Bibelarbeiten zu Psalmen: hier

Bibelarbeit über Psalm 39

von Rolf Häberle

 

 

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David dürfte inzwischen alt geworden sein. Fast depressiv erscheint sein Klagen. Wir wissen, dass David in hohem Alter immer mehr an Energie und Lebenswille verlor. Hier drückt er sein Empfinden aus. Wie ehrlich das ist, und doch auch wie niederschmetternd. Dabei ist er uns doch so vielen ältreren Menschen in ihrem Erleben und Empfinden ganz nah, und realistisch!!!

Vorgestern trug sich Folgendes zu. Ein älterer Mann wird krank und schwächer, verbunden mit stationären Krankenhausaufenthalten. Der Zustand ist machmal besser, manchmal schlechter. Insgesamt aber scheint keine dauerhafte Besserung in Sicht. Die Tochter, die sich viel um ihren Vater kümmert, rief deshalb wieder beim Facharzt an und schilderte die Situation und wie sich beim Vater und ihr immer mehr Niedergeschlagenheit breit macht. Der Arzt meinte dazu: „ Die heutigen Menschen erwarten von den Ärzten, dass sie helfen können. Dass aber auch die Zeit kommen kann, in der es keine Besserung mehr gibt, will niemand wahrhaben.“

Bedrückt erzälte mir jene Frau dieses Erlebnis und ich empfinde wie nah wir hier diesem Text - Psalm 39 - kommen.

David ist uns über lange Strecken seines Lebens ein Vorbild. Er war es auch damals. Er verkündigte die Güte und Hilfe Gottes und lebte dies vor. Für seinen Gott nimmt er Flucht, Kampf und schlimme Nöte in Kauf.

Nun ist er alt. Die Spannkraft verschwindet. Keine große Taten stehen mehr vor ihm. In seiner Umgebung hat er nicht mehr viel zu sagen. Krankheit, vielleicht Siechtum liegen vor ihm; und die dunkle Wand des Totes. Da verzagt sein Herz immer mehr. Er will seine Not hinausschreien (erste Verse). Aber damit würde er den Spöttern nur Material zur Gotteslästerung und zum Spott liefern. Bisher war er ein Vorbild im Glauben, für Kinder, Enkel und seine Umgebung – bis über die Grenzen Israels hinaus - . Sollte er nun klagen über das Schicksal, das Gott ihm auferlegt hat, über das Alter und die Schmerzen. David getraut es sich nicht und verbrennt (verzweifelt) damit innerlich.

Geht es älteren Christen nicht auch so. Das Leben wir schwer und dunkel. Die Sonne scheint für den Alten nicht mehr scheinen zu wollen. Im Herzen ist nur noch klagen. Aber nein. Als Christ „dürfen“ wir nicht klagen. Wir müssen in unserer Umgebung ein Vorbild sein. Wir waren es jahrzehntelang. Nur jetzt im Alter nicht undankbar sein und zu jammern anfangen. Was würden da die Nichtchristen, Kinder und Enkel sagen. Bei diesen Überlegungen meinte Traude (meine Frau). Wenn es so ist, braucht man sich nicht zu wundern, warum die Umgebung die Christen als scheinheilig bezeichnet.

Jesus war am Kreuz in der gleichen Situation. Nur noch Schmerzen und innere Dunkelheit. Er aber schrie es hinaus, obwohl er von Spöttern umgeben war: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!“. Und Gott bekannte sich zu ihm.

Nehmen wir in den dunklen Zeiten unseres Lebens Jesus zum Vorbild. Nicht scheinheilig sondern das Herz offen legen. Gott wird sich dann uns zuwenden. Bei Jesus lagen bis dahin Stunden fürchterlichster Schmerzen. Das ist der Lohn der Sünde, der über allem Leben, also auch über meinem und der unausweichlich ist. Aber wie Jesus zum Licht durchbrechen durfte, (Vater ich lege meinen Geist in deine Hände) so wird es auch bei uns sein.

Jesus hat uns nie ein schmerzfreies Leben verheißen, aber die ewige Seeligkeit. Er wird es einhalten, auch wenn wir klagen. Weint wo es nötig ist!