Predigt über 1Korinther 9, 24-27 ? gehalten im Gottesdienst Anders
am 1.Mai 2005 in der Sporthalle in Steinach (Michael Strauch)

Einleitung:

Auf manchen großen Werbeplakaten sieht man momentan ein großes Segelboot
mit einem Ausspruch Albert Einsteins: ?Willst Du ein glückliches Leben führen,
so setzte Dir ein Ziel!? Menschen, die Ziele haben und hatten, haben die
menschliche Geschichte gestaltet und uns alle geprägt. Menschen mit Zielen
in ihrem Leben sind faszinierend. Nicht umsonst findet der Sport auf der
ganzen Welt so einen großen Anklang, weil es ausschließlich Menschen sind
mit großen Zielen vor Augen.
Doch wir alle wissen auch, dass die Verwirklichung von Zielen auch Schattenseiten
hat. Es gibt falsch gesteckte Ziele. Es gibt Menschen, die ? um ihr Ziel
zu erreichen ? zu Unmenschen werden und andere zur Seite drängen. Jeder
von uns kann ganz bestimmt ganz individuelle Erlebnisse erzählen, war oder
ist Opfer oder auch Täter.
Wir wissen auch, dass der Weg auch zum Ziel oft ein steiniger, beschwerlicher
Weg sein kann. Wenn man sich ein Haus baut, dann muss man eben auf andere
Dinge verzichten wie z.B.auf den vielgeliebten und vielleicht auch wirklich
dringend nötigen Urlaub. Was für unseren Alltag gilt, das gilt auch für
ein Leben mit Jesus. Ich möchte heute sprechen von einem Ziel, dass zu erreichen
sich für uns alle mehr als lohnt. Es möchte heute sprechen über den langen
und steinigen Weg dahin und möchte sprechen über die richtige Technik, die
richtige Einstellung und uns Mut machen.

1.Ohne Schweiß, kein Preis

Der Apostel Paulus war ganz bestimmt selbst ein sehr sportlicher Mensch
und ein ausgeprägter Wandervogel, bedenkt man, dass er ganze Länder zu Fuss
zurückgelegt hat. Er war auch Gast bei den berühmten antiken Isthmischen
Spielen. Eines der wichtigsten Disziplinen jener Zeit waren die Wettläufe
im Stadion (192m) und die Box-wie Ringkämpfe. Dem Sieger winkte ein Kranz
aus getrockneten Eppichblättern und noch mehr: Neben Sachpreisen konnte
er auch das Ehrenbürgerrecht in seiner Stadt erwerben. Dazu mußte er den
olympischen Eid leisten. Doch wer diesen Kranz erwerben wollte, wer Ehrenbürger
werden wollte, wer sich diesem Ziel stellte, dem war klar, was das hieß:
10 Monate hartes Training, davon ein Monat in Olmpia, ferner Verzicht auf
Alkohol, bestimmte Speisen und Geschlechtverkehr während dieser Zeit.
Wer mit Jesus leben möchte, der braucht auf die genannten Dinge nicht zu
verzichten, keine Bange. Und trotzdem ist es vergleichbar. Gott will uns
alle ein riesengroßes Geschenk machen: Er will uns zu Ehrenbürgern machen
in seiner neuen Welt. In der Bibel steht, dass Gott dafür extra eine neue
Stadt erbaut hat, das himmlische Jerusalem. Sein Sohn Jesus Christus ist
dafür am Kreuz gestorben und auferstanden, damit das für uns möglich wird.
Wer an den Herrn Jesus glaubt, der empfängt dieses Bürgerrecht. Doch bis
zur Verleihung dieses Preises steht die große Aschenbahn des Lebens.
Hier müssen wir eines deutlich machen: im wirklichen Leben gewinnt nur der
Stärkste, der Schnellste, der Fitteste. Das ist im Glaubensleben nicht so.
Wer an Jesus Christus glaubt, wer sein Herz ihm öffnet und ein Leben mit
Jesus leben möchte, der bekommt ? noch eher er läuft, den Siegespreis zugesichert.

Und trotzdem sagt Paulus: wer nicht richtig läuft, erlangt das Ziel nicht.
Was meint Paulus damit?

2.Auf die Technik kommt es an

Ich habe mir kürzlich vom Aldi ein paar Walking-Stöcke zugelegt. Da sagte
mir eine Frau aus der Gemeinde kürzlich folgendes: wenn Du die falsche Technik
anwendest, dann schadest du deinem Körper, anstatt ihn zu trainieren. Wer
also mit weitausladenden Ruderbewegungen läuft, ohne dass unter seinen Füssen
der Schnee knirscht sondern trockene Erde, verwechselt die Sportart. Beim
Walken muss man offenbar die Stöcke eher kurz aushalten und einen guten
Rythmus finden.
Im Christsein kommt es nicht darauf an, dass ich mit großen Schritten und
großen Gebärden auffalle. Viele Christen verausgaben sich in unzähligen
Aktivitäten, rennen von Termin zu Termin, haben für sich und für andere
nicht wirklich Zeit und geben ihrem Umfeld das deutliche Signal: ich gehöre
zu den Powerleuten. Sie kommen voll gepackt an die Ziellinie. Sie scheinen
Beruf, Kinder, Familie, Vereine, Kirche und tausend andere Ämter unter einen
Hut zu bekommen. Aber in der Bibel kommt es auf die kleinen, rythmischen
Bewegungen an, die uns wirklich ans Ziel bringen. Kleine rythmische Bewegungen
sind das regelmäßige Gespräch mit Jesus, das Gebet. Jesus ist quasi unser
Trainer. Jeder Sportler braucht einen Trainer. Jemanden, der es vorgemacht
hat, wie es am besten geht. Dieser Trainer begleitet, trainiert, betreut
seinen Schützling. Der Herr Jesus will dein Trainer sein. Doch wenn du nicht
ins Training gehst, in unzähligen Vereinen dich verausgabst und schon gar
nicht hörst, was er dir sagen will für dein Leben, wie willst du ans Ziel
kommen?
Ein Trainer kann auch mal ein hartes Wort sagen und muss es auch. Er verlangt
von seinem Schützling, dass er sich konzentriert, sich einbindet und sich
etwas sagen läßt. Es kann auch sein, dass der Trainer auch mal sagen muss:
Hör gut zu, dieses oder jenes in deinem Leben läuft gerade total aus dem
Ruder. Hör auf, zuviel Alkohol zu trinken. Sage dich los von der fremden
Frau oder dem fremden Mann in deinem Leben. Nimm dir mehr Zeit für das persönliche
Gespräch mit mir. Das ist desillusionierend. Vielleicht auch hart. Aber
nötig. Manchmal müssen wir das Bild, das wir von uns haben, aufgeben, bevor
es zu spät ist.
Ich erinnere mich noch gut, wie ich im Sportunterricht die 100 m lief und
mein Lehrer dummerweise die Zeit falsch aufnahm. Er sagt zu mir:?Super,
Michael, 11 Sekunden!? Gestärkt ging ich in den nächsten Leichtathletikverein
und der Trainer fragte mich: ?Und, wieviel läufst du denn auf 100?? Ich
sagte: ?11 Sekunden?.?Donnerwetter?,meinte er, ? unser bester Mann braucht
12,2 Sekunden.? Es kam der Tag, wo ich eben mit diesem an die Ziellinie
ging. Der Schuss fiel und ich sah von dem 12,2 Sekundenmann nur noch seine
Staubwolke von hinten. Peinlich. Heimlich stehlte ich mich aus dem Stadion
und betrat nie mehr diesen Verein.
Der Trainer muss mir etwas sagen können. Und er sagt Dir ganz klar: Wenn
du den Siegeskranz bekommen willst, dann will ich ihn dir geben. Schon jetzt.
Aber bis zur Verleihung will ich, dass du dich von mir trainieren läßt.
Dass du ab sofort ein anderes Leben führst als jetzt. Und dass dieses Ziel
für dich höchste Priorität hat. Wem das nicht behagt, kann mit Jesus nicht
leben.

3.Die Stunde des Siegers

Nun klingt das alles ja wenig attraktiv. Wenn man das alles so hört, könnte
man meinen, das Leben als Christ hat wenig zu tun mit wirklicher Lebensfreude.
Und ich gebe es zu, dass viele Christen auf viele Menschen so wirken. Woran
liegt das? Kürzlich bin ich in meiner Heimatstadt an der Uferpromenade des
Rheins spazieren gegangen. Dort trifft man immer wieder Jogger. Manche rennen
mit schmerzverzerrtem Antlitz, tomatenrotem Schädel und schweissgebadet
von Punkt A nach B. Da sagte ich mir: oh, nein, mit Joggen fängst du besser
nicht an. Eine Sporttrainerin sagte mir mal: Du musst so laufen, dass es
dir Freude macht. Auch das gehört zu richtigen Technik. Das Laufen darf
nicht zum Krampf werden. Jesus möchte, dass wir an unserem Leben Freude
haben. Ohne Frage. Er gönnt uns all die Schönheiten dieses Daseins. Wer
den Film ?Die Stunde des Siegers? gesehen hat, erinnert sich vielleicht
an die Gruppe Dauerläufer zu Beginn des Films, wie sie im Schatten der wunderbaren
Musik von Vangelis und entlang der Küste Englands voller Freude und Lust
laufen. Nein, Jesus verbietet uns den Spass nicht. Er will, dass wir auf
dem Dauerlauf des Lebens hin zum Siegespreis viel Lebensfreude erleben.
Aber wenn ich Dinge in meinem Leben zulasse, die mir schlichtweg schaden,
werde ich nie in den geistlichen Adrenalinspiegel gelangen, den echtes Christsein
in sich birgt. Paulus kann sagen, dass er alles, was er bisher erreicht
hatte ? z.b.sein römisches Bürgerrecht, damals eine hohe Ehre, seine akademischen
Titel und seinen Verbindungen zu elitären Kreisen seiner Zeit etc ? das
alles erachtete er im Nachhinein als Hundemist im Vergleich zu dem, was
Christus ihm und Dir zu bieten hat. Und jeder, der sich auf ein Training
eingelassen hat und eine Sportart recht beherrscht, ohne Krampf, wird doch
hinterher sagen: ich fühle mich weit besser als früher. Es hat sich gelohnt.
Mit dem geistlichen ist es nicht anders.

Schluss:

Ich möchte Ihnen heute am Schluss zwei Gedanken mit auf den Weg geben. Zum
einen: Was ist ihr Lebensziel? Wieviele Menschen glauben, im Besitz ihr
Ziel gefunden zu haben. Gott sagt: derjenige ist nur zu bedauern. Denn er
kann schon einen Tag später sterben und alles, was er angehäuft, fällt in
fremde Hände. Gott aber bietet dir einen Besitz an, ein Ehrenbürgerrecht
in einer Stadt, die nicht durch den Tod von dir getrennt werden kann. Die
ewig ist und dazu noch kostenfrei.
Der zweite Gedanke: Komm mit an den Start des Lebens. Niemand wird allerdings
an den Start zugelassen, der a.) nicht einen Trainer vorweisen kann und
b.) nicht bereit ist, zu trainieren. Für alle gibt es nur den einen Trainer:
Jesus Christus. Viele fromme Menschen haben viele Trainer. Die kirchliche
Tradition, ihren eigenen frommen Ehrgeiz und vieles mehr. Diese Trainer
führen den Schützling nicht ans Ziel. Jesus muss dein Trainer sein. Und
er will, dass du bereit bist, intensiv mit ihm und an dir zu arbeiten.
Wenn Du dann läufst, bedenke eins: den Siegespreis kann dir niemand nehmen,
solange du auf der Aschenbahn läufst. Es geht nicht um Schnelligkeit und
Kraft, es geht nur darum, dass Du dabei bleibst. In dem Film: Die Stunde
des Siegers gibt es eine Szene, wo Eric Liddel mitten im Lauf schwer stürzt.
Doch er steht wieder auf und nimmt den Lauf erneut an. Jeder Christ stürzt
in seinem Leben. Dann steh wieder auf und lauf weiter. Und wenn du andere
stürzen siehst, dann hilf ihnen auf und geh weiter.
Und noch etwas: Du kannst nur einen Trainer haben. Mehrere machen dich nur
verrückt. Und du mußt lernen, wie ein Sportler zu leben. Weniger im Leben
ist oft mehr. Dann gilt dir auch der große Tag, die Stunde des Siegers Jesu
Christi und damit auch deine Stunde. Sei dabei. Amen.