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Apg 1,4 A.Christlieb Bleibt in Jerusalem ... Geht bis an das Ende der Erde. Apg. 1, 4.8

Drei merkwürdige Gegensätze werden in der Himmelfahrtsgeschichte des Herrn Jesu offenbar. Zunächst heißt es ,,bleiben und warten", dann ,,gehen und bezeugen". Was ist die Ursache für all die Fruchtlosigkeit christlicher Verkündigung? Man wartet nicht ,,in Jerusalem" auf die Ausrüstung mit Kraft aus der Höhe, sondern läuft drauf los in fleischlichem Tatendrang. Wie schwer mag dem Petrus, dem Feuergeist, die Wartezeit geworden sein. Was aber wäre aus ihm geworden ohne die Kraft von oben? Erst warten auf die Ausrüstung, dann gehen. Ein zweiter Gegensatz: Den Jüngern wird nicht der dringliche Wunsch erfüllt, zu wissen, ob der Herr bald das Reich Israel wieder aufrichten würde. Ihre menschlich schönste Hoffnung schwindet, ihr brennendstes Verlangen muß ersterben. Aber einen höheren Wunsch weckt Jesus in ihnen, den sie alle miteinander unter Beten und Flehen vor Gott bringen: ,,Ach, daß die Kraft des Heiligen Geistes auf uns käme." Mochte dann das irdische Reich Israel in Ohnmacht gebannt bleiben - das Reich Gottes würde ausgebreitet werden bis an die Enden der Erde. Und endlich: Den Jüngern wurde durch die Engel gesagt, daß sie verzichten müßten auf die sichtbare Gegenwart ihres Herrn, aber nicht für immer. Sie werden ihn wiedersehen und sich freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude. Jetzt traurig, einst voll Wonne. Wir Jesusjünger heutiger Zeit müssen auch auf die sichtbare Gegenwart unseres Herrn verzichten. Das ist uns oft sehr schmerzlich. Aber wir haben die heilige Zusicherung: ,,Er wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren". Je schmerzlicher einer die Trennung empfindet, je peinlicher ihm das Entbehren des Einen ist, der uns mehr bedeutet als ein weiser Vater und eine gütige Mutter ihren Kindern, um so herrlicher wird die Freude sein, wenn wir ihn schauen dürfen bei seiner Wiederkunft.

 

Apg 1,7 J.Kroeker Von der Mission der Kirche Christi.

"Es ist nicht eure Sache, Zeiten oder Stunden zu wissen, welche der Vater in seiner eigenen Macht festgesetzt hat. Ihr werdet aber Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch kommt und werdet mir Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis ans Ende der Welt." Apostelg. 1,7 f.

Die Aufgabe der Jüngergemeinde Jesu Christi ist nicht Zeichen- und Stundendeuterei. Wie oft standen auch innerhalb der Kirche Christi Prophet gegen Prophet, wenn man sie zum Inhalt seiner Botschaft und seines Dienstes machte. Gewiss hat die Gemeinde im Geiste und in heiliger Nüchternheit die Aufgabe, auf das Geschehen und auf die Entwicklung der Weltgeschichte und der Zeitereignisse zu achten. Sie soll nicht blind sein gegen die Weltwehen, die immer größer werden, damit sie frei werde für Gott und für den Dienst ihres Hauptes allein. Aber die Festsetzung für seine großen Stunden, in denen das Kommen seiner Königsherrschaft zu einem neuen Durchbruch gelangt, hat der Vater für seine eigene Macht vorbehalten.

Die große Aufgabe der Kirche war und ist und bleibt, Zeugin ihres Christus zu sein. Denn Er allein ist Schöpfer, Inhalt und Zukunft des Gottesreiches oder der Verwirklichung der Herrschaft Gottes auf Erden. Denn die Königsherrschaft seines Vaters ist nicht etwa eine rein jenseitige und zukünftige. Sie setzt bei allen ein, die unseres Gottes und unseres Heilandes Jesu Christi geworden sind. Nicht etwa die Jünger sind Schöpfer des Gottesreiches, als Glieder desselben sind sie aber Mitarbeiter Christi. Daher die mannigfaltigen Ausdrücke, mit denen der Apostel Paulus sie bezeichnet. Er nennt sie: "Gefäße der Barmherzigkeit", "Verwalter der Geheimnisse Gottes", "ein zerbrechliches Tongefäß", "Tempel des Heiligen Geistes", "Glieder des Leibes Christi". Allein in Christus und in der Aktivität seines Geistes liegen mithin die Garantien des Aufbaus und der Vollendung des mit seinem Kommen angebrochenen Gottesreiches.

Diese Jünger nimmt Christus zunächst so, wie Er sie findet. Sie können Ihm nichts bringen. Sie können Ihm nur ein armes Leben zur Verfügung stellen. Das Fehlende trägt Er in ihr Leben hinein. Er begnadigt sie, Teilnehmer an dem Wirken seines Geistes zu werden. Ihr Zeugendienst setzt daher immer die Kraft des Geistes in seiner mannigfaltigen Aktivität voraus. "Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch kommt und werdet mir Zeugen sein." Es ist mithin sein Werk, sich seine berufenen Jünger so zuzubereiten, dass sie Gnade haben, als dem Herrn geweihte Gefäße heiligen Zeugen- und Priesterdienst zu tun.

 

Apg 1,8 C.H.Spurgeon ,,Und ihr werdet meine Zeugen sein." Apg. 1, 8.

Wenn du lernen willst, wie du deiner Pflicht als Zeuge Christi nachkommen kannst, so siehe auf sein Vorbild. Er legt immerfort Zeugnis ab: am Jakobsbrunnen oder im Tempel zu Jerusalem, am See Genezareth oder auf dem Berge. Er gibt Zeugnis Tag und Nacht; seine Gebete in nächtlicher Einsamkeit sind vor Gott gekommen wie seine Werke des Tages. Er bezeugt das Wort der Wahrheit unter allen Umständen. Pharisäer und Schriftgelehrte suchen vergeblich, Ihn zum Schweigen zu bringen; selbst vor Pilatus bezeugt Er ein gutes Bekenntnis. Er redet so deutlich und bestimmt, daß sein Zeugnis nicht kann mißverstanden werden. Lieber Christ, mache dein Leben zu einem deutlichen Zeugnis; sei wie ein klares Bächlein, auf dessen Grund man jeden Kiesel deutlich sieht, nicht wie ein trüber Sumpf, von dem man nur die Oberfläche erblickt, sondern klar und durchsichtig, so daß deine herzliche Liebe zu Gott und Menschen allen sichtbar ist. Du brauchst nicht zu sagen: ,,Ich bin wahrhaftig;" sondern sei wahrhaftig. Rühme dich nicht deines Wandels halben, sondern sei aufrichtig. Dann wird dein Zeugnis derart sein, daß die Menschen es sehen müssen. Halte nie aus Menschenfurcht mit deinem Zeugnis zurück. Dein Mund ist erwärmt und geheiligt worden mit einer glühenden Kohle vom Altar; so laß ihn reden, wie es geheiligten Lippen geziemt. ,,Frühe säe deine Samen, und laß deine Hand des Abends nicht ab." Schaue nicht auf der Wolken Zug, frage den Wind nicht, zeuge für deinen Heiland, es sei zur Zeit oder zur Unzeit, so wird es geschehen, daß du wirst um Christi und seines Evangeliums willen leiden müssen. Erschrick nicht, sondern erfreue dich der Ehre, die dir hierin widerfährt, daß du wert geachtet wirst, mit deinem Herrn zu leiden; und auch darinnen freue dich, daß deine Leiden, deine Verluste, deine Verfolgungen dir einen erhabenen Ort bereiten, von wo aus du umso kräftiger und gewaltiger für Jesum Christum zeugen kannst. Nimm dein großes Vorbild zu Herzen, und laß dich erfüllen von seinem Geiste. Bedenke, daß du viel Erleuchtung, viel Stärkung, viel Gnade und viel Demut bedarfst, wenn dein Zeugnis soll zu deines Meisters Ehre dienen. Der Herr gebe uns zu solchem Zeugnis Kraft, nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit!





A.Christlieb Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein bis an das Ende der Erde. Apg. 1, 8

Mit diesen Worten gibt der Herr Jesus seinen Jüngern volle Klarheit über ihre Lebensaufgabe. Er zeigt ihnen zunächst die Kraft, aus welcher heraus sie schaffen sollen. Es sind nicht die Kräfte der natürlichen Begabung. Wie könnte Klugheit oder Beredsamkeit dem übermächtigen Fürsten der Finsternis trotzen und sein Reich zerstören? Dazu gehört die Kraft Gottes, des Heiligen Geistes. Ohne sie sind wir dem Satan gegenüber ohnmächtig. Sodann zeigt der Herr den Jüngern die Arbeit, die ihnen obliegt. Die Menschen in der Welt sind blind, sind Gefangene des Satans und der Sünde, sind dem Tod und dem ewigen Verderben preisgegeben. Die Jünger Jesu können bei dem größten Eifer und bei Aufbietung aller Kräfte nicht einen einzigen Menschen retten. Aber, sie können und sollen Zeugnis ablegen von dem, der gekommen ist, die Werke des Teufels zu zerstören. ,,Ihr werdet meine Zeugen sein." Die schönste, glänzendste Rede hilft nichts, wenn sie die Hörer nicht in Verbindung mit dem Herrn Jesus bringt, dem Sieger über Sünde, Satan und Tod. Zuletzt gibt der Herr auch das Arbeitsfeld an. Beginnen sollten sie mit dem Zeugnis von Jesu in Jerusalem, der Hochburg des Unglaubens und des Hasses gegen Jesus. Da durften sie den ersten, herrlichen Sieg des Zeugnisses von ihrem Herrn erleben. Von da ging es durch ganz Judäa und Samaria. Die schreckliche Verfolgung unter Saulus hat nicht das Feuer, das der Heiland in Jerusalem angezündet, ausgelöscht. Sie war vielmehr der Sturmwind, der die stiebenden Funken weit hinaustrug und allenthalben neue Feuerherde schuf. Keine Gottlosenbewegung alter oder neuer Zeit konnte und kann die Anweisung Jesu hemmen, die in dem Wort liegt: ,,Bis an das Ende der Erde". Jesu Programm wird nicht zuschanden.





S.Keller Apostelgesch. 1, 8: «Ihr werdet meine Zeugen sein.»

Gewiß gibt es zwei wichtige Zeugnisse der Bibel und der Weltgeschichte für Jesus; aber mir kommt es schon manchmal vor, daß ich Leute mit großer Beredtsamkeit über jene Zeugen sprechen hörte, während ihr Herz und Leben nichts von Jesum wußten. Offenbar ist eine Gefahr vorhanden, jene zwei äußeren Zeugen zu überschätzen und sich um das dritte Zeugnis, das persönliche Erleben Jesu, zu wenig zu kümmern. Vielleicht ließ Gott es deshalb zu, daß an jenen beiden Pfeilern im letzten Jahrhundert manches abgebröckelt und viel Staub aufgewirbelt ward; dann tritt das Zeugnis lebendiger Persönlichkeiten wieder mehr in den Vordergrund. Und das ist die Vorbereitung auf eine neue Heilszeit, wo Gott nicht durch Bücher und Erinnerungen, sondern durch ein neues tägliches Geschehen zu seinem Volke reden und mit ihm verkehren wird. Begriffe machen nicht satt, Überlieferungen zeugen kein Leben - sondern der Geist Gottes kann dergleichen Leitungsdrähte benutzen; aber das Leben schafft immer nur der Geist. Lebendig gewordene Menschen sind dann Zeugen des Lebens und können Brennpunkte für andere werden. Hat Jesus dich und mich als seine Zeugen?

Du, Herr Jesus, brauchst uns ganz! Schlag auf die Hände, die noch Geld und Ehre und Eigenart festhalten wollen, wodurch das Zeugnis dumpf und unnütz wird. Nimm uns zum Eigentum. Bereite dir zum Ruhm deine Kinder. Amen.

 

Apg 1,9 J.Kroeker "Und da Er solches gesagt, wird Er aufgehoben zusehends und eine Wolke nahm ihn auf, vor ihren Augen weg." Apostelg. 1,9.

Christus, der Gekreuzigte, ist das Gericht der alten, Christus der Auferstandene jedoch der Anbruch der neuen Schöpfung. Aber in diesen beiden Seiten ist unser wahres Christusbild noch nicht erschöpft. Die Evangelien und die Apostelgeschichte, die Paulusbriefe und die Offenbarung geben uns noch ein drittes Bild von diesem Christus. Das ist der Erhöhte. Die Persönlichkeit Jesu endete in ihrer Geschichte nicht am Kreuz, sondern zur Rechten der Majestät Gottes in der Höhe. Hier fand das Leben unseres Herrn und Heilandes seine Vollendung.

Die Welt antwortete auf das Evangelium Gottes im Sohne mit dem Kreuz. Gott aber antwortete auf das Kreuz der Welt mit der Auferstehung seines Sohnes und begrüßte ihn als den Hohenpriester nach der Ordnung Melchisedeks. Hinfort hat Er sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe und ist von da aus das Haupt der Gemeinde. Die neue Schöpfung ist daher Osterevangelium und Osterleben im Geiste des Auferstandenen. Denn was hinfort ausgeht von diesem Auferstandenen, ist Auferstehungsleben für eine Auferstehungsgemeinde.

Als die erste kleine Gemeinde in den Pfingsttagen zu Jerusalem in der Geschichte in Sicht trat, da war sie in ihrem innersten Wesen und Charakter, in ihrer Berufung und Bestimmung etwas nie Dagewesenes. Prof.Dr.Deißmann hat diese Wahrheit so schön durch eine kleine Formel zum Ausdruck gebracht, wenn er sagt: "Paulus war nicht der Zweite nach Jesus, sondern der Erste in Christus!" Denn das Leben, das Wesen, der innere Charakter, die charismatischen Gaben der Gemeinde in ihren Gliedern, alles ist nicht die Fortsetzung von dem Leben des geschichtlichen Jesus, es ist das Leben des Auferstandenen. Das Geheimnis von Pfingsten ist, dass es vor Pfingsten einen Auferstandenen und nach Pfingsten Mitauferstandene gab. Die Tatsache der Auferstehung wussten die Jünger schon seit Wochen. Aber erst seit jenem Pfingsterlebnis wurde sie ihnen Wort und schöpferische Kraft, als der Geist des Auferstandenen ihr Leben wurde. Hinfort erfassten sie, dass das Leben der Christusgläubigen derselben Lebenssphäre angehöre, in der Christus als Auferstandener lebt.

Dieses wurde besonders klar von Paulus erfasst, und er machte diese Gotteswahrheit zum Evangelium für die Gemeinde. Er fasste seine persönliche Christusgemeinschaft in die einfache Formel zusammen: "Nicht aber ich lebe, sondern Christus lebt in mir." Christus in mir und ich in Christo, - in diesen zwei fundamentalen Sätzen lag der ganze Ausdruck des paulinischen Christentums. Daher ist es durchweg auch der Erhöhte und doch in seinem Geiste Gegenwärtige, der im Mittelpunkt seines Evangeliums steht.

 

Apg 1,10 S.Keller Apostelgesch. 1, 10: «Und als sie ihm nachsahen, gen Himmel fahrend ...»

Das Nachsehen hat keinen Zweck, wenn einer sich unsichtbar machen will! Eine bloße sentimentale Himmelssehnsucht ist gar nicht nach Christi Sinn. Im Gegenteil: Er will mit starkem, entschiedenem Zug zuerst seine Leute von der falschen Gebundenheit an die Erdensachen losmachen, und dann führt er sie wieder zurück und weist ihnen diese Erde an als Arbeitsfeld: Handelt, bis ich wiederkomme! Das bloße Himmeln mancher Christen schafft die Erde nicht um. Wenn wir wirklich himmlisch gesinnt sind, dann soll sich das nicht zeigen in mancherlei Absagen an Erdenlust, sondern in der Kraft der Liebe, die Hand anlegt zur Eroberung dieser Welt für Jesus. Jesu Reich war nicht von dieser Welt; aber für wen war es denn bestimmt, als für diese Welt? Darum treibt der rechte himmlische Sinn die Jesusleute in innerer und äußerer Mission, in sozialer Arbeit und Liebesübung vorwärts, immer mehr Gebiete dieser Welt für Jesus zu erobern. Kein Stück Erdenland, wo nicht seine Fahne weht - kein Gebiet, wo man nicht seine Gedanken aussät - kein Erdendunkel, in das nicht sein Licht fällt! Je himmlischer wir in Wirklichkeit sind, desto treuer müssen wir auf Erden sein, bis daß alle Reiche dieser Welt unseres Gottes und seines Christus werden.

Führe uns an zum Kampf, Herr Jesus! Öffne uns die Breiten der Erde und die Tiefen des Elends und die Höhen deiner Erbarmung, daß wir rechte Eroberer werden und mithelfen, dir alles zu Fuß zu legen. Amen.





Ch.Spurgeon "Und als sie unverwandt gen Himmel blickten, während er dahinfuhr, siehe, da standen zwei Männer in weißen Kleidern bei ihnen, die sprachen: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr hier und seht gen Himmel?" Apostelgeschichte 1,10-11

Wir sind geneigt, den Fehler dieser Jünger nachzuahmen.

"Oh", sagst du, "ich werde nie stehen und gen Himmel starren."

Ich bin des nicht gewiß. Einige Christen sind sehr neugierig, aber nicht gehorsam. Sie vernachlässigen klare Vorschriften, suchen aber schwierige Probleme zu lösen. Ich denke an einen Mann, der beständig über die Zornesschalen, Siegel und Posaunen in der Offenbarung zu reden pflegte. Er war groß in apokalyptischen Symbolen, aber hielt keine Hausandacht für seine sieben Kinder. Es wäre besser gewesen, wenn er, anstatt auf die Schalen und Posaunen, mehr auf seine Knaben und Mädchen geachtet hätte.

Ich habe Leute gekannt, die sich in das Studium des Propheten Daniel vertieft hatten und besonders gut über Hesekiel unterrichtet waren, aber 2. Mose 20 vergessen hatten und keine sehr klaren Ansichten über das 8. Kapitel im Römerbrief hatten. Ich tadle nicht, daß sie Daniel und Hesekiel studierten, doch wünschte ich, sie wären eifriger für die Bekehrung der Sünder in ihrer Nachbarschaft und sorgsamer in der Unterstützung armer Heiliger gewesen. Es ist nützlich, über die zehn Zehen des Gesichtes Nebukadnezars nachzudenken. Aber ich habe kein Verständnis dafür, wenn man solchen Studien gestattet, die praktische Gottseligkeit in den alltäglichen Dingen zu ersticken. Ich wünschte, daß ihr alle Geheimnisse verstündet; aber vergeßt nicht, daß unsere Hauptaufgabe ist zu rufen: "Siehe, das Lamm Gottes!" Erforscht alle zukünftigen Dinge, aber achtet zuerst darauf, daß eure Kinder zu dem Heiland gebracht werden und daß ihr Mitarbeiter Gottes in dem Aufbau seiner Gemeinde seid. Die Fülle von Elend und Unwissenheit, die uns von allen Seiten umgibt, verlangt unsere ganze Kraft. Und wenn ihr diesem Ruf nicht entsprecht, so werde ich, obwohl ich nicht ein Mann in weißem Kleid bin, euch sagen: "Ihr Männer der Christenheit, warum steht ihr und seht in Geheimnisse hinein, wenn so viel für den Herrn Jesus zu tun ist?" Seid nicht neugierig, sondern gehorsam!





C.O.Rosenius Apostelgesch. 1, 10: «Und als sie ihm nachsahen, gen Himmel fahrend ...»

Das Nachsehen hat keinen Zweck, wenn einer sich unsichtbar machen will! Eine bloße sentimentale Himmelssehnsucht ist gar nicht nach Christi Sinn. Im Gegenteil. Er will mit starkem, entschiedenem Zuge zuerst seine Leute von der falschen Gebundenheit an die Erdensachen losmachen, und dann führt er sie wieder zurück und weist ihnen diese Erde an als Arbeitsfeld: Handelt, bis daß ich wiederkomme! Das bloße Himmeln mancher Christen schafft die Erde nicht um. Wenn wir wirklich himmlisch gesinnt sind, dann soll sich das nicht zeigen in mancherlei Absagen an Erdenlust, sondern in der Kraft der Liebe, die Hand anlegt zur Eroberung dieser Welt für Jesus. Jesu Reich war nicht von dieser Welt; aber für wen war es denn bestimmt, als für diese Welt? Darum treibt der rechte himmlische Sinn die Jesusleute in innerer und äußerer Mission, in sozialer Arbeit und Liebesübung vorwärts, immer mehr Gebiete dieser Welt für Jesus zu erobern. Kein Stück Erdenland, wo nicht seine Fahne weht - kein Gebiet, wo man nicht seine Gedanken aussät - kein Erdendunkel, in das nicht sein Licht fällt! Je himmlischer wir in Wirklichkeit sind, desto treuer müssen wir auf Erden sein, bis daß alle Reiche dieser Welt unseres Gottes und seines Christus werden.

Führe uns an zum Kampf, Herr Jesu! Öffne uns die Breiten der Erde und die Tiefen des Elends und die Höhen deiner Erbarmung, daß wir rechte Eroberer werden und mithelfen, dir alles zu Fuß zu legen. Amen.

 

Apg 1,11 S.Keller Apostelgesch. 1, 11: «... Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr hier und seht gen Himmel?»

Das sieht doch so fromm aus - wie zum Malen, und ist auch oft gemalt worden! - weshalb dann der Vorwurf: Was steht ihr und seht gen Himmel? Damit ist nichts gewonnen! Die schönste Himmelssehnsucht ist ein unfruchtbares Gefühl, wenn sie uns nicht zur Arbeit treibt, den Himmel auf die Erde zu verpflanzen, dem Himmel Erdenwege zu bauen. - "Handelt, bis ich wiederkomme!" hat der Herr gesagt. Der Landmann pflügt und sät, aber das Wachstum und Gedeihen muß der Herr vom Himmel geben. Nun wartet man vom Himmel her auf solche Arbeit der Christenheit. Was ist da in vielen Gebieten nicht schon alles geschehen an vorbereitender Pflege - was fehlt auf anderen Gebieten nicht noch alles an Brücken- und Wegebau! In den äußeren Nöten den einen, in seelischen Verirrungen den andern, in Handel und Wandel, in Kunst und Wissenschaft, in Gemeinde und Haus, in Fürsorge für Arme und Kinder - überall müssen unsere Vorbereitungen geschehen. Das können aber nur die Jesusleute, die innerlich ganz felsenfest überzeugt sind von seinem Wiederkommen und seiner Herrschaft und dem letzten seligen Friedensreich auf der neuen verklärten Erde. Wer jetzt mitarbeitet, der soll sich dort mitfreuen dürfen im Licht des Siegesfestes.

Hier sind wir, Herr Jesus, bereite uns, sende uns, brauche uns, wie es vor dir recht scheint. Wir möchten deinen Willen erkennen und tun, damit dein Reich bald kommen kann in Herrlichkeit. Amen.





D.Rappard Dieser Jesus, der von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren. Apost. 1,11.

Mit dieser Botschaft grüßten jene ,,zwei Männer in weißen Kleidern" die kleine Jüngergruppe, die am Tag der Himmelfahrt dem scheidenden Meister nachsah. Dieser Jesus wird wiederkommen.

D i e s e r J e s u s ist es, den wir im Geiste als Kindlein in der Krippe liegen sehen, wiewohl sein Ausgang von Anfang und von Ewigkeit gewesen ist (Mich. 5, 1). D i e s e r J e s u s ging in Armut und Niedrigkeit einher, wohltuend, heilend, lehrend, segnend, von etlichen als Herr erkannt, von vielen gering geachtet und gehaßt. D i e s e r J e s u s hat in heißem Kampfe auf dem Angesicht gelegen in Gethsemane, hat auf Golgatha den Fluch auf sich genommen und von uns abgewandt, hat überwunden mit dem Todesschrei: Es ist vollbracht! D i e s e r J e s u s ist siegreich auferstanden, hat sich den Seinen im Verklärungsleib gezeigt und ist vor ihren Augen aufgefahren in die Herrlichkeit.

D i e s e r J e s u s ist durch seinen Geist allzeit in unserer Mitte. Er offenbart sich in seinem Wort, in seinem Mahl, im stillen Gebetskämmerlein, in seiner gläubigen Gemeinde. Er vergibt, heilt, tröstet, stärkt. - O lerne ihn jetzt recht kennen, damit du ihn auch erkennst, wenn er wiederkommt, und es dann freudig bezeugen könnest: Dieser Jesus ist mein!

O Herr Jesu, lehre mich Dich recht erkennen in Deiner ganzen Lieblichkeit und Heiligkeit. Erkenne Du auch mich als Dein unwürdiges, aber seliges Eigentum!

 

Apg 1,12 A.Christlieb Was den Pfingstgeist hindert und fördert Apostelgeschichte 1, 12 - 14

Die Geistesfülle damals und die Geistesarmut heute drängen uns das obige Thema auf.

1. Uneinigkeit und Einigkeit

Das erste Hindernis für eine reichere Mitteilung des Heiligen Geistes in unserer Zeit ist die Uneinigkeit. Die Jünger »waren beieinander e i n m ü t i g mit Beten und Flehen« (V. 14), als sie die Geistesgabe erhielten. Damals herrschte Einmütigkeit, heute so viel Uneinigkeit. Dieser Umstand ist ein schlimmes Hemmnis für Gottes Geist. Und allenthalben wird die Uneinigkeit noch vermehrt! Das ist Satans Werk! Meist ist Hochmut die Ursache für die Zerrissenheit. Die Auserwählten sollten in den eigenen Augen klein und niedrig werden. Dann wäre die Einigkeit leichter hergestellt.

Früher hatte es unter den Jüngern auch hochmütigen Rangstreit gegeben: »Sie hatten miteinander auf dem Wege gehandelt, welcher der Größte wäre« (Mark. 9, 34). Das hatte natürlich ihre Einigkeit bedroht. Aber jene Haltung war überwunden. Wodurch? Die Jünger waren am Karfreitag kleiner geworden. Der führende unter ihnen, Petrus, war am tiefsten gefallen. Die andern hatten auch die Probe nicht bestanden, sondern den Herrn feige verlassen (Mark. 14, 50). Allen hatte Jesus vergeben. Alle lebten von der Gnade. Keiner konnte auf den andern herabsehen oder sich über ihn erheben. Die erfahrene Gnade hatte sie geeint. Nun konnten sie zusammenstehen trotz allen Verschiedenheiten unter ihnen.

Laßt uns kleiner werden, dann werden wir einiger! Dann ist ein Hindernis weggenommen für das Wirken des Geistes.

2. Ungeduld und Geduld

Ein zweites Hindernis für den Pfingstgeist ist die Ungeduld. Die »Jünger waren s t e t s beieinander« (V. 14). Es war ein Beten viele Tage hindurch. Die Ungeduld - auch im Kämmerlein - ist ein Geisteshemmnis. Man wartet in unserer hastigen Zeit nicht auf Kraft von oben. Man betet wohl kurz, wartet aber nicht auf Erhörung und geht im eigenen Geist vor, ohne Salbung von oben. Man kann wie Saul nicht warten, bis »Samuel kommt« (1. Sam. 15, 8-14). Man kann wie das abtrünnige Israel sich nicht in Geduld sich fassen, bis Mose »vom Berge Sinai herabkommt«. Man macht sich ein goldenes Kalb. Man will das Reich Gottes durch das Tun der eigenen Hände sichtbar bei sich haben, anstatt Gott durch die Macht seines Geistes das bessere, beständigere Reich bauen zu lassen.

Ungeduldige Leute sind geistesarme Leute. Geduld ist uns not, wenn wir geistesmächtige Leute werden wollen. »Als der Tag erfüllet war« (Apg. 2, 1) kam damals Pfingsten, nicht als Petrus oder Jakobus oder die andern Jünger es wünschten. Die Jünger waren zusammen geblieben, bis Gottes Tag kam. Geduld wurde gekrönt. Geduld wird heute gekrönt: Geduld im Gebet, in der Arbeit, in der Fürbitte, in der Treue, die Menschen zu suchen. Geduldige erleben Geistesfrucht.

3. Ungehorsam und Gehorsam

Zuletzt ist Ungehorsam ein Geisteshindernis. »Gott gibt den Geist denen, die ihm gehorchen« (Apg. 5, 32). Im Gehorsam gingen die Jünger nach Jerusalem, im Gehorsam blieben sie dort (Luk. 24, 49), bis der Pfingstgeist kam.

Heute nimmt mancher es leicht mit eigenen Wegen und bittet gar um Gottes Beistand für das Vorwärtsschreiten auf selbsterdachter Bahn. Nein, der Geist Gottes wird uns nicht gegeben, damit wir unsern eigenen Willen durchsetzen können. Geisteskraft bekommen wir durch Gehorsam, der Gottes Willen ausführt.

Ich darf nicht um Geisteskraft in der Predigt oder im Gespräch bitten, wenn ich dadurch im eigenen Eifer oder Zorn diesen und jenen Menschen strafen oder zerschmettern will. Gott will ihn vielleicht trösten. Ich darf nicht um Tröstungskraft bitten für die, welche mir angenehm sind. Gott will sie vielleicht strafen und ihnen gründlicher ihr Verderben aufdecken. Aber Kraft darf ich erbitten, daß von meinem Wort und Zeugnis die Wirkung ausgehe, die Gott für nötig hält.

Je gründlicher zerbrochen unser Eigenwille ist, desto mehr kann Gott uns mit der Pfingstkraft füllen. Gehorsam mehrt die Geistesgabe. Es ist beglückend, dem Leiten des Geistes zu folgen. Jeder Schritt im Gehorsam vermehrt die innere Kraft, jeder Schritt im Ungehorsam schwächt. Nach dem stillen, gehorsamen Harren in Jerusalem kamen für die Jünger Zeiten eifrigster Tätigkeit hin und her im Lande. Da hätten sie sich nicht in selbstgewählte Stille zurückziehen dürfen. Warten und Wirken - der Geist zeigt den Gehorsamen, wann für beides die Zeit da ist, und er füllt sie mit göttlicher Kraft.