Bibelarbeit über 1 Kor 1,21
von Michael Strauch
Denn weil die Welt, umgeben von der Weisheit Gottes, Gott durch ihre Weisheit
nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Predigt selig
zu machen, die daran glauben. 1Kor 1,21
Weisheit (sophia)
Die Fähigkeit oder Unfähigkeit des Menschen, seine Umwelt erkennend zu
bewältigen
und einen Einklang zwischen Erkenntnis, Wollen und Handeln herzustellen.
Das Wort sophia mit all den Präfixen (Philosophie
etc.) beschreibt dabei
zunehmend mehr das theoretische Wissen und Erkennen-
2. Torheit (moria; afron)
unverständig, töricht drücken den Mangel an Wissen, Urteilskraft, Einsicht
oder Vernunft aus; in der Bibel oft gebraucht als den verweigerten Gehorsam
gegenüber Gott - Ausdruck schweren Mangels menschlichen Verhaltens.
Das Wort wurde im griech. Sprachgebrauch z.B. für das
Essen benutzt, wenn
es "fade" schmeckte. Weiter im Zusammenhang mit Menschen, die nur von
ihren
Trieben geleitet werden und nicht von ihrem Verstand. Es fehlt an Urteilskraft,
an Wissen, an der Gabe der Vernunft.
3. Die Torheit des Kreuzes
Sie liegt darin begründet, dass das Kreuz der Inbegriff der Schwachheit,
des Versagens, der Erniedrigung bedeutet. Theologisch ist das Kreuz für
den frommen Juden das Fluchholz. Der am Kreuze hängt, ist von Gott verflucht
und verlassen. Weltlich gesehen ist der Kreuzestod eine der schlimmsten
Marter der römischen Tötungsmaschinerie und eine tiefe Erniedrigung. In
dem Film "Die Passion Christi" wird dieses Leiden und Sterben
filmisch sehr
drastisch in Szene gesetzt, aber es ruft bis heute (!) blankes Entsetzen
hervor. Wie kann so etwas ein Sieg sein, geschweige für den, den es trifft?
Zumal die Schwachheit des Kreuzes Vorbildcharakter hat, also auch der schwach
sein soll und muss, der dieses Geheimnis ergründen will.
Zur weiteren Auslegung:
Denn weil die Welt, umgeben von der Weisheit Gottes, Gott durch ihre Weisheit
nicht erkannte... (wörtlich: weil ja in der Weisheit Gottes, nicht erkannte
die Welt durch die Weisheit (den) Gott...
Die Welt (kosmos), das sind in diesem Fall eindeutig
alle Menschen auf der
Erde im Besonderen.
Die Welt ist umgeben von der Weisheit Gottes. Was heißt nun
"umgeben". Wörtlich
steht es nicht da. Nur "en", was in oder an bedeutet. Da der
natürlich Mensch
aber nicht die Weisheit Gottes besitzt, kann es nur meinen, von ihr umgeben
zu sein. Was meint Paulus damit?
Dazu sind die Ausführung des Paulus im Römerbrief Kapitel 1, ab Vers 18
wichtig:
Vers 19: Denn was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen offenbar;
denn Gott hat es ihnen offenbart!
Vers 20: Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und
Gottheit,
wird seit der Schöpfung der Welt ersehen aus seinen Werken, wenn man sie
wahrnimmt, so dass sie keine Entschuldigung haben.
Vers 22: Da sie sich für Weise hielten, sind sie zu Narren geworden.
Vers 24: Darum hat Gott sie in den Begierden ihrer Herzen dahingegeben in
die Unreinheit...
Vers 32: Sie wissen, dass, die solches tun, nach Gottes Recht den Tod
verdienen;
aber sie tun es nicht allein, sondern haben auch Gefallen an denen, die
es tun.
Gott ist demnach bis zu einem gewissen Grad "erkennbar", und das
besonders
in seiner Schöpfung. Warum? Es heißt schlichtweg: Gott hat es ihnen offenbart.
Wie kann das aussehen?
Etwas von der Größen, der Schönheit und der Gewalt der Schöpfung Gottes
vermittelt mir die Zeitschrift "National Geographic",
besonders die Märzausgabe.
Im Bereich "Forum" S.33 schreibt ein Leser für mich sehr treffend:
Religiosität
ist nicht mit Religion gleichzusetzen. Religion und Glaubensbekenntnis gehören
zusammen. Religiosität kommt dagegen ohne Glaubensbekenntnis aus, ja ohne
Glauben, sogar ohne Gott. Religiosität ist das prickelnde Gefühl des Staunens,
der Verehrung, der Liebe vor dem Universum, der Welt und ihren
Phänomenen."
Ich glaube, dass jede Kultur in ihrer spezifischen Ausprägung und zu jeder
Zeit gestaunt, fasziniert und überwältigt war und selbst die nüchterne
Wissenschaft
kann sich dem Makrokosmos sowie dem Mikrokosmos nicht entziehen.
Dennoch geschieht geradezu ein fast zornig missionarisches Engagement auf,
wenn es darum geht, an einen Schöpfer zu glauben. In eben derselben Zeitschrift
heißt es im Dezemberheft 2003 auf S.115 zum Thema "Die Suche nach der
Schöpfung
folgendermaßen:
"Natürlich kann man daraus nicht auf das Prinzip einer zielgerichteten
Schöpfung
schließen, auf die absichtliche Entwicklung hin zum Menschen. Derartige
Schlüsse können wir innerhalb der Naturwissenschaft nicht ziehen. Aber man
darf sich vom kosmologischen Gedanken anregen lassen...Ich glaube nicht,
dass die grandiose kosmische Entwicklung nur wie ein sinnloses Schauspiel
vor leeren Bänken abläuft...Ich bin der Meinung, dass ein Zweck dahintersteckt...Doch
damit geraten wir in den Bereich der Werte und des Glaubens, in dem wir
bescheiden unsere Unkenntnis eingestehen müssen."
Es ist bei vielen Menschen eine Ahnung da, die sich gerade beim Thema Naturwissen-schaft
geradezu aufzwängt. Aber den letzten Schluss lässt der Mensch meines Erachtens
bewusst nicht zu. Er lehnt es ab, weil nebulös, spekulativ, nicht nachweisbar.
Ich denke, der wahre Grund liegt darin, dass der Mensch im Falle des
Eingeständnisses
einräumen muss: wenn es Gott gibt, dann bin ich ihm Rechenschaft schuldig.
Ich weiß es aus meiner persönlichen Erfahrung, dass ich als Nichtchrist
an Ufo`s glaubte, an Himmelswesen - sprich: es muss
etwas geben, was meinem
Leben eine Bestimmung auferlegt.
"gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Predigt selig zu machen, die
daran glauben"
Worin besteht nun als zweites die "Torheit der Predigt".
Warum hat Gott sich nicht so offenbart, dass alle Menschen es akzeptieren
wollen?
Die Antwort hat Paulus schon gegeben:
"Denn weil die Welt umgeben von der Weisheit Gottes, Gott durch ihre
Weisheit
nicht erkannte..."
In der Natur liegt eine ungeheure Sprengkraft, eine Gewalt, eine unbändige
Schönheit. Wirbelnde Sonnen, schwarze Löcher, magmaspeiende
Vulkane, Stürme
und das sprudelnde Meer, all die Tiere - überall finden wir neben Schönheit
und Zartheit auch viel großer Gewalt. Den Menschen fasziniert Schönheit
und Zartheit sowie - ich möchte sprechen - die Ästhetik der Gewalt: z.B.
eines Vulkanausbruchs. Doch dadurch entstand keine weiterführende
Gotteserkenntnis.
Der menschliche Geist liebt das Denken, das Fabulieren, das mathematische
Erfassen von Dingen. Gott hat den gesamten Kosmos Ordnungen gegeben, Gesetze,
Systeme und damit genug Stoff für jedermanns Gehirnschmalz für die
Unendlichkeit.
Doch es ist dadurch keine weiterführende Gotteserkenntnis entstanden. In
Hiob 38,1ff sagt Gott zu Hiob: Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sage
mir`s, wenn du so klug bist!"
Wenn es also heißt, "es gefiel Gott, durch die Torheit der Predigt"
seine
Weisheit kundzutun, dann nicht, um den Menschen es möglichst schwer zu machen,
sondern sogar leicht. Denn die herkömmliche Weisheit des Menschen versperrt
ihnen den Weg. Folglich geht der HERR den anderen Weg. Paulus kann dann
sagen (in Vers 26): Seht doch, liebe Brüder, auf eure Berufung. Nicht viele
Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehene sind
berufen."
Worin liegt nun die "Torheit der Predigt"?
Paulus sagt: "wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein
Ärgernis und den Griechen eine Torheit..."
Und Paulus sagt: "Die Juden fordern Zeichen" und die "Griechen
fordern Weisheit".
Gemeint ist demnach:
Die Art der Vermittlung der Weisheit Gottes und
Der Inhalt der Weisheit Gottes
liegen konträr zur Welt, auch zu vielen Frommen! Inwiefern?
Paulus arbeitet nicht durch Wunderbezeugungen auf Bestellung, um seine
Botschaft
zu bekräftigen. Er erbringt keine "chemische noch physikalische
Reaktion".
Nichts, worüber man Abhandlungen, Untersuchungen und Beweise anstellen kann.
Sein einziges Mittel ist die Verkündigung durch das Mittel der Sprache.
Mehr nicht.
Paulus arbeitet aber auch nicht durch menschliche Weisheit. D.h. er führt
keinen philosophischen Diskurs, keine Gedankenkapriolen, kein in sich
geschlossenes
philosophisches Beweispotenzial durch These und Antithese. Weiter: er gebraucht
nicht Rhetorik und sprachliche Brillanz, geschweige denn Demagogik
mit dem
Ziel, Menschen zu überzeugen.
Die Predigt geschieht demnach in aller nur erdenklichen Schwachheit.
Der Inhalt der Predigt ist genauso "schwach":
Wie zu Beginn angeführt, ist der sterbende Christus am Kreuz bis heute ein
Bild des Versagens. Wäre Jesus als Held mit dem Schwert in der Hand gestorben,
hätte sich der Herr über ein Kind schützend geworfen und eine Kugel hätte
ihn getroffen etc., man hätte ihn als Helden gefeiert. Ein Beispiel ist
z.B. einer der letzten jüdischen Aufrührer gegen die römische Besatzung
130 n.Chr., der sogenannte
Bar Kochba (Sternensohn). Ihm wurde bei lebendigem
Leibe die Haut abgezogen, doch sein letzter Ruf war: "Gott ist
einer!" Er
starb mit dem jüdischen Bekenntnis auf den Lippen. Der Herr Jesus schrie:
Eli, Eli, lama sabachtani - Gott, Gott,
warum hast du mich verlassen!
Die Großen dieser Welt haben Widerstand geleistet. Entweder gingen sie in
die Geschichte als große Verbrecher, die anderen Gewalt
antaten oder sie
gingen in die Geschichte als solche, die gegen diese Verbrecher mit Gewalt
antworteten.
Aber ein Mensch, der "gleich einem Lamm, der vor dem Scherer
verstummt"
sich in die Hände seiner Mörder gibt, ein Mann, der nicht für eine Idee,
für eine bedrohte Menschengruppe oder für ein Zeichen stirbt, sondern für
das, was kein Mensch sich eingestehen will: für die Sünde - ist schwer.
Ein Mensch, der nunmehr sagt, er stirbt für alle Menschen, und zugleich
im Tod deutlich macht, dass jeder Mensch Schuld trägt an seinem Tod, weil
unsere Sünde ihn quasi ans Kreuz geschlagen hat, der tut sich schwer.
Es ist viel leichter, schöne Gefühle zu haben, wenn ein Mensch für mich
sein Leben ließ, weil ich bedroht war! Doch das Kreuz klagt uns an und befreit
uns zugleich. An Jesu Opfertod komme ich nicht vorbei ohne das Eingeständnis
meiner Schuld und Sünde. Darin liegt eine große Sprengkraft, das muss ärgern
- aber einen anderen Weg gibt es nicht.
Was heißt das nun für mich?
Wir können als Christen nun ebenfalls viel fabulieren und müssen uns doch
fragen: inwiefern gilt das auch für mich als Christ?
Welchen Stellenwert hat für mich die Predigt? Höre ich sie - wie Luther
sagte - als "Gottes Wort" an mich? Oder seziere ich sie als gut oder
schlecht,
langweilig oder spannend, theologisch flach oder tief?
Welche Kraft messe ich der Predigt zu? Wo lasse ich mich ansprechen?
Wie stehe ich zum Kreuz? Wir leben und werden beeinflusst von einer Welt,
die damals bis heute Stärke, Schönheit, Gottlosigkeit als
naturwissenschaftliche
Errungenschaft etc. hochhält. Wer die Schwachheit des Kreuzes akzeptiert,
muss auch selber bereit sein, schwach vor Gott zu werden. Aber dürfen wir
untereinander schwach sein? Darf man ehrlich sein? Wie viel Taktik gebrauchen
wir im Umgang miteinander? Sind auch wir nicht im Grunde auf dem
"Stärke"
- Tripp in den vielfältigsten Variationen?
Andacht zu diesem Vers
Denn weil die Welt, umgeben von der Weisheit Gottes, Gott durch ihre Weisheit
nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Predigt selig
zu machen, die daran glauben. 1Kor 1,21
Paulus gebraucht hier zwei in der Bibel wie in der Welt zentrale Begriffe:
die Weisheit in göttlicher und menschlicher Form (griech.sophia)
und die
Torheit (griech.moria). Es für unser Verständnis
wichtig, diese zwei Wörter
in der damaligen Bedeutung zu verstehen.
Ein weiser Mensch war für den Griechen jemand, der die Fähigkeit besaß,
seine Umwelt und sein Umfeld richtig einzuordnen und gemäß seiner Erkenntnis
das richtige zu wollen und zu tun. Bis heute würde ich einen Menschen als
weise bezeichnen, der neben seiner Lebenserfahrung auch sich auf das
Wesentliche,
auf das Richtige im Leben konzentriert und lebt. In der Bibel ist der Mensch
weise, wenn er Ehrfurcht empfindet vor Gott und meidet, was Gottes Willem
widerspricht. In Hiob 28,28 heißt es: "Siehe, die Furcht des Herrn, das
ist Weisheit, und meiden das Böse, das ist Einsicht!"
Bei der menschlichen Weisheit geht es also darum, persönlich Einsichten
über sich und seine Umwelt zu bekommen und dadurch die richtigen Schlüsse
für sein Leben zu finden. Bei der göttlichen Weisheit geht es darum, Christus
mehr und mehr zu erkennen, ihn und seinen Willen und aus dieser Erkenntnis
das zu tun, was Gott gefällt. Erstere ist also auf sich selbst bezogen,
zweitere auf Gott.
Wenn wir hier einen kurzen Gedankenstop einlegen und über unsere Umwelt
nachdenken, dann stellen wir fest, dass das gesamte Bildungssystem, um mit
ihr der erfolgreiche wie erfolglose Werdegang eines Menschen durch Bildung
bestimmt werden kann, so stellen wir fest, dass die sophia
bis heute gleich
geblieben ist. Ziel ist, möglichst viel zu lernen für sein Leben, für seine
persönliche Entwicklung und daraus die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Wir leben heute in einem Informationszeitalter. Informationen kosten heute
ganz schön Geld. Und Wissen heißt auch heute, Macht zu haben. Die
Gotteserkenntnis
bleibt in unserem Land völlig außen vor.
Nun gibt es noch eine dritte Form der Weisheit, von der Paulus spricht:
die Weisheit Gottes, die uns umgibt. Laut Römer 1 ist damit Gottes Schöpfung
gemeint. Paulus sagt im Römerbrief, dass der Mensch eine Antenne für diese
Weisheit hat. Ich möchte dazu ein Zitat anführen aus der
naturwissenschaftlichen
Zeitschrift "National Geographic": Thema
"Die Suche nach der Schöpfung:
"Natürlich kann man daraus nicht auf das Prinzip einer zielgerichteten
Schöpfung
schließen, auf die absichtliche Entwicklung hin zum Menschen. Derartige
Schlüsse können wir innerhalb der Naturwissenschaft nicht ziehen. Aber man
darf sich vom kosmologischen Gedanken anregen lassen...Ich glaube nicht,
dass die grandiose kosmische Entwicklung nur wie ein sinnloses Schauspiel
vor leeren Bänken abläuft...Ich bin der Meinung, dass ein Zweck dahintersteckt...Doch
damit geraten wir in den Bereich der Werte und des Glaubens, in dem wir
bescheiden unsere Unkenntnis eingestehen müssen."
Es ist bei vielen Menschen eine Ahnung da, die sich gerade beim Thema Naturwissen-schaft
geradezu aufzwängt. Aber den letzten Schluss lässt der Mensch meines Erachtens
bewusst nicht zu. Er lehnt es ab, weil nebulös, spekulativ, nicht nachweisbar.
Ich denke, der wahre Grund liegt darin, dass der Mensch im Falle des Eingeständnisses
einräumen muss: wenn es Gott gibt, dann bin ich ihm Rechenschaft schuldig.
Die menschliche Weisheit hat Gott nicht erfasst, obwohl Gott in seiner
Schöpfung
dem Geschöpf alles präsentiert, was er doch so liebt: Eine unbändige Schönheit.
Wirbelnde Sonnen, schwarze Löcher, magmaspeiende
Vulkane, Stürme und das
sprudelnde Meer, all die Tiere. Der menschliche Geist liebt das Denken,
das Fabulieren, das mathematische Erfassen von Dingen. Gott hat den gesamten
Kosmos Ordnungen gegeben, Gesetze, Systeme und damit genug Stoff für jedermanns
Gehirnschmalz für die Unendlichkeit. Doch es ist dadurch keine weiterführende
Gotteserkenntnis entstanden. In Hiob 38,1ff sagt Gott zu Hiob: Wo warst
du, als ich die Erde gründete? Sage mir`s, wenn du so
klug bist!"
Gott stellt dieser Weisheit die "Torheit der Predigt" entgegen.
Wenn es also heißt, "es gefiel Gott, durch die Torheit der Predigt"
seine
Weisheit kundzutun, dann nicht, um den Menschen es möglichst schwer zu machen,
sondern sogar leicht. Denn die herkömmliche Weisheit des Menschen versperrt
ihnen den Weg. Folglich geht der HERR den anderen Weg. Paulus kann dann
sagen (in Vers 26): Seht doch, liebe Brüder, auf eure Berufung. Nicht viele
Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehene sind
berufen."
Worin liegt nun die "Torheit der Predigt"? Paulus sagt: "wir
aber predigen
den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine
Torheit..." Und er sagt: "Die Juden fordern Zeichen" und die
"Griechen fordern
Weisheit". Gemeint ist demnach:
Die Art der Vermittlung der Weisheit Gottes und
Der Inhalt der Weisheit Gottes
liegen konträr zur unserer Welt. Inwiefern? Paulus arbeitet nicht durch
Wunderbezeugungen auf Bestellung, um seine Botschaft zu bekräftigen. Er
erbringt keine "chemische noch physikalische Reaktion". Sein einziges
Mittel
ist die Verkündigung durch das Mittel der Sprache. Mehr nicht. Paulus arbeitet
aber auch nicht durch menschliche Weisheit. D.h. er führt keinen
philosophischen
Diskurs, keine Gedankenkapriolen, kein in sich geschlossenes philosophisches
Beweispotenzial durch These und Antithese. Weiter: er gebraucht nicht Rhetorik
und sprachliche Brillanz, geschweige denn Demagogik
mit dem Ziel, Menschen
zu überzeugen.
Die Predigt geschieht demnach in aller nur erdenklichen Schwachheit.
Der Inhalt der Predigt ist genauso "schwach":
Wie zu Beginn angeführt, ist der sterbende Christus am Kreuz bis heute ein
Bild des Versagens. Wäre Jesus als Held mit dem Schwert in der Hand gestorben,
hätte sich der Herr über ein Kind schützend geworfen und eine Kugel hätte
ihn getroffen etc., man hätte ihn als Helden gefeiert. Ein Beispiel ist
z.B. einer der letzten jüdischen Aufrührer gegen die römische Besatzung
130 n.Chr., der sogenannte
Bar Kochba (Sternensohn). Ihm wurde bei lebendigem
Leibe die Haut abgezogen, doch sein letzter Ruf war: "Gott ist
einer!" Er
starb mit dem jüdischen Bekenntnis auf den Lippen. Der Herr Jesus schrie:
Eli, Eli, lama sabachtani - Gott, Gott,
warum hast du mich verlassen!
Die Großen dieser Welt haben Widerstand geleistet. Entweder gingen sie in
die Geschichte als große Verbrecher, die anderen
Gewalt antaten oder sie
gingen in die Geschichte als solche, die gegen diese Verbrecher mit Gewalt
antworteten.
Aber ein Mensch, der "gleich einem Lamm, der vor dem Scherer
verstummt"
sich in die Hände seiner Mörder gibt, ein Mann, der nicht für eine Idee,
für eine bedrohte Menschengruppe oder für ein Zeichen stirbt, sondern für
das, was kein Mensch sich eingestehen will: für die Sünde - ist schwer.
Ein Mensch, der nunmehr sagt, er stirbt für alle Menschen, und zugleich
im Tod deutlich macht, dass jeder Mensch Schuld trägt an seinem Tod, weil
unsere Sünde ihn quasi ans Kreuz geschlagen hat, der tut sich schwer.
Es ist viel leichter, schöne Gefühle zu haben, wenn ein Mensch für mich
sein Leben ließ, weil ich bedroht war! Doch das Kreuz klagt uns an und befreit
uns zugleich. An Jesu Opfertod komme ich nicht vorbei ohne das Eingeständnis
meiner Schuld und Sünde. Darin liegt eine große Sprengkraft, das muss ärgern
- aber einen anderen Weg gibt es nicht.
Was heißt das nun für mich?
Wir können als Christen nun ebenfalls viel fabulieren und müssen uns doch
fragen: inwiefern gilt das auch für mich als Christ?
Welchen Stellenwert hat für mich die Predigt? Höre ich sie - wie Luther
sagte - als "Gottes Wort" an mich? Oder seziere ich sie als gut oder
schlecht,
langweilig oder spannend, theologisch flach oder tief?
Welche Kraft messe ich der Predigt zu? Wo lasse ich mich ansprechen?
Wie stehe ich zum Kreuz? Wir leben und werden beeinflusst von einer Welt,
die damals bis heute Stärke, Schönheit, Gottlosigkeit als
naturwissenschaftliche
Errungenschaft etc. hochhält. Wer die Schwachheit des Kreuzes akzeptiert,
muss auch selber bereit sein, schwach vor Gott zu werden. Aber dürfen wir
untereinander schwach sein? Darf man ehrlich sein? Wie viel Taktik gebrauchen
wir im Umgang miteinander? Sind auch wir nicht im Grunde auf dem
"Stärke"
- Tripp in den vielfältigsten Variationen?
Amen