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Bibelarbeit über Exodus 4, 18-31

von Michael Strauch


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1.      Der Glaube in Bewegung (Verse 18-23)

2.      Bluthochzeit (Verse 24-26)

3.      Weggefährten (Verse 27-31)

 

1. Der Glaube in Bewegung (Verse 18-31)

 

Mose gehorcht. Er hat Gottes Willen gehört und er ist diesem Willem gehorsam. Gehorsamer Wille aber setzt sich in Bewegung. Zuerst geht er zu seinem Schwiegervater. Das ist die erste Etappe des Glaubens. Wird Jithro dem Mose glauben? Klingt nicht alles zu phantastisch? Und was wird Jithro sagen, wenn Mose nicht mehr auf die Herden achten kann? Der Gang zu Jithro und seine Reaktion sind für Mose Zeichen, ob Gott handelt. Mose erzählt ihm interessanterweise nichts von der Begegnung mit Gott. Er gibt als Grund an, dass er wieder zu seinen hebräischen Brüdern gehen will. Die Reaktion des Jithro ist eindeutig. Gott hat ihn vorbereitet. Der Schwiegervater entläßt Mose mit dem Friedensgruß. Deutlich die Aufforderung zur Tat: Geh hin! (V.18).

Offenbar braucht Mose nochmal eine Bestätigung von Gott selbst. Denn Mose fürchtet sich vor Menschen, die ihn immer noch wegen Mordes suchen. Doch auch daran hat Gott gedacht. Sie sind bereits alle gestorben.

Wo der Glaube Gottes Willen sucht und erkennt, wo der Glaube ehrlich vor Gott wird und der Glaube sich von Gott in Schwingung bringen läßt, sodass der Christ gehorsam geht, so öffnen sich Türen und Wege. Gesegnet geht Mose los. Er nimmt mit sich seine Frau und seinen Sohn und gleicht, dem Ehepaar Maria und Josef auf ihrer Flucht nach Ägypten. Der Hirtenstab wird nun neu „Stab Gottes“ bezeichnet. Mose ist Werkzeug, der eigentlich Handelnde ist Gott. Der Hirtenstab ist der Hirtenstab Gottes, berufen, die Herde Gottes zu führen. Auf dem Weg nach Ägypten spricht der Herr erneut mit Mose:

1.      Gott hat dem Mose Wunder „in die Hand gegeben!“ Diese Wunder sind Zeichen, keine Zaubertricks. Auch Jesus gebraucht seine Macht in Wundern und übernatürlichen Taten. Und der Herr konnte sagen, man solle ihm, wenn schon nicht um seiner Worte, dann doch um seiner Werke willen Glauben schenken. Die Wunder sind die zwei unterstrichenen Linien unter die Worte des Mose. Sie geben seinen Worten Nachdruck und Eindeutigkeit. Mose soll alles in die Waagschale werfen, damit Pharao begreift, dass Gott selbst der Fordernde ist.

2.      Gott gibt dem Mose weiter eine für ihn äußerst wichtige Information weiter: Trotz aller Wunder wird sich Pharao weder bekehren, noch wird er Israel ziehen lassen. Gott selbst hat ihn verstockt.

3.      Gott proklamiert dem Weltenherrscher und in aller Öffentlichkeit: Israel ist „Gottes Sohn“. Wer sich an Israel vergreift, wird bezahlen mit dem eigenen Kinde.

 

Einschub:

 

Gott bezeichnet Israel als „seinen Sohn“. Diesem Gedanken müssen wir kurz nachdenken. Zuerst steht „Sohn“ für das ganze Volk. Es ist das Volk, dass Gott als seine Erstgeburt ansieht und annimmt. Israel ist Gottes „Erstgeburt“, er will seinen Sohn herausführen, ihn heiligen und zu einem Gott gemäßen Leben erziehen. Lt.dem Römerbrief wissen wir, dass es bei der Erstgeburt nicht bleibt. Gott will viele Kinder. Die Christen, aus den Heiden gewonnen, sollen Israel folgen. Gottes Machtanspruch und sein Wille, alle zu adoptieren, die an ihn glauben, bringt der Apostel Johannes zum Ausdruck (Joh 1,12: wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden...). Ziel ist es, dass Eden wiederkehre. Dass der Mensch in ungetrübter Beziehung zum Schöpfer leben möge.

Im Begriff der Sohnschaft Gottes, auf ein Volk von Sklaven angewandt, steckt für Ägypten eine ungeheuere Provokation. Denn Pharao selbst bezeichnet sich als Sohn der Götter. Und als Göttlicher vermag er willkürlich zu handeln, so z.B. die Hebräer wie Nichts zu behandeln. Gott macht diesem Pharao deutlich, wie er gleich einem Spielball in Gottes Hand liegt. Gottes Volk besteht aus Sklaven, Heimatlosen, angeführt von einem Mann mit bewegter Vergangenheit. Gott spricht also Pharao seine Gottheit ab und bezeichnet als göttlich die Niedrigsten im Lande. Der Sohn Gottes, dass ist hier Israel als Volk, von Gott angenommen. So verstehen wir auch, warum die israelitischen Könige für Israel so wichtig waren. Ihr Glaube, ihr Verhalten hat Auswirkung auf das ganze Volk. Die israelitschen Könige waren Stellvertreter des Volkes vor Gott. Christus geht noch einen Schritt weiter. Er tritt nicht nur für Israel vor Gott ein, er nimmt Israels Lasen und Identität selbst und vollkommen auf sich. Christus steht nicht für das Volk Israel im Bild des Sohnes, Christus ist der Sohn Gottes leibhaftig.

Doch im alten Orient leiteten sich Ansprüche aus der Gottessohnschaft her. Der Prinz hatte mehr Macht als seine Altergenossen. Mehr Macht, mehr Möglichkeiten, mehr Ruhm. Bei Gott ist es anders. Er beruft seinen Sohn, damit der Ihm diene. Nicht Ansprüche, sondern Dienst bringen die Sohnschaft Gottes mit sich. So hat es (Phil 2) auch Christus gelebt. Seine Gottessohnschaft hat eine unschlagbare Größe erreicht durch sein Sterben und Auferstehen, durch sein stellvertrendes Opfer für alle. Jesus, als Sohn Gottes, lebte vor Gott so, dass sein Beispiel übertragen wird auf alle, die an ihn glauben. Sie werden durch Jesu Opfer zu Kindern Gottes, Christus wird uns zum Bruder.

 

Einschubende

 

 

2. Bluthochzeit (Verse 24-26)

 

Auf dem Weg kehren Mose, seine Frau und sein Sohn in eine Herberge ein. Hier kommt es zu einem zuerst schwer nachvollziehbaren Zwischenfall. Tatsache ist, dass Mose auf diese Art und Weise für seinen Dienst geweiht wird. Unheimlich ist nur, dass Gott, der doch den Mose sendet, der den Unglauben Ägyptens strafen will, nun sich gegen seinen Gesandten selber stellt. Hat Gott den Mose in eine tödliche Falle gelockt? Für mich gibt es nur eine Erklärung. In der Familie des Mose war ein Punkt, der Gottes Zorn hervorrief: Gershom war unbeschnitten. Da aber lt. 1Mose 17,14 die Be-schneidung als äußeres Zeichen des Gottesbundes galt, war dies ein Fleck auf der Familie des Gesandten. Aber hätte Gott nicht das dem Mose auch freundlich sagen können? Waren die wider-willigen Worte des Mose nicht viel ungeheuerlicher als dies? Ich vermute, dass Moses Frau Zippora, Tochter eines heidnischen Priesters, in die Beschneidung Gershoms nicht einwilligte. Sie machte damit deutlich, dass sie den Sohn dem Gott Israels nicht weihen wollte. Das Schlimme war, dass Mose dies offenbar billigte. Wir werden Mose später noch an manchen Punkten erleben als jemand, der nachsichtig ist, manchmal nicht in guter Weise. Das aber ruft endgültig den Zorn Gottes auf den Plan und er will in der Nacht den Mose töten. Wie mag das ausgesehen haben? Gott ist gewiss nicht in der Gestalt eines Mannes auf Mose zugelaufen. Oder sah Zippora einen Engel mit erhobenen Schwert über Mose? Oder wurde Mose schwerkrank? Wie auch immer: Zippora bekommt es mit dem lebendigen Gott zu tun, der ihr deutlich macht: er ist voller Gnade, aber er ist zugleich auch schrecklich. Gott kann den Ungehorsam nicht dulden. Es wäre wie die Pesterkrankte Ratte auf dem Schiff, mit dem die Spanier ganze Landstriche entvölkerten. Gottes Boten stehen oft in strengerer Zucht als ihre Mitchristen. Denn ihr Leben und Verhalten hat große Auswirkungen auf die Gemeinde. Zippora erfaßt die Situation und handelt. Sie beschneidet den Sohn eigenhändig und bedeckt den Moses mit der blutigen Haut des Kindes. Das, was Mose gezeugt hat, sein Erstgebo-rener, soll dem Gott Israels geweiht sein. So rettet die Frau den Mann als das Oberhaupt der Familie. Da Mose ihr wiedergeschenkt ist, bezeichnet sie ihn als „Bräutigam“. Durch das Blut, durch das Zeichen des Bundes wird Mose ihr zum Blutbräutigam. So wie Christus durch sein vergossenes Blut uns zum „Blutbräutigam“ wird. Weil Gott mich durch das Blut seines Sohnes sieht, weil sein Blut meine Sünde deckt, ja reinigt – kann ich leben in der Beziehung zum Vater. In dieser eigenartigen Geschichte steckt meisterhaft Evangelium.

 

3. Weggefährten (Verse 27-31)

 

Gott, der auf der einen Seite auf`s Schrecklichichste richten kann, begegnet im nächsten Moment dem Mose voller Wärme und Nachsicht. Gott hält sein Wort und spricht mit Aaron. Wie lange haben die Brüder sich nicht mehr gesehen? Sie begegnen sich wie Jakob und Esau, wie David und Jonathan und küssen sich und freuen sich. Sie beide empfingen das göttliche „Geh...“. Dem Mose gilt das „Geh zum Pharao!“ Dem Bruder erst einmal das „Geh zum Bruder“. Von Moses, nicht von Gott empfängt Aaron alles, was er im Namen des Mose verkünden soll. Ihre Begegnung findet an geschichtsträchtiger Stätte statt: am Gottesberg.

Immer wieder erscheint in diesem Kapitel das „geh“. Vers 29: und sie gingen hin...Und Mose tut alles, wie Gott es ihm befohlen hat. Der Glaube setzt in Bewegung, sucht den Bruder, sucht die Gemeinde. In Ägypten angelangt versammelt die Brüder die Ältesten der Kinder Israel. Aaron verkündet die Worte Gottes den Ältesten. Nun wird sich erweisen, ob Mose recht hatte mit seinen Zweifeln am Glauben des Volkes. Gott behielt recht. Aaron redete Gottes Worte, Mose tat die Zeichen zur Unterstreichung dieser Worte und...das Volk glaubte! Das gepredigte Wort wirkt Glauben bei den Kindern Israel. Und als sie von Gottes Plänen hören, versagen ihnen die Knie. Sie sinken nieder und beten an. Gott beruft einen einsamen Mann in der Wüste. Er rüstet ihn aus und sendet ihn. Durch ihn predigt er sein Wort und bekräfttigt seine Authentizität mit Zeichen. Und die Ältesten der Gemeinde werden überzeugt und über Hirte und Älteste betet die Gemeinde Gott an.