Bibelarbeiten: hier

Bibelarbeit über 2. Mose 17

von Michael Strauch


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Ich möchte anhand dieses Kapitels gerne eine Hilfestellung geben, wie man - besonders wenn wenig Zeit ist - an einen solchen Text herangehen kann. Wenn derjenige, der einen Text vorbereitet unter Zeitdruck steht, empfiehlt sich eine Methode, die ich auf ei nem Vorbereitungskurs für Kinderarbeit gelernt habe: den P.O.Z.E.K.-Schlüssel. Die Initialen stehen für P wie Personen, O für Ort, Z für Zeit, E für Ereignisse und K für die Kernaussage. Wir wollen anhand dieses Schlüssels uns an den Text wagen:

1. Personen

Welche Personen kommen in unserem Abschnitt vor?

·         Das Volk Israel

·         Mose und Aaron

·         Älteste zur Zeit der Wüstenwanderung

·         Amalek

·         Josua

·         Hur

Nun empfiehlt es sich, ein Lexikon zur Bibel zur Hand zu nehmen. Ich empfehle immer noch das sehr handliche und kompetent geschriebene Lexikon zur Bibel von Fritz Rienecker. Über Israel und Mose brauchen wir nicht nachzuschlagen, aber wer war noch gleich A aron? Richtig, ein Bruder des Mose, der bei Moses Berufung von Gott diesem zur Seite gestellt wurde. Aaron war „der Mund des Mose“, sein ständiger Beistand und bald auch ein von allen akzeptierter Priester des Herrn. Er - so scheint es - war oft an der Sei te des Mose zu finden und ist ein wundervolles Beispiel dafür, wie jemand auf seinen Ruhm verzichtet und den eigenen Bruder unterstützt, um des Herrn willen. Das Hohepriestertum vererbte sich von Aaron auf seine Nachkommen.

Wer waren die Ältesten, die Mose in Vers 5 rufen soll? Gab es schon damals Älteste? Erinnern wir uns an das 4 Kapitel. Dort muss Mose ersteinmal die Ältesten für die Sache Gottes gewinnen. Mit den Ältesten geht Mose auch vor Pharao. Die Ältesten der einzel nen Stämme genossen eine hohe Akzeptanz und hat man die Ältesten gewonnen, dann auch die Jüngeren. Damals zumindest. Der Älteste war nach natürlichem Alter der Älteste eines Stammes, einer Sippe und/oder einer Familie. Die Ältesten trugen auch geistliche V erantwortung. Später wird Mose von den Ältesten 70 erwählen, die ihm bei seiner immer größer werdenden Arbeit zur Seite stehen werden. Vorblick auf die christliche Gemeinde. Also, auch in unserem Kapitel soll Mose die Ältesten gewinnen und sie mitnehmen zu dem, was Gott tun will. Gott will keinen Alleingang von Mose, sondern zusammen mit den geistlichen Verantwortungsträgern der Gemeinde. Mose, Aaron und die Ältesten bilden also die geistliche „Kerngemeinde“. Doch die Gemeinde Israel bestand nicht nur aus g eistlichen Würdenträgern, sondern auch um das „weltlich Ding“ Militär. Hier fällt der Name Josua. Wer war Josua? Wo kommt er her? Sein Name ist Programm: Der Herr ist Hilfe, Rettung. Josua, so erfahren wir, hieß ursprünglich Hosea, bis ihn Mose umbenannte in Josua (4.Mose 13,8.9.16.17). Ein Sohn Nuns, aus dem Stamm Ephraim. Es war eigentlich dieser Kampf gegen Amalek, wo Josua - noch sehr jung (2Mose 33,11) zum Heefüher ernannt wird. Mose wird für seine spätere, militärische Aufgabe „feuergetauft“ und wir f inden ihn oft an wichtigen Zeitpunkten an der Seite des Mose. Er war auch unter den Kundschaftern dabei und Josua wird als Krönung seiner Laufbahn später zum Nachfolger des Mose ernannt. Aaaron und die Ältesten unterstüzten Mose geistlich, Josua militärisc h und Mose wieder unterstützt alle im Gebet. Ein in sich geschlossener Kreis von Berufung, Begabung und Gott gewählter Einsatz.

Bleibt die Frage, wer Hur und Amalek waren. Wer war Hur? Über Hur wissen wir sehr wenig. Nach späterer Überlieferung (Josephus) war Hur der Ehemann der Schwester des Mose: Miriam. Als Mose auf dem Berg war und mit Gott sprach, setzte er Hur und Aaron als s eine Stellvertreter und oberste Richter ein.

Und Amalek? Ein „alter Bekannter Israels“. Der Stammesgründer Amalek hatte „Israels“ Bruder Esau zum Großvater, er war also Esaus Enkel. Die Amalekiter hatten ihre Wohn-und Jagdgebiete im Süden Israels, fast bis zur ägyptischen und arabischen Grenze. Ein k riegerisches und nach Aussage Bileams sehr mächtiges Volk. Amalek wird hier zwar von Israel vernichtend geschlagen, aber es steht immer wieder auf. Im Richterbuch und später sind es immer wieder die Amalekiter, die Israel militärisch das Leben schwer mache n (auch als Verbündete der Moabiter). Sie sind Todfeinde Israels, stehen aber auch unter dem Fluch Gottes. Aber erst unter Saul und David werden die Amalekiter, bar jeder Bündnisse, geradezu ausgerottet - ein Genozid.

 

Einschub:

Allein die Beschäftigung mit den Personen, ihrer Bedeutung, Geschichte und Aufgabengebiete erschließt den Text. Wir erfahren, dass Mose nicht alleine agiert, sondern stets in Zusammenarbeit mit geistlichen Verantwortlichen. Der Kampf gegen Amalek und nach außen und er Kampf gegen eine meckernde Gemeinde nach innen wird bewußt unter Einbeziehung weiterer Verantwortungsträger durchgeführt. Selbst der militärische Schachzug wird geistlich ausgefochten. An diesem Kapitel wird deutlich, wie wichtig es ist, dass Gemeindeälteste, Bezirksbrüder, Stundenbrüder, Mitarbeiter in allen Gemeindezweigen an einem Strang ziehen und den Pfarrer, den Prediger, den Gemeinschaftsleiter und den Missionar nach Kräften unterstützen. Niemand ist mehr, niemand weniger. Doch manche ha ben mehr Verantwortung, andere weniger. Jeder soll den anderen „stützen“. In der Gemeinde wird es immer Probleme und Unzufriedenheit geben, von außen werden immer Versuchungen, Anfeindungen und Anfechtungen an die Gemeinde herangetragen. Wichtig ist, dass der geistliche Kern zusammensteht, zum Wohl der Gemeinde, zum Schutz gegen die Feinde. Herrscht hier Uneinigkeit und Streit, dann zerfällt der Kern und die Hülle mit. So stehen Mose, Aaron und Hur sowie die Ältesten für die Gemeindeleitung, Josua ist der Missionar, der damals Heiden erschlug, heute Heiden retten will. Wir werden es nie schaffen, die ganze Gemeinde zufrieden zu stellen, wichtig ist, dass wir den Blick nach außen haben (Diakonie und Mission) und dass der Kern zusammenhält. Auch wenn die Arme schwer werden. Und die vornehmste Aufgabe des geistlichen Kerns ist und bleibt das Gebet! Solange der Kern nicht die Hände zu Gott erhebt, solange wird nur wenig bis gar nichts passieren. Josua kann sich noch so anstrengen in seinem Dienst, er muss unterl iegen.

 

2. Ort

Mit „Ort“ sind geographische Begriffe gemeint. In den Evangelien stellt sich die Frage, wo z.B. Jesus sich gerade befindet. Wo er vorher war und danach. Hier empfiehlt sich zum einen wieder Rieneckers Bibellexikon aber auch - ich möchte fast von „zwingend notwendig“ reden - ein guter Bibelatlas. Es ist wichtig, dass wir in der Geographie der Bibel heimisch werden, weil gerade auf alttestamentlichen Orten später sich neues vollzieht und einen geschichtlichen und oft genug auch geistlichen Zusammenhang hat. Z ur Wüste Sin siehe meine Auslegung zu Kapitel 16. Es fallen also Orte wie:

·         Refidim

·         Horeb

·         Massa und Meriba

Wo lag Refidim? Wir suchen diesen Ort bei Rienecker vergebens, aber ein Blick auf die Karte zeigt, dass Refidim nahe des Gebirges Horeb lag, also weit im Süden der Sinaihalbinsel. Der Berg Horeb, der heute wissenschaftlich nicht eindeutig lokalisiert werde n kann, ist der Berg der späteren Gottesoffenbarung. Massa und Meriba sind neue Bezeichnungen, die Mose diesen Orten gibt. Es ist interessant, dass Mose geographisch einen „Mahnmal“ setzt. Spätere Generationen sollen sich anhand z.B. des Wortes Massa (Las t) daran erinnern, dass das Volk Israel sich gegen Gott aufgelehnt hat. So wird alles, selbst auch Orte, in geistliche Beziehung zum HERRN gebracht. Das geistliche Leben und das „natürliche Dasein“ bilden eine Einheit, sind nicht voneinander zu trennen.

 

3. Zeit

Bei der Zeit fragt man sich stets, wann die Ereignisse sich abspielen. Da wir das Mosebuch kontinuirlich durchnehmen, wissen wir, wo Kapitel 17 zeitlich einzuordnen ist (nämlich einige Monate nach dem Auszug aus Ägypten, Israel immer noch in der Wüste, vor der Gottesoffenbarung am Sinai). Der Punkt Zeit wird intensiver, wenn man unterschiedliche Texte bearbeitet und somit nicht immer alles präsent ist. Bei der Zeit ist folgende Übung notwendig:

·         Gibt es Personen (wie z.B. Pilatus etc., die zeitlich einzuordnen sind.

·         Lies den Kontext. Das heißt, was geschah in den Kapiteln zuvor und danach.

 

4. Ereignisse

Durch die Beschäftigung mit den Personen, den Orten und der Zeit haben wir schon einen guten Überblick. Nun wird der eigentliche Text nicht mehr so fremd erscheinen. Aber der Text muss nun verstärtk vergegenwärtigt werden.Bei den Ereignissen handelt es sic h um eine Vergegenwärtigung dessen, was im Text steht. Folgende Aufgaben stellt sich der Textausleger:

 

1.       Den Text mehrmals laut und mit Betonung lesen. Allein dadurch erschließt sich manche Nuance und bei mehrmaligem lauten Lesen wird manches deutlich, was man vorher überlesen hat.

2.       Die Bibel zuklappen und mit eigenen Worten wiedergeben, was man gelesen hat. Hierbei empfiehlt es sich, die Geschichte einem imaginären Kind vorzutragen. Albert Einstein hat mal gesagt: wenn man einen komplizierten Sachverhalt einem Kind verständlich erklä ren kann, dann hat man die Sache verstanden.

3.       Stichwortartig die Abläufe notieren.

5. Kernaussage

Es ist oft ermüdend, wenn man versucht, z.B. in einem Hauskreis Vers für Vers einen Text zu beackern. Oft reicht die Zeit nicht aus. Darum hat jedes Kapitel in der Bibel eine Kernaussage. Einen Gedanken, dem der Heilige Geist einem wichtig machen will. Dab ei läßt sich sagen, dass es einen „subjektiven Kern“ und einen „objektiven Kern“ hat.

 

Der subjektive Kern kann eine Aussage sein, ein Vers, eine Nebensächlichkeit, die mich aber besonders trifft und anspricht. Das soll ruhig eingebracht werden. Der subjektive Kern sagt mir immer, was der ganze Text mir zu sagen hat, wo er gerade in mein Leb en hineinspricht.

Dann gibt es aber auch einen objektiven Kern. Diesen herauszufinden, ist oft gar nicht so einfach. Aber es ist wichtig, weil der Text unabhängig von meinem Empfinden und Erleben eine eigene Hauptaussage(n) hat. Nur, wie kriegt man das raus?

Folgende Methode bieten sich hier an:

 

1.       Beim lauten Lesen fallen einem vielleicht Wörter auf, die gleich oder ähnlich immer wieder vorkommen. So finden wir in Vers 2 (wie schon im Kapitel 16) das Wort „hadern“. Ähnlich in Vers 3 „murren“, dann in Vers 7 eine Art thematische Zusammenfassung mit d en Begriffen Massa „Last“, Versuchung und Hader. Wenn Begriffe so oft vorkommen, dann liegt auf dem Thema hadern und meckern ein Schwerpunkt. Zu diesem Thema siehe Kapitel 16. Weiter fallen Begriffe wie Wasser, trinken und Durst. Im zweiten Abschnitt fall en Begriffe wie Kampf und das besondere Bild von Heben und Senken der Hände. Auch haben wir in Vers 16 wieder eine Art Zusammenfassung. Auf Kampf liegt der Schwerpunkt, militärisch und geistlich geführter Kampf.

2.       Weiter ist es ratsam, sich die Sätze anzuschauen. Wo sind Haupt- und wo Nebensätze. Wir finden zum Beispiel im ersten Abschnitt viel direkte Rede und sprachlich gesehen die Form der „Anklage und Verteidigung“. Der zweite Abschnitt ist eher erzählend darges tellt.

3.       Gibt es Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Abschnitten? Im ersten Teil geht es um den Kampf des Mose mit dem meckernden Volk. Sie wollen Mose fast steinigen. Es ist ein Kampf nach innen. Im zweiten Abschnitt tritt der Feind von außen heran. Beide Käm pfe werden praktisch und geistlich geführt.

4.       Gibt es Bilder in den Texten und finden wir Übertragungen im NT. Das ist eine der wichtigsten Punkte, denn das AT will das NT unterstützen und erklären. So finden wir in der Konkordanz von Durst, Wasser und Wüste sicher den Weg zur Johannes 4 mit Jesus am Jakobsbrunnen und der Frau. Wir finden über Kämpfe sicher den Weg zu Epheser 6, dem geistlichen Kampf gegen die verfluchten Mächte der Lüfte. Über die erhobenen Hände des Mose finden wir den Weg zur alten Gebetspraxis der erhobenen Hände zu Gott.

5.       Zuletzt stellt sich die Frage, wie dieser geistliche Kampf geführt wird und was wir über den HERRN und wie er auf alles reagiert, lernen können. Es ist immer wichtig, sich zu fragen: was lerne ich über das Wesen Gottes und damit verbunden auch über mich. S o erfahren wir Mose als jemanden, der in Schwierigkeiten sich stets an Gott wendet und von ihm Weisung erhält. In diesem Fall schlägt Mose gegen einen Felsen, aus dem Wasser entspringt. Über das Wort „Fels“ und „Wasser/Quelle“ sind wir bei Gott als demjeni gen, der zuverlässig ist und hilft. Auch dann, wenn man kaum noch Kraft hat oder nicht mehr klar denken kann. Übrigens muss es sich nicht um ein Naturwunder handeln. In der Wüste gibt es unterirdische Quellen, die sich auch in Felsen einen Weg gebahnt habe n. Ein kräftiger Schlag auf die richtige Stelle kann solch eine Quelle öffnen.

6.       Der Herr hilft. Nach innen und außen. Er ist „mein Feldzeichen“. Gott will - siehe Ausführung zu Kap 16, dass ich ihm unbedingt vertraue. Er will, dass ich ein Leben des Gebets führe und Gemeinschaft mit Christen habe und mich dort einbringe. Er will, dass ich nach außen gehe durch Gebet und persönlichem Einsatz und den Problemen mich stelle. Mit der Kraft des Herrn kann es gelingen.