Bibelarbeiten: hier
Christus im Buch Jona, Einleitung

Erstellt von Michael Strauch


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1.     Kurze Einführung zum Buch Jona

2.     Das Gebet des Jona (K.2) im Vergleich mit Mt 12,40

3.     Gottes Heilswille im Buch Jona

Zu 1. Kurze, einleitende Gedanken zum Buch Jona:

Das ganze Buch Jona befaßt sich in erster Linie mit dem Verhältnis Gottes zu seinem Propheten Jona, dem Sohn Amittais, der meint, daß Gottes Weg nicht der Seine ist. Aber Gott läßt seinen Propheten nicht los. Im ersten Teil wird berichtet, daß Gott den Jona eine ganze Weile lang flüchten läßt. Jona geht seinen eigenen Weg. Solange, bis er und leider auch viele mit ihm beinahe ihr Leben verlieren.

In der zweiten Phase lernt Jona in Phasen geistlicher und geistiger Niedergeschlagenheit hindurch, die Richtigkeit der gnädigen Absichten Gottes anzunehmen.

Jona übte seinen Dienst während der Regierungszeit Jerobeams II. aus (793-755 v.Chr.) und die Annahme liegt nahe, daß die Geschichte vor dem Fall des Nordreiches niedergeschrieben wurde. In der Zeit zwischen 772 und 612 v.Chr., als Israel von Ninive beherrscht wurde, kann es leicht dazu gekommen sein, daß dieses Buch eine weitere Verbreitung fand.

 

Einige Worte zur Stadt Ninive (Wohnung):

Die letzte Hauptstadt des assyr. Reiches, am Ostufer des Tigris (HIDDEKEL), gegenüber dem heutigen Mossul gelegen. Die Stadt wurde vermutlich im frühen 3. Jt. v. Chr. gegründet. Die Bibel nennt NIMROD als ihren Gründer (l. Mose 10,11).

Unter Sargon II. wurde Ninive eines der Zentren des assyr. Reiches, unter Sanherib (der dort von seinen Söhnen ermordet wurde, 2. Kon 19,36-37; Jes 37,37-38) Hauptstadt. Sanherib sowie seine Nachfolger Asarhaddon und Assurbanipal schmückten die Stadt mit großartigen Palästen. Im Buch Jona wird Ninive als Großstadt mit 120000 Einwohnern (3,3; 4,11) beschrieben.

Die assyr. Quellen geben keinen Aufschluß darüber, wie Ninive zerstört wurde. Nach dem antiken Historiker Diodor belagerte der Skythe Arbaces zwei Jahre lang die Stadt, ohne sie erobern zu können; im dritten Jahr jedoch stieg das Wasser des Flusses und zerstörte die Befestigungsanlagen, worauf der König und sein Gefolge Selbstmord begingen.Nach der Chronik des babyl. Königs Nabopolassar zerstörten die Chaldäer und Meder Ninive i.J. 612 v. Chr. Die Zerstörung N.s wird von Zefanja (2,13-15) und Nahum (v.a. Kap. 2) erwähnt.

Die Überreste Ninives liegen in zwei Hügeln auf beiden Ufern des Flusses Hawar. Auf dem Nordufer wurden die Paläste Asarhaddons und Assurbanipals entdeckt, auf dem Südufer der Palast Sanheribs.

Die sehr großen Paläste standen auf ca. 20 m hohen Terrassen; an ihren Toren standen geflügelte Löwen mit Menschengesichtem, auf den Mauern waren Feldzüge und Jagdexpeditionen der assyr. Könige sowie mythologische u.a. Szenen abgebildet. In Sanheribs Palast entdeckte man ein Relief, das die Belagerung und Eroberung von Lachisch darstellt. Die Stadt besaß eine doppelte, über 5 km lange Stadtmauer und war von großen Gärten umgeben, die über Kanäle von den umliegenden Flüssen bewässert wurden. Die große Bibliothek Assurbanipals umfaßt 25000 Tontafeln über historische, literarische und religiöse Themen.

 

 

 

zu 2: Das Gebet des Jona (K.2) im Vergleich mit Mt 12,40

 

1.      Bemerkenswert ist der Wandel im Verhalten des Jona. Er, der sich geweigert hat, seinen Gott anzurufen in den Zeiten der Not, betet nun inmitten der ärgsten Bedrängis im Körper des Fisches. Vermutlich hat Jona dieses Gebet gesprochen, als er von dem hohen Druck des Meeres in Ohnmacht fiel und dann sich wunderte, daß er wieder am Leben war.

2.      Erkennbar ist Jonas Gebet am Versmaß als "Klagepsalm". Es ist durchaus möglich, daß die Empfindungen und Vergleiche exakt der Situation entsprechen, in der er sich befindet.

3.      Der Psalm Jonas gewinnt durch die Bemerkung Jesu in Mt 12,40 besondere Bedeutung;

4.      Zitat Mt 12, 39-42: Und er antwortete und sprach zu ihnen: "Ein böses und abtrünniges Geschlecht fordert ein Zeichen, aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden, es sei denn das Zeichen des Propheten Jona. Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein. Die Leute von Ninive werden auftreten beim Jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen; denn sie taten Buße nach der Predigt des Jona. Und siehe, hier ist mehr als Jona."

 

Jesus, der treue Prophet Jahwes, der größer ist als Jona, erniedrigt sich bis an die äußerste Grenze menschlichen Leidens (um des Ungehorsams anderer willen). Was Jona "zeichenhaft" erduldete, erlitt Jesus wirklich. In seiner Qual stieg er hinab in den Schoß der Unterwelt, alle Wogen und Wellen Gottes fegten über ihn hinweg (Jes 53). Wie Jona schrie: Ich dachte, ich wäre vor deinen Augen verstoßen!" So schrie auch Jesus am Kreuz: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlas-sen? "

Gleichzeitig werden die Parallelen Jonas zu Jesus plastisch in der Auferstehung. Der Hades, oder Scheol, war der Aufenthaltsort der Toten, wo man von Gott und seiner Vergebung abgeschnitten ist. Jona wäre beinahe darin hinabgefahren. Der Tod konnte auch Jesus nicht festhalten

Apg2.24.28: "Den hat Gott auferweckt und hat aufgelöst die Schmerzen des Todes, wie es denn unmöglich war, daß er vom Tode festgehalten werden konnte. Denn David spricht von ihm (Psalm 16,8-11): »Ich habe den Herrn allezeit vor Augen, denn er steht mir zur Rechten, damit ich nicht wanke.Darum ist mein Herz fröhlich, und meine Zunge frohlockt; auch mein Leib wird ruhen in Hoffnung.Denn du wirst mich nicht dem Tod überlassen und nicht zugeben, daß dein Heiliger die Verwesung sehe. Du hast mir kundgetan die Wege des Lebens; du wirst mich erfüllen mit Freude vor deinem Angesicht.«

So durfte Jona auch die Barmherzigkeit Gottes und seine Macht erfahren. Doch wieviel Jona wirk-lich am Ende begriffen hat, bleibt offen.

 

zu 3: Der Heilswille Gottes für die ganze Welt

 

·         Das Buch Jona unterscheidet sich exemplarisch von den anderen vorexilischen Propheten. Jene predigen Gericht, nehmen die anderen Völker nur am Rande wahr oder in Zusammenhang mit dem Gericht über Israel. Im Buch Jona wird ein Jude berufen und gesandt, einem heidnischen Volk Buße zu predigen. Das war für Jona und seinem Verständnis des Bundesgottes Israels nicht verständlich.

·         Wie auch Christus zuerst zu den Kindern Israel kam. Ebenfalls mit dem Bussruf: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbei gekommen. Doch zugleich hat Christus das ganze Heil der Welt im Auge (Syrophönizierin, der römische Hauptmann, Missionsbefehl...).

·         In keinem anderen Buch wird so eindringlich beschrieben, wie Gott bereit ist, einem heidnischen Volk alle Sünden zu vergeben, wenn sie nur Buße tun. Das ist Evangelium pur.

·         Gn 12,3: In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden, findet in Jona seine Erzählung.

·         Jona war bereit, nach Ninive zu gehen. Das war nicht sein Problem. Seine Schwierigkeit lag darin, dass Jona sich fürchtete, dass Ninive Buße tun könnte. Dass Gott sich den Heiden zuwendet und ihnen vergibt, will Jona innerlich nicht anerkennen. Ähnliche Schwierigkeiten hatte auch später Petrus (Apg 10,9ff). Das ist das Unfassbare, dass Jesus Mensch geworden ist, gesandt vom Vater, gehorsam predigte, für die Menschen starb und auferstand. Und Israel nahm den Messias nicht wahr, aber die Heiden nahmen ihn auf.

·         Das jonaitische Denken, sprich falscher Erwählungsstolz und selbstsüchtige, menschliche Logik stellten sich zu allen Zeiten dem Gedanken entgegen, dass Jahwe der Gott aller Völker ist. Dieses Denken, verkörpert in den Schriftgelehrten und Pharisäern, brachte Jesus ans Kreuz. Zugleich wurde aber dieser Kreuzestod zum Heil für die Welt.