Apostel fröhlich heimgingen?
Hatten sie nicht eben eine schwere körperliche Züchtigung hinnehmen müssen?
Lastete nicht der Zorn der höchsten Behörde auf ihnen? Hätten sie nicht traurig
sein müssen? Nein! Es wirkte sich in ihnen das Wort des Herrn Jesu aus: ,,Selig
seid ihr, wenn euch die Menschen hassen. Freuet euch alsdann und hüpfet, denn
siehe, euer Lohn ist groß im Himmel" (Luk. 6, 22
f.). Gott hat die Seinen zu aller Zeit fröhlich gemacht im Leiden. Joseph war
ein glückseliger Mann in Potiphars, des Ägypters Haus
(1. Mose 39, 2). Hanna sang einen schallenden
Lobgesang, als sie sich von ihrem einzigen Kind trennen mußte
(1. Sam. 2). Der Kämmerer zog seine Straße fröhlich, als sein Seelsorger von
ihm weggenommen wurde. Die Apostel empfanden es als eine hohe E h r e , um Jesu willen hier Schmach tragen zu dürfen. Wurde
sonst ein Mann von der Obrigkeit ausgepeitscht, so konnte er sich nicht ohne
tiefe Scham auf der Straße sehen lassen. Alle zeigten mit Fingern auf ihn. Die
Apostel aber trugen Jesu Schmach mit Ehren. Und welchen Z e u g e n m u t hatte
Gott ihnen beschert. Der Hohe Rat hatte versucht, die Apostel in Angst zu
jagen, aber unter deren Worten gerieten sie selbst in Angst. Sie ,,wurden
betreten, was doch werden wollte" (V. 24). Ja, sie fürchteten sich vor dem
Volk, daß sie gesteinigt würden (V. 26). Die
Gewalthaber zittern. Die wehrlosen Apostel stehen unerschrocken da.
Vorübergehend kann Feindschaft den Zeugenmut wohl beeinträchtigen, so daß selbst ein Jeremia vom Predigen absteht. Aber nicht
lange, und die verhaltene Glut bricht mit neuer Gewalt hervor (Jer. 20, 7 ff.). Des Heiligen Geistes Kraft bewahrt vor
Entmutigung. Gott schenke seinem Volke auch heute der Apostel hohen,
ungebeugten Zeugenmut.
Apg
5,42 J.Kroeker Von unserer
Erlösung.
"Und hörten nicht auf, alle Tage im Tempel und hin und her in Häusern zu
lehren und zu predigen das Evangelium von Jesu Christo." Apostelg. 5,42.
Die Zukunft der Kirche Jesu Christi der Gegenwart wird von ihrem Zeugendienst
abhängen. Nur wenn sie auch in Zukunft eine missionarische Aufgabe in der
Vollmacht ihres Christus zu erfüllen vermag, wird sie ihre Stellung in der Welt
behaupten können. Nur insoweit, als Gott hinter ihrem Leben und ihrer Sendung
stehen kann, wird sie sich auch in Zukunft als ein Licht der Welt und als ein
Salz der Erde zu behaupten wissen. Sie wird sich alsdann gerechtfertigt sehen
durch die Vollmacht, in welcher sie ihren Dienst tut.
Es muss daher Christus der Inhalt ihres Lebens, der Heilige Geist die Quelle
ihrer Kraft und das lebendige Wort das Licht auf ihrem dunklen Wege sein. Sie
muss loskommen vom Buchstaben und sich wieder erfasst wissen von der göttlichen
Offenbarung. Christus muss ihr nicht nur eine geschichtliche Vergangenheit,
sondern eine gegenwärtige Kraft Gottes werden. Ihr kirchliches Leben muss ihr
wieder mehr sein, als nur eine Religion unter so manchen anderen Religionen.
Tiefer als je muss sie erfassen, Christus lebt nicht nur, weil die Evangelien
von sein er Auferstehung berichten, sondern Er lebt, weil sich die Kraft seiner
Gegenwart an Verlorenen und Müden, an Zöllnern und Sündern auch heute noch als
eine Kraft Gottes erweist, die neue Menschen schafft.
Christus ist nicht das geworden, was etwa die Welt aus Ihm gemacht hat,
letzthin auch nicht das, was die urchristliche Gemeinde aus Ihm machte.
Christus ist in der Welt das geworden, was Er aus der Welt gemacht hat und zwar
durch die Kraft seines ewigen Lebens. In seiner Auferstehungskraft schritt er
Jahrzehnte um Jahrzehnte, Jahrhunderte um Jahrhunderte, Jahrtausende um
Jahrtausende durch eine sterbende Welt und rief Leben aus dem Tode. Wer sich
selbst, wie einst Paulus, von diesem Christus erfasst weiß, der glaubt auch
angesichts all der Erscheinungen der Gegenwart an den Sieg des Lichts über die
Finsternis, der Kraft Gottes über alle Herrschaft des Todes. Er trägt eine neue
Zukunft in seiner Seele und vermag daher den Menschen ein Evangelium zu
bringen, das auch ihm eine neue Zukunft gibt. Wir würden uns als Glieder der
Kirche Christi verleugnen, wenn wir nicht angesichts unseres gekreuzigten und
auferstandenen Herrn eine Botschaft in uns trügen, die größer wäre als die
Welt. Inhalt dieser Botschaft ist und bleibt uns Christus, wie die Propheten
Ihn ersehnten, wie die Jünger Ihn bezeugten, wie Paulus Ihn verkündigte und wie
die Gemeinde Ihn erlebt.