Bibelarbeit zu Apostelgeschichte 3

von Michael Strauch


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Einleitung:

Petrus hatte es in seiner Pfingstpredigt schon zitiert: „...und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden...“ (Kap 2,19). Nach dem Wunder von Pfingsten, der Gründung der ersten christlichen Gemeinde in Jerusalem und dem Empfang des Hei ligen Geistes geschehen Wunder durch die Hände der Apostel. Die Wunder bestätigen die Prophetien des AT bezüglich der neuen Heilszeit und sie bestätigen die Apostel. Die Wunder hören mit Jesu Himmelfahrt nicht auf. Stellenweise geschehen ähnliche Wunder wi e hier in Kapitel 3, wie sie Jesus tat. Stellenweise wiederholten sich Wunder nicht (wie z.B. Jesu Befehl über das Meer oder Jesu Gang über den See etc). Stellenweise geschahen neue Wunder, die Jesus nicht tat (wie z.B. die Heilung durch das Schweißtuch de s Paulus, es sei denn man führt die blutflüssige Frau an). Auch bleiben „aus der Ferne gewirkte“ Wunder wie beim Hauptmann und seinem Knecht einzigartig oder die Brotvermehrung. Manches wiederholt sich, manches nicht. Die Wunder insgesamt nehmen in der Apo stelgeschichte allerdings ab. So vermochte z.B. Paulus sich nicht selbst zu heilen. Doch die ersten Tage der christlichen Gemeinde wurden von großen Wundern begleitet. Lukas berichtet sehr akzentuiert von dem Wunder an dem Gelähmten und gibt dabei gleichze itig eine theologische Richtung, wie der Gläubige das Wunder einzuordnen hat.

 

1. Das Wunder wiederholt sich

Ich habe den Eindruck, dass das hier geschilderte Wunder viele Anklänge an Begebenheiten zur Zeit Jesu hat. Vergleichen wir also die Apg 3 mit Stellen aus den Evangelien. Was ist ausgesagt über den Kranken?

 

1.       Es wurde ein Mann herbeigetragen...lahm von Mutterleibe an (Vers 2). Dazu Lukas 5, 18: Und siehe, einige Männer brachten einen Menschen auf einem Bett: der war gelähmt.

2.       Lahm von Mutterleibe an... (Vers 2) Vgl.dazu Joh 9,1ff: ...der blind geboren war... Damit verknüpft die Vorstellung, dass dieser oder die Eltern gegen Gott gesündigt haben (Vers 2)

3.       In Johannes 8, 1ff wird gerade die Beziehung von Sünde und Strafe diskutiert und wie Jesus von diese Vortellungen neu ordnet und in ein neues, globales Licht stellt.

4.       Die ganze Situation von Apg 3, 8-11 erinnert an die Heilung und den „Aufruhr“ im Tempel nach der Heilung des Kranken am Teich Bethesda aus Joh 5, 9ff.

 

Der Kranke wird an den Eingang des Tempelbezirks gebracht, wo viele weitere Bettler gesessen haben dürften. Warum wurde ausgerechnet dieser geheilt? Der Kranke reagiert ähnlich wie die beiden Blinden vor Jericho (Mt 20, 29ff. Sie sprechen aus, was sie woll en. Es heißt, er „bat um ein Almosen!“ (Vers 3). Und Petrus und Johannes tun das, was der Herr auch oft tat: Sie sprechen zuerst mit dem Kranken. Sie suchen den „Augenkontakt“

2. Das Wunder weist auf die Heilstat Jesu

Der Kranke hatte, auch wenn nicht explizit erwähnt, den Blick vor den Frommen gesenkt. Man muss davon ausgehen, dass er fest dran glaubte, dass entweder er oder seine Eltern einer schweren Sünde schuldig wurden und er darum die Strafe erleiden mußte. Es er innert an Kain nach dem Brudermord: „Da ergrimmte Kain sehr und senkte seinen Blick (Genesis 4, 5).“ Und Gott sagt zu ihm die wunderbaren Worte: „Ist nicht also? Wenn du fromm bist, so kannst Du den Blick frei erheben. Bist du aber nicht fromm, so lauert d ie Sünde vor der Tür...“

Das erste, was Petrus und Johannes tun: Schau uns an! (Vers 4). Erhebe deinen Blick. Jesus sagte einst: so erhebet eure Häupter, darum dass sich eure Erlösung naht! Christus ist für uns am Kreuz gestorben. Der Sünde Macht und Kraft ist gebrochen. Wer nun d en Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden! Darum: erhebe deinen Blick. Sieh in die Augen der Apostel, die dir die befreiende Botschaft von Jesus bringen.

 

Einschub:

Das Verhalten der Apostel gibt übrigens viel Anschauungsbeispiele, wie man mit Kranken, Verzagten und müden Menschen umgehen sollte. Den Augenkontakt suchen, das Stehen bleiben all das verrät: ich nehme dich wahr, ich nehme dich ernst, nichts lenkt mich ab !

Einschubende

Das zweite, was Petrus deutlich macht: Du erwartest von Menschen Hilfe und Beistand. Aber Menschen sind nur Gefäße, können nur zeitweilig helfen. Wir werden an Johannes 4 erinnert, wie Jesus der Samariterin sagt: „Du wirst wieder Durst bekommen.“ Petrus un d Johannes wollen nicht zeitweise helfen, sondern ganzheitlich. Und hier macht Lukas eine Zäsur: er macht deutlich: die Apostel sind keine Zauberer, keine Magier und keine Heiler. Petrus und Johannes machen deutlich: die Heilung geschieht im Namen Jesu Chr isti. Hier muss immer wieder festgehalten werden, dass der Name großes Gewicht hat (Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind). Die Apostel handeln i.V. von Jesus. Sie sind nur Artbevollmächtigte. Dahinter steht der große Sohn Gottes. Er hat d ie Macht: „lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi...“ (Apg 22, 38) oder „wer den Namen des Herrn anrufen wird, er soll gerettet werden!“ (Apg 2,21).

Es ist Lukas wichtig, darauf hinzuweisen, und Petrus macht es in seiner Predigt (Apg 3,12) mehr als deutlich: die Wunder geschehen durch Jesus und sie sollen Glauben wecken und die neue Heilszeit bestätigen.

Was nun geschieht, ist ebenfalls interessant: das Wunder vollzieht sich erst, als Petrus ihm die rechte Hand reicht. Es erinnert an Worte des AT: „Herr, deine rechte Hand tut große Wunder...“ Exodus 15,6. Petrus ergreift ihn und zieht ihn hoch. Nach dem Au genkontakt, der vollen Zuwendung zum Kranken, das Ansprechen und Hinweisen auf Jesus kommt die Tat. Petrus packt mit an. So lernen wir nebenher für den Krankenbesuch:

·         volle Aufmerksamkeit (sieh mich an)

·         Hinweis auf das eigenen Unvermögen, aber auf die Kraft Gottes (Silber und Gold habe ich nicht)

·         Handeln im Namen des Herrn (Fürbitte und ergreifen der Hand)

Die folgenden Worte erzählen für sich, was im Tempel geschah (Vers 8ff):

·         er sprang auf

·         konnte gehen, stehen, ging mit in den Tempel

·         lief und sprang

·         und lobte Gott!

Es ist gelungen. Der Geheilte lobt Gott, nicht die Apostel. Wirklicher Trost geht nur von Jesus aus. Wohl dem Christen, dem es gelingt, den Betrübten zu Jesus zu bringen.


3. Der Glaube kommt nicht aus dem Wunder, sondern aus der Predigt

 

Nocheinmal: es ist Lukas wichtig, dass der Glaube aus der Predigt kommt, nicht aus dem Wunder. Petrus und Johannes sind keine Heils-Apostel. Sie sind Werkzeuge des großen Gottes. Petrus nutzt die Situation ähnlich wie beim Pfingstereignis, um den Juden von Jesus zu erzählen. Die Parallelen zur Pfingstpredigt sind auffällig wie folgt:

1. Klärung - Kap 2, 15: denn diese sind nicht trunken, wie ihr meint...)sondern...

    Klärung - Kap 3, 12: was wundert ihr euch, was seht ihr auf uns...

 

2. Hinweis auf Christus: Kap 2,16...das ist, was durch den Propheten Joel gesagt ist...

                                          3,13: Der Gott Abrahams und Isaaks.....hat seinen Knecht Jesus...

 

3. Hinweis auf die Sünde: 2, 22,23: ...habt ihr durch die Hand der Heiden ans Kreuz geschlagen...

                                     : 3, 15: ...aber den Fürsten des Lebens habt ihr getötet...

 

4. Hinweis, Jesus lebt: 2,24:den hat Gott auferweckt und hat aufgelöst die Schmerzen des Todes

                                  3,16: Den hat Gott auferweckt von den Toten

 

5. Hinweis: Glaube rettet: 2,21: den Namen des Herrn anrufen, der soll gerettet werden

                                      3,16: und durch den Glauben an seinen Namen...

 

6. Hinweis auf die Propheten: 2, 29-35 und 3, 18-25

    Durch diese Verse legitimiert Petrus Christus als Herrn und Messias.

 

7. Hinweis auf Christus allein: 2,36 und 3, 26

Es ist wohl die schlimmste Einsicht für einen gläubigen Juden, dass er seinen lang ersehnten Messias umgebracht haben soll. Doch Petrus macht deutlich, dass es auch durch die Hand der Heiden geschah und dass (Vers 17) es in Unwissenheit geschah. Wir werden erinnert an die Worte Jesu am Kreuz: Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun! Im Hebr.brief wird später ausgeführt, dass das Kreuzigen Jesu wider besseres Wissen als Sünde gegen den Geist von Pfingsten als unvergebbar gewertet werden wird. Aber durch die Predigt des Petrus sind die Zuhörer nicht mehr unwissend. Darum weist Petrus klar drauf hin: der Glaube an den Herrn Jesus rettet, die Ablehnung (Vers 23) bedeutet das Gericht. Doch Petrus weist vielmehr darauf hin, wie die rote Linie im AT auf die Erlösung Israels abzielt. Die Parallelen des ganzen Geschehens zum Gelähmten werden deutlich:

1.       Der Glaube ist nicht mehr auf Mittler angewiesen. Der Christ hat freien Zugang zum Vater.

2.       Die Sünde ist vergeben. Lob und Dank, ein fröhliches Erheben des Kopfes ist möglich.

3.       Christus macht den Gläubigen zum Kind des himmlischen Vaters und schenkt ewiges Leben.

4.       Israel wird geehrt, weil sie als Erste Tuchfühlung mit dem Messias haben durften (V.26)

In seiner weiteren Predigt führt Petrus noch intensiver auf, wie Israel in besonderer Weise dem Plan Gottes nachkommen kann. Sie sollen sich bekehren zu Jesus und ihn anerkennen als Sohn Gottes. Durch Israel wird dann das Heil in die ganze Welt gehen. Inso fern wurde das Volk der Juden zum Segen für alle Welt bis heute.