Psalm 72 Predigt Bibelarbeit

 

Thema:

Der König der Gerechtigkeit

Predigttext:

Psalm 72

Prediger:

Franz Fuchs



1 Von/Für Salomo.
Gott, gib dein Gericht dem König und deine Gerechtigkeit dem Königssohn,
2 dass er dein Volk richte mit Gerechtigkeit und deine Elenden rette.
3 Lass die Berge Frieden bringen für das Volk und die Hügel Gerechtigkeit.
4 Er soll den Elenden im Volk Recht schaffen und den Armen helfen und die Bedränger zermalmen.
5 Er soll leben, solange die Sonne scheint und solange der Mond währt, von Geschlecht zu Geschlecht.
6 Er soll herabfahren wie der Regen auf die Aue, wie die Tropfen, die das Land feuchten.
7 Zu seinen Zeiten soll blühen die Gerechtigkeit und großer Frieden sein, bis der Mond nicht mehr ist.
8 Er soll herrschen von einem Meer bis ans andere, und von dem Strom bis zu den Enden der Erde
...
17 Sein Name bleibe ewiglich; solange die Sonne währt, blühe sein Name.
Und durch ihn sollen gesegnet sein alle Völker, und sie werden ihn preisen.
18 Gelobt sei Gott der Herr, der Gott Israels, der allein Wunder tut!
19 Gelobt sei sein herrlicher Name ewiglich, und alle Lande sollen seiner Ehre voll werden! Amen! Amen!

 

Predigtgliederung/ -gedanken:

Wir haben hier einen Königspsalm vor uns, der zur Zeit der Abfassung zuallererst auf den aktuellen König und seine Nachfolger bezogen wurde; aber schon damals klangen messianische Anklänge durch.
Spätestens nach dem Untergang der beiden Königreiche Israel und Juda und dem "Untergang" des Königtums wurde der Psalm als messianisch-endzeitlicher Psalm verstanden (vgl. Ps. 45). Vgl. die Verheißung in 2. Samuel 7,12+13+16

1. Das Szenario: Die Herrschaft des Königs setzt den Maßstab für sein Land!

Was vom König ausgeht, das prägt seinen ganzen Herrschaftsbereich.
Für diesen König maßgeblich: Gerechtigkeit (2x in den ersten zwei Versen).
Entsprechend wird Gerechtigkeit im Land das markante Kennzeichen sein; s. V. 3 und 7. Mit der Gerechtigkeit geht Frieden einher (s. V. 3,7; vgl. Jes. 32,17).

Exkurs zu gerecht/Gerechtigkeit im Alten Testament:

Hier wird nicht zuerst an "Justizkategorien" gedacht, wo Recht und Unrecht geschieden wird (Gerechtigkeit nicht im Sinne einer Norm, an der man gemessen wird).
Vielmehr geht es um die Beziehung zwischen zwei Parteien: Die Gerechtigkeit Gottes wird immer wieder an seinem Handeln festgemacht! Er greift ein, er kümmert sich um sein Volk, um Einzelne, er schafft Heil. Gottes Gerechtigkeit wird immer wieder zusammen gesehen mit Gottes Heilstaten (s. Deborahlied in Richter 5, besonders V. 11; s.a. Ps. 40,11; Jes. 46,13).

Gerechtigkeit meint damit "Gemeinschaftstreue /Beziehungstreue". Gott lässt seine Leute nicht im Stich, er steht ihnen bei. Entsprechend soll der König regieren. Er soll seinem Volk seine Treue erweisen; er soll sich um sie kümmern, sie umsorgen, sich "heilvoll" für sie einsetzen - gerade auch jenen gegenüber, die benachteiligt sind, am Rande stehen (s. V. 4.12-14).
Bei Salomo wird dieser Psalm ansatzweise Realität! Aber der Psalm weist als messianischer Psalm auf Christus hin:

2. Die Realität: Jesus Christus, das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit

Jesus hat oft davon gesprochen, dass mit ihm das Reich Gottes angebrochen ist, dass er der versprochene Messias, dass er ein König ist (Mk. 1,15; Mt. 12,28; Lk. 17,21; Lk. 4,17-21; Joh. 18,37).

Insofern ist dieser messianischer Psalm für uns relevant! Im Herrschaftsgebiet Jesu (in erster Linie in seiner Gemeinde) wird sich seine Gerechtigkeit ausbreiten:

Jeder, der an Jesus glaubt, bekommt Jesu "Gerechtigkeit" geschenkt. Unsere Schuld und Sünde hat dagegen kein Gewicht mehr, sie ist weggenommen durch das gnädige Handeln Gottes. Wir sind dadurch mit Gott versöhnt (2. Kor. 5,17-21).
-> Luthers "gerechtfertigt" ist großartig: Ich bin in Gottes Augen zurechtgebracht; Jesu "Gerechtigkeit" steht über meinem Leben. Wer das verstanden hat, hat eine wunderbare Lebensbasis.

Noch großartiger ist - nach dem Verständnis von Ps. 72 - die beziehungsrelevante Seite der "Gerechtigkeit" Gottes, die uns in Jesus begegnet. Jesus ist da für uns, er setzt sich für uns ein. Wir können uns voll und ganz auf seine Treue verlassen. Das dürfen und sollen wir aufsaugen. Das wird uns prägen und unseren Umgang mit anderen verändern.

->"Gerechtigkeit" im Sinne von "Beziehungstreue" heißt dann unsererseits: Das Evangelium von Jesus aufsaugen; es wahrnehmen, dass Jesus mir so gut tut, dass er heilvoll an mir dran ist.
Als Folge werden wir Jesus loben und ehren und mit anderen entsprechend umgehen. Gerechtigkeit wird dann sichtbar in der Gemeinde - im Miteinander der Gläubigen und in den Beziehungen zu anderen.

Beispielhaft:

Feedback: Franz Fuchs, Pastor für die junge Generation, Franz.Fuchs@FeGBonn.de


Fragen zum vertiefenden Gespräch im Hausbibelkreis

http://bonn.feg.de/predigt/psalmen/20030914.php