Bibelarbeiten: hier
Predigt über 2.Mose 16,1-8

von Michael Strauch


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Liebe Gemeinde,

 

vielleicht haben sie das auch schon einmal erlebt: Sie lesen in einem christlichen Prospekt von einer tollen Reise nach Israel. Der Preis ernüchtert vielleicht für einen Moment 1300 Euro zuzüglich Zusatzausgaben. Die freiwillige Kurzreise von Elat nach Ägypten zum Sinai kostet ebenfalls. Aber man begibt sich ins gelobte Land. Und tatsächlich gibt es viel zu sehen. Und 150 Euro zusätzlich für die Besichtigung und den Aufstieg zum Horeb zahlt der Israelliebhaber gerne auch...

Und dann ist man da. In der Wüste. Sicher faszinierend. Aber auch ganz schön heiß, und überhaupt: eigentlich nur Sand. Aber hier hat doch vor einigen tausend Jahren das Volk Israel gelagert - und hat Gott gelobt? Schon. Aber auch ganz schön gemeckert. Also wenn ich ehrlich bin, ich kann' s ein bischen verstehen. Der Reisetrupp erreicht das Katharinenkloster am Horeb. Der Leiter geht voraus und inspiziert zuversichtlich den Zustand der Unterkünfte. Die sind aber, wie sich bald herausstellt, schon belegt. Nicht von Touristen, sondern von allem Getier und Gewürm, was es in der Wüste aushält. In der Touristengruppe beginnt es langsam unruhig zu werden. Und dafür 150 Euro, und noch nicht einmal saubere Betten. Man fährt mit dem Bus weiter. Beduinen in der Wüste haben für die Touristen schwarze Zelte aufgeschlagen. Nicht sauberer, aber die Tierchen sind nicht zu sehen. Um zwei Uhr nachts Aufstieg zum Horeb. Stockdunkel. Mit der Geduld vieler ging es merklich zu Ende, spätestens wenn einige Felsen sprichwörtlich zum „Stein des Anstoßes“ wurden. Man hört Fluchen, Schimpfen. Nach drei Stunden ist man oben. Doch ach, da liegen und stehen schon Massen von Menschen. Alle wollen den sagenhaften Sonnenuntergang sehen. Um sieben Uhr morgens taucht die Sonne auf. Doch sie bleibt versteckt hinter Wolken. Und dafür 150 Euro bezahlt. So ein Arger. Ich höre schon das hämische Gelächter all derer, die in Elat zurückgeblieben sind. Die Geld, Strapazen und Arger gespart haben. Warum bin ich nicht in Elat geblieben? Das hätte ich mir sparen können. So 'ne Enttäuschung.

Hauptteil

 

Bei dieser Touristengruppe war ich im Mai 1987 dabei. Und seitdem kann ich das Volk Israel etwas besser verstehen. Ich denke, es ist gut, noch einmal ihre Situation, in die sie Gott geführt hat, sich vor Augen zu führen. Die Art und Weise, wie Gott mit seinen Kindern Lebensgeschichten schreibt, läßt viel erkennen von seiner göttlichen Pädagogik mit uns Menschen. Ich denke da an die Situation am Schilfmeer:

Mit großer Herrlichkeit, Pomp und Gloria ist ein großes Volk ausgezogen. Im Rücken, dicht auf den Versen, der Feind Ägypten. Und dann das Meer. Gott hat uns doch so siegreich aus der Supermacht herausgeführt, warum geht es plötzlich nicht mehr weiter? Nach dem großen Eingreifen Gottes kommt die erste Prüfung. Und das Volk versagt. Dennoch teilt Gott das Meer und zerstört den Feind. Die Schwester Moses singt darauf einen ewigen Lobgesang. Gott hilft doch, auch wenn man hart bedrängt wird. Ich vertraue ihm. So mancher Vorsatz. Doch dann kam Mara:

Sie ziehen weiter auf dem Weg ins gelobte Land. Doch das Wasser wird knapp. Gott wird schon helfen. Man redet es sich ein. Man versucht zu vertrauen. Siehst du? Beinahe hätte ich schon gezweifelt. Eine Wasserstelle. Doch ach, das Wasser ist faul. Das gibt es doch nicht. Soll das ein übler Scherz sein? Mose hat uns falsch geführt. Er will immer so fromm sein, aber in Sachen Organisation eine Null. Gott greift ein. Er macht das Wasser süß. Es tut mir leid, daß ich nicht vertraut habe. Das nächste mal klappt es. Und dort ist ja schon die Oase Elirn Dort ist es fein. Gott sorgt doch für mich. Ich habe alles im Überfluß. Christsein ist toll. Doch dann kommt die Wüste Sin:

Es geht weiter. Singe ein Lied. Mir geht es gut. Manch einem ärgem die langen Märsche. Zelt aufbauen, Zelt abbauen. Ärger mit dem Nachbarn. Immer auf so engem Raum leben. Und wenn diese Hitze nicht wäre. Na, und das Essen war in Ägypten schon besser. "Ihr müßt nur Vertrauen haben!" rufe ich ihnen zu. "Was nützt mir die Taube auf dem Dach, da habe ich lieber den Spatz in der Hand" bekomme ich zur Antwort. Das Brot geht zur Neige. Die Leute bekommen Hunger. Der Magen knurrt. Tag für Tag diese Dauerbelastung. Und ich dachte, wenn man Christ wird, hätte man ein leichteres Leben. Wenn Sie sich die Geschichte, die Gott mit seinem Volk nach dem Auszug aus Ägypten gemacht hat, genau ansehen, werden sie feststellen, daß Gott immer abwechselnd die Zügel anzieht und dann wieder locker läßt. Nur daß er mit uns vorwärtsgeht, das bleibt konstant. Gott hat uns als Christen reich beschenkt. In Jesus hat er uns alle Schuld vergeben, er hat uns durch seinen Sohn mit ihm versöhnt und hat uns ein ewiges Leben versprochen. Darüber freuen wir uns, dafür lohnt es sich, zu leben und zu sterben. Wir haben uns entschieden, den langen Weg zum gelobten Land zu gehen, vergleichbar mit unserem irdischen Leben als Christen. Wir erleben schöne Momente, wo das Leben gelingt, wo es vorwärts geht. Auch im Gemeindeleben erfähren wir in unserer Gemeinschaft Höhepunkte. Doch dann gelingt dieses oder jenes nicht. Man hat einen Pechtag. Nun, den verkraftet man. Kein Grund zur Unruhe. Nur die Schmerzen machen mir Sorgen. Seit Tagen immer diese Kopfschmerzen. Es wird doch nichts Schlimmes sein?

Liebe Gemeinde, dann kommen die Momente, oft schleichend und erdrückend. Sie erscheinen wie eine Ewigkeit. Die Ungewißheit über eine Krankheit. Die Sorge um die berufliche Zukunft. Und dann merkt man, wie die Sorgen und Ängste wie eine dicke Schlange sind, wie eine Anakonda, jene Riesenschlange in den Sümpfen des Amazonas, die ihre Beute nicht durch Gift tötet, sondern sie langsam umschlingt und stetig erdrückt. Diese Anakonda, genannt Widersacher Gottes, lauert uns auf. In den Zeiten der Dürre, wo Schwierigkeiten sich in unserem Leben geradezu stapeln, wartet sie. Und Sie und ich wollen vertrauen. Doch wir werden zunehmend nervöser. Warum greift Gott nicht ein? Warum schweigt er? Warum läßt er das zu? Mir geht es elend. Und keiner ist da, der mir hilft. Keiner, der mir wenigstens mal zuhört. Dem ich vertrauen kann. Die Schlange wartet!

 

Lernziel:

Ich weiß nicht, ob es heute abend unter uns Menschen hat, denen es jetzt genauso ergeht. Die vielleicht eine Wut im Bauch haben oder schlichtweg tieftraurig sind. Die den Eindruck haben, diesen Belastungen bald nicht mehr gewachsen zu sein und sich fragen, warum das sein muß. In der Bibel lesen wir als Antwort nur einen Satz: um uns zu prüfen! Was will Gott prüfen? Ob du ihn bedingungslos liebst! Wie ist das zu verstehen? Eine Geschichte soll es verdeutlichen:

Ein junges Paar wollte heiraten. Da fragte der Mann sie plötzlich: Wirst du mich auch lieben, wenn ich einen Unfall habe? Wenn ich vielleicht im Rollstuhl sitze und für dich nur noch ein Pflegefall? Wirst Du mich lieben? Sie antworte: das kann ich nicht sagen. Ich weiß, daß es für mich dann nicht leicht sein wird. Ob ich dich dann so liebe, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, daß ich es will. Hiob antwortete in Zeiten der größten Not seiner verzagenden und mit der Not hadernden Frau: Gott hat mir so viel Gutes gegeben. Sollte ich nun das Schlechte nicht auch aus seiner Hand nehmen?

Gott gibt gerne. Und gerne sieht er uns verweilen in der Oase Elim. Und gerne gibt uns Gott ganz bestimmt immer wieder Oasen zum Aufatmen. Aber wir würden in diesen Oasen auf Dauer nur fett werden und träge. Das Gebet würde einschlafen. Die Verlorenen in Ägypten wären uns egal. Warum? Weil wir denselben Überfluß haben wie sie und Gott noch dazu. Was kann es Bessres geben? Aber in den Zeiten, wo der Glaube im Wüstensand steckenbleibt, wo wir im heißen Treibsand der Sorgen zu ertrinken scheinen, wo wir uns beobachtet fühlen von einer Anakonda, das sind die Zeiten, wo wir uns selbst am besten kennenlernen. Wo manch ein gutes Bild, daß wir über uns haben, verblaßt. Wo manch ein Glaube, der mir so fest erschien, plötzlich sehr wackelig vorkommt und ich erkenne: In Elim habe ich zu lange verweilt. Mir ging es so gut, daß ich Gott nicht mehr so nötig hatte. Die irdischen Güter haben alle meine Zeit beansprucht. Hier wird Gott eifersüchtig. Und er legt uns ein Kreuz auf. Doch nur mit dem einen Ziel, daß Sie ihn lieben. Mehr als alles andere auf der Welt. Die Anakonda lauert. Sie mag lauern. In dem Moment, wo Sie schwach werden und die Schlange zum tödlichen Würgegriff ausholt, wird ihr grausamer Kopf durch Jesu durchbohrten Fuß zerschlagen. Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch. Jede Anfechtung hat einen Sinn. Und jede Last ist genau auf mich abgestimmt.

 

Schluss

Zum Schluß lese ich Ihnen noch eine kleine Anekdote. (Kühner Überlebensgeschichten: S.218)

Ein Mann war mit seinem Los unzufrieden und fand seine Lebenslast zu schwer. Er ging zu Gott und beklagte sich darüber, daß sein Kreuz nicht zu bewältigen sei. Gott schenkte ihm einen Traum. Der Mann kam in einen großen Raum, wo die verschiedenen Kreuze herumlagen. Eine Stimme befahl ihm, er möchte sich das Kreuz aussuchen, daß seiner Meinung nach für ihn passend und ertraglich wäre, Der Mann ging suchend und prüfend umher. Er versuchte ein Kreuz nach dem anderen.Einige waren zu schwer, andere zu kantig und unbequem, ein goldenes leuchtete zwar, war aber untragbar. Er hob dises und probierte jenes Kreuz. Keines wollte ihm passen. Schließlich untersuchte er noch einmal alle Kreuze und fand eines, das ihm passend und von allen das ertraglichste schien. Er nahm es und ging damit zu Gott. Da erkannte er, daß es genau sein Lebenskreuz war, das er bisher so unzufrieden abgelehnt hatte. - Als er wieder erwacht war, nahm er dankbar seine seine Lebenslast aufsich und klagte nie mehr darüber, daß sein Kreuz zu schwer für ihn sein..

 

 

 

 

 

- Exegese über 2Mose 16, 1-8 -

 

Thema: Meckern in der Gemeinde oder Glaube im Wüstensand

l. Exegese:

1.1. Kontext:

• Das Volk Israel ist durch Gottes Hand grandios durchs Schilfineer geführt worden. Kap. 14

• Mirjiam singt in Kapitel 15 das große Siegeslied an Gott!

•Aber schon in Kapitel 15 wird Wasser (Bild des Sieges) zum Bild der Versuchung. Reaktion: Meckern! Wüste Paran \

 

 

In Mara half ihnen Gott. Bei der nächsten Prüfung geht es nicht so sehr um das Trinken, sondern um das Essen. Und prompt fällt das Volk wieder ins Meckern.

Kapitel 16

Elim ist offenbar eine kleine Oase mit viel Wasserreservoires. Dort ging es Ihnen ausschließlich gut. Es ist bemerkenswert, daß Gott augenscheinlich erst das Gute schenkt um bei Wegnahme des Guten die Reaktion seiner Kinder zu prüfen.

Geographischer und temporärer Hinweis

Von Elim zieht das Volk weiter nach Norden in die Wüste Zin, geradewegs in Richtung Sinai.

Sie waren nun genau 11/2 Monate in der Wüste unterwegs.

Die Reaktion des Volkes auf die äußeren Umstände

Das Volk meckert. Sehnt sich zurück an die Zeiten, wo es besser ging. Die Wut richtet sich gegen den Hirten.

Man braucht einen Sündenbock.

Die Reaktion Gottes auf das Volk Gott hilft. Gott läßt regnen das Brot in Massen. Gott gibt ihnen Brot im Überfluß - um sie zu prüfen.

Die Reaktion des Hirten auf das Volk

Mose weist auf Gott. Er wird aushelfen.

Mose weist auf Gott. Eure Kritik triffi nicht mich, sondern Gott selbst.

2. Geographie 2.1 Die Wüste Sin

Eine Wüste, wohl nordwestl. des Sinaimassivs, die die Israeliten auf ihrem Weg vom Sinai nach Elim zogen. Eine sandige Gegend.

3. Begrifliichkeiten; meckern, murren

griech: diegoggüze -hebr.: lun

Im NT kommt das Verb 7x vor. Lautmalend von „gurren". (Übrigens das dt. Wort „meckern"

kommt allein von der Klanglinie vom Laut der Ziege).

Definition (EWzNT S. 618 Sp. rechts): drückt umgangssprachlich einen (als unangemessen

W beurteilenden) Anspruch aus, dem vermeintlich keine Genüge getan wird.

In diesem Sinne in Mt 20,11 und Lk 5,30

In der LXX ist vergleichbar mit l Kor 10,10.

In der Wortfamilie goggüsmos heißt es subtantiviert auch murren, heimliche Rede! Menschen, die mit

Gott und ihrem Schicksal hadern.

4. Pneumatische Exegese:

4.1. Erarbeitung des Skopus des Textes

4.2. Auflistung der Handlung zur geistigen Vergegenwärtigung

• Auszug aus Elim (Oase)

• Ankunft in der Wüste Sin

Geogr.und temp.Hinweis: Sin zwischen Elim und Sinai (Oase und Gott) - 11/2 Monate unterwegs

• Das Volk meckert/murrt gegen ihre Leiter Mose und Aaron

• Sie beginnen ganz wirtschaftlich zu rechen:

1. Sterben tun wir so oder so. In Ägypten wären wir durch die Schinderei umgekommen. Nun sterben wir an Hunger.

2. Der Unterschied ist: in Ägypten hätte es wenigstens bis zum Tod noch ein paar Henkersmahlzeiten gegeben. Hier in der Wüste ist man beidem beraubt.

3. „Sterben durch des Herrn Hand..." Ich bin nun Gott nachgefolgt, und habe dringlich das Gefühl, daß es mir nicht besser geht als vorher. *

Mose läßt eine gewisse Gesetzesmäßigkeit in der Erziehung Gottes vor Augen erstehen:

Siegreicher Auszug aus Ägypten (dem alten Leben) - Wüste Mara (erste Ernüchterung) - Oase (Christsein ist doch toll) - Wüste Sin (geistl. Durststrecke) - Gott hilft durch das Manna

Fazit: Gott will sehen, ob ich ihm treu bleibe, auch wenn ich vom Glauben enttäuscht

bin. In der Prüfung geht er immer an einer bestimmten Schmerzgrenze entlang. Noch etwas: Die Anfechtungen verdeutlichen auch den Charakter: Mose und Aaron blieben Gott treu, sie meckerten nicht.

Lernziel der Predigt: Gott prüft uns auf unsere Glaubensbelastbarkeit und formt unseren Charakter durch Eigenerkenntnis und Gotteserkenntnis.

 

5. Aufbau einer Bibelarbeit

 

·         Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch.

·         Die Last dient dazu, Gott zu vertrauen

·         Die Last dient dazu, mich selber zu erkennen

Schluß: Geschichte von Axel Kühner: S. 218 Sprachliche Hinweise:

Viel mit dem Begriff „Wüste" arbeiten Die Begriffe meckern/murren aus der Exegese herleiten.