Bibelarbeiten: Bibelarbeit zu Nehemia 11
erstellt von Michael Strauch
J. Nehemia Kapitel 11
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1. Einleitende Bemerkungen
2. Kurze Gliederung
3. Exegetische Bemerkungen
1. Einleitende Bemerkungen
Es erscheint mir sinnvoll, anzunehmen, daß das 11.Kapitel nicht an das 10.Kapitel chronologisch anschließt. Es wäre doch thematisch und inhaltlich ein ziemlicher Schnitt. Es ist anzunehmen, daß Kapitel 11, besonders 1 + 2 dem vorigen Kapitel 7, 1-5 sich anschließt. In Kapitel 7 wurde davon berichtet, daß Nehemia zwei auserwählte Männer einsetzte, die die Verantwortung über Jerusalem übertragen bekamen. Weiter ist davon die Rede, daß Nehemia ein Register aufgestellt hat von den Heimkehrern der ersten Rückwanderungswelle. In Kapitel 11 schließt der Bericht damit, daß die Fürsten Jerusalems vorbildlich in der Stadt wohnten. Vom übrigen Volk war man bestrebt, jeden 10 Menschen dazu zu bewegen, in Jerusalem zu wohnen. Das übrige Volk wohnte wohl in den periphären Städten und Gebieten.
2. Kurze Gliederung
a.. Verzeichnis der Einwohner Jerusalems
b.. und des Landes
3. Exegetische Bemerkungen Verse 1-2: Es stellt sich nun wahrhaftig die Frage, ob es denn so unattraktiv war, in Jerusalem zu wohnen. Waren es die Gefahren, von denen wir schon in den vorhergehenden Kapiteln gehört haben? Ich denke, es war in erster Linie ein organisatorisches Problem. Jerusalem stand 70 Jahre wüst. Ein Krieg hatte die Stadt zerstört. Den Tempel zu bauen und die Mauer geschah schon unter großen Kraftaufwendungen. Dennoch gehe ich davon aus, daß es noch überall Spuren der Zerstörung, der Brandschatzung und der dort gehausten Gewalt zu sehen gab. Somit vermute ich, daß es einfach zu wenig instante Wohnmöglichkeiten gab. Familien brauchen zumindest ein Dach über dem Kopf. Aus dieser Überlegung heraus mußte eine Selektion stattfinden. Jeder Zehnte wird darum durch Los bestimmt. Die Oberen wohnten dort ohne Losbestimmung. Also könnte es bei dieser Überlegung eher so sein, als wäre es ein großes Vorrecht, in Jerusalem, in der Stadt Gottes zu wohnen. Ein zweite Möglichkeit besteht darin, wie es in der Geschichter anderer Länder auch immer wieder zu erleben ist. Vertriebene kehren in ihr Heimat zurück. In solchen Zeiten ist es sehr schwierig, zu beweisen, welches Grundstück, welches Haus etc. einst der Familie Levi oder der Familie Abram einst gehört hat. Darum ist für Nehemia die Personenliste aus Esra 2 so wichtig, weil er daraus ersehen könnte, welche Familien ursprünglich überhaupt in Jerusalem ansässig waren. Man bedenke, daß es schon einige Generationen ins Land gegangen sind. Offenbar hatte Nehemia zuwenig Angaben und entschied, ein "Gottesurteil" zu treffen. Sprich, das Gott möge über das Los die Menschen bestimmen, die in der Hauptstadt wohnen sollten. Diese wurden gesegnet, denn was vor ihnen stand, war gewiss nicht leicht. Sie mußten verfallene, Einsturz gefährdete Bauten wieder herrichten, sanieren, neu bauen. Die Namen dieser Pioniere - man wird erinnert an die jüdischen Siedler in den ersten Jahrzehnten nach Errichtung des modernen Staates Israel - sind hier verewigt und geehrt. Die Verse 3ff:
1.. Aufzählung der in Jerusalem ansässigen Geschlechter, unterteilt in Familien, die zum Stamm Juda und zum kleinen Stamm Benjamin gehören.
2.. Aufzählung der Priesterfamilien, der Leviten und der Torhüter der Tempeltore.
3.. Hinweis auf Tempelsklaven, Levitenvorsteher etc. und ihre Wohnorte.
4.. In Vers 20 wird erwähnt, daß in geographischer Nähe zu Jerusalem die übrigen Menschen wohnten, jeder "in seinem Erbteil". Dieses "Erbteil", daß Gott in seiner langen Geschichte mit dem Volk Israel durch die Feinde seinen Eigentümern entrissen hat. Nun dürfen sie es wieder einnehmen, besiedeln, bearbeiten.
5.. Wie in vielen kleinen Städten, wo die Kirche in der Mitte steht und alle Häuser ringsumher gebaut wurden, so ist Jerusalem und der Tempel schützende und heilige Macht. In seinem Schatten wollen die Juden wohnen.
6.. Aber es ist noch eine Gruppe erwähnt, die sozuzagen in der heimatlichen "Diaspora" angesiedelt wurde. Offenbar gewollt und bewußt. Kirjath Arba (V.25) ist das bekannte Hebron, tief im Süden lag die Stadt Beersheba. Beide Städte gehörten nicht mehr zur Provinz Juda. Ebenso Lod und Ono.
Offenbar gab es also einen Teil der Heimgekehrten, die ganz bewußt sich in heidnischer Nähe ansiedelten. Ich interpretiere das nicht negativ. Im Gegenteil, Gott will, daß seine Gemeinde ein Licht ist unter den Heiden.