Bibelarbeit über Apostelgeschichte 4, 23-37

von Michael Strauch


home





 

Gliederung:

 

1.                  Vollmächtiges Gebet (Verse 23-31)

2.                  Eines für alle, alles für Einen oder: der rechte Gottesdienst (Verse 32-37)

 

zu 1: Vollmächtiges Gebet (Verse 23-31)

 

Dieses Gebet der ersten christlichen Gemeinde wirkt beim genauen Hinhören eigenartig. Die ersten Christen beteten noch intensiv mit den Worten des Alten Testaments. Die Psalmengebete, die besonders in Klöstern noch ihre große Fortsetzung fanden. Doch dieses Psalmengebet wird erweitert mit dem Freimut, den die ersten Christen durch das Werk der Erlösung Jesu Christi empfangen haben. Wir wollen das Gebet untersuchen, ob es einer Regel folgt (vgl.meine Ausführung zu Exodus 15):

 

1.                  Anrufung Gottes als den HERRN. Gott ist Herr und Gott und König. Ist-Aussage: Gott ist Herr.

2.                  Aufruf dessen, was Gott getan hat. Tat-Aussage: Gott handelt. Er hat Himmel und Erde geschaffen und das Meer. Aufruf dessen, was die Menschen tun. Sie rotten sich zusammen wider den Christus.

3.                  Bittruf: (V.29) - Und nun...

gib deinen Knechten, mit allem Freimut zu reden dein Wort

strecke deine Hand aus, dass Heilungen, Zeichen, Wunder geschehen in eben diesem Jesu Namen

4.                  Schlussruf: Das Gebet endet mit der Gebetsformel "durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus.

Dieses Gebet erinnert in groben Zügen an den inhaltlichen Aufbau des Liedes der Miriam aus Exodus 15. Zuerst die Seinsaussage - Gott ist der Herr. Dann die Aussage, was Gott tut und was die Menschen tun. Dann das Bild des ausgestreckten Arms - Gottes Rechte, mit der Er Wunder und Zeichen vollbringt. Doch diesmal geht das Gebet nicht dahin, dass die Gegner Jesu vernichtet werden, sondern das ihr Ansinnen, ihre Drohungen und Forderungen - die widergöttlich sind - zuschanden werden.

Die Gegenwart Gottes geht oft mit Erdbeben einher. Ein ähnliches Beben finden wir in Jesaja 6,4 - als "Schwellen des Heiligtums Gottes " bebten. Oder 2Mose 19,18, als der Horeb bebte unter Gottes Gegenwart etc.

 

Was können wir vom Heiligen Geist in diesem Abschnitt lernen?

 

1. Der Heilige Geist ist ein Geist des Gebets

 

Die ersten Christen erlebten erneuten Widerstand - von der geistlichen Obrigkeit Jerusalems bis hin zu den politischen Lokalgrößen. Ihnen wird Redeverbot erteilt, als ein Verbot dessen, was Jesu Vermächtnis kurz vor Himmelfahrt war: Geht hin in alle Welt ...und verkündigt! Was tun die Christen in dieser Situation? Führen sie endlose Sitzungen durch? Verbarrikadieren sie sich in ihren Häusern und warten "auf besseres Wetter"? Nein, die Waffe der Gemeinde ist das Gebet. Der Heilige Geist treibt die Christen ins Gebet und lehrt sie: Not lehrt Beten.

Sie hören von dem Beschluss und erheben ihre Stimme zu Gott.

 

2. Der Heilige Geist weist auf Gott, den Schöpfer und Herrn

 

Die Christen beten Gott an als den Herrscher. Der Geist Gottes weist sie auf Gottes Allmacht. Er weist die Christen darauf hin, dass Gott doch alles gemacht hat und damit unumschränkt mächtig ist. Es gibt Situationen, da beten wir um Kleinigkeiten und haben selbst da noch Zweifel. Der Geist Gottes macht uns deutlich, dass wir mit dem Herrn der Welt sprechen.

 

3. Der Heilige Geist läßt uns klagen

 

Die erste Gemeinde hat ein Gebet gesprochen, wie ich es in der christlichen Gemeinde selten antreffe. Sie klagen mit den Klageworten der Psalmen. Sie sagen Gott, was ihnen missfällt und wenden sich mit ihrer Not zu Gott.

 

4. Der Heilige Geist macht Gottes Sache zur Sache der Gemeinde

 

Aber es ist nicht nur eine Klage. Sondern die Not der Gemeinde besteht einmütig darin, dass Gottes Sache verdrängt werden soll. Wenn jemand wider Christus zu Felde zieht, dann mobilisiert das die Gemeinde Jesu. Wohlgemerkt haben die Oberen nicht verlangt, dass sie den Glauben an Jesus ablegen sollen, sondern sie sollen nicht predigen in dem Namen Jesu. Wo die Verkündigung der Botschaft Jesu unterbunden wird, ist eine geistliche Mobilmachung angesagt.

 

5. Der Geist Gottes führt in Gottes Gegenwart

 

Die Stätte erbebte. Gott ist mitten unter ihnen. Und erneut geschieht etwas, was so schwer zu erklären ist: die Gemeinde war erfüllt mit Heiligem Geist. Es ist, als würde das Pfingstwunder sich wiederholen. Der Geist Gott nimmt völligen Besitz von den Gläubigen, erfüllt sie und läßt sie geradezu "überlaufen" oder übersprudeln. Sie müssen von Christus reden.

 

 

 

 

Zu 2: Eines für alle, alles für Einen - oder: der rechte Gottesdienst (Verse 32-37)

 

Am vergangen Donnerstag war ich in Schorndorf gewesen. In einem kleinen Kreis lasen wir dort den aus dem Textplan den Wochentext, das ist 1Samuel 4. Sie kennen die Geschichte, wo Israel den Philistern nicht widerstehen kann. Da lassen sie die Bundeslade holen und Israel freut sich so sehr, dass die Erde donnert. Aber die Philister gewinnen die Schlacht. In der Stunde diskutierten wir, warum Gott sich abgewendet hatte. Warum war die Gemeinde Gottes so lasch, so erfolglos, so kraftlos? Lag es an den beiden Priestersöhnen, die ein liderliches Leben führten? Sicher auch, aber nicht nur. 20 Jahre später sagt Samuel den Grund: das Volk Israel betete andere Götter an. Geheim, so nebenher. Samuel sagte damals: bekehrt euch und legt die fremden Götter ab. Soweit, so gut. Aber die Götter gab es damals, heute zumindest in Deutschland nicht mehr. Oder? Ich schlug in der Konkordanz nach, ob es im NT eine moderne Form des Götzendienstes gäbe. Und ich wurde fündig. Im Kolosserbrief Kapitel 3,5 wird ausdrücklich erwähnt, was bis heute Götzendienst ist: die Habgier!

Ich hätte mit ganz anderen Dingen gerechnet. Doch Habgier wird ausdrücklich als Götzendienst bezeichnet. Warum? Ich vermute, weil der Habgierige in erster Linie alles für sich hortet und für sich verbraucht. Er ist praktisch sein eigener Gott, der sich selbst wohlgefällige Opfer darbringt. Und Habgier ist - wie alle Fälle von Sucht - so gestrickt, dass man nur sich im Blickfeld hat und denjenigen, dem man damit helfen könnte, außer acht läßt. Christen sind vor Habgier nicht gefeit. In solch einem Fall dient er dem Gott des Himmels und dem Gott seines eigenen Ichs. Warum erzähle ich das? Wir haben doch nicht 1.Samuel sondern Apg 4. Samuel sagte damals zur Gemeinde Israel: legt von euch ab die Götzen und bekehrt euch. Als Israel das tat, bekam es die alte Schlagkraft wieder und die Philister suchten das Weite. Diese ungeheure Schlagkraft hat die erste Gemeinde Jesu. Nur dass sie Andersdenkende nicht in die Flucht schlug, sondern im Gegenteil, sie anzogen. Eines der ersten Dinge, die in der Gemeinde Raum finden ist, dass der Habgier in höchster Form der Krieg angekündigt wird. Und in Apg 5 werden wir sehen, wie hart Gott denjenigen bestraft, der hier versucht, doppelgleisig zu verfahren. Die Habgier wird aus der Gemeinde verbannt, vor die Tür gewiesen, nicht zugelassen. Die Habgier ist Götzendienst, verstößt gegen das erste Gebot und damit ist eines der ersten Dinge, die aus dem Leben der Neubekehrten herausfliegt.

Wie merke ich, ob die Habgier in meinem Leben einen - wenn auch kleinen und unscheinbaren Schrein der Anbetung hat? Ich kann nur von mir reden: Ich merke es, inwieweit mich die materielle Not des Anderen dazu bringt, dass ich abhelfen will oder nicht. Und wenn es mir gelingt, einem Bruder oder eine Schwester etwas abzugeben, was ich im Überfluss habe, dann stelle ich etwas ganz Eigenartiges fest:

 

Der Beschenkte bin ich: Die Freude des Beschenkten springt auch auf mich über. Ein Buch, eine CD oder einfach Geld - es muss gar nicht viel sein - aber im rechten Moment, kann einen Christen glücklich machen. Wenn z.B. unserer Familie geholfen wurde, dann freuten sich alle Kinder mit und wir dankten Gott. Der Geber hat uns mit der Gabe zu Gott geführt.

Geben ist seliger denn Nehmen: in dem Moment, wo ich etwas abgebe stelle ich fest, wie die Magie der Habgier an Kraft verliert. Ich habe z.B. für meinen Computer Software-CD`s doppelt gehabt und sie verschenkt. Oder einen Monitor etc. Indem Moment, wo es weg war, war ich wie befreit und der Gegenstand kam mir so nichtig vor.

Gott ist in der Mitte: Wer gibt, der gibt dem anderen das Gefühl, dass Gott ihn nicht allein läßt. Die Gabe wird meistens als ein Geschenk von Gott angesehen. Und in diesem Fall ist der Geber wie der Beschenkte auf Gott ausgerichtet und Gott ist in der Mitte. Und wo Gott in der Mitte ist, da sind nicht die vielen anderen Dinge im Mittelpunkt, die das Leben untereinander oft so schwer machen. Wo Gott in der Mitte ist, da ist die Gemeinde ein Herz und eine Seele. Wo Habgier, Geiz und Gleichgültigkeit stark sind, da ist neben Gott ein Arsenal anderer Götter präsent und das zersört Herz und Seele.

Darum, lass Dir zeigen, wem Du etwas schenken kannst. Lass diese Bibelarbeit nicht "wort-los" an dir vorübergehen. Amen.