Bibelarbeiten: Bibelarbeit zu 1. Timotheus 2

erstellt von Michael Strauch


home





B: 1Timotheus Kapitel 2

1. Kurze Gliederung

Die Gemeindeordnung Kp 2

a.. Das Gemeindegebet Kp 2,1-7

b.. Männer und Frauen in der Gemeinde Kp 2,8-15

c..

2. Exegetische Bemerkungen

2.1. Das Gemeindegebet

Kapitel 1 beginnt damit, dass Paulus sein Kind im Glauben, Timotheus, ermahnt - im Sinne von ermutigt, stärkt, Anweisung gibt - in Ephesus zu bleiben. Timotheus solle darauf achten, dass die Lehre, wie sie Paulus vom Herrn empfangen hat, rein verkündigt werde.

In Kapitel 2 beginnt Paulus mit einer erneuten Ermahnung an die ganze Gemeinde(parakaleo). Was soll die Gemeinde zuerst tun. Im Grundtext heißt es wörtlich: Ich ermahne darum zuerst (proton - steckt im deutschen Wort Prototyp), vor allem anderen zu tun Fürbitte.

Vers 1 und 2: Das Gebet des Paulus oder "wie man beten soll!"

Ich ermahne nun, zuerst und vor allem zu tun die Bitte, das Gebet, die Fürbitte und Danksagung für alle Menschen.

Wir wollen die einzelnen griechischen Begriffe in seiner Grundbedeutung uns anschauen:

1.. Poieistai (Inf. Poieo)­: tun, handeln

Das griech. Wort für Tun steht oftmals in einem bestimmten Kontext. So gebraucht Paulus das Wort poieo, das im deutschen oft unterschiedlich übersetzt wird, für das "tun des Guten, des Gott wohlgefälligen, dessen, was es gilt, zu allererst zu tun, was erste Priorität im Leben als Christ haben sollte". Für zuerst oder vor allem steht proton. Der Begriff Prototyp leitet sich davon ab. (Rö 13,3; Eph 6,8; 2Kor 13,17; Gal 6,9). Was sollen wir aber unbedingt tun und es nicht unterlassen?

2.. Deäsis: Bitte, Gebet, Flehen (im Ursprung des Wortes ist der Gedanke des Mangels vorhanden)

Das Wort wird unterschiedlich gebraucht:

a.. Apg 8,34, 21,39;26,3: Bitte als Höflichkeitsformel. Lässt den redegewandten Menschen erkennen.

b.. Kinderlosigkeit oder Verfolgung sind Momente, wo diese Bittgebete gebraucht werden (Lk 1,13 und Apg 4,31 in Bezug auf 4,24-30).

c.. Das volle Menschsein Jesu kommt zum Ausdruck durch "Beten und Flehen" (Hebr 5,7).

d.. Wer um Vergebung "bittet", vollzieht echte Umkehr (Apg 8,22).

e.. Die Gemeinde bittet, in die Ernte gesandt zu werden (Mt 9,38)

Das Beten als Flehen, als Klageruf und Schrei um Hilfe bringt Gott, dem Schöpfer zum Ausdruck: ich bin auf Gott angewiesen, brauche seine Rettung, seine Hilfe, seine Stärke.

Bei Paulus bekommt das Gebet noch einen weiteren Inhalt. Das "Angewiesensein aufeinander" oder eine Art "diakonischer oder sozialer Glaube".

a.. Die Fürbitte der Gemeinde fördert das Heil des Apostels (Phil 1,19)

b.. Die Fürbitte als Ausdruck der Verbundenheit (2Kor 1,11).

c.. Die Fürbitte für die ungläubige Welt als priesterliche Aufgabe der Gemeinde 1Tim2,1f

3.. Proseuchä - Gebet

Worin liegt nun der Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen? Deäsis ist ein "spezielles" Gebet. Proseuchä wird allgemein gebraucht. Allgemeiner Gebrauch heißt: Das Gebet im Allgemeinen ist eine "Waffe"(Eph 6,13-17). Paulus zitiert aus seinen Gebeten, um die Ernsthaftigkeit seiner Mission zu unterstreichen (Rö 1,10; vgl. 1Thess 3,10).

Das Gebet bekämpft die Mächte und fördert die Sache des Evangeliums.

4.. Enteuxis - Fürbitte, Gebet, eintreten für, auch: Eingabe, Bittschrift

Das Verb entügchano meint: mit jemanden zusammenstoßen, sich an jemanden wenden, für oder gegen jemanden eintreten.

Dieser Begriff wird in Rö 8,27 gebraucht, wo der Geist Gottes für die Heiligen bei Gott eintritt! Die jüdische Vorstellung bestand darin, dass es himmlische Mittler und Fürsprecher vor Gott gebe. Diesen Gedanken greift Paulus auf und betont, dass der Heilige Geist dieses Amt wahrnimmt. Auch Christus tritt für uns im Gericht ein (Hebr 7,27f).

Gemeint ist hier also, dass der Christ mit aller Kraft und Liebe eintreten soll vor Gott. Er soll ringen um die Verlorenen und um die Leidenden. Ziel ist die Verherrlichung Gottes und das geistliche Wohl des Christen und des Menschen überhaupt.

5.. Eucharistia: Dankbarkeit, Danksagung, Dankgebet

Für Paulus hat das Danken eine ganz grundlegende Bedeutung. In 1Thess 3,9 gibt Paulus Gott quasi als Gegengabe für die Freude, die er ihm durch die Thessalonicher gemacht hat, sein Dankgebet. Die Danksagung für das, was Gott tut, soll fester Bestandteil des christlichen Lebens haben. Das eucharisteo wurde z.B. beim Essen gebraucht. Paulus macht an vielen Stellen deutlich, dass das geheiligt sei, was im Dank vor Gott genommen wird. Es wird dadurch geheiligt, weil der Gegenstand zum Anlass wird, sich Gott zuzuwenden.

Weiter: .für alle Menschen, für die Könige und alle Obrigkeit, auf dass wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit (eusebeia - Gottesfurcht).

Wir müssen uns in Erinnerung rufen, dass es in Ephesus Irrlehrer gab, die sich als Meister der Schrift ausgaben, gnostische Gedanken im Umlauf brachten und mit "Fabeln, Zänkereien und Wortklaubereien" den Christen vor einem abbrachten: vom Gebetsleben. Darum sagt Paulus, dass das Gebet nicht vernachlässigt werden dürfe. Vor allem, was in der Gemeinde zu tun sei, worin man nicht müde werden dürfe, ist das Gebet. Das Gebet für die Gläubigen, das Gebet für die Ungläubigen, das Gebet für die Obrigkeit, damit nicht durch Hass, Gewalt und Verfolgung die Sache Jesu zu leiden hat.

Das Gebet ist dabei nicht eine fromme Pflichtübung, nicht ein meditatives Instrument zur Selbsterbauung, sondern

a.. rückt den rechten Standpunkt dar zwischen Geschöpf und Schöpfer

a.. ist der Wille des Heiligen Geistes, der durch das Gebet arbeitet

b.. hat Auswirkungen auf unser Leben, das Leben der Welt und der Gemeinde

c.. heiligt, mit dem ich umgehe.

Paulus macht aber auch deutlich, dass der Christ nicht wie ein Mönch sein Leben nur im Gebet tun soll. Es soll oberste Priorität haben. Aber in der Gemeinde geschieht auch die Lehre, die Taufe, das Abendmahl etc. Aber die Christen haben seit der Erlösungstat Jesu Christi eine priesterliche Aufgabe, nämlich wie die Hohenpriester vor Gott zu treten und mit ihren Gebeten für Mitchristen, für das Heil der Menschen und für Weisheit in den Regierungen einzutreten. Es ist Vorrecht und Pflicht der Gemeinde. Wo sie das Gebet als Gemeinde vernachlässigt, muss sie mit den Konsequenzen rechnen. Gerade die Gnostiker wollten eine reine, vollkommene, von der Welt sich distanzierende Gemeinde. Folglich sahen sie auch keinen Sinn in der Fürbitte für die Welt. Das ist etwas, was Paulus nicht kennt.

Interessant ist auch, dass Paulus keine "Gebetsliturgien" bestimmt. Nicht einmal das Vater unser. Das Gebet bleibt in der Form vielen Möglichkeiten offen. Nur der Inhalt der Gebete soll die Anliegen der Mission und das Anliegen der Gemeinde nicht unterschlagen.

Exkurs: Das Gebet für die Obrigkeit

Warum betet Paulus für die Obrigkeit? Warum dankt er für sie? Weil Gott der Obrigkeit Macht gegeben hat. Die staatliche Regierung ist an sich eine Ordnung Gottes. Darum erwähnt er an erster Stelle den Kaiser. Er betet nicht allein für - damals Nero - sondern für die Könige (im griech.im Plural). Paulus bejaht nicht die Taten der Cäsaren. Aber er bejaht den, der über den Regierenden steht und tritt für die Könige ein im Gebet. Paulus erwähnt schon im Römerbrief, dass es eine Regierung geben muss. Es würde bei einer Anarchie nur das Recht des Stärkeren geben. Eine Regierung trägt dazu bei, dass die Menschen in Frieden miteinander leben. Aber kann es das Ziel des Christen sein, ein ruhiges und friedliches Leben zu führen? War es nicht Paulus, der immer davon sprach, dass wir bereit sein müssen (1Kor 7,8)? Hier müssen wir die Denkweise des Paulus verstehen. Wenn ich ihn recht auffasse, glaubte Paulus daran, dass eine starke Regierung dazu beiträgt, dass die Gemeinde wachsen und ihren Dienst am Evangelium vorantreiben kann. Eine schwache Regierung allerdings lässt das Volk agieren. Wir stellen in der Apostelgeschichte fest, dass meist das Volk unter Tumulten es den Evangelisten schwer gemacht hat. Darum: bittet Paulus für die Regierung, dass sie ihr Amt wahrnehmen möge, dann ist das eine große Hilfe für den Dienst. In diesem Sinne die Bitte um Ruhe und Frieden.

Wir stellen fest (V.3). Die falschen Lehrer waren drauf und ran, eine Elitegemeinde zu gründen. Eine Gemeinde, wo es nur edle, gereinigte Christen gab. Für Sünder und besonders Regierungen unter Kaiser Nero war hier kein Platz. Aber Paulus sagt, dass Gott der Schöpfer und Weltenlenker aller und allen ist. Er will alle Menschen retten, gleich was sie getan haben. Und Paulus weiß aus seiner Biographie, wie wertvoll diese Gnade und dieser Herzenswunsch Gottes ist.

Ende Exkurs:

Paulus gipfelt in der Einzigartigkeit Gottes und seines Sohnes Jesus Christus. Es ist der eine Gott. Dieser Gott hat seinen Sohn gegeben zu welchem Ziel? Dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Hier finden wir den Römerbrief wieder. Gott will, dass die Lüge ein Ende hat. Gott will, dass sie Wahrheit erkennen. Die Wahrheit über Gottes Herrschaft. Die Wahrheit über die Verlorenheit des Menschen ohne Gott. Die Wahrheit, dass ein Bleiben in der Sünde ewiges Verderben bedeutet. Diese Wahrheit, die Gottes Sohn selbst verkörpert, diese Wahrheit wird den Menschen entweder frei machen oder für ihn zum Gericht werden. Letzteres ist Gottes Sache, nicht Sache der Gemeinde, schon gar nicht der Gnostiker.

Ab Vers 8ff:

2.2 Die Gebetsordnung für Männer und Frauen

Vers 8: Paulus macht deutlich:

a.. Das Gebet ist eine Pflicht des Mannes.

b.. Das Gebet ist örtlich völlig unabhängig. Überall kann Gott angerufen werden.

c.. Das Gewicht liegt auf den erhobenen Händen, sondern dass die Hände "heilig" seien

d.. Das Gebet solle ohne Zorn und Zweifel geschehen

Ist das Gebet nun Vorrecht des Mannes? Nein, denn Paulus schließt Vers 9 an mit dem Wort "desgleichen.". Er stellt das Gebet der Frau nicht in Frage. Davon spricht er nicht. Er spricht vom Umfeld des Gebets.

Wenn Paulus davon spricht, dass er will, dass die Männer beten, dann lässt das darauf schließen, dass sie das Gebetsleben vernachlässigten. Nicht nur das, sondern sie beten im Zweifel und im Zorn. Was heißt das? Paulus wirft ein Licht auf das Phänomen Gebet. Das Beten ist nicht nur ein Reden mit Gott. Sondern mein Leben als Christ hat Auswirkungen auf mein Gebetsleben. Der Zorn verhindert die Bereitschaft zu vergeben. Gott möchte, dass ich bereit bin, Zorn und Zweifel Gott abzugeben. Ich selbst bin als Christ zum Vergeben berufen, weil das Richten Gottes Sache ist und bleibt. Die Vergebung ist Bedingung zum Gebet.

Vers 9:

Was für die Männer gilt, das gilt auch für die Frauen. Offenbar kamen Männer und Frauen regelmäßig zum Gebet zusammen. Für diese Treffen stellt Paulus nun Regeln auf.

Wenn Paulus an die Männer dachte, so kam ihm in den Sinn, dass ihre Stimmung und ihre fehlende innere Reinheit ein Hindernis für das Gebet sein könnten. Wenn Paulus an die Frauen dachte, so kamen ihm die Kleidung und die äußere Erscheinung in den Sinn als ein mögliches Hindernis zum Gebet. In wie fern? Stellen wir uns die Situation vor:

Christen und Christinnen gehen gemeinsam zur Gebetsversammlung. Die Männer sind innerlich verärgert über irgendwelche Dinge und hemmen das Gebetsleben. Die Frauen haben sich "in Schale geworfen" und führen die Blicke der Männer auf sich statt auf Gott. Ist es so gemeint? Ich glaube eher nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Christinnen mit aufreizender Kleidung zum Gebet gingen. Ich denke an ein anderes Phänomen, dass wir vom Jakobusbrief her kennen oder von den Korinthern (1Kor 11,21.22): der Reichtum. Frauen haben ihren Reichtum dadurch mitgeteilt, dass sie entsprechende Kleidung und Haarspangen sich leisten konnten. Reiche Frauen hatten besonders in der Antike hoch stilisierte Haartrachten und kostbare Kleider. Der Unterschied des Standes durch die Kleidung war damals noch krasser als heute. Hier sagt Paulus: diese Äußerlichkeiten erregen Neid und machen ärmeren Geschwistern zu schaffen. Vielmehr - so sagt Paulus - sollen diese Frauen "gute Werke tun!" Gemeint ist, dass diese Frauen mit ihren materiellen Möglichkeiten denen aushelfen mögen, die weniger haben. Wenn reiche Christen als offenherzig, geberfreundlich und teilnehmend erlebt werden, dann helfen das ihrer Gottesfurcht und die der anderen. Was also möchte Paulus? Wenn die Frauen zum Gebet erscheinen, dann mögen sie ausgefallene, teure Markenkleider vermeiden, auch Gold und Perlenschmuck, die sich die anderen ihr Leben lang nicht leisten können. Vielmehr sollen sie freigebig helfen.

2.3. Vers 11ff: Das Lehren der Frau

Nun gab es in der Gemeinde die Gebetsversammlungen und in gleicher Weise eine Art Katechetikunterricht. Ein Lehrer unterwies die Gemeinde in Glaubensfragen. Zusätzlich gab es Versammlungen, wo über Lehrfragen und Leitungsfragen in der Gemeinde diskutiert wurde. Wie soll sich die christliche Frau hier verhalten? Nach erstem Verständnis kann die Frau bei diesen Versammlungen dabei sein, sie soll aber still sein. Das heißt, sie soll sich nicht zu Wort melden. Hat sie Fragen, so soll sie zuhause ihren Mann fragen. Was meint Paulus hier? Auffällig ist (lies 1Kor 14,34.35), dass Paulus sagt, dass die Frauen zuhause "ihre Männer" fragen sollten. Ich vermute, dass Paulus in ganz besonderer Weise die Ehefrauen anspricht. Paulus möchte nicht, dass die Frauen lehren, weil unter Umständen der Ehemann seiner geistlichen Pflicht nicht nachkommt. Die Frau möge den Mann vielmehr stärken und unterstützen, als sich vordrängen. In meiner Dienstpraxis habe ich genau dieses Problem oft beobachtet. Ich erlebe es äußerst selten, dass Männer sich um die Lehraufgabe drängen. Frauen sind vielmehr dazu bereit. Das spricht für die Frau und ihre Bereitschaft, sich einzusetzen. Aber gerade diese Aktivitäten in der Gemeinde gehen zu Lasten der Aufgaben in der Familie. Paulus ist also kein "Frauenfeind", im Gegenteil, er will die Frauen dazu ermutigen, den Männern zu helfen, ihre geistlichen Aufgaben wahrzunehmen. Der Grund liegt - wie Paulus anführt - im Sündenfall. Dazu ist es nötig, dass die Frau sich zurückhalte. Paulus ringt demnach um die Erhaltung der Ehe in der Gemeinde. Er will nicht, dass Lehrer, Propheten etc. sich zwischen die Eheleute stellen. Sondern die Eheleute sollen zuhause das Gehörte miteinander verarbeiten und Fragen gemeinsam klären. Wir wissen, dass Paulus an anderer Stelle sagt, dass Frauen Kopftücher tragen sollen. Interessanterweise erwähnt Paulus das hier nicht! Das macht deutlich, dass es Paulus nicht um Gesetze und Formalitäten geht, sondern um geistliche Einsichten. So gewiss verbietet er der Frau nicht den Mund, sondern sie soll als Frau, die stärker von Gefühlen erfüllt ist, lernen, sich zurückzuhalten. Anders gesagt: nicht zu schnell etwas von sich geben, was aus einer Emotionalität herrührt. Dann ist es besser, es für sich zu behalten und zuhause mit dem Mann durchzusprechen.

Wie es nun mit dem Lehren in der Gemeinde? Zum Lehren in der Gemeinde braucht es von Gott eine Ermächtigung, die durch die Verantwortlichen der Gemeinde bestätigt wird. Diese Ermächtigung gibt Paulus der Frau nicht. Ein Lehrer hat die Vollmacht, nicht zu lehren, sondern auch zu gebieten. Er darf Anweisungen stellen, nachdem die Gemeinde sich richten soll. Dies lehnt Paulus für die Frau ab, weil sie nicht "Herr über ihren Mann sein soll!" Das entnimmt Paulus aus der Schöpfungsordnung. Der Mann soll der Frau nicht untertan sein, sondern umgekehrt. Gewiss, niemals im Sinne einer Unterschiedlichkeit des Standes von Mann und Frau, sondern in der Unterschiedlichkeit von Bestimmung und Funktion von Frau und Mann. Aber es fällt uns auf, dass Paulus wiederum von den Ehefrauen spricht. Das das Paulus sagt, schließt nicht aus, dass eine Frau sich zu Wort meldet. Darum geht es nicht. Paulus will dem Bestreben der Ehefeindlichkeit, die durch die Gnostiker aufkam, einen Riegel vorschieben. Er verweist auf die schöpfungsbedingte Rolle der Eheleute. Er will nicht, dass die Ehen, und seien die Gründe auch noch so geistlich, gefährdet werden.

Paulus bezieht sich auf Genesis 1-3. Er betont, dass Eva zuerst und offenbar leichter verführbar war als Adam. Unausgesprochen schwingt aber mit, dass Adam seinen Pflichten gegenüber seiner Frau ebenfalls nicht nachgegangen ist. Der Fluch, der auf Adam folgte, war das schwere Arbeiten und Wahrnehmen seiner Pflichten. Der Fluch, der auf Evas Tat folgte, war das Gebären von Kindern unter Schmerzen und die Rolle, die Gott ihr gegenüber ihrem Mann gab. Eva hat sich in einer schwerwiegenden Entscheidung ohne ihren Mann entschieden und hat sich zum Herrn über Adam gemacht. Die Folgen kennen wir. Darum will Paulus, dass die Schöpfungsordnung in der Ehe aufrecht gehalten werden soll. Adam soll nicht diktatorisch über seine Frau herrschen, sondern seine Verantwortung übernehmen. Der Frau hat Gott die Fähigkeit gegeben, Kinder zu gebären. Neues Leben dieser Welt zu schenken kann nur die Frau. Sie wird durch das Gebären der Kinder allein nicht gerettet. Paulus sieht diesen Aspekt im Zusammenhang mit den anderen Worten, die er von der Frau sich wünscht. Sie möchte als Christin ein ehrbares Leben führen, an den Herrn glauben und sich einfügen in den Platz, in den Gott sie stellt. Und eine Ehe hat die Aufgabe, sofern biologisch möglich, Kinder in die Welt zu setzen und sie in Christus zu erziehen. Dies ist eines der ersten Befehle, die Gott in der Geschichte gab: Seid fruchtbar und mehret euch. Ob es hier Probleme gab? Ob die reichen Damen sich mit Geburt und Kindern nicht abgeben wollten? Oder ob die gnostische Lehre, die wir aus 1Kor 7 schon kennen, greift? Jene Lehre, in der es Sünde sei, Geschlechtsverkehr zu haben - und sei es mit der eigenen Ehefrau? Jene Anschauung, die im Ledigsein und damit dem ungebundenen Dienst für Gott garantiere? Mögen diese Gründe noch so geistlich wirken, sie sind nicht biblisch und dem Schöpfer, der die Ehe schuf, heiligte und will, ein Gräuel.

Fazit:

1Tim 2 ist ein schwieriges Kapitel und schwer einleuchtend zu deuten. Sicher müssen wir der Versuchung widerstehen, die Frau zu degradieren oder allgemein, gesetzliche Regeln zu entwerfen. Hören wir noch einmal den Grundtenor des Paulus:

a.. Die Ehe ist eine Schöpfungsordnung Gottes, von Gott gewollt und geheiligt.

b.. Gott hat den Geschlechtern, insbesondere Eheleuten bestimmte Rollen gegeben.

c.. Der Mann ist der Ernährer, der Versorger, der Beschützer, der Hirte seiner Familie.

d.. Die Frau die hinter dem Mann stehende Kraft, Weisheit und Unterstützung.

e.. Die Ehe ist kein Selbstzweck, sondern Hort, um Kinder großzuziehen, wenn es biologisch möglich ist.

f.. Es geht nicht darum, dass Frauen nicht leiten, nicht lehren und nicht sprechen würden. Denn jede Mutter leitet ihren "Familienbetrieb", lehrt ihre Kinder und muss folglich reden.

g.. Es geht darum, dass der Mann seine Bestimmung wahrnimmt und nicht von seiner Frau zurückgedrängt wird.

Ich glaube, jede Frauenfeindlichkeit wird dem, was Paulus ursprünglich meinte, nicht gerecht. Aber wenn ich mir Missionsblätter anschaue, dann fällt mir auf, dass besonders Frauen sich in die Mission rufen lassen. Wo sind die Männer? Ich erlebe in meinem Dienst, dass besonders Frauen, und dazu noch Mütter vieles leisten in der Gemeinde. Wo sind die Männer? Ich meine, darum geht es dem Paulus. Wenn die Männer sich liebevoll um ihre Frauen kümmern würden und um ihre Kinder, wenn Männer ihre geistlichen Aufgaben in Familie und Gemeinde in aller Liebe annehmen und wahrnehmen würden, die Probleme, die Frauen mit diesem Text haben, würden kaum bestehen.