1. Eine harte Vorgeschichte (Vers 1 –
vgl. 3Mose 9+10,1-3)
2. Die Entsühnung Aarons und seiner
Familie (Vers 2-28)
3. Die ewige Ordnung des
Versöhnungstages (Vers 29-34)
Vers 1:
Und der Herr redete mit Mose, nachdem die zwei Söhne
Aarons gestorben waren, als sie vor dem Herrn opferten.
Ein verwirrender Moment. Das Feuer des Herrn fährt hinunter
(3Mose 9) und „verzehrte das Brandopfer und das Fett auf dem Altar“ (V.24).
Aaron hatte das Opfer gemäß den Worten des Herrn vorbereitet und der Herr
bestätigte Priester und Opfer. Das Volk lobt Gott und fällt auf sein Angesicht.
Doch dann passiert es. In 3.Mose 10, gleich zu Beginn,
treten Aarons Söhne Nadab und Abihu an den Altar. Man darf Vers 1 nicht zu
schnell lesen. Stück um Stück – Atemzug um Atemzug: „nahmen eine Pfanne“ -
„taten Feuer (ihr eigenes) hinein“ - „legten Räucherwerk darauf“ - „brachten
so“ - „ein fremdes Feuer“ - „vor dem Herrn“ - „das er ihnen nicht geboten
hatte“.
Das Feuer des Herrn fährt abermals herunter. Doch das Grauen
ist groß, es nimmt sich die beiden Söhne als Opfer, sie sterben brennend auf
der Stelle. Beim Vater Aaron heißt es: „Und Aaron schwieg!“ Sicher nicht, weil
er die Entscheidung des Herrn missbilligte, sondern in tiefem Schmerz. Auch die
Erklärung Moses, dass Gott heilig ist (V.3) wirkt keinen Trost.
In Kapitel 16 heißt es nun: als diese beiden gestorben
waren, redete der Herr mit Moses...
Gedanke: Ist das Handeln des Herrn nicht brutal? Ist er nicht zu
streng?
Wir werden erinnert an die Söhne Elis, die sich ebenfalls am
Opfer des Herrn versündigen. Wir werden erinnert an den Transport der
Bundeslade nach Jerusalem, und wie zwei Nicht-Leviten mitanpacken wollten und
bei der Berührung sterben und wie selbst David darüber gram ist, wir werden
erinnert wie Saul eigenmächtig ein Opfer darbringt und daraufhin das Königtum
verliert. Warum handelt der Herr hier so streng. Moses gibt die einzige
Antwort, mit der wir uns begnügen müssen: „Ich erzeige mich heilig an
denen, die mir nahe sind...“ (3Mose 10,3) Der Herr prüft die Herzen. Und
wer dem Herrn „nahe“ ist, konnte vor ihm bestehen. Aber auch nur, wenn er genau
das tat, was der Herr vorgab. Wir hören das und schweigen dazu still. Denn uns
erscheint es immer noch hart. Hätte eine deftige Ermahnung nicht genügt?
Hier spüren wir, wie weit entfernt wir sind von der Zeit des
Alten Bundes und vor allem, falls wir diese Gefühle haben (ich habe sie), wie
wenig wir die Heiligkeit Gottes begriffen und akzeptiert haben. Die
Heiligkeit Gottes wiederum wird meines Erachtens oft verwechselt mit Amtswürde.
Das Vergehen der Söhne käme dann einer Beleidigung des Amts, der Würde des
Trägers gleich. Aber das ist nicht mit Heiligkeit gemeint. Gott ist heilig und
heilig meint „besonders“, „abgesondert“ von allem, was widergöttlich ist. Im
Wort Heilig ist das Wort „Heil“. Gott ist heil, er ist vollkommen, in ihm ist
kein Makel, kein Fehler, keine Dunkelheit. Wer sich nun unheilig ihm nähert,
ohne von Gott vorbereitet zu sein, muss die Folgen erleiden. Wenn ich – trotz
des Verbotes der Feuerwehrmänner – ins brennende Haus springe, kann ich den
Feuerwehrmann verantwortlich machen dafür, dass er es nicht verhindert hat? Wir
möchten sagen, dass der Herr doch allmächtig ist. Es muss doch Wege geben, sich
dem Herrn zu nähern auch mit seinem Makel. So seltsam es klingt, aber auch Gott
setzt sich Grenzen. Mit Sünde kann ich vor Gott nicht bestehen. Wenn Gott hier
eine Ausnahme machen würde, wo kämen die nächsten Ausnahmen? Wenn wir die Härte
der Entscheidung betrachten, begreifen wir, was Jesus am Kreuz erlitten hat. Er
hat wider Wünschen und Wollen unser „fremdes Feuer“ nach Jerusalem getragen.
Das Feuer Gottes traf ihn tödlich. Doch weil er selbst unbefleckt war, konnte
der Tod ihn nicht halten. Hier wird deutlich, dass es nicht um ein
„Todesurteil“ geht, dass einfach ausgesprochen und durchgeführt wird, sondern
um höhere „Gesetzte“, um unveränder-liche Wirkungen, die zur durchbrechen unser
aller Unheil bedeuten würden. Selbst bei Jesus wurde keine Ausnahme gemacht.
Gott „nahe zu sein“ hat den Tod Jesu und seine Auferstehung zur Voraussetzung
gehabt.
Die Frage, die uns heute aber immer noch beschäftigen darf:
welches fremde Feuer bringen wir vor den Altar? Wie oft bauen wir „Reich
Gottes“ nach unseren Vorstellungen? Wie oft spreche ich von Gott und meine
mich?
Vers 2-28: Die Entsühnung Aarons und seiner Familie
Es folgen nun eine ganze Reihe Anordnungen, die Mose
aufgetragen werden für Aaron. Sie müssen penibel eingehalten werden und stehen
unter der grundsätzlichen Aussage Gottes: „Aaron kann nicht zu jeder Zeit in
das Allerheiligste“ (V.2). Ansonsten muss er sterben. Auch hier gilt: Gott will
Aaron schützen, ihn nicht versuchen. Es handelt sich nicht um Symphatie für
Mose und Antiphatie für Aaron. Hier spielen Gesetze eine Rolle, deren
Übertretung eine zwingende, in diesem Fall tödliche Folge haben. Gott gibt
klare Anweisungen, die in ihrer Art wie magische Formeln wirken, aber nichts
anderes sind als ein Ablauf von Vorbereitungen und Handlungen, die quasi eine
Art „neutrale Zone“ für kurze Zeit schaffen, um sich Gott zu nähern. Man würde
heute vielleicht von einer Gesetzeslücke sprechen. Der einzig wirklich gangbare
Weg zu Gott ist der Weg übers Kreuz. Einen anderen gibt es und gab es nicht.
Der Weg, den Aaron beschreitet, ist eine Art Grauzone, die der Herr akzeptiert,
die aber die Sünde im Kern nicht besiegt, wohl aber verdeckt. Doch eines bleibt
auch dabei bestehen: es muss Blut fließen. Es muss gestorben werden. Die Sünde
fordert den Tod, hat den Tod zur Folge. Zahn um Zahn. Für Sünde muss das Leben
bezahlen. Stellvertretend hier das Tier. Weil aber auch das Tier nicht rein
ist, kann es nicht die Sünde wegnehmen. Aber das Tier sündigt im Vergleich zum
Menschen nicht „bewußt“, nicht „willentlich“. Es sündigt vielleicht im gewissen
Sinne überhaupt nicht, weil es einem Instinkt folgt. In der Bibel heißt es
aber: es ist mit dem Menschen gefallen. Alles ist unter dem Sündenfall
beschlossen. Alles ist „gefallene Kreatur“. Aber weil das Tier nicht
willentlich sündigt, vermute ich, kann es stellvertretend als Sündopfer dienen.
Was nun soll Aaron tun?
1. Tiere
Aaron darf sich dem Heiligtum nur mit Opfertieren nähern. Es
werden folgende Tiere genannt:
·
Junger
Stier (Sündopfer für sich und sein Haus)
·
Junger
Widder (Brandopfer für sich und sein Haus)
·
Ziegenböcke
(zwei vom Volk als Sündopfer)
·
Widder
(vom Volk als Brandopfer)
Der Stier wurde in fast allen damaligen Kulturen als der
Inbegriff der Kraft und Fruchtbarkeit gehandelt. In Ägypten war der Apis-Stier
gottgleich und Garant für Fruchtbarkeit. Diese Anschauung dürfte hier keine
Rolle gespielt haben. Der Stier allerdings war ein wertvolles Tier! Und es
erinnert an Aarons Sünde am Berg Horeb (das goldene Kalb). Der Widder war
ebenfalls ein wertvolles Opfertier. Die Stiftshütte war mit rotgefärbten Widderfällen
überdeckt. In den Visionen Daniels stellt ein Widder mit seinen Hörnern
verschiedene Reiche dar.
Also, Aaron muss für die Schuld seines Hauses einen hohen
Preis bezahlen. Ein Opfer für die Sünden, ein Brandopfer als Zeichen, dass er
sich dem Herrn ganz hingibt.
Das Volk übergibt Aaron ebenfalls einen Widder als
Brandopfer. Als Zeichen, dass es bereit ist, sich dem Herrn ganz zu widmen und
ihm allein zu dienen. Eigenartigerweise aber übergibt das Volk keinen Stier,
sondern zwei Ziegenböcke als Sündopfer. Warum? Ziegen und Schafe weideten oft
zusammen und mußten immer wieder getrennt werden. Jesus schildert in Mt 25,
dass er die Gerechten von den Ungerechten trennen wird. Die Ungerechten sind im
Vergleich „Ziegenböcke“. Der Bock steht oft für das Ungerechte, Gottlose. Nicht
umsonst wird Satan in nachbiblischer Zeit als Ziegenbock dargestellt (siehe
Walpurgisnacht etc.). Wir verstehen: das Volk Israel hat als die rechte Herde
des Herrn oft religiöse Vermischung vollzogen. So finden wir den „Apis-Stier“
Aarons und die Vermischung des Volkes in den Opfern wieder.
2. Asasel
Die Bedeutung dieses Wortes weiß bis heute niemand. Es
könnte heißen: „verlassener Ort“, „der sich Entfernde oder Fortgeschickte“,
„der abgefallene, der trotzige oder starke Geist“ (von Satan oder einem seiner
Engel).
Mit größter Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei Asasel um
einen Wüstendämon. Die Teilung der Tieropfer – eines für den Herrn, eines für
Satan macht ebenfalls deutlich, dass es sich um das diabolische Gegenüber
Gottes handelt.
Indem man nun die Sünden auf den Bock überträgt und (heute
sogar redensartlich) „in die Wüste schickt“ (auch das deutsche Wort
„Sündenbock“ kommt daher), wird die Sünde dem wieder überbracht, der sie
verursacht hat und der dazu versucht hat: dem Vater der Lüge, dem Mörder von
Anbeginn. Dieser Bock wird nicht geschlachtet, sondern lebendig „übergeben“
3. Kleider und Reinigung
Gott will, dass Aaron die Priesterkleider anziehe. Davor
soll er eine rituelle Reinigung vollziehen (V.4ff). Diese Kleider zieht Aaron
aber nur an, wenn er ins Heiligtum geht. Die Kleider bleiben dann in der
Stiftshütte und wenn er das Zelt verläßt, soll Aaron wieder seine normalen
Kleider anziehen und außerhalb das Opfer durchführen. Hinzu kommt, dass der
Stier und der Widder, dessen Blut man ins Heiligtum gebracht hat, danach nicht
im „Bereich des Heiligtums“, sondern außerhalb vollständig verbrannte. Der die
beiden Tiere dorthinführte (außerhalb des Lagers) und sie opfert und komplett
verbrennt, muss danach seine Kleider waschen und erst dann darf er wieder ins
Lager gelangen. Dasselbe gilt für denjenigen, der den Bock zu Asasel gebracht
hat.
Gedanke:
Wenn man das alles so liest, dann kommt mir das so vor wie
ein Arztbericht. Ungefähr in diesem Still: „Bei der Operation eines der
Herzkranzgefäße ist folgendes zu beachten. Zuerst die Desinfizierung aller
Geräte, das unbedingte Tragen der Schutzkleidung, allerdings erst im
Operationssaal etc.
Ist Sünde eine „ansteckende, tödliche Krankheit“? Ist Sünde
eine „Pest“, voller Keime und tödlicher Viren? Ist Sünde ein tödlicher Cocktail
verschiedenster Gifte, die bei bloßer Berührung und Kontaktierung den Tod zur
Folge haben können? Ich würde dieses Bild nicht 1:1 übertragen, aber ich denke,
es geht in diese Richtung. So wenig, wie man mit bloßem Auge Viren und
Bakterien erkennt, sie aber unsichtbar das Werk der Zerstörung vollbringen, so
wie ein kleiner Virus sich vermehrt und das im Vergleich viel größere Lebewesen
töten kann, so führt auch noch die kleinste Sünde zum Tod. Darum bedarf es
immer wieder der „Reinigung“, des Anlegens „heiliger Kleider“. Christus ist das
Opfer für unsere Sünde. Er ist außerhalb des Lagers geopfert worden.
4. Räucherwerk
Aaron soll eine Pfanne nehmen, bestimmtes Räucherwerk
hineintun und es erhitzen, sodass der Rauch den Gnadenthron umhüllt. In der
katholischen Kirche ist das noch Praxis. Wir werden erinnert an Jesaja, wenn er
(Jes 6) ausruft, seine Lippen sind voller Sünde. Ein Engel nimmt eine Kohle vom
Altar und reinigt ihn damit. Weiter erinnert uns die Offenbarung, dass das die
Gebete der Heiligen wie Räucherwerk zum Herrn dringen. Abgesehen davon, dass
das „Räuchern“ in – wie ich denke – allen Religionen unterschiedlich zelebriert
wurde und wird, ist der Duft des verbrannten Räuchermaterials Ausdruck der
Gebete vor Gott. Laut dem Hebräerbrief haben wir seit dem Sühnetod Jesu freien
Zugang zum Vater, zum „Gnadenthron“. Wir dürfen und wir sollen beten und das
„Gesetz des Herrn“ betrachten.
Fazit:
Es gäbe hier noch sehr viel zu sagen. Die Bedeutung des
Blutes, das Besprengen und die Art und Weise und was besprengt wird. Alles
weist letztendlich auf die Passion, Tod und Auferstehung Christi hin. Er ist
das Opfertier, geschlachtet für die Welt. Sein Blut hat den Gläubigen erlöst.
Durch Christi Blut und Gerechtigkeit (das ist unser Ehrenkleid) können wir vor
Gott bestehen.
Das eine ist also, was Christus für mich tat, um
meine Sünde zu besiegen und damit den Tod!
Dem steht gegenüber, dass ich als erneuerte, erlöster Mensch
so etwas wie einen neuen Adel habe. Ein Christ, der lt. 1Petrusbrief nun einem
priesterlichen Geschlecht angehört, trägt die heiligen Kleider. Das heißt, dass
das bewußte Leben aus der Vergebung Jesu, ein Gebetsleben, ein Betrachten der
Heiligen Schrift und nicht zuletzt der Gehorsam Gott gegenüber zum Christsein
einfach dazugehört. Dazu gehört, dass ich gerade als „Priester“ nicht ein
fremdes Feuer vor dem Herrn bringe. Ein fremdes Feuer aber ist alles, was den
Herrn erzürnt. Dazu gehört das, was Paulus in seinen Lasterkatalogen aufführt
wie z.B. Neid, Habgier, Unzucht etc.
Das zweite ist also die Berufung, die aus dem
Geschenk erfolgt.
Verse 29-34:
Das Geschilderte ist Gott so wichtig, das
er es als „ewige Ordnung“ für sein Volk proklamiert. Folgendes wird dazu
festgehalten:
1. Am 10.Tag des siebenten Monats soll
ein Feiertag sein. An dem Tag wird keine Arbeit getan. Der Tag ist zum Fasten
bestimmt.
2. An diesem Tag wird das Volk erlöst
von seiner Sünde. Komplett und ohne Ausnahme. Das verspricht der Herr zu tun.
3. Die Entsühnung soll ein
„ordinierter“, das heißt vor Gott gewählter, ausgerüsteter und berufener
Priester machen. Dem man die „Hände“ aufgelegt hat (gesegnet und vom Heiligen
Geist erfüllt) und dem man die Hände gefüllt hat.
4. Entsühnt wird nicht nur das Volk,
sondern die ganze „Kirche“. Es ist im Grunde genommen ein „Buß-und Bettag“.
Genau solch einen Tag, ausgerechnet dieser, hat Deutschland als Feiertag
abgeschafft!