Apostelgeschichte 19,23-40

Das Evangelium bewirkt Glauben und Widerstand

Bewegung und Reaktion
(V. 23)
Das Christsein ist nicht nur eine neue Lehre, sondern eine Lebensführung: der „neue Weg“. „Um diese Zeit...“: „...wuchs das Wort durch die Kraft des Herrn und ward mächtig“ (V.20). Wenn das Wort mächtig wird, dann vermehrt auch der Teufel seine Tätigkeiten.
Wenn das Evangelium den Profit vermasselt (V. 24)
Der Konflikt entsteht beim Geld. Die aufgebrachten Goldschmiede toben gegen den Missio-nar Paulus. Demetrius erkennt die Zusammenhänge schon richtig. Wer einen lebendigen Gott bezeugt, der erklärt die anderen Götter zu Götzen und spricht ihnen die Macht ab. Die Folge: die Pilger bleiben aus und damit der Verdienst. Geschickt spielt Demetrius die Sache vom Geldbeutel auf das religiöse Gefühl und heizt das allgemeine Religionsbewusstsein der Epheser an, um es für seine Ziele zu nutzen.
Die Feststellung einer Erweckung (V. 26)
Demetrius war Zuhörer der Predigt des Paulus und zitiert hier Inhalte seiner Verkündigung. Er bestätigt, dass Gott in Ephesus eine Erweckung schenkte und viele zum Glauben kamen.
Wer Jesus ablehnt, ruft: „sie zerstören unseren Glauben“ (Kultur) (V. 27+28)
Demetrius hetzt das Volk mit einfachen Schlagworten gegen Paulus und seine Botschaft auf und erregt ihren Zorn gegen den „Zerstörer ihrer Kultur“.
Dieser von Lukas gegebene Bericht erhellt die Gesinnung und Motive aller Beteiligten. Da sind Demetrius und seine Goldschmiede-Kollegen. Ihr Kummer war, dass die Verluste im Pilgergeschäft auf die neue Glaubenbotschaft, die Paulus verbreitet, zurückzuführen sind. Sie behaupten zwar, dass es ihnen um die Verehrung der Diana geht, aber in Wirklichkeit wollen sie nicht hinnehmen, dass ihre Einnahmen geringer werden.
Die Mehrheit, ist eine vom Einzelnen verführte Masse (Mob) (V. 29+32)
Das große Theater in Ephesus fasst auf 66 Rängen etwa 25.000 Zuschauer – ein günstiger Ort für Bürgerversammlungen. Tausende Menschen fanden in und um den Tempel der Ar-temis Beschäftigung. Hier werden Mitarbeiter des Paulus vom Mob ergriffen – Gajus stammt aus Derbe und taucht auch in Apg 20,4 als Begleiter des Paulus auf. – Aristarchus hat nach Apg 27,2 den gefangenen Paulus auf seiner Reise nach Rom begleitet und ist nach Phile-mon 24 dort bei Paulus.
Als Christen haben wir guten geschwisterlichen Rat (V. 30+31)
Paulus hat die Auseinandersetzung nie gescheut und wäre auch hier mutig nach vorne ge-gangen. Aber seine Mitarbeiter befürchteten eine aussichtslose Debatte und sahen die Ge-fahr einer Lynchjustiz der fanatisierten Volksmenge. Auch ortskundige Freunde verwehrten Paulus einen öffentlichen Auftritt. Es ist gut, wenn wir in Krisensituationen nüchterne Brüder und Schwestern um uns haben, die mit entscheiden (vgl. die Entführung Luthers durch „Friedrich den Weisen“ auf die Wartburg, nach dem Wormser Reichstag). Paulus war demü-tig genug, sich dem Rat der Mitchristen zu fügen.
Bescheid wissen ist besser, als nur mitzuschreien (V. 32)
Ein Phänomen von religiösem Fanatismus und Massenhysterie, die ein gefährliches Eskala-tionspotential in sich trägt.
Ich rede für Dich (V. 33-34)
Alexander ein Jude oder Judenchrist? Es bleibt offen. Also nicht nur Paulus mit seinem „neuen Weg“ war den Ephesern ein Dorn im Auge, sondern auch die sie als Heiden verach-tenden Juden. Die „Verteidigungsrede“ des Alexander ging in den Sprechchören und im Massengeschrei der Epheser unter. Fanatiker wollen niemanden außer sich selbst zu Wort kommen lassen.
Ein vorbildlicher Politiker (V. 35-40)
Der Stadtverwaltungsleiter oder „Kanzler“ war als „des Schreibens Kundiger“ der höchste Beamte der freien Stadtverwaltung von Ephesus. Er war der wichtigste Verbindungsmann zur römischen Regierung, war Leiter der gesetzmäßigen Volksversammlung (wie in V. 39 vorgeschlagen), hatte die Protokolle der Stadt zu führen und führte die Aufsicht über das Vermögen des Artemistentempels. Dieser Mann hatte Erfahrung in Versammlungsleitung. Sehr klug hatte er gewartet, bis sich die Leute müde geschrieen hatten. Dann stellte er dip-lomatisch geschickt drei Dinge fest: 1. Den Weltruhm von Ephesus. 2. Es liege keine Ankla-ge wegen eines religiösen Verbrechens vor. 3. Für Privatklagen von Demetrius und seinen Kollegen gäbe es ordentliche Gerichte und ordnungsgemäße Versammlungen, die dreimal im Monat zusammenkamen und das Problem klären könnten. Der Stadtverwaltungsleiter wollte auf jeden Fall eine Anklage beim Kaiser wegen Aufruhrs vermeiden, denn der römi-sche Staat legte großen Wert auf Ruhe und Ordnung in der Provinz. Wäre Ephesus in kai-serliche Ungnade gefallen, hätte das massive politische und finanzielle Nachteile einge-bracht. Die verantwortlichen Beamten hätten unweigerlich ihre Stellung verloren. Mit diesem schlagenden Argument hatte er die Volksseele beruhigt, seiner eigenen Sicherheit gedient und Paulus und seinen Leuten wahrscheinlich das Leben gerettet.

Fragen zum Gespräch:

Walter Kneip, Neuenbürg

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:

 

 

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