4. Mose 17,6-28 Bibelarbeit, Predigt, Andacht
aus dem Gemeinschaftsblatt 02/2005


Der heilige Gott und der unheilige Mensch

Gott beruft Menschen zum Dienst
Der ganze Streit, der Ungehorsam und der Aufstand gegen Gott, die in Kapitel 16 und 17 berichtet werden, haben ihren Ursprung im Neid. Gott hat Mose als Führer für Israel eingesetzt und Aaron als ersten Hohepriester. Von diesem Zeitpunkt an sind die Nachkommen Aarons die Priester Israels, einer von ihnen der Hohepriester. Die Leviten sind zu besonderen Diensten am Tempel berufen – zum Beispiel als Sänger wie Asaf, dessen Psalm 73 wir im Januar in den Stunden behandelt haben. Vor Gott machen diese Berufungen keinen Unterschied. Er beruft jeden nach seinen Möglichkeiten und Gaben und will mit jedem Menschen, mit jedem Mitglied seines Volkes Gemeinschaft haben. Wir Menschen machen allerdings einen Unterschied. Wir betrachten Berufungen und Aufgaben, die Gott gibt, nach dem äußeren Ansehen. Ein weltweit bekannter Evangelist, der viel mit vielen Menschen zu tun hat, gilt oft mehr als ein einfaches Gemeindeglied, das jeden Sonntag nach dem Gottesdienst ohne viel Aufhebens die Gesangbücher ins Regal ordnet. Das ist ein Ausdruck unserer Werte, aber auch von Selbstherrlichkeit und damit von Unheiligkeit. Vor Gott gibt es keine solchen Unterschiede. Jeder Nachfolger ist ihm gleich viel wert und gleich wichtig. Jede Aufgabe im Reich Gottes ist nötig und von Gott so gewollt und wertgeschätzt.
Nach dem Aufruhr von Korah und seinen Leuten sollte die Frage der Berufung eigentlich geklärt sein, möchte man meinen. Gott hat sich als der Herr erwiesen (4.Mose 16,28-33) und Mose und Aaron als seine Sprecher, als Führer des Volks und Aaron als seinen Priester bestätigt. Und damit kein Zweifel aufkommen kann, bestätigt Gott Aaron nochmals als seinen Priester. Aarons Stab grünt, alle anderen nicht. Das Wunder, dass totes Holz über Nacht Blätter, Blüten und Früchte treibt, soll Israel zur Erinnerung an den Ungehorsam und den Aufruhr erhalten bleiben. Aarons Stab wird mit der Thorarolle und den Gebotstafeln in der Bundeslade verwahrt.

Die Abkehr von Gott hat Folgen
Der Aufruhr, den Korah, Datan und Abiram im Volk Gottes verursacht hatten, hatte nicht nur für sie selbst schlimme Folgen – er fand auch Nachfolger. Aber dieses Mal nicht nur Einzelne, sondern die ganze Gemeinde. Selbst wenn es nicht jeder Einzelne war: Die große Mehrheit des Volks steht gegen Mose und Aaron, versammelt sich gegen sie. Wer weiß, wie es ausgegangen wäre, hätte Gott nicht eingegriffen. Der Aufstand gegen Gott und seine Ordnung sitzt tief in den Israeliten, überhaupt in jedem Menschen drin: Im Grunde hatten doch Korah und Genossen Recht, mehr für sich zu fordern. Es war nur die Eifersucht von Mose und Aaron, die den Tod über die unzufriedenen Leviten gebracht hat. Mose und Aaron wollten Macht und Einfluss für sich behalten, darum sind sie auch schuld am Tod der Rotte Korah. Das ist die menschliche Weise, über die Geschehnisse zu denken. Der Mensch, auch der Mensch aus dem Volk Gottes, versucht, die Schuld und Verantwortung für seine Fehler und deren Folgen auf andere abzuschieben. Bei Israel ist es der Vorwurf gegen Mose und Aaron: „Ihr habt des Herrn Volk getötet“ (V. 6). Dabei war es doch deutlich Gott selbst, der es getan hatte, und es war genauso deutlich der Aufstand gegen Gott, der das ausgelöst hatte.
Genau wie am Tag vorher hat auch dieses Mal der Aufstand gegen Gott Folgen. Eine Plage bricht unter den Israeliten aus, die von Gottes Zorn ausgegangen ist. Wieder sterben Menschen. Diesmal ist es nicht Mose, der für das Volk bittet. Mose schickt seinen Bruder Aaron ins Lager, um „Sühne zu schaffen“, denn das ist die Aufgabe eines Priesters. Er steht als Mittler zwischen Mensch und Gott. Aaron vollzieht ein Rauchopfer zur Heiligung für die Israeliten, damit der Zorn Gottes gegen Unreinheit und Unheiligkeit abgewendet wird. So findet die Plage ein Ende.

Das Gericht Gottes hat Folgen
Die Israeliten kommen zu einer Einsicht: „Wir Menschen passen nicht zum heiligen Gott. Wir können nicht in seine Gegenwart kommen“ (V. 27+28). Aber selbst darin schwingt noch der Vorwurf mit: Es ist irgendwie Gottes Schuld, dass wir in seiner Nähe umkommen, dass wir diese Gegenwart nicht ertragen können. Gott wollte es anders haben. Die Menschen seines Volkes sollen heilig sein, ihm zu besonderem Dienst ausgesondert und zugeordnet. Die Geschichte des Volkes Israel ist nicht nur eine Geschichte vom Handeln Gottes, sondern auch eine Geschichte vom Scheitern der Menschen, nämlich vom Scheitern daran, der Berufung zur Heiligkeit zu entsprechen. An dieser Situation hat sich bis heute nichts geändert. Kein Mensch kann von sich aus vor Gott bestehen. Am Ende bleibt diese Frage offen: Wie kommen Gott und Mensch zueinander? Die Antwort darauf muss Gott selbst geben, weil wir sie nicht geben können. Sie heißt: Jesus Christus.

Fragen zum Gespräch:
· Nehme ich meine besondere Berufung an oder hätte ich doch lieber die eines anderen?
· Spüre ich noch, das Gott heilig ist?
· Wie kommen Gott und Mensch zueinander?

Thorsten Müller, Göppingen

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
· Zwölf Stäbe mitbringen. Können wir alle zwölf Stämme Israels aufzählen? Auf jeden Stab einen Namen schreiben. Zu welchem Stamm gehört Aaron? Diesen Namen ausstreichen und Aaron draufschreiben (V. 18).
· Als Veranschaulichung zu V. 23 noch einen weitern Stab / Ast zeigen, der ausgeschlagen hat.
· Wie gehen wir mit Verantwortlichen in Gemeinde und Gemeinschaft um? In 1.Thess 5,12+13 gibt es Tipps dafür. Diesen Vers sowie die Namen der Verantwortlichen am Ort und im Verband auf Kärtchen kopieren und als Gebetskärtchen verteilen.