Apostelgeschichte 17, 16-34 Bibelarbeiten und Andachten von A. Christlieb und Anderen
Aus: http://www.life-is-more.at/life/predigten/bibel_ap.php
Apg
17,17 A.Christlieb Heiliges
Ergrimmen - sündlicher Zorn. Apostelgeschichte 17,
16. 17.
Erstes Kennzeichen: Das heilige Ergrimmen eifert nicht für das eigene, sondern
für Gottes Interesse. (Johannes 2, 17).
Weil wir uns so leicht über uns selbst täuschen und unseren sündlichen
Grimm für heiligen Zorn halten können, deshalb tut es dringend not, nach bestimmten biblischen Kennzeichen zu forschen,
durch die man ein heiliges Ergrimmen von dem sündlichen
Zorn unterscheiden kann.
Das erste Kennzeichen eines heiligen Ergrimmens besteht darin, daß es niemals für eigenes, persönliches, sondern nur für
göttliches Interesse eifert. Wenn im Herzen des Paulus grimmige Gefühle
aufgestiegen wären im Rückblick auf die neidischen Gegner, die ihn von Beröa vertrieben hatten, so wäre dies kein heiliger Zorn,
sondern eine Anwandlung von Rachsucht gewesen. Oder wenn ihn der Unmut darüber erfaßt hätte, daß die sehnlichst erwartete Ankunft von Silas
und Timotheus sich so lange verzögerte, so hätte dies Gefühl in der
menschlichen Ungeduld seinen Ursprung gehabt. Oder wenn er einige Tage später
darüber erregt worden wäre, daß man ihn auf offenem
Marktplatz in Gegenwart anderer Leute einen Lotterbuben nannte, so wäre dies eher gekränkte Eigenliebe als göttlicher Zorn gewesen.
Aber Paulus ergrimmt weder über alte noch über neue persönliche Kränkungen,
auch nicht über Geduldsproben, sondern über die große Zahl der Götzenaltäre,
welche G o t t e s Ehre schädigten. Das war heiliger
Grimm.
Wenn heute bei uns einer darüber ergrimmt, daß der
Nachbar über seinen Acker fährt, oder ein anderer Böses über ihn plaudert und
dergleichen, so können wir gewiß sein, daß dies solcher Zorn ist, von dem das Apostelwort gilt:
,,Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn sei ferne von euch" (Epheser 4, 31).
Wenn aber ein bewährter Christ darüber entrüstet ist, daß
von einflußreichen Personen unserem Heiland die Krone
geraubt wird, die ihm gebührt, so ist solches Ergrimmen ganz anders zu
bewerten. Wollen wir Nachfolger dessen sein, der in heiligem Grimm den Tempel
reinigte, so laßt uns sorgfältig darauf acht haben, daß auch ,,der Eifer um s e i n Haus" und n i c h t d
e r u m u n s e r e i g e n e s uns ,,fresse" und fortreiße.
Zweites Kennzeichen: Das heilige Erbarmen ist nicht mit Haß,
sondern mit erbarmender Liebe verbunden. (2. Mose 32,
7 - 29).
Ein zweites Kennzeichen des heiligen Ergrimmens ist dieses, daß
es nicht mit Haß gegen den Fehlenden, sondern mit
erbarmender Liebe gegen ihn verbunden ist.
Das Beispiel von dem Ergrimmen des Mose
bei dem goldenen Kalb kann uns dies besonders deutlich zeigen. Als dieser
Knecht Gottes von dem Berg herabstieg und das Volk bei seiner Gesetzesübertretung
in lustigem Tanz sah, erfaßte ihn ein heiliger
Ingrimm (,,Er ergrimmte mit Zorn", V. 19), so daß
er die Gesetzestafeln zerbrach, das Kalb mit Feuer zerschmolz und strenges
Gericht übte.
Wollen wir diesen Grimm des Mose recht verstehen, und
ist es uns darum zu tun, daß unser Ergrimmen über
alle heutige Abgötterei so rein und heilig sei wie das seinige, so dürfen wir
einen Zug in jener Geschichte nicht vergessen: Bevor Mose
im Grimm das goldene Kalb zu Pulver zermalmte, hat er vorher auf einsamer
Bergeshöhe zu Gott um Erbarmen für die verirrten Tänzer gefleht.
Mancher Grimm würde wohl anders aussehen oder gänzlich erlöschen, wenn solche
Fürbitte einer Zornesäußerung vorausginge. Mose trat
wohl zornig auf gegen die leichtfertigen und frechen Übertreter des göttlichen
Gesetzes, aber sein innerster Herzensgrund war mit erbarmender Liebe zu diesem
verirrten Volk erfüllt, wie auch die nachfolgende Fürbitte so herrlich zeigt
(V. 32). Er haßte den Frevel, aber er suchte das
Beste der Frevler.
So handelt der heilige Grimm. Er stammt von dem, der die Liebe ist und
verleugnet diesen Ursprung nicht, wenn er echt ist. Auch Paulus hegte bei
seinem Ergrimmen in Athen keinerlei Haß im Herzen,
wie sein treues Bemühen um das Heil der Athener zur Genüge beweist.
Drittes Kennzeichen: Das heilige Ergrimmen raubt nie die ruhige Überlegung,
sondern treibt zu weisem und besonnenem Handeln.
Noch ein drittes Kennzeichen des heiligen Ergrimmens soll uns beschäftigen. Man
erkennt es an der Klarheit des Geistes, an der Ruhe, Besonnenheit und Weisheit
der Handlungen, zu denen es antreibt.
Der falsche, sündliche Zorn macht die Menschen blind
und unweise (Sprüche 29, 22). Wie töricht wollte doch David in seinem
menschlichen Ingrimm gegen Nabal handeln (1. Samuel
25, 13 und 22)! Wieviel Fehler werden durch
übereiltes Ergrimmen gemacht im Gebiet der Erziehung, der Seelsorge, des
Strafens bei der Wortverkündigung und anderswo! Immer wieder erfährt man: ,,Das
Gesetz richtet nur Zorn an" (Römer 4, 15).
Wie weise und besonnen handelt dagegen der in heiligen Ingrimm geratene Paulus
zu Athen! Wäre sein Grimm ein fleischlicher gewesen, so hätte er vielleicht
einige Götzenaltäre jener Stadt beschädigt oder zerstört. Aber wie er später in
Ephesus ,,kein Lästerer der Göttin Diana" war (Apostelgeschichte 19, 37),
so vermied er auch hier eine derartige Kampfesart gegen das Heidentum. Der
Ingrimm des heiligen Geistes gab ihm die beste Waffe der klaren, besonnenen und
entschiedenen Wortverkündigung in die Hand und auf die Lippen.
So laßt uns denn vorsichtig sein im Gebiet unserer
Gefühlswallungen und sie nach Gottes Wort prüfen. Der Herr aber reinige unsere
Herzen von jedem sündlichen Grimm und erfülle uns zur
rechten Stunde mit dem göttlichen Feuer, das in Paulus beim Anblick der Götzenaltäre
entbrannte.
A.Christlieb Nutzbringende Wartezeit.
Apostelgeschichte 17, 16 und 17.
I.
Paulus sammelt in der Wartezeit Kenntnisse, die dem Bau des Reiches Gottes
zugute kommen.
Im Leben der einzelnen Christen kommen bisweilen Zeiten und Umstände vor, wo
man in besonderer Weise auf Warten angewiesen ist. Wenn man in der Fremde durch
Verkehrsstörungen nicht weiterreisen oder in der Heimat wegen der Witterung
seinem Beruf nicht nachkommen kann, wenn man durch einen allgemeinen Streik gezwungen
ist, mit seiner Arbeit aufzuhören, so muß man auf den
Zeitpunkt warten, wo sich diese Umstände ändern.
Da kann für manche die Frage entstehen: Was fange ich mit dieser Wartezeit an?
Viele sind mit der Beantwortung dieser Frage schnell fertig. Sie verträumen
oder vertrödeln solche Stunden oder Tage auf allerlei Weise, wenn sie nicht gar
dieselben noch schlimmer verwerten.
Wie aber beantwortet ein Nachfolger Jesu diese Frage? Er glaubt doch in allen
Lagen an eine göttliche Vorsehung. Kein Zuganschluß
geht verloren, keine Arbeitsmöglichkeit wird ihm genommen ohne den Willen
seines himmlischen Vaters. Er nimmt also auch im Gegensatz zur ungläubigen Welt
solche oft recht unangenehm oder langweilig erscheinende Wartezeit aus Gottes
Hand an und prüft nach der Schrift, wie solche nutzbringend angewandt werden
kann.
Des Paulus Aufenthalt in Athen kann uns eine Antwort auf diese Frage geben.
Dort sahen wir den Apostel ebenfalls warten. Er wartet auf seine beiden
Mitarbeiter Silas und Timotheus. Offenbar wollte er
ursprünglich seine Missionsarbeit erst nach deren Ankunft beginnen. Was machte
er nun in der Zwischenzeit, ,,da er zu Athen wartete"? Er vertrieb sich
die Zeit nicht durch ziel- und zweckloses Umherwandern. Er zerstreute sich
nicht durch unnützes Besehen von allen möglichen äußeren Sachen, deren es in
Athen genug gab. Vielmehr sehen wir ihn, wie er aufmerksam die mannigfachen
Altäre betrachtet, ihre Inschrift liest und auf diese Weise Kenntnisse sammelt,
die nicht nur der Vermehrung seiner allgemeinen Welt- und Menschenkenntnis,
sondern ganz besonders der darauf folgenden Arbeit im Reiche Gottes dienen.
Auch wir können oft durch aufmerksames Beobachten und nützliches Lesen eine
Wartezeit fruchtbringend ausfüllen. (Vergleiche Epheser 5, 16).
II.
Paulus gab in der Wartezeit solchen Gedanken im Herzen Raum, die dem Bau des
Reiches Gottes zugute kamen.
Welch falsche und verkehrte Gedanken und Gemütsbewegungen dringen oft gerade in
Wartezeiten in unser Inneres ein! Bald reißt uns die Ungeduld mit sich fort,
die nicht warten kann, bis das Erwartete endlich eintrifft; bald faßt uns der Ärger über die, welche vielleicht die
Wartezeit verschuldet haben.
Wie manche Gefahr des Mißmutes, des Neides oder der
Lüsternheit entsteht auch dadurch, daß man in solcher
Zeit mehr als sonst in der Umgebung Beobachtungen anstellt. Wir nehmen oft
gerade im Umherblicken unbewußt allerlei schlimme
Einflüsse in unser Seelenleben auf, die schlecht wieder zu vertreiben sind.
Auch das Gedanken- und Gemütsleben des wartenden Paulus war vielen Versuchungen
ausgesetzt. Der Rückblick auf die bisherigen Erfolge konnte hochmütige Gefühle
in ihm wecken; der Gedanke an seine Verfolger konnte den Sorgengeist wachrufen;
der Anblick der Hindernisse für das Reich Gottes legte ihm die Verzagtheit
nahe, und die Begegnungen mit geachteten Philosophen konnten ihn neidisch
machen, wenn er ihr Ansehen mit seiner eigenen Verachtung verglich.
Hätte er solchen Gedanken Raum gegeben, so würden diese ihn innerlich
geschwächt und zur Arbeit für Gott untüchtig gemacht haben. Aber stattdessen
öffnete er sein Herz für jene göttliche Betrübnis und heilige Entrüstung über
all die Gottentfremdung, die er vorfand. Das gereichte seiner Missionsarbeit
zur Förderung.
Laßt uns gerade in Wartezeiten über unser Gemüts- und
Gedankenleben wachen und beten, daß wir nicht
geschwächt, sondern gestärkt werden für den wichtigsten Dienst, der unsere
Aufgabe bildet. (Matthäus 26, 41; Psalm 119, 148; Jeremia 4, 14).
III.
Paulus knüpfte solche Gespräche an, die dem Bau des Reiches Gottes zugute
kamen.
Nicht nur durch Sammeln nützlicher Kenntnisse und durch das Bewegen guter
Gedanken, sondern auch durch richtige Gespräche und Unterhaltungen hat Paulus
die Wartezeit in Athen trefflich ausgenutzt. Er redete mit Juden und Griechen
vom Heiland (vergleiche Vers 18 b).
Wie lieblich solche Ausnutzung einer Wartezeit ist, dafür ein Beispiel: Dem
heimgegangenen Missionar Nommensen war einst auf der
Heimreise nach Europa ein Schiff fortgefahren, das er
benutzen wollte. Er sah eine unangenehme Wartezeit am Hafen vor sich und erwog,
wie er sie auskaufen solle. Da fiel ihm ein, daß nach
einer Zeitungsmeldung dort eine schlimme Mordtat vorgekommen war und der Mörder
an diesem Ort seiner Hinrichtung entgegensehe. Er beschloß,
diese Wartezeit zu einem Besuch bei diesem Mörder zu benutzen und mit ihm von
Jesus zu reden. Als er die Erlaubnis hierzu erlangt hatte, ging er zu diesem
Mann, der zwar anfangs völlig unzugänglich schien, aber allmählich dem Einfluß Nommensens und dem des guten
Hirten sich erschloß und zu einer wirklichen
Herzenserneuerung kam. Die Gespräche mit diesem Mörder waren die beste
Ausnutzung einer Wartezeit am Hafenplatz. Dort erfüllte sich in lieblicher
Weise das Wort: ,,Des Gerechten Mund ist ein Brunnen des Lebens" (Sprüche
10, 11). (Vergleiche Kolosser 4, 6; Sprüche 16, 24).
A.Christlieb Drei Zuhörerkreise des Paulus in Athen.
Apostelgeschichte 17, 17 - 21.
Der erste, engste Zuhörerkreis: Die Besucher der Judenschule. Wenn wir die
Arbeit des Paulus in Athen überblicken, so finden wir, daß
er dort drei Zuhörerkreisen mit dem Wort Gottes dienen durfte. Der erste und
engste Kreis war zunächst die in der Synagoge (,,Judenschule") versammelte
Zuhörerschar, aus Juden und Proselyten (Anhängern des jüdischen Gottesdienstes
aus dem Heidentum) bestehend. Dort begann Paulus, wie auch früher, mit seiner
Arbeit zuerst.
Diese stets wiederholte Anknüpfung an den Gottesdienst seines Volkes ruft uns
aufs neue zu: Laßt uns doch
ohne klare göttliche Leitung niemals ein Band lösen, das Gott uns durch unsere
Lebensführung in die Hand gegeben hat. Immer wieder gelingt es dem Feind, da
und dort eine Seele in dieser Hinsicht aus den göttlichen Linien heraus auf ein
unfruchtbares Seitengeleis zu bringen. Üble
Erfahrungen und persönlich erlittene Kränkungen bilden oft die Ursache, weshalb
mancher dem Kreise den Rücken kehrt, in den Gott ihn hineingestellt hat.
Wenn solche Gründe dem Apostel maßgebend gewesen wären, so hätte er schon
längst keine Judenschule mehr betreten. Aber ihn leitete weder eine gekränkte
Empfindlichkeit, noch ein nachtragender Zorn, sondern die Liebe Christi. Ehe
der Herr ihn aus der Synagoge herausführte oder seine Landsleute ihn aus
derselben ausstießen, tat er selbst keinen Schritt, dieses Band zu zerreißen.
(Vergleiche Sprüche 14, 29; Hebräer 10, 36).
Der zweite, weitere Zuhörerkreis: Die sich herzufanden
auf dem Markt.
Die Tätigkeit des Paulus in Athen beschränkte sich aber nicht auf die Besucher
der Judenschule. Sein Missionseifer trieb ihn auch zur Arbeit auf dem
Marktplatz.
Hier haben wir den zweiten, weiteren Zuhörerkreis des Apostels. Er bestand aus
denen, ,,die sich herzufanden auf dem Markt".
Mit diesen knüpfte er Gespräche an, die auf das Eine, was not
ist, hinausliefen, auf das Evangelium vom Sünderheiland.
Diese Arbeit des Paulus auf dem Marktplatz beweist uns die Treue und den Eifer
des Apostels, der jede Gelegenheit wahrnahm, um das Wort Gottes auszubreiten.
An Sabbattagen und Werktagen, an gottesdienstlichen Plätzen und auf dem Marktplatz
verfolgt er sein Ziel, Seelen für das Lamm zu werben. Der täglich auf dem Markt
redende Paulus erinnert uns an das Wort: ,,Handelt, bis daß
ich komme" (Lukas 19, 13; vergleiche Johannes 9, 4).
Wenn Paulus die Athener, mit denen er auf dem Markt zusammentraf, für das
Himmelreich zu gewinnen suchte, so dürfen wir dieses Ziel bei denen, die Gott
uns da oder dort zuführt, ebenfalls im Auge behalten. Sollten wir bei solchem
Bemühen auch einmal Spott ernten, so brauchen wir davor nicht zu erschrecken.
Dann sind wir in der Gesellschaft dessen, der sich bei seinen Gesprächen über
Jesus einst Lotterbube nennen ließ.
Der dritte und weiteste Zuhörerkreis: Die große Versammlung auf dem Areopag.
Von den beiden ersten, verhältnismäßig eng begrenzten Zuhörerkreisen wurde
Paulus weiter in eine große Versammlung auf dem berühmtesten Platz Athens
geführt. Wir sehen ihn auf dem Areopag zum Volk reden, wo hoch und niedrig, arm
und reich, Einheimische und Ausländer seinem Worte lauschen. Das war der dritte
und weiteste Zuhörerkreis.
Paulus hatte sich nicht selbst dazu gedrängt und darum bemüht, an diesem Ort,
wo sonst große Staatsmänner und Gelehrte ihre Vorträge hielten, reden zu
dürfen. Er hatte still seine von Gott ihm gegebene Kleinarbeit unter mancherlei
Spott und Verachtung getrieben und kaum daran gedacht, daß
er an diesem Platz von Christus zeugen dürfen werde. Als aber seine Zuhörer auf
dem Marktplatz diesen öffentlichen Vortrag auf dem Richtplatz veranlaßten und Paulus zu einer öffentlichen Darlegung
seiner Lehre drängten, hat er sich nicht geweigert, sondern ging darauf ein.
Was sagt uns dieser dritte, weiteste Zuhörerkreis des Apostels in Athen? Er
sagt uns: Gott kann seinen Knechten Bahn machen für das Zeugnis von Christus.
Er kann die Herzen lenken und Wege ebnen, daß viele
unter den Schall seines Wortes kommen und das Himmelreichsnetz weit ausgeworfen
wird (Offenbarung 3, 8).
Apg
17,18 A.Christlieb Drei
Bildungsstufen in Athen. Apostelgeschichte 17, 18. 22. 28.
Die Stadt Athen war zur Zeit des Paulus eine Stätte hoher Bildung. Man würde
sie heute Universitätsstadt nennen. Die vornehmen Römer schickten ihre Söhne
zur feineren Ausbildung in Kunst und Wissenschaft dorthin.
Auch in unserem Text merken wir etwas von dieser höheren Bildung. Paulus kommt
in Berührung mit Anhängern verschiedener philosophischer Schulen, die sich mit
ihm ins Gespräch einlassen. Dies Zusammentreffen interessiert uns. Wir
beobachten es näher und lauschen den Worten, die wir dabei vernehmen.
I.
Die niedrigste Bildungsstufe der hochmütigen Spötter. Indem wir dies tun,
treten uns drei Bildungsstufen entgegen. Die niedrigste Bildungsstufe sehen wir
in den Philosophen, welche in ihrem Hochmut Paulus als einen
,,Lotterbuben" verspotten. Diese sich sehr ungebildet benehmenden
Gelehrten glaubten auf Grund ihrer Bildung gleichsam vom hohen Roß auf Paulus heruntersehen und ihn ihre Verachtung fühlen
lassen zu dürfen. Dabei haben sie ihn überhaupt nicht verstanden. Paulus war
durchaus kein Mann, der Brocken fremder Weisheit unverstanden nachschwätzte und
zum besten gab, wie das Schimpfwort (,,Saatkrähe"
wörtlich) bedeutete. Er brachte originale (ursprüngliche), eigene Gedanken, die
sein innerster Besitz waren. Nicht bei ihm, sondern bei seinen Spöttern war die Unklarheit und das leere Geschwätz. Sie verurteilten
das, was sie nicht kannten, als ob es außer ihrer Philosophie nichts
Vernünftiges auf der Welt gäbe. Ihr Urteil über Paulus zeichnet sich durch
Oberflächlichkeit und Hochmut aus. Ihr Bildungsstolz hat sie verblendet. Da sie
sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden (Römer 1, 22).
Vom Hochmut pflegt niemals etwas Gutes zu kommen, auch nicht an wahrer Bildung.
Welch ein trauriges Denkmal setzten sich diese stolzen Spötter bei ihrer
Begegnung mit Paulus! Wie sie ihn verachteten, werden sie nun wieder verachtet.
Ihren Namen kennt niemand, ihre Philosophie ist veraltet. Aber der Name des
vermeintlichen Lotterbuben und seine Weisheit glänzt
jetzt noch und wird bis in die Ewigkeit leuchten.
Wohl denen, die sich durch die Scheinbildung des Hochmuts niemals verblenden
lassen. Wehe aber den Nachfolgern jener athenischen Spötter, die das wahre
Christentum verurteilen, ohne es in Wahrheit verstanden zu haben (Psalm 119,
51).
II.
Die höhere Bildungsstufe der vorsichtiger Urteilenden. Eine etwas höhere
Bildungsstufe dürfen wir wohl in der zweiten Gruppe von Philosophen erkennen,
welche sagten: ,,Es sieht aus, als wollte er neue Götter verkündigen".
Schauen wir diese Gruppe etwas näher an.
Sie merkten offenbar aus dem Gehörten, daß Paulus
eine andere Anschauung über Gott und göttliche Dinge habe als die Athener. In
diesem Empfinden lag etwas Richtiges. Wie stellten sie sich nun zu dem, was
Paulus lehrte? Sie stimmten ihm zwar durchaus nicht zu. (Es ist sogar möglich, daß eine Beimischung von Spott in ihren Worten lag.) Aber
dennoch ist ihr Urteil über Paulus wenigstens vorsichtiger, zurückhaltender und
maßvoller als das der ersten. Jene Spötter bekundeten mit ihrem höhnischen Sich-abwenden von Paulus, daß sie
mit ihrem Urteil über ihn fertig waren. Sie erklärten mit Bestimmtheit: Das ist
ein Schwätzer (,,Lotterbube"). Diese aber waren behutsamer. Sie sprachen
ihre Ansicht nur als Vermutung aus. (,,Es sieht so aus", oder es scheint
so, ,,als wollte er"). Sie gaben sich also nicht den Anschein, als ob sie
die Gedanken des Paulus schon so genau durchschaut und so gründlich verstanden
hätten, daß sie über Richtigkeit oder Unrichtigkeit
derselben endgültig urteilen könnten. Sie zeigen etwas mehr Bescheidenheit als
die ersten. Sie waren der Wahrheit wesentlich näher gekommen als jene.
Auch heute noch pflegt man richtigeres Urteil, tieferes Verständnis und echte
Bildung bei ihnen zu finden, die behutsamer, vorsichtiger und bescheidener im
Urteil sind, als bei solchen, welche schnell und leichtfertig den Stab über
andere brechen und wegwerfend urteilen (Sprüche 15, 14).
III.
Die höchste Bildungsstufe des Paulus. (Psalm 119, 98 - 100).
Die höchste Bildungsstufe sehen wir bei Paulus. Er war äußerlich und innerlich
wahrhaft gebildet. Zuerst in äußeren Kenntnissen. Man hätte erwarten können. daß er der griechischen Weltweisheit ganz fremd
gegenübergestanden hätte.
Aber das war nicht der Fall. Sein Eingehen auf die wichtigsten Fragen ihrer
Philosophie (Ursprung und Ziel des Menschen), seine Erwähnung hervorragender
griechischer Dichter in seinem Vortrag (V. 28) beweisen, daß
er auch auf diesem Gebiet wohl bewandert war. Aber seine wichtigste Bildung
bestand nicht in der Kenntnis griechischer Gelehrsamkeit. Sie ruhte in der
Kenntnis dessen, der allein Herz, Gemüt und Geist recht bilden kann. Äußerlich
gebildet war Paulus schon als Christenverfolger (Apostelgeschichte 22, 3).
Seine beste Bildung aber fing in Damaskus an. Als all seine eigene Weisheit
zusammenbrach, als er dort sein eigenes Herz recht kennen lernte und mit Jesus
bekannt wurde; als er in sein Bild umgestaltet wurde und seine Demut und
Sanftmut bekam, da wurde er in höchstem Sinn gebildet.
Wahre Jünger Jesu können in äußeren Dingen nicht immer die höchste Bildung
empfangen. Aber die höchste Bildung in göttlicher Schule darf jeder genießen.
Durch sie findet dann auch etwaige äußere Bildung ihre richtige Stellung und
Bewertung.
Apg
17,21 A.Christlieb Drei
Hindernisse für das Evangelium in Athen. Apostelgeschichte 17, 13. 18. 21. 32
a.
Die Missionsarbeit des Paulus brachte in Athen nicht in dem Maße Frucht wie an
manchen anderen Orten. Während in Thessalonich ,,eine
große Menge" (Vers 4) und in Beröa ,,viele"
(Vers 12) zum Glauben kamen, waren es in Athen nur ,,etliche" (Vers 34).
Woran lag das? Sicherlich nicht an Paulus! Sein Wirken und Zeugen war hier
nicht schlechter als anderswo. Aber das geistliche Ackerfeld war nicht
dasselbe.
Unser Text läßt uns drei Hindernisse erkennen, die
gerade in Athen dem Wort Gottes in besonderer Weise im Wege standen.
Erstes Hindernis: Der falsche Gottesdienst. Die Stadt Athen übertraf viele
andere Orte an religiösem Eifer. Prächtige Tempel und Altäre, Meisterstücke der
schönsten Baukunst zierten die Stadt. Aber gerade diese äußerlich herrliche und
prunkvolle Verehrung der Gottheit mußte die Herzen
von der wahren Gottesgemeinschaft abziehen. Diese arme Stadt! Sie war voll von
,,Religion", und gerade deshalb konnte die rechte und wahre Religion bei
ihr besonders schwer Eingang finden.
Gibt es nicht bisweilen mitten in der Christenheit Orte und Herzen, wo es
ähnlich aussieht? (Vergleiche Galater 4, 8; Römer 10,
2; Jeremia 8, 5 b).
Das zweite Hindernis: Die fleischliche Weisheit. (Vergleiche: 1. Korinther 1,
20 - 23; 3, 18 - 20).
Ein zweites Hindernis, das gerade in Athen dem Wort Gottes im Weg stand, war
die eigene Klugheit oder fleischliche Weisheit. Athen war ja die Bildungsstätte
für die halbe Welt. Die Athener waren stolz auf diesen Ruhm. Aber gerade diese
fleischliche Weisheit bildete ein Hindernis für die göttliche, ,,törichte"
Predigt vom Kreuz Christi. Die Weisheit dieser Welt begriff Gott in seiner
Weisheit nicht (1. Korinther 1, 20 - 23).
Auch heute noch kann es vorkommen, daß die sogenannten ,,gebildeten" Kreise" dem Evangelium
mehr fern bleiben als andere. Wenn das Wissen ,,aufbläht" (1. Korinther 8,
1), wenn es stolz macht, so daß man herabsieht auf
alle, welche nicht die gleiche äußere Bildung erlangt haben, dann fügt Gottes
Weisheit es so, daß solche ,,Kluge" in der
wichtigsten Klugheit dahinten bleiben und zuschanden
werden. Denn er widersteht den Hoffärtigen (1 Petrus 5, 5). ,,Er erhascht die
Weisen in ihrer Klugheit" (1. Korinther 3, 18 bis 20). Das war in Athen
der Fall und kann auch heute noch vorkommen.
Drittes Hindernis: Die geistige Genußsucht.
Das dritte Hindernis in Athen war die geistige Genußsucht.
Auf dem Platz, wo Paulus seine Rede hielt, hatten schon manche
Volksversammlungen stattgefunden. Bedeutende Staatsmänner und berühmte Gelehrte
hatten dort Reden an das Volk gehalten. Die Athener waren also gewohnt, daß ihnen hier etwas Besonderes geboten wurde. Wie sie
früher gern Redner von Ruf und Begabung gehört hatten, so dachten sie auch
jetzt beim Auftreten des Paulus einen ähnlichen geistigen Genuß
zu bekommen und ,,etwas Neues zu hören". Die mannigfache innere Kost hatte
ihnen einen etwas verwöhnten Gaumen gegeben. Dieser wollte auch jetzt wieder
befriedigt werden.
Wie einst Hesekiels Wort von vielen nur als Ohrenschmaus benutzt wurden
(Hesekiel 33, 30 - 33), so erging es der Predigt des Paulus in Athen auch. Es
mochte manchem interessant sein, diesen neuen Lehrer mit den bisher gehörten
Rednern zu vergleichen. Ihre Neugier war eine feinere Genußsucht.
Diese geistige Genußsucht steht in scharfem Gegensatz
zur Heilsbegierde und bildete das dritte Hindernis für den Segen des
Evangeliums in Athen.
Gegen diese Gefahr, wählerisch zu sein und ein Feinschmecker zu werden, wollen
auch wir ein wachsames Auge behalten. Sie liegt dort besonders nahe, wo in der
Wortverkündigung Hervorragendes und Mannigfaltiges geboten wird. Nicht wie die
Athener wollen wir dem Worte Gottes zuhören, sondern wie die Hausgemeinde des
Kornelius (,,Nun sind wir alle hier gegenwärtig vor Gott, zu hören alles, was
dir v o n G o t t befohlen ist"
(Apostelgeschichte 10, 33).
Nicht Genuß, sondern Kraft und Segen wollen wir
suchen.
Apg
17,22 A.Christlieb Die
Verbindung von Schlangenklugheit und Taubeneinfalt in der Predigt des Paulus.
Apostelgeschichte 17, 22 - 31.
I.
Schlangenklugheit und Taubeneinfalt in der Einleitung der Rede.
In der Predigt des Apostels Paulus in Athen findet sich eine wunderbare
Verbindung von Schlangenklugheit und Taubeneinfalt (Matthäus 10, 16). Dies
beweist schon der erste Satz seiner Rede. In demselben ruft er den Athenern ein
freundliches Wort zu, das zu einer Brücke zwischen ihm und den Zuhörern werden
konnte. Er sagt: ,,Ihr Männer von Athen, ich sehe an allem, daß
ihr mehr als andere auf die Verehrung der Götter gebt!" (Wörtliche
Übersetzung.) Paulus erkennt an, daß die Athener sich
um die Gottheit bekümmerten.
Diese Tatsache, daß sie in ihrer Art ein religiöses
Interesse bekunden, nutzt er als Anknüpfungspunkt und verschafft sich dadurch
Eingang in die Herzen. Das war Schlangenklugheit.
Mit ihr verband er aber die rechte Lauterkeit und Taubeneinfalt. Denn das
freundliche Entgegenkommen seines ersten Satzes ging nur soweit, als die
Wahrhaftigkeit es zuließ. Daß die Athener sich um die
Verehrung der Gottheit bemühten, war Wahrheit. Damit sagte er nicht zuviel.
Hätte er aber die Art und Weise, wie sie die Gottheit verehrten, irgendwie
anerkannt, so wäre er nicht in der Wahrheit geblieben. Aber er beschränkte sich
auf die Erwähnung des vorhandenen religiösen Eifers, ohne ihn weiter zu beurteilen.
Dieses durch und durch lautere Einhalten der
Wahrheitsgrenze beweist die Taubeneinfalt.
Wie leicht kann es vorkommen, daß ein Redner in der
Absicht, die Hörer zu gewinnen, schmeichelhafte Worte gebraucht, die über die
zarten Grenzen der inneren Wahrhaftigkeit hinausgehen. Damit verläßt er den Boden der Taubeneinfalt, die nicht minder
wichtig ist als die Schlangenklugheit. (Philipper 4, 8; 2. Korinther 7, 14 b).
II.
Schlangenklugheit und Taubeneinfalt in dem Thema der Rede. Als Paulus zur
Darlegung seiner ,,neuen Lehre" (Vers 19) auf den Areopag geführt wurde,
befand er sich in einer heiklen Lage. Die Verkündigung neuer Gottheiten war in
Athen durch ein Gesetz verboten. Was sollte er da tun? Brachte er ohne weiteres
die Lehre des Evangeliums, so übertrat er jenes Gesetz. Verschwieg er dieselbe,
so war er unwahr, und die göttliche Botschaft blieb unausgerichtet.
Hier war Schlangenklugheit nötig. Dies bewies Paulus durch die Anknüpfung an
die Inschrift des Altars. Diese bot ihm einen Ausweg aus seiner Schwierigkeit.
Indem Paulus diese Inschrift zum Thema seiner Rede machte, sagte er gleichsam:
Ich möchte einer bei euch bereits vorhandenen und ausgeübten Gottesverehrung
zur nötigen Klarheit verhelfen. ,,Ich verkündige euch den Gott, dem ihr bereits
unwissend Gottesdienst tut". So war Paulus gegen eine etwaige
Beschuldigung einer Gesetzesübertretung gedeckt. Obwohl der wahre
Gott, den er verkündigte, nichts mit den Göttern Griechenlands zu tun
hatte, obwohl er im Grunde doch eine andere Gottheit verkündigte, so war doch
die Form, in der er es tat, so weise gewählt, daß man
ihn nicht fassen konnte.
Der Apostel war aber in der Aufstellung dieses Themas nicht nur sehr klug,
sondern auch durch und durch wahr. Es war nicht ein Scheinthema, das er nur zur
eigenen Sicherheit als Aushängeschild benutzte. Es war sein wirkliches Thema,
das er durchführte, so daß alle Philosophen Athens
ihm nicht den Vorwurf innerer Unwahrhaftigkeit machen konnten. Er verkündigte
in Wahrheit den auf dem Altar gemeinten, unbekannten Gott.
So verband er in der Wahl dieses Themas unter göttlicher Leitung die
Schlangenklugheit mit der Taubeneinfalt (Matthäus 10, 19; 1. Samuel 18, 14).
III.
Schlangenklugheit und Taubeneinfalt in der Durchführung der Rede.
Auch in der weiteren Rede zeigt sich diese Verbindung. Er paßte
sich einerseits den Athenern ganz an. Er wurde gleichsam den Athenern ein
Athener, den Philosophen ein Philosoph (1. Korinther 9, 19 - 22). Ihrem
Forschen nach richtiger Weltanschauung kam er entgegen und wies es in die
richtige Bahn. In dieser Anpassung bewies er eine gottgewollte
Schlangenklugheit.
Aber auch die andere Eigenschaft vergaß er nicht. Wie leicht kann es vorkommen,
daß ein Redner sich deshalb seinen Zuhörern anpaßt, weil er Ehre und Anerkennung bei ihnen sucht. Auch
Paulus hätte auf dem Areopag nach dem Beifall der Menge trachten können. Die
Versuchung lag nahe. Aber er blieb vor dieser Versuchung bewahrt durch die
lauterste Einfalt. Mochten andere Redner auf diesem Platz es darauf ablegen, daß der ganze Richtplatz vom Beifall der Volksmasse wiederhallte. Er blieb bei seinem gottgewollten Ziel,
Seelen zur Bekehrung und zur Erkenntnis der Wahrheit zu führen. In dieser
Lauterkeit verschwieg und umging er auch die Dinge nicht, welche den Athenern
unangenehm und ärgerlich zu hören waren. Er sprach von Buße. Er bekannte sich
frei zum Auferstandenen, wenn auch noch soviel ,,Gebildete" sich daran
stießen. Er suchte keine Anerkennung von seiten der
griechischen Modeweisheit.
So verband er beides: Indem er sich der Lage anpaßte,
zeigte er Schlangenklugheit. Indem er nichts im Auge hatte als die Ehre Gottes,
bewies er Taubeneinfalt und verband so beides unter göttlicher Leitung.
(Matthäus 10, 19; 1. Samuel 18, 14).
Apg
17,23 A.Christlieb Ein
dreifaches Geständnis der Athener in der Inschrift ihres Altars.
Apostelgeschichte 17, 23.
Erstes Geständnis: Wir wissen nicht, von wem unser Leiden kommt. (Hosea 5, 14 - 6, 1).
Über die Entstehung der Inschrift jenes Altars gibt es eine Überlieferung. In
Athen soll einst eine große Pest geherrscht haben. Die Athener wußten nicht, welcher Gott über sie erzürnt sei und diese
Seuche gesandt habe. Sie opferten deshalb den verschiedenen Göttern. Dazu
bauten sie diesen Altar, falls eine fremde, ihnen unbekannte Gottheit die Pest
verursacht haben sollte.
Mag diese Überlieferung zuverlässig sein oder nicht, jedenfalls beweisen die
Athener in dieser Inschrift eine dreifache Unwissenheit, die auch heute noch
mitten in der Christenheit vielfach vorhanden ist.
Zuerst wußten die Athener nicht, von wem alles Leid
und alles Elend ihres Lebens stamme. Sie merkten und glaubten wohl, daß eine Heimsuchung, wie z. B. eine Pest, von einer
höheren, göttlichen Hand komme. (In dieser Beziehung standen sie trotz all
ihrer heidnischen Finsternis doch noch höher als viele Namenchristen, die bei
all den furchtbarsten göttlichen Zuchtruten überhaupt keine höhere himmlische
Gewalt anerkennen wollen. Gott bewahre uns vor solcher Blindheit, die unter das
Heidentum herabsinkt.) Aber doch kannten die Athener diese höhere Gotteshand
nicht. Sie hatten nicht das Licht eines Jeremia, der sprach: ,,Der Herr hat
mich also zugerichtet" (Klagelieder 1, 14; vergleiche Hiob 1, 21).
Dies Licht fehlt auch uns oft. Wir haben im Weltkrieg bisweilen die Grausamkeit
der Feinde oder die Torheit einiger Machthaber gesehen, aber nicht die Hand des
Herrn, der einst Israel sagen ließ: ,,Ich, Ich zerreiße sie" (Hosea 5, 14). Auf vielen Herzensaltären steht immer das
Wort: ,,Dem unbekannten Gott", weil so wenige die allmächtige, gerechte
Hand Gottes in dem Erdenleid erkennen und sich darunter beugen.
Zweites Geständnis: Wir wissen nicht, wen wir erzürnt haben.
Die Frage: ,,Woher stammt unser Leid?", hing bei den Athenern aufs engste
zusammen mit der anderen Frage: ,,Welche Gottheit haben wir erzürnt, und
wodurch haben wir dies getan?" Daß sie
irgendeinen Gott beleidigt hätten oder beleidigen könnten, glaubten sie wohl.
Nur fehlte ihnen die Erkenntnis desselben. Deshalb dieser Altarbau.
Auch diese Unwissenheit findet sich mitten in der Christenheit. Wie selten
findet sich doch die Erkenntnis eines David: ,,A n d i r a l l e i n habe ich gesündigt" (Psalm 51, 6). Wie wenige
wissen und bedenken, daß sie mit jeder Sünde sich an
Gott selbst verfehlen! Die Verdammten im Jüngsten Gericht sind ganz erstaunt
darüber, daß sie mit ihrer Kaltherzigkeit gegen die
Jünger Jesu den Herrn der Herrlichkeit mißachtet
haben (Matthäus 25, 44). Jener stolze Heide Sanherib
ahnte nicht, daß er mit seinen Hohn- und Lästerworten
gegen Hiskia ,,den Heiligen in Israel"
verspottete (2. Könige 19, 22). Goliath bedachte nicht, daß
er mit seinen prahlerischen, an das Volk Israel gerichteten Worten den Herrn
Zebaoth verhöhne (1. Samuel 17, 45). Korahs Rotte
glaubte sich nur gegen Mose zu erheben. Aber ihr
Aufruhr ging ,,wider den Herrn" (4. Mose 16,
11).
So geht es auch vielen Christen. Wer kein göttliches Licht über seine Sünde
hat, wer nicht weiß, gegen wen er sich verfehlt, der gleicht den Erbauern jenes
Altares ,,für den unbekannten Gott".
Drittes Geständnis: Wir wissen nicht, wie wir mit der Gottheit versöhnt werden
können. (2. Korinther 5, 19 und 20).
Was wollten die Athener mit dem Bau des Altares? Sie wollten mit dem
unbekannten Gott versöhnt werden. Sie wollten ihn günstig für sich stimmen.
Aber sie tasteten unsicher nach der richtigen Weise, dieses Ziel zu erreichen.
Auch diese dritte Unwissenheit herrscht vielfach in der Christenheit. Trotz
Bibel und Katechismus weiß mancher im praktischen Leben nicht, wie man mit Gott
versöhnt wird. Es bedarf eines göttlichen Lichtstrahles zur rechten
Beantwortung dieser Frage. Die Heiden quälen sich oft selbst, opfern Tiere, ja
sogar Menschen, um Gott zu versöhnen. Und in der Christenheit will der eine
durch äußere Ehrbarkeit, der andere durch tote Rechtgläubigkeit usw. Gott
versöhnen. Paulus selbst hatte auch lange Zeit kein Licht über diese Frage,
obwohl er ein Schriftgelehrter war, bis er in Damaskus zur Klarheit darüber
kam. Jetzt konnte er anderen, auch den Athenern, den Weg der Versöhnung zeigen.
Wohl allen, die so die Versöhnung mit Gott im eigenen Leben erfahren haben.
Wohl allen Christenherzen, in denen der Altar für den unbekannten Gott vertauscht
worden ist mit dem Gebets- und Dankesaltar für den in Christus bekanntgewordenen Gott, der uns mit sich selbst versöhnt
hat.
Apg
17,24 A.Christlieb Drei Fragen,
die Paulus in seiner Predigt beantwortet. Apostelgeschichte 17, 24 - 31.
Erste Frage: Wer ist der unbekannte Gott?
Drei Fragen lagen in der Inschrift jenes Altars. Drei Antworten gibt Paulus in
seiner Predigt. Die erste Frage lautete: Von wem stammt unser Leiden? Wer ist
es, der es über uns verhängt und Macht hat, es hinwegzunehmen?
An welchen Gott müssen wir uns deshalb wenden?
Paulus zeigt ihnen den, von dem alles herkommt, von dem wir ganz abhängig sind.
Während die Griechen in ihren falschen heidnischen Vorstellungen immer an
mancherlei besondere Götter der einzelnen Länder und Gegenden dachten, zeigt
ihnen Paulus den Einen Gott, der die ganze Welt geschaffen hat, der alle
Menschengeschlechter in seiner Gewalt hat. Damit führt er sie aus ihren engen,
beschränkten und falschen Vorstellungen heraus zu einer herrlichen Weite und
Klarheit des Blickes. Der wahre Gott ist nicht der Gott e i n e s Landes und
Geschlechtes, sondern aller Länder. Jedem Volk wird Ziel und Grenze von ihm
bestimmt.
Das hat auch uns etwas zu sagen. Wenn wir auch alle von der heidnischen
Anschauung der Vielgötterei frei sind, so haben wir doch gerade durch den
furchtbaren Weltkrieg oft zu sehr vergessen, daß Gott
nicht der Gott eines Volkes, sondern aller Völker der Erde ist. Gott hat sie
alle geschaffen und waltet über ihnen allen. Wenn unser Vaterland verkleinert
und beschnitten wurde, wenn andere uns Länderstrecken wegnahmen, so wollen wir
nicht über Menschen zürnen, sondern an dem Wort festhalten: Gott, der ein Herr
ist Himmels und der Erde, hat Ziel gesetzt und zuvor versehen, wie lang und wie
weit die einzelnen Völker wohnen sollen. Von ihm kommt auch unser Leid. Er hat
es verhängt und hat Macht, es wegzunehmen.
Dieser Schöpfer der ganzen Welt und Leiter aller ihrer Geschicke, das ist ,,der
unbekannte Gott", an den wir glauben. Zweite Frage: Was will der
unbekannte Gott?
Die Athener hatten durch jenen Altarbau auch bewiesen, daß
sie sich in völliger Unwissenheit über den Willen Gottes befanden. Deshalb
entspricht Paulus einem Bedürfnis seiner Zuhörer, wenn er ihnen Licht darüber
gibt, was der unbekannte Gott wolle. Er faßt den
ganzen Willen Gottes für die Menschen in dem einen Wort zusammen: ,,...daß sie den Herrn suchen
sollten".
Es ist von allergrößter Bedeutung für uns, daß wir
die Absicht verstehen, auf die Gott bei uns hinzielt. Bekommen wir Licht über
dieselbe und gehen darauf ein, so werden wir glückliche und gesegnete Menschen.
Verstehen wir sie nicht und handeln ihr entgegen, so werden wir unbefriedigte
und unglückliche Leute.
Hier wird uns Licht über das Ziel gegeben, welches Gott bei uns verfolgt. Bei
allen seinen Taten in Schöpfung und Weltregierung arbeitet der Herr darauf hin,
daß er selbst von uns gesucht wird. Die Leute, welche
ihn suchen, sind auf der richtigen Fährte. Von dem König Josia heißt es: ,,Als
er noch ein Knabe war fing er an, den Gott seines Vaters David zu suchen".
Er ging den gottgewollten Weg.
Wenn das Suchen unseres innersten Herzens auf andere Ziele, z. B. Geld, Lust,
Ehre und dergleichen gerichtet ist, so erzürnen wir Gott und handeln seinem
Willen entgegen. Suchen wir aber ihn, so dürfen wir uns freuen, denn wir sind
auf dem göttlichen Pfad. ,,Es freue sich das Herz derer, die den Herrn
suchen" (Psalm 105, 4). (Vergleiche Jesaja 55, 6; Amos 5, 4-6).
Dritte Frage: Wie finde ich den unbekannten Gott?
Unter den bisherigen Worten des Paulus mochte es wohl manchem aufrichtigen
Zuhörer bange zumute geworden sein. Der Apostel hatte die Torheit ihres
Götzendienstes dargelegt. Damit war das Leben der Athener als ein verirrtes
hingestellt und ihr Gottesdienst als ein falscher und vergeblicher verurteilt.
Es mußte die Frage in den Herzen entstehen: Wie
können wir das Verfehlte gut machen? Wie können wir die Gunst dieses wahren
Gottes erlangen und mit ihm in die rechte Gemeinschaft kommen? Hierauf geht nun
Paulus ein und beantwortet auch jene dritte Frage: Wie kann man mit der
Gottheit versöhnt werden?
Er zeigt zuerst das, was auf göttlicher Seite nötig ist, damit dies Ziel
zustande komme, und sodann das, was auf menschlicher Seite erforderlich ist.
Von Gottes Seite wird ein großer Gnadenerlaß
angeboten. Er kommt den Menschen mit wunderbarer Huld entgegen. Die ganze Zeit
der Unwissenheit soll übersehen werden! Des bisherigen Lebens mit seinen
Irrungen, Sünden und dunkelsten Flecken soll nicht gedacht werden! Welch eine
Barmherzigkeit Gottes! Auf seiten des Menschen ist
nur eines not: ,,Gott gebietet allen Menschen an
allen Enden, Buße zu tun." Buße heißt Sinnesänderung. Nicht
Religionsformen, nicht Mienen oder Worte, sondern Herz und Leben müssen
geändert werden, indem man nicht mehr seinen eigenen, sondern Gottes Willen zur
Richtschnur nimmt.
Der Weg der Buße ist nicht nur für die Athener, sondern für alle Menschen der
Weg zu Gott. Wer von Buße und Bekehrung nichts wissen will, der behält in
seinem Herzen den Altar: ,,Dem unbekannten Gott".
Apg
17,28 A.Christlieb Drei
Hilfsmittel zu fruchtbarer Wortverkündigung. Apostelgeschichte 17, 17. 18. 23.
28.
Das wichtigste Hilfsmittel zu fruchtbarer Wortverkündigung ist die Salbung mit
dem heiligen Geist, das Gebet um Erleuchtung und Kraft aus der Höhe. Ohne dies
wird die beste Vorbereitung wenig helfen. Jedoch schließt diese wichtigste
Voraussetzung die Verwertung guter menschlicher Hilfsmittel durchaus nicht aus.
Gerade bei dem Vortrag des Paulus in Athen können wir dies beobachten.
Bei diesem Meisterstück einer wohldurchdachten und zielbewußten
Predigt können wir drei Hilfsmittel erkennen, die dem Apostel dienen mußten, und die auch heute noch bei dem göttlichen
Zeugendienst treffliche Dienste tun können.
Erstes Hilfsmittel: Unterredung mit Menschen über göttliche Dinge.
Paulus ließ sich auf dem Marktplatz Athens zuerst mit einer größeren Anzahl von
Personen ins Gespräch über den Weg zur Seligkeit ein. Bei diesen Gesprächen
hörte er auch, was für Gedanken und Fragen die Athener beschäftigten. Er lernte
ihre Anschauungen kennen. Nachher sprach er in seiner öffentlichen Rede gerade
über die Dinge, welche die Athener, auch die zahlreichen Philosophen unter
ihnen, bewegten. Er predigte nicht über Dinge, die ihnen ganz fern lagen. Man
hörte es seiner Rede an, daß er die richtige Fühlung
mit seinen Zuhörern vorher gewonnen hatte. Er hatte gelernt, seine Zuhörer zu
verstehen. Deshalb verstanden seine Zuhörer auch ihn. Auch heute noch können
die Unterredungen über göttliche Dinge, die seelsorgerlichen Gespräche, allen
Zeugen des Evangeliums ein treffliches Hilfsmittel zu verständlicher und
praktischer Wortverkündigung werden. (Matthäus 10, 42).
Zweites Hilfsmittel: Aufmerksames Beobachten dessen, was im Leben angetroffen
wird.
Ein weiteres wichtiges Hilfsmittel zu fruchtbarer Wortverkündigung wurde für
Paulus die aufmerksame Beobachtung dessen, was er im Leben antraf. Gewiß war sein Inneres bei seinen Gängen vor allen Dingen
auf den Herrn selbst gerichtet. Aber diese treu-innige Gemeinschaft mit Gott
ließ ihn nicht etwa einseitig nur tief in sich gekehrt durch die Straßen Athens
dahinwandern, sondern machte ihn zugleich in gutem Sinne weltoffen. Er
beobachtete das, was am Weg lag. Aber nicht so, daß
er dadurch zerstreut und von Gott abgezogen wurde, sondern so, daß er göttliche Fingerzeige für seinen Dienst entdeckte.
Es gibt eine falsche Weltoffenheit, die uns schädigt und schwächt. Aber die
Weltoffenheit des Paulus ist gesund und wird zum Hilfsmittel für die Arbeit im
Reich Gottes. Der Anblick jenes Altars gab ihm Ausgangspunkt und Thema für
seine Rede. So haben die Gottesknechte oft durch das, was sie auf ihren Wegen
sahen oder hörten, Stoff für ihre Wortverkündigung erhalten.
Spurgeon erzählt, wie einst der Anblick eines
gesprenkelten Vogels, der von andersfarbigen Vögeln gepickt wurde, ihm Licht
über den rechten Gegenstand seiner Predigt gab. Er sprach darüber, wie die
Jünger Jesu von den andersgearteten Weltmenschen gehaßt
und verfolgt werden müßten. Ein anderes Mal bot ihm
der Gang einer Gerichtsverhandlung, an der er während eines Sonnabends als
Zeuge teilnehmen mußte, Thema und Teile, um am
folgenden Tag von dem künftigen Gericht, dem Ankläger, Verteidiger und Richter
usw. zu reden.
Samuel Zeller fand durch das Schild auf einem Bahnhof: ,,Vor Taschendieben wird
gewarnt!" ein Thema und sprach längere Zeit über die Dinge, die uns
innerlich den wichtigsten Besitz rauben können.
Wie hat Jesus selbst alle Beobachtungen in der Natur und im Menschenleben zu
fruchtbarer Wortverkündigung verwertet, z. B. die Küchlein, die Schafe und
Böcke, den Weinstock, die Lilie, die Bauarbeit usw.
Laßt uns mit offenen Augen durchs Leben gehen und
alles in den Dienst des himmlischen Meisters und seiner Sache stellen (Matthäus
6, 26 - 30; Sprüche 30, 24 ff.)
Drittes Hilfsmittel: Worte großer Denker und Dichter.
Auf ein drittes Hilfsmittel macht uns obiger Vers aufmerksam. Paulus verschmäht
es nicht, auch aus dem Schatz der griechischen Dichter und Denker ein Wort zu
entnehmen, um seine Zuhörer der Wahrheit näher zu bringen. Mochten jene Dichter
im übrigen zur göttlichen Wahrheit stehen, wie sie
wollten, eines war gewiß: Es lag in ihren Worten ein
Ahnen von einem höheren göttlichen Ursprung der Menschen. Daran konnte Paulus
anknüpfen, und er tat es. Diese griechischen Dichter mußten
mithelfen, die Seelen zu Jesus zu führen. Wenn Paulus solche Hilfsmittel nicht
verwirft, brauchen wir dies auch nicht zu tun. Nur laßt
uns dabei auf eines achten: Die Worte menschlicher Dichter nehmen in Paulus'
Rede eine dienende und nicht eine herrschende Stellung ein. Es gibt geistliche
Reden, in denen sehr viel von Dichtern und Denkern, aber sehr wenig von Gott
und dem Himmelreich die Rede ist. Die Verfasser solcher Reden haben kein Recht,
sich auf die Predigt des Paulus in Athen zu berufen. Nie sollen unsere
Predigten Menschen verherrlichen, auch nicht Poeten, sondern allein den Herrn.
Wo aber das Wort eines anerkannten Dichters dazu geeignet ist, Seelen zum Heil
zu locken, wollen wir es an der rechten Stelle gern benutzen.
Laßt uns jedes gottgewollte und biblisch berechtigte
Hilfsmittel zur Wortverkündigung dankbar gebrauchen und dazu Paulus als Vorbild
benutzen. (Vergleiche Titus 1, 12).
Apg
17,30 A.Christlieb Die Forderung
der Buße. Apostelgeschichte 17, 30 und 31.
I.
Von wem sie stammt.
Bei dem entscheidenden Punkt, wo Gottes Wort von dem Menschen Buße verlangt,
regt sich der Widerstand des natürlichen Menschen. Er wehrt sich gegen diese
Forderung. Dabei pflegt ihm ein dreifacher Irrtum zu unterlaufen, den unser
Text widerlegt.
Zuerst denkt er oft: Dieser Prediger verlangt Buße von mir. Dazu hat er kein
Recht. Andere tun es auch nicht. Hier liegt der erste Irrtum. Nicht der
Prediger, sondern Gott ist es, der die Buße fordert: ,,Nun g e b i e t e t G o
t t !"
Wir sind in dieser wichtigsten Frage nicht auf willkürliche Meinungen
verschiedener Menschen oder theologischer Richtungen angewiesen, sondern haben
es mit einem göttlichen Befehl zu tun (Lukas 24, 47; Joel 2, 12 und 13). Zu ihm
gilt es Stellung zu nehmen, nicht zu Gedanken irrender Menschen.
Das hat seine praktische Folgerung. Je höher ein Befehlender steht, um so bedenklicher und strafbarer ist es, seine Befehle zu mißachten. Wer diese göttliche Forderung von sich weist,
kann solches nicht ohne die ernstesten Folgen tun.
II.
An wen sie sich richtet.
Eine zweite irrige Meinung, hinter die sich mancher verschanzt, ist diese: Buße
ist nur für besonders schlechte Menschen erforderlich, nicht aber für solche,
die anständig und ehrbar wandeln. Auch diesen Irrtum widerlegt unser Text, denn
er sagt: ,,Gott gebietet a l l e n Menschen an allen
Enden Buße zu tun".
Es ist gar kein Zweifel, daß unter den Zuhörern zu
Athen ganz anständige Menschen waren. Die im Text erwähnten stoischen
Philosophen waren tugendstolze Leute, die sich in Gerechtigkeit, Besonnenheit
und Tapferkeit übten. Im sittlichen Lebenswandel standen sie viel höher als die
ebenfalls genannten Epikuräer, die Genußmenschen
waren. Ebenso waren die Mitglieder des obersten athenischen Gerichtshofes, die sogenannten ,,Areopagiten"
oder Ratsherren (Vers 34) sicherlich nicht die schlechtesten Menschen, denn
diese Behörde genoß wegen ihrer strengen
Unparteilichkeit und Gerechtigkeit hohes Ansehen im ganzen Lande. Nun macht
Paulus nicht etwa einen Unterschied zwischen diesen verschiedenartigen Hörern.
Er weist nicht die völlig ungläubigen, leichtfertigen und genußsüchtigen
Epikuräer zur Buße und spart diese Forderung den Stoikern, Ratsherren und
anderen besseren Leuten. Vielmehr ruft sein Wort alle ohne Unterschied zur
Buße.
So macht es auch Jesus bei denen, die nicht Heiden waren (Matthäus 4, 17). Wo
Gottes Wort keinen Unterschied macht, da wollen auch wir dies nicht tun. Wo es
an alle diese Aufforderung richtet, so wollen wir uns auch nicht ausnehmen,
auch wenn wir andere an Gerechtigkeit übertreffen sollten.
III.
Weshalb sie ernst und wichtig ist.
Der natürliche Mensch nimmt die ernsten, ewigen, göttlichen Fragen gern auf die
leichte Achsel. Wenn er auch irgendwo einmal einen tieferen Eindruck von der
göttlichen Wahrheit empfängt, so möchte er doch in seinem bisherigen Leben gern
fortfahren. Deshalb tröstet er sich über die in ihm erwachte Unruhe selbst
hinweg und denkt, eine Ablehnung des Rufes zur Buße sei nicht so schlimm.
Auch diesen Irrtum entkräftet und widerlegt Paulus. Wie ernst und wichtig der
Ruf zur Buße und wie gefährlich seine Ablehnung ist, das macht der Hinweis auf
das künftige Gericht klar. Der weise Seelsorger Paulus war gewiß
kein Mann, der seine Zuhörer in eine Angstbuße treiben wollte. Er wußte wohl: ,,Kein Herze zerbricht durch gesetzliches Wettern
- die Botschaft vom Kreuz nur kann Herzen zerschmettern". Aber gerade bei
der Leichtfertigkeit der Athener, die nur auf interessante Neuigkeiten bedacht
waren, durfte auch dieses Moment des erschütternden Ernstes nicht fehlen, wenn
sie aus ihrem Sünden- und Todesschlaf geweckt und zum Fragen nach dem ewigen
Heil willig gemacht werden sollten. Wie es dem ungerechten Statthalter Felix
sehr heilsam war, daß er von dem künftigen Gericht
hörte (Apostelgeschichte 24, 25), so war es auch für die Athener gut. Der
Hinweis auf diesen Tag konnte manchen davor bewahren, die Mahnung zur Buße
leichtsinnig in den Wind zu schlagen. (Matthäus 11, 22 - 24; 12, 36. 41; 2.
Petrus 2, 9. 10).
Apg
17,31 A.Christlieb Paulus gibt
den Athenern Licht über ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Apostelgeschichte 17, 30. 31.
I.
Paulus gibt den Athenern Licht über ihre Vergangenheit.
In Vers 30 und 31 läßt Paulus einen Lichtstrahl
fallen in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Athener.
Ihre Vergangenheit beleuchtet er mit dem Ausdruck: ,,Zeit der
Unwissenheit". Dieses Wort hat eine demütigende und eine ermutigende Seite
für die Athener. Demütigend war es deshalb, weil gerade diese Stadt wegen ihres
Wissens so berühmt war. Aus fernen Ländern kamen Leute herbeigezogen, um in
Athen Kenntnisse zu sammeln und Wissenschaft zu lernen. Und nun nennt Paulus
die hinter ihnen liegenden Jahre eine in Unwissenheit verbrachte Zeit! Trotz
all ihres Wissens hatte es ihnen in der wichtigsten Frage über Gott und die
Ewigkeit völlig an richtigem Licht gefehlt. Das war demütigend.
Aber es war auch ermutigend, denn es zeigte die Milde des göttlichen Urteils
über die Vergangenheit an. Gott wollte die im Götzendienst durchlebte Zeit
nicht als absichtlichen Frevel gegen ihn ansehen, sondern mit Rücksicht auf
ihre Unkenntnis entschuldigen. Das konnte den Hörern Mut machen, sich diesem
Gott zuzuwenden.
So sprach auch Petrus einst zu seinen Volksgenossen, denen er die Sünde der
Kreuzigung Jesu vorhielt: ,,Nun, liebe Brüder, ich weiß, daß
ihr es durch Unwissenheit getan habt" (Apostelgeschichte 3, 17).
Wie leben doch heute noch - bei Licht besehen - Tausende von Menschen, die sich
ihres Wissens rühmen und sich für viel klüger als alle gläubigen Christen
halten, in einer ,,Zeit der Unwissenheit", bis der Geist Gottes sie
erleuchtet und ihnen zum rechten Wissen verhilft (1. Petrus 1, 14; 1. Timotheus
1, 13).
II.
Paulus gibt den Athenern Licht über ihre Gegenwart.
Nachdem Paulus den Athenern ihre Vergangenheit als ,,Zeit der
Unwissenheit" beleuchtet hat, gibt er ihnen auch für ihre Gegenwart ein
Licht, das sie brauchen. Er zeigt ihnen, daß sie die
jetzige Zeit ansehen und benutzen sollen als eine Zeit der B u ß e .
Was hinter ihnen liegt, können sie nicht ungeschehen machen. Aber nun gilt es
einen neuen Weg einzuschlagen. Bis jetzt sahen die Athener die Gegenwart am
liebsten als eine Zeit geistigen Genusses an, wo sie immer etwas Neues sagen
oder hören wollten (Vers 21). Paulus belehrt sie eines Besseren. Er zeigt
ihnen, daß die Gegenwart in erster Linie dazu da ist,
mit dem ,,unbekannten Gott", der ihnen jetzt verkündigt wurde, in die
rechte Gemeinschaft zu kommen, aus allem Irrweg des Götzendienstes in den
Dienst des wahren, lebendigen Gottes hineinzukommen.
Wenn jemand durch das Wort Gottes erkannt hat, daß er
in seiner Vergangenheit ,,in Unwissenheit nach seinen Lüsten lebte" (1.
Petrus 1, 14) und dem Willen Gottes entgegenhandelte, so weiß er auch, daß die Gegenwart eine Zeit der Umkehr und Sinnesänderung
sein muß. Wohl allen, welche die Gegenwart in solchem
Licht ansehen lernten (Lukas 15, 18).
III.
Paulus gibt den Athenern Licht über ihre Zukunft.
Wie verschieden schauen doch die Menschen in die Zukunft! Der reiche Kornbauer
glaubte eine Zeit voll Ruhe, Behaglichkeit und Vergnügen vor sich zu haben.
Aber in der nächsten Nacht mußte er sterben (Lukas
12, 20). Viele gleichen ihm im Bau von Zukunftsschlössern, die sich nicht
verwirklichen (1. Samuel 23, 17; Jakobus 4, 13 - 15).
Demgegenüber ist der Zukunftsblick, den Paulus den Athenern hier gibt, ein
untrüglicher, der nicht täuschen wird. Er malt ihnen in kurzen Strichen einen
großen Gerichtstag, dem wir entgegengehen, vor die Augen. Laßt
uns beim Anblick dieses Gerichtstages achten auf sein gewisses Eintreffen, auf
seine näheren Umstände und auf das Rettungsmittel für denselben.
1. Das erste, was Paulus von diesem Tage mitteilt, ist dies: ,,Gott hat ihn
gesetzt", d. h. festgesetzt. Das künftige Gericht ist also eine bei Gott
beschlossene Sache, an der niemand rütteln und die keiner ändern kann. Vieles
ist in unserer Zeit ungewiß. Aber unumstößlich gewiß ist, daß dieser Tag kommen
wird. Laßt uns weniger den Zeitpunkt desselben
berechnen wollen, als vielmehr die einfache Tatsache erwägen, daß er kommen wird. Das mahnt uns zur Bereitschaft auf
denselben.
2. Über die näheren Umstände dieses Gerichtstages erfahren wir zunächst, wer
vor jenem Gericht erscheinen wird, nämlich: ,,der ganze Kreis des
Erdbodens". Es werden, wie auch Jesus selbst sagt, versammelt werden alle
Völker der Erde (Matthäus 25, 32). Welch ein gewaltiger Tag muß
dies sein!
Wir hören auch, wer der Richter ist, nämlich der ,,von den Toten
auferweckte" Osterfürst (Johannes 5, 22). Diesen Richter und seine
Grundsätze können wir im Wort kennenlernen. Wohl uns,
wenn er unser Freund und Bruder geworden ist. Wir vernehmen endlich, wie
gerichtet wird, nämlich ,,mit Gerechtigkeit". Während hier auf der Erde
manches ungerechte Urteil gefällt wird, herrscht dort unparteiische,
unbestechliche, strenge Gerechtigkeit.
Das ist der Zukunftsblick, den Paulus den Athenern eröffnet. An dieses
Zukunftsbild zu denken ist besser, als allerlei Trugbildern nachzujagen, die
sich nicht verwirklichen.
3. Der Anblick des künftigen Gerichts weckt in uns die Frage: Wie wird man in
demselben bestehen können? Welches ist das Rettungsmittel, durch das man an
jenem Tag völlig gesichert ist?
Wie die Hure Rahab völlige Sicherheit begehrte für
den zweifellos kommenden Tag des Unterganges ihrer Stadt (Josua 2, 12), so
brauchen wir ein untrügliches Bewahrungsmittel für jenen Gerichtstag. Paulus
nennt dasselbe in seinem letzten Satz noch, indem er sagt: ,,Gott hält
jedermann den Glauben vor", d. h. er bietet jedem diesen Glauben an. Er
ermöglicht ihn allen Menschen. Das Gericht würde kein gerechtes Gericht sein,
(und Paulus hatte doch hervorgehoben: ,,Er wird richten mit
Gerechtigkeit"; dieser Satz würde nicht zutreffen), wenn Gott nicht jedem
Menschen Gelegenheit geben würde, den richtigen Weg zu finden und zu wandeln.
Diese Gelegenheit gibt Gott aber jedem, indem er ihm durch die Predigt des Evangeliums
,,den Glauben darbietet" (wörtliche Übersetzung), so daß
der einzelne zugreifen und zum Glauben kommen kann. Dieser von Gott dargebotene
und gewirkte Glaube ist das einzige, aber auch zweifellos sichere
Rettungsmittel für jenen Gerichtstag. Derselbe wird niemand aufgedrängt und
aufgezwungen. Der Ausdruck: ,,Gott bietet jedermann den Glauben an"
bezeichnet die denkbar freundlichste, unaufdringlichste und dennoch
eindrücklichste und ernsteste Weise, die Menschen zur Annahme des
Rettungsmittels zu bewegen.
Wie kann es doch Mut machen, zu hören, daß kein
Mensch, auch nicht der unwürdigste, von jenem göttlichen Anerbieten
ausgeschlossen ist, denn er bietet es ja ,,j e d e r m a n n"
an. Wie ernst aber ist es, diese dargebotene Gottesgabe von sich zu weisen! Das
würde die Verurteilung an jenem Gerichtstag zur Folge haben.
Apg
17,32 A.Christlieb Dreierlei
Zuhörer in Athen. Apostelgeschichte 17, 32 - 34.
Erste Zuhörergruppe: ,,Die Spötter".
Nach der Rede des Paulus auf dem Areopag können wir drei Klassen von Zuhörern
beobachten, die sich heute noch bei mancher Wortverkündigung wiederfinden: 1. Zuerst machen sich die S p ö t t e r bemerkbar. An dem Wort ,,Auferstehung der Toten"
haben sie sich gestoßen. Das war ja etwas Übernatürliches. Ein Redner, der dem
gebildeten Publikum von Athen solchen Glauben zumutete, war in ihren Augen
rückständig. Mit dem Augenblick, wo Paulus dieses Wort gebraucht hatte, war ihr
Urteil über den ganzen Vortrag fertig. Ein Mann, der einen derartigen Ausdruck
brauchen konnte, war bei ihnen abgetan und erledigt. Sie halten es gar nicht
für der Mühe wert, den Schluß
des Vortrags anzuhören, sondern unterbrechen Paulus mit ihrem beißenden Spott.
Es war ihnen unbegreiflich, wie jetzt noch, wo das Licht der griechischen
Bildung überall anerkannt war, jemand an eine Auferstehung glauben konnte. Auch
heute noch gibt es mitten in der Christenheit ähnliche Zuhörer, die so
verstrickt sind in eine ungläubige, materialistische Weltanschauung, daß jede Erwähnung von etwas Übernatürlichem ihren
Widerspruch hervorruft. Sie wissen es ganz genau, daß
mit dem Tod alles aus ist. Alles, was sie mit ihrem Verstand nicht begreifen
können, wird von ihnen ins Lächerliche gezogen. Sie wähnen sich hoch erhaben
über solchen ,,Köhlerglauben". (Lies dazu: 1. Korinther 1, 18 - 25; 2.
Korinther 4, 3. 4; 2. Timotheus 3, 8. 9 ; Sprüche 21,
24).
Zweite Zuhörergruppe: ,,Die Entscheidung aufschieben!"
Eine zweite Gruppe von Zuhörern ist nicht so taktlos und benimmt sich nicht so
ungebildet wie die erste. Sie besteht aus denen, welche die Entscheidung
hinausschieben. Sie sagen: ,,Wir wollen dich davon weiter hören."
In dieser zweiten Gruppe mögen solche gewesen sein, die im tiefsten Grunde den
Standpunkt der Spötter teilten, aber aus Rücksicht auf Paulus ihre ablehnende
Stellung etwas vornehmer bemäntelten und verbargen. Es werden aber auch solche
darunter gewesen sein, die einen tieferen Eindruck von dem Zeugnis des Paulus
empfangen hatten. Aber es fehlte ihnen die innere Kraft, der Stimme der
Wahrheit zu folgen. Jedenfalls stellte diese Gruppe eine weitere Beschäftigung
mit der Lehre des Paulus in Aussicht.
W e n n dies Vorhaben verwirklicht wurde, so dürfen
wir für diese Leute Hoffnung haben, zumal durch die Unterbrechung jener Spötter
der Name Jesus noch gar nicht genannt und die Herrlichkeit seiner Gabe noch
nicht gezeigt war. Die köstliche Perle hat ihnen noch gar nicht in ihrem Glanz
voll und ganz leuchten können. Ob aber alle diejenigen, die es hier
versprechen, wirklich später weiteren Aufschluß über
die göttliche Wahrheit bei Paulus suchten und fanden, das bezweifeln wir
ernstlich. Wer weiß, ob nicht manche von ihnen später bald durch diese und jene
Freunde von der Fährte, die Paulus gezeigt hatte, abgelenkt und in die Bahnen
ihres altgewohnten Heidentums zurückgeführt wurden.
Jedenfalls ist es ein ernstes Ding um das Aufschieben nach empfangenen
Segenseindrücken. (Lies: Apostelgeschichte 24, 35; Psalm 95, 6 - 11).
Dritte Zuhörergruppe: ,,Etliche wurden gläubig".
Wir wenden uns jetzt zur dritten und schönsten Gruppe. Gott sei Dank, es gab in
Athen nicht nur Spötter und Schwankende, sondern auch solche, welche die
Wahrheit annahmen und gläubig wurden. Wenn es auch nicht ,,eine große
Menge" war wie in Ikonion (Kap. 14, 1) oder in Thessalonich (Kap. 17, 4), wenn auch nicht ,,viele"
glaubten wie in Beröa (Kap. 17, 12), so waren es doch
immerhin ,,etliche", die gläubig wurden. Wir wollen nicht meinen, es müsse
überall große Zahlen von Bekehrungen geben, wenn ein Zeuge voll Geist und Leben
an einem Ort auftritt.
Laßt uns aus der Verschiedenheit der Erfolge bei
Paulus etwas lernen. Wie die Jünger nicht jeden Tag ganze Scharen von Fischen
fingen, so daß die Netze zerrissen und Schiffe davon
sanken (Lukas 5, 4 - 7), sondern später gewiß auch
für geringeren Erfolg dankbar waren, so geht es auch in der Menschenfischerei
verschieden zu. Nicht auf die Größe, sondern auf die Echtheit eines Erfolges
kommt es an. Laßt uns niemals geringe Zahlen
verachten, sondern vielmehr auch für wenige dankbar sein, die das Wort
aufnehmen und selig werden (Matthäus 13, 31. 32; Matthäus 11, 25. 26).
Apg
17,34 A.Christlieb Dionysius.
Unter der dritten Gruppe in Athen befand sich auch ein Mann, der unsere
besondere Aufmerksamkeit verdient. Es ist der Ratsherr Dionysius. Man trifft
immer wieder da und dort Menschen an, welche in ihrer gesellschaftlichen
Stellung ein geradezu unüberwindliches Hindernis für ihre Bekehrung erblicken.
Solchen Menschen kann gerade der Anblick dieses Mannes einen Dienst tun. Auch
für ihn lag in seiner hohen Amtsstellung keine geringe Schwierigkeit, sich für
Christus zu entscheiden. In den höheren Ständen pflegt oft die Menschenfurcht
und die Menschenrücksicht eine besondere Rolle zu spielen (vergleiche Johannes
12, 42. 43). Dionysius gehörte diesen höheren Ständen an. Die Mitglieder des
Rates (die sogenannten Areopagiten),
genossen in Athen großes Ansehen. Sie besaßen das Vertrauen des Volkes. Als
Glied dieser hohen Behörde war Dionysius mehr als andere den Blicken der ganzen
Stadt ausgesetzt. Wenn er Christ wurde, so erregte das nicht geringes
Aufsehen bei vielen. Es konnte Tagesgespräch in Athen werden. Auch hatte
Dionysius Kollegen in seinem hohen Amt. Er war nur ,,e i n e r aus dem
Rat". Die anderen Ratsherren waren Heiden. Er mußte
befürchten, daß manche seiner Amtsgenossen ihm den
Übertritt zum Christentum verübelten und ihm ihre Achtung entzogen, zumal diese
Religion bei vielen maßgebenden Philosophen sehr verachtet war (Vers 18 und
32). Wahrlich, die kollegiale Rücksicht hätte ihm zu einer schweren Fessel
werden können.
Wäre ihm seine Ehre als Ratsherr lieber gewesen als seine Seligkeit, so wäre er
niemals ein Christ geworden. Nun aber brach Dionysius durch all diese
Hindernisse und Schwierigkeiten seines öffentlichen Amtes, seiner hohen Ehre
und seines Kollegenkreises hindurch und wurde ein gläubiger Christ. Sein
Anblick kann uns Mut machen, den Namen des Herrn ohne Menschenfurcht frei zu
bekennen. (Jesaja 51, 7. 8. 12; Matthäus 10, 32. 33; Johannes 19, 38. 39).