Bibelarbeit über Apostelgeschichte 2

von Michael Strauch


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1. Die Ausgießung des Heiligen Geistes (Kap 2, 1-13)

 

Vers 1:

Man beachte den kairos - Das Pfingstereignis. Es fand noch vor 9 Uhr statt. Sie (die 120 Pesonen aus Kap 1,15) waren alle einem Ort.

Pfingstfest: 7 Wochen nach dem Fest der ungesäuerten Brote. An diesem Tag waren alle männlichen Juden aufgefordert, im Tempel vor Gott zu erscheinen. Es erinnert an die Wüstenwanderung. Das Leben in Hütten und schließt an das Passahfest an. Pfingsten ist ein perfektes Timing Gottes. Viele Juden sind in Jerusalem versammelt. Juden aus allen Himmelsrichtungen. Pfingsten ist auch ein Tag der Ruhe.

 

Vers 2:

Die Versammlung findet in einem oikos statt, einem Haus. "Plötzlich" - heißt das doch: unerwartet? Wohl beten die Jünger, aber die Verheißung Jesu wirkt dennoch wie ein "plötzlich" für sie. Das ist wichtig, weil das Gebet nicht als eine Art Magie verstanden wird. Mit dem Geist geschehen äußerlich wahrnehmbare Zeichen. Vgl. dazu 1Pt 3 und 1Kön 19. Sowie Auslegung Kap 1: Mose/ Elia/ Paulus.

Lukas sucht nach Vergleichen, ähnlich Johannes, um das Gesehene und Erlebte in Worte zu fassen. Die menschliche Sprache hat Mühe, hier den richtigen Ausdruck zu finden. Der Heilige Geist erscheint. Man kann ihn hören! Es braust. Man kann ihn sehen! Feuerzungen.

 

Vers 3: Der Heilige Geist nimmt Besitz von den Gläubigen . Er setzt sich auf jeden von ihnen. (Vers 3.4.7). Was bewirkt ein derartiges Erfülltsein mit Heiligem Geist? Sie predigen in unterschiedlichen Sprachen.

 

1.1. Das Problem der Sprachen

 

Um welches Wunder handelte es sich?

 

·         Um ein Sprachenwunder - alle Jünger sprechen verschiedene Sprachen

·         Um ein Hörwunder - die Jünger sprechen in Zungen, die Zuhörer bekommen das Gesprochene vom Heiligen Geist übersetzt.

 

Es scheint, als wären alle betroffen. Sprecher wie Hörer. Wobei die Hörer sich teilen in diejenigen, die das Gehörte hören oder ablehnen. Doch es haben wohl alle gehört!

 

Was spricht dagegen, dass die Jünger in den jeweiligen Landessprachen gesprochen haben? Rienecker: wenn 120 Leute in verschiedenen Sprachen auf einmal reden, hört man dann seine Sprache wirklich noch heraus? Zum Verständnis sollten die Kapitel 8-10 und 19, wie 1Kor 14 hinzugezogen werden.

 

Auf jeden Fall sagen die Leute: "Wie hören sie..." Die Wirkkraft des Heiligen Geistes bewirkt die Übertragung des Evangeliums in die Sprachen der Völker - vgl. Gen 11. Der Heilige Geist macht untereinander und besonders zu Gott eine Verständigung möglich. Hinzu befähigt der Heilige Geist zum Zeugnis von Christus durch das Wort. Die Botschaft des Heiligen Geistes ist aber: Sola Dei Gloria: Gott allein sei Ehre.

 

Vers 12-13: "...sie entsetzten sich aber alle...". Ratlosigkeit macht sich breit. Was soll das bedeuten? Soll man`s annehmen oder ablehnen? Zumindest zeigen nicht alle Offenheit.

 

Wichtiger Hinweis: Die bald darauf einsetzende Erweckung geschah nicht mittels des Sprachengebets. Zuerst geschah das Wunder. Dann folgte die Predigt und darauf erfolgte die Bekehrungswelle. Gottes Geist bewirkt ein besonderes Reden und ein besonderes Hören. Darüber entsteht Gemeinde. Und: Pfingsten bleibt ein enmaliges Geschehen.

 

2. Die Pfingstpredigt des Petrus (Verse 14-36)

 

Die "frühe Stunde" dient als Begründung , nicht betrunken zu sein. Petrus zitiert Joel 3 und wendet es auf das Pfingstereignis an. Dabei macht Petrus dreierlei deutlich:

 

·         Diese erste Predigt gilt den Juden. Er holt sie in ihrem Denken ab (AT/Propheten).

·         Wer die Propheten gut liest und versteht, der begreift, was hier an Pfingsten passiert ist.

·         Es geht zuerst um das Volk Israel.

 

Folgende Zeichen von Joel und Pfingsten führt Petrus an:

 

·         Das Weissagen/ das Vorhersagen

·         Gesichte/ Visionen im Wachzustand

·         Träume im Schlafzustand

 

Petrus macht deutlich, dass dieses Handeln Gottes sich nicht auf auserlesene Männer und/oder Frauen geschieht, sondern an allen Juden möglich ist. Weiter macht Petrus deutlich, dass mit der Erfüllung von Joel auch die Endzeit angebrochen ist ("In den letzten Tagen...).

 

Die Pfingstpredigt ist klar eine Christuspredigt: Die Predigt beginnt und hat zum Thema: Jesus Christus.

 

·         Vers 22ff: Petrus gibt einen Überblick über das Leben Jesu. Er betont, dass Gott durch Jesus handelte. Jesus ist der Kürios. Der Messias.

·         Dieser Jesus ist durch Gottes Ratschluss ermordet worden. Aber das entschuldigt die Schuld Israels nicht. Die Juden haben Jesus ans Kreuz ausgeliefert, die Heiden die Tötung durchgeführt.

·         V.24ff: Doch Gott hat Jesus vom Tod auferweckt. Er hat gelebt und er lebt noch heute. Psalm 16, 8-11 - zitiert in excento, d.h. zuerst Belegstelle, dann Auslegung.

·         Christus hat den Heiligen Geist vom Vater empfangen zur Weitergabe an sein Volk. Das Pfingstereignis ist somit ein weiterer, realer Beweis für die Existenz Jesu und sein Gottessohnschaft.

·         Petrus zitiert aus Psalm 110,1 und spitzt somit die Homilie zu.

·         Dann folgt der Skopus: "so wisse nun das ganze Haus Israel..." Einerseits Schuldzuweisung. Dann aber: Gott hat ihn erhöht. Aber die Predigt endet mit der Schuld. Für jüdische Ohren war diese Predigt gewaltig, vielleicht sogar unerträglich. Denn es kann nichts unerträglicheres geben für einen gläubigen Juden, wenn er begreift, dass er den Messias umgebracht hat. Doch wichtig ist, dass es beim Kreuz nicht aufhört.

 

3. Was hat nun die Pfingstpredigt bei den Zuhörern bewirkt? (Verse 37-47)

 

Es wird ein Schuldbewußtsein gelegt. Folge: Was sollen wir tun? Darauf: eine Antwort voll Hoffnung. Nicht im Sinne einer Verschönerung der Schuld. Die Schuld ist da. Aber es gibt Freiheit von der Schuld durch Jesu Opfertod. Die Schritte vollziehen sich wie folgt:

 

1.Schritt: Schuld erkennen

2.Schritt: Buße tun! (bekennen)

3.Schritt: Schuld lassen (Sünde hassen)

4.Schritt: Äußerliches Zeugnis - Taufe (Römer 6). Mit meiner Taufe bekenne ich mich zu meinem HERRN. Als Siegel erfolgt der Empfang des Heiligen Geistes.

Vgl. dazu Johannes 10,16/ Jes 57,19

 

Eine Erweckung ist eine Bußbewegung. Hier kamen 3000 Menschen zum Glauben.

 

So erkennen wir das Wirken des Heiligen Geistes in den beiden Kapiteln wie folgt:

 

Kap 1: Verheißung des Heiligen Geistes

Kap 1: Warten auf den Heiligen Geist

Kap 2: Der Heilige Geist kommt (Pfingsten)

Kap 2: Der Heilige Geist bewirkt das Sprachen-/Hörwunder

Kap 2: Der Heilige Geist treibt Petrus zum Predigen

Kap 2: Es geschieht Buße und Erweckung

Kap 2ff: Aus der Erweckung entsteht Gemeinde Christi.

 

Einschub:

 

4. Einschub: Exegese zu Vers 42

4.1. Wortexegese

 

·         bleiben

·         beständig

·         Lehre der Apostel

·         Gemeinschaft

·         Brotbrechen

·         Gebet

 

1. bleiben/ beständig (griech. proskarterountes - Partizip Präsens aktiv nominativ maskulinum Plural)

 

proskartereo - beharren, dabei bleiben, Ausdauer, sich ständig aufhalten, festhalten an, dauernd bereit sein, sich fortwährend aufhalten.

Karteo - stark, standhaft sein.

Bedeutung: das entschiedene und unentwegte Festhalten an etwas.

"An den genannten Stellen betont proskartereo das beharrliche und hingebungsvolle Bleiben bzw. Festhalten einer in sich geschlossenen und an gemeinsamen Zielen orientierten Gruppe". Ex.Wörterbuch z.NT S.415 mitte links.

Stellen dazu: Apg 1,14; 6,4; Rö 12,12; Kol 4,2; Apg 2,46; 8,13; 10,7.

Kap 1,14: Diese alle waren stets beieinander einmütig im Gebet samt den Frauen udn Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.

6,4: Wir aber wollen ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes bleiben.

8,13: Da wurde auch Simon gläubig und ließ sich taufen und hielt sich zu Philippus

Rö 12,12: seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet

Kol 4,2: Seid beharrlich im Gebet und wacht in ihm mit Danksagung

 

Übrigens:

Der Begriff des Beharrens steht fast ausschließlich im Zusammenhang mit dem Gebet und der Gemeinschaft!

 

2. Die Lehre der Apostel (didachä ton apostolon)

 

Gemeint ist die Unterweisung gesunder Lehre im Gegensatz zur Irrlehre. Didachä bezeichnet hier ebenso wie Rö 16,7 bestimmte Überlieferungen des Glaubens, die es zu lernen gilt.

 

Fazit:

Die erste Gemeinde wurde intensiv betraut mit Leben und Wirken Jesu und vermutlich auch mit dem AT. Gerade die mündliche Überlieferung galt es einzuüben und die Vorsteher der Gemeinde sollten darauf achten, dass die rechte Lehre, so wie sie die Apostel weitergaben, erhalten wurde. Gerade darin scheint mir die Bewegung des Pietismus auf einem guten Weg zu sein.

 

3. Die Gemeinschaft (koinonia)

 

"In der at.Urgeschichte geht nach dem Bruch der Gemeinschaft mit Gott auch die Einheit der Menschheit verloren. Die koinonia meint die durch den Geist Gottes bewirkte Einheit und Einmütigkeit. Der Einzelne war ganz von der Gemeinschaft getragen." (ThBLzNT S.497f)

 

Schattenmann weist ferner darauf hin, dass Paulus nicht mehr bei dem Begriff koinonia an Gemeinde oder Kirche denkt, sondern an die Gemeinschaft mit Christus.

 

4. Brotbrechen

 

"Brotbrechen meint zunächst einen fest umrissenen Ritus bei der Eröffnung des jüdischen Mahles: Zu Beginn des Mahles richt sich der Hausvater auf, ergreift einen Brotfladen und spricht darüber ein Dankgebet, etwa: Gepriesen seist du, Herr, unser Gott, König der Welt, der Brot aus der Erde hervorwachsen läßt. Die Mahlteilnehmer antworten mit Amen. Der Hausvater reißt nun jedem ein Stück vom Brotfladen ab, wobei den Fernersitzenden weitergereicht wird. Dann bricht auch er sich selbst ein Stück und ißt, für alle das Zeichen des Mahlbeginns."

 

Der Begriff des Brotbrechens meint also im jüdischen Sinne, und die Urgemeinde ist von ihr natürlich geprägt, den Beginn des Mahles, nicht das Mahl selbst. Interessanterweise hat sich dieser Ausdruck in der christlichen Welt nicht durchsetzen können.

 

5. Gebet

 

Wichtige Entscheidungen auf dem Weg der Gemeinde werden vom Gebet begleitet (EWzNT S.408 2.Spalte). Durch Gebet weiß sich die Gemeinde mit Gott verbunden und seiner Führung anheim gestellt.