Predigt über Apostelgeschichte 2,42
(Zusammenhang Verse 37-42)
von Michael Strauch
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Einleitung:
Liebe Gemeinde,
es war ein Samstag. Ich stand gerade in der
Kirche, zusammen mit Studenten. Wir lachten zusammen und waren vergnügt. Bis
auf Herbert. Der steckte bis zur Halskrause in Klausuren und Ausarbeitungen der
Betriebswirtschaft. Da fragte einer der Studenten: "Gell, Herbert, wir
sehen uns ja morgen im Gottesdienst!" Selbstbewußt, ja geradezu mokiert
schüttelte Herbert seinen Kopf und verwies auf seine Geistesarbeit. Der
Gottesdienst fiel diesmal für ihn flach. Sein Komilitone lächelte milde und
verwies sachkundig auf Apg 2,42:
Sie blieben aber beständig in der Lehre der
Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.
Herbert gab sich nicht geschlagen, verwies auf
Gesetzlichkeiten u.s.w. Damals verstand ich Herbert nicht. Heute, mit
zunehmender Arbeit, Familie etc. ertappe ich mich oft, dass ich morgens lieber
ausschlafen würde. Wie oft habe ich den Gottesdienst als langatmig erlebt und
so mancher Jünger Jesu kippte mit geschlossenen Augenliedern in die Querlage.
Und doch war gerade die Umsetzung dieses Verses mit einer der großen
Geheimnisse der geistlichen Blüte der Urgemeinde in Jerusalem.
1. Die erste Gemeinde hielt zusammen wie Pech
und Schwefel
Die ersten Christen waren sehr konsequent und
treu, was den Besuch gemeindlicher Veranstaltungen betraf. Sie blieben
beständig beieinander, geschlossen - nicht verschlossen - mit Geduld und
Ausdauer. Gemeinsam waren sie stark. Sicher, der Glaube, dass der Herr Jesus
als König und Richter noch zu ihren Lebzeiten zurückkehren würde, schweißte sie
zusätzlich zusammen. Dieses Wissen half auch, auf die Straßen zu gehen,
Menschen zur Umkehr zu rufen und sich der Bedürfnisse der Armen zuzuwenden.
Dabei fällt mir ein Telefongespräch mit meinm Freund aus Mannheim ein. Er
erzählte mir von einer neuen, charismatisch geprägten Gemeindebewegung, die die
Jesus-People zum Vorbild hätten. Er wolle dort an einer Freizeit teilnehmen. Er
sagte daraufhin: " Dort erlebte ich so etwas wie eine urchristliche
Erfahrung. Die standen alle füreinander ein. Wir hatten eine tolle
Lobgemeinschaft."
Ich selbst war beim Zuhören etwas skeptisch.
Doch der Gedanke einer solchen Gemeinschaft wirkt auch auf mich anziehend und
lukrativ. Während der Fußballeuropameisterschaft unter Berti Vogts als Trainer
wurde dieser Gedanke für mich noch vertieft. Berti Vogts wurde in einem
Interview vorgeworfen, er hätte einen autoritären Führungsstil. Zumindest sei
es früher so gewesen. Was hätte sich mittlerweile geändert? Berti antwortete,
dass er seinen Spielern mittlerweile mehr Freiheit einräume als früher. Auf die
Frage, was denn passiere, wenn ein Spieler betrunken heimkehre oder sich sonst
einen groben Schnitzer leiste, sagte Berti: das regeln wir in der Gruppe unter
uns.
Ich glaube, Berti Vogts begriff Dinge, die im
Urchristentum tief verankert waren. So wie Berti der Trainer, so gab es damals
den Petrus. In der christlichen Gemeinde sind es Pastoren, Prediger, Älteste
etc. Doch diese geistliche Führung der Urgemeinde verstand sich nicht als
Regenten, sondern sie regelten das Gemeindeleben mit-und untereinander. Wie in
der Fussballmanschaft war man bestrebt, um des einen Zieles willen wie ein Mann
dazustehen. Der eigene Ruf, die eigene Geltungs-und Vergeltungssucht mußte der
Achtung des Einzelnen Platz machen. Zusammen sind wir stark.
2. Die erste Gemeinde hatte einen Mittelpunkt -
den Gottesdienst
Wenn wir Gelegenheit hätten, einen wirklich
urchristlichen Gottesdienst mitzuerleben, wären wir sicher nicht schlecht
erstaunt. Zum einen werden wir das Wort "Gottesdienst" nicht hören.
Das hat 1500 Jahre später Martin Luther geprägt. Die ersten Christen sprachen
von der "Versammlung". Dort trafen sich also Menschen, die Jesus
lieben. Sie trafen sich im Tempel und privat in Häusern. Die damalige Gemeinde
war noch sehr jüdisch geprägt und begann aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem
sogenannten Brechen des Brotes:
Zu Beginn des Mahles richt sich der Hausvater
auf, ergreift einen Brotfladen und spricht darüber ein Dankgebet, etwa:
Gepriesen seist du, Herr, unser Gott, König der Welt, der Brot aus der Erde
hervorwachsen läßt. Die Mahlteilnehmer antworten mit Amen. Der Hausvater reißt
nun jedem ein Stück vom Brotfladen ab, wobei den Fernersitzenden weitergereicht
wird. Dann bricht auch er sich selbst ein Stück und ißt, für alle das Zeichen
des Mahlbeginns.
Wenn die erste Gemeinde das Abendmahl feierte,
dann ist darunter mehr eine gemeinsame Mahlzeit zu verstehen. Entscheidender
Gedanke beim Brotbrechen war: Christus ist für mich gestorben und auferstanden.
Er liebt mich. Und Er will mit mir Gemeinschaft pflege. Er will die Nöte und
Freuden meines Lebens teilen. Diese Gewissheit soll durch die Tischgemeinschaft
sprichwörtlich Gestalt gewinnen.
Die Versammlung der ersten Christen zeichneten
sich aus durch intensive Gemeinschaft untereinander, aber auch mit Gott. Die
ersten Christen waren treue und intensive Beter. Das griech Wort für
"beständig in etwas bleiben" heißt wörtlich: "Mit Ausdauer, in
ständiger Bereitschaft, konsequent!"
Die erste Gemeinde betete viel. Nicht allein im
"stillen Kämmerlein", sondern an öffentlichen Plätzen wie im Tempel
oder in der gemeindlichen Versammlung. Über das Gebet wird viel gesprochen,
viele Bücher geschrieben und es wird viel darum geworben. Bis heute. Besonders
wird das persönliche Gebetsleben thematisiert. Hier in diesem Vers wird aber
auch und besonders an das Gemeindegebet gedacht. Diese Gemeindegebet kann auch
seinen Ausdruck in Lobliedern, Psalmen und Zeiten der Stille und Buße seinen
Ausdruck finden.
Die erste Gemeinde war eine Gemeinde, die mit
Gott sprach, und zu der Gott redete. Auch und besonders durch die Lehre und
Unterweisung der Apostel. Gemeint ist, dass die Apostel bemüht waren, das Leben
und die Worte Jesu unverfälscht und treu der Gemeinde Jesu weiterzugeben. Darum
gehörte die Predigt zu den wichtigsten Bestandteilen dieser Versammlungen.
Schluss und Fazit
Was zeichnete also den Urgottesdienst aus? Oder
anders gefragt: das Leben der Urgemeinde?
·
Es
waren Menschen, die einmütig und mit Fleiss Gott dienen wollten. Ihre
Triebfeder: der Herr kommt bald.
·
Es
waren Menschen, die eine persönliche Umkehr zu Gott vollzogen haben und nun
begannen, bewußt mit Gott zu leben
·
Es
waren Menschen, die in einer intensiven Gemeinschaft miteinander lebten:
·
die
miteinander auf Gottes Wort hörten und es lebten
·
die
miteinander mit Gott sprachen und
·
die
miteinander das Brot brachen und dabei an Jesu Passion und Auferstehung dachten
Dies alles waren wichtige Erfahrungen und
Elemente der Urgemeinde. Dies zu erleben heißt, ein Abglanz des Originals, der
himmlischen Gemeinschaft schon jetzt erfahren zu dürfen.