Bibelarbeit über Psalm 92

von Michael Strauch




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Einleitung:


Als Überschrift wird uns schon ein entscheidender Hinweis gegeben: „Ein Psalmlied für den Sabbathtag!“ Hier finden wir ein Lobgesang, eine Ordnung und/oder wichtige Gedanken für den Ruhetag, den der Christ vor Gott genießen darf. Es ist heute gar nicht so einfach, den Sabbath, für uns heute den Sonntag oder einfach einen freien Tag – möglichst im 7.Tagerythmus einzuhalten - und ihn richtig zu gestalten. Bestimmt finden wir Hinweise in Psalm 92.

Um praktische Hilfen zu bekommen ist es immer ratsam, auf die Verben in einem Psalm zu achten. Welche Verben tauchen auf?


  1. Der erste Abschnitt(V.1-6): Lob und Dank


  1. danken (V.2)

  2. lobsingen (V.2)

  3. singen (V.5)

  4. Gott rühmen (V.5)


Uns werden auch zu den Verben einzelne Hinweise gegeben, Eigenschaften oder praktische Ansätze:

  1. Danken und lobsingen am Morgen. D.h.den Tag zu beginnen mit einem Dankgebet. Dem Herrn danken, das so der Psalmist, ist köstlich. Am Abend sollen wir Gottes Wahrheit verkündigen. Am Morgen sollen wir Gott Danke sagen für seine Gnade! Zum Stichwort Gnade weise ich auf meine Ausarbeitung hin zum Grundwort „Gnade“. Gnade heißt, dass Gott bei mir ist. Dass er mich liebt und mich nimmt, wie ich bin. Gnade heißt, dass er mich beauftragt, dass er einen Plan für den Tag hat. Diesen Plan will der Herr segnen und ihn durchsetzen durch mich. Es ist gut, erleichternd, schlichtweg köstlich, wenn ich morgens Zeit finde und den Tag vor Gott überdenke. Und ihm danke, dass er bei mir sein wird. Dass er mir meine Schuld vergibt, die ich an diesem Tag evtl. begehen werde. Am Abend und/oder in der Nacht seine Wahrheit verkündigen. Was meint es damit? Nun, hier wird in V.4 dazu gesagt, dass das Verkündigen der Wahrheit durch Musikinstrumente geschieht. Es geht also um das Lob des Wortes Gottes. Gottes Wort, Gottes Wahrheit zu lobsingen in Psalmliedern, in liturgischen Momenten. Dabei dürfen ruhig Instrumente eine große Rolle spielen. Also, zum Lob und Dank gehört Gottes Wort und ein Gesangbuch dazu, wenn möglich ein Instrument. Mit Gott soll ich den Tag beginnen und ihn beenden. Zu Gottes Wahrheit gehört aber auch meine Sünde. So ist es gut, am Abend seine Sünden vor Gott zuzugeben und ihn um Vergebung zu bitten. Das wär ein schöner Abschluss des Tages.

  2. Der Psalmist gibt uns aber auch einen weiteren Tipp. Gegenstand des Lobens kann und darf Gottes Schöpfung sein. Immer wieder neu. „Die Taten deiner Hände“, „die tiefen Gedanken Gottes“, die „Werke Gottes“. Mir persönlich hilft es, sehr aufmerksam spazieren zu gehen. Aber je mehr man über die Schöpfung weiß, desto mehr gerät man ins Staunen. So ist es ratsam, Bücher und Zeitschriften zu lesen wie z.B. das Geographiemagazin „Geo“, oder „National Geographic“ (für die Kinder „Geolino“). Es hilft auch, wissenschaftliche Sendungen anschauen wie z.B. „Naturzeit“, „Galileo“ und ähnliche Sendungen. Hierüber gerät man oft so ins Staunen, dass man Gott loben kann für das, was er tut. Ich selbst war mal in einer Sternwarte und war unfassbar fasziniert von Gottes Ruhm. Als ich in meiner Begeisterung am nächsten Morgen eine öffentliche Predigt hielt, sagte mir ein Studentin, sie wolle nun eine Gebetshaltung mit größerer Ehrfucht vor Gott einnehmen. Dabei habe ich darüber nichts gesagt. Ich habe nur Gottes Taten im Universum gerühmt!


  1. Der zweite Abschnitt (V.8-12): „Lob-und Dankkiller“


Der Psalmist weist in seiner zweiten Betrachtung auf die Killer hin, die das Lob und den Dank in unseren Hälsen stecken lassen. Er verdrängt dabei die Wahrheit nicht, sondern schaut im sehr offenen und wachen Augen in seine Umgebung:


  1. Die Gottlosen


Der Großteil der Menschen, die uns umgeben, glauben nicht an Gott. Sie glauben an irgendetwas, aber nicht an Gott. In vielen Ländern dieser Erde wächste die Gemeinde Jesu. In Deutschland geht der Glaube zurück. In einer Studie der Wochenzeitung „Die Zeit“ geht man davon aus, dass bald jede dritte Kirche nicht mehr gehalten werden kann. Das ist alarmierend. Der Zeitredakteur betrachtet das Verhältnis von Kirche und Volk so, dass der normale Bürger die Kirche wohl wahrnimmt, sie freundlich behandelt – aber im Sinne eines senilen alten Mannes, der nun mal am Tisch mitsitzt. Man duldet ihn, man hat ein wenig Barmherzigkeit, aber keiner hört ihm richtig zu, geschweige denn glaubt, dass wichtige Impulse von ihm ausgehen. Solche Nachrichten können den Christen erschrecken und auch frustrieren.

Hinzu kommt, dass Christen oft meinen, dass Nicht-Christen etwas vermissen ohne den Glauben. Doch vielen geht es ausgesprochen gut, sie vermissen nichts und genießen das Leben. Viele arbeiten mit den Ellbogen und unter ihnen gedeiht Besitz und Wohlstand. Sie „grünen“.

Der Christ investiert viel Kraft und Zeit in Projekte, die oft aussichtslos wirken. Er ist umgeben von vielen Menschen, die so gar nichts übrig haben für Gottes Wort. Man muss mal durch eine große Stadt gehen, sich die vielen, vielen Menschen anschauen und sich fragen: was geht in deren Köpfen vor? Wie wir mehr Leute in die Gottesdienste bekommen? Wie der nächste Hauskreis zu gestalten sei? Wie wenig Kinder in die Jungschar kommen? Nein, sie beschäftigen sich mit Beziehungs-kisten, Urlaub, Handy, Freunde etc. Ich empfehle einmal S-Bahn zu fahren und Jugendlichen oder auch Erwachsenen beim Gespräch mal zuzuhören.


  1. Die Feinde


Es kann schon bald sein, dass aus Nicht-Christen echte Feinde des Evangeliums werden. Schon kreucht und fleucht der gefährliche Missbrauch des Wortes „Fundamentalist“ herum und es kann eine Frage der Zeit sein, wo Christen, die fest und unverbrüchlich an die Wahrheit der Bibel glauben, mit den Verbrechern des 11.September in einen Topf geworfen. All dies kann Christen Angst einjagen, wenn sie sich mit dieser Realität beschäftigen. Auch kann es Christen Not machen, wenn sie in schwere Krisen geraten oder krank werden. Oder wenn ihre Kinder auf Abwege geraten und die Kinder von Nicht-Christen ein gutes Benehmen haben und in Schule und Beruf weit kommen. Der Psalmist leugnet das alles nicht. Ein Christ wird – was das Leben betrifft – nicht bevorzugt. Er wird genauso krank, ist denselben Gefahren ausgesetzt wie jeder andere Mensch auch. Aber ich erfahre es, dass Gott viele Gebete auch erhört. Viele Bitten um Bewahrung sind erfüllt worden. Der Nicht-Christ muss auf seine eigenen Kräfte hoffen oder auf gute „Zufälle“.

Doch was es grundlegend unterscheidet: alles, was Christen im Namen Gottes tun, hat Wirkungen und Einfluss auf die Ewigkeit. Der Nicht-Christ führt seine Lebenshetze zwischen Geburt und Tod. Der Christ ebenfalls, nur danach empfängt er ewiges Leben. Darum darf der Christ gelassen sein, auch in Krisen. Er weiß: das Beste kommt noch. Das wiederum führt ins Lob.


Praxis:

Der Psalmist widmet sich ganz offen dieser Probleme und verdrängt sie nicht. Auch wir sollten mit Gott über alles reden, was uns Not macht. Vielleicht kann gerade der Sonntag eine Gelegenheit sein, wo wir vor Gott „Dampf ablassen“. Gott ist unser Vater und unser Therapeut. Er weiß um alles und kann uns stärken und erquicken. So, dass wir nicht mehr neidisch sind auf den Erfolg anderer Leute, sondern ganz in Gottes Willen und Armen ruhn.


  1. Der dritte Abschnitt (V.13-16): Der rechte Blickwinkel


Der Psalmist gebraucht nun viele „botanische Vergleiche“, die stark an Psalm 1 erinnern.


  1. Christen sind gepflanzt in den „Vorhöfen Gottes“. Es wird dabei an den Tempel gedacht und seinen Vorhöfen, wo man zum Gebet kam, zum Diskutieren, zum Opfern, sprich: zum geistlichen Leben. Und alles ganz nah am Allerheiligtum, nahe beim Vater. Wir dürfen nie vergessen, wo unsere Wurzeln sind. Wir sind nicht irgendwo gepflanzt, sondern in den Vorhöfen Gottes. In die Gemeinde, bei Gott gehört unser geistliches Leben.

  2. Christen sind „immergrün“. Sie wachsen – nicht immer an Weisheit, nicht immer an Frömmigkeit, nicht immer in der Liebe. Sie wachsen zu Gott hin, zur Sonne hin. Christen sollen stets auf Gottes Licht ausgerichtet sein. Und ein Christ wird immer wieder Früchte tragen, mal mehr, mal weniger. Dafür sorgt Gottes heiliger Geist. Und auch alte Menschen möchten nicht gering von sich denken. Auch sie grünen, auch sie bringen Frucht, auch sie wachsen dem Herrn entgegen.


So macht uns der Psalmist im dritten Teil darauf aufmerksam, dass unser Leben als Christ ein Weg zum Vater ist. Zum „Vaterhaus“. Dort gehören wir hin, dort werden wir einmal in Vollendung sein. Somit ist jeder Sonntag, jeder „Herrentag“ ein Vorgeschmack auf die Ewigkeit. Amen.