SAMUEL, DIE BÜCHER

Die beiden Samuelbücher waren urspr. ein Buch. Die Teilung erfolgte in der gedruckten hebr. Bibel von 1516/17, die sich auf die LXX und die Vulgata gründete.

Die Bücher haben ihren Namen von dem Propheten SAMUEL, dem letzten Richter Israels und der Hauptfigur in der ersten Phase der Zeitspanne, von der in den beiden Büchern berichtet wird.

S. bleibt auch von großer Bedeutung für die anderen Hauptpersonen des Buches, die Könige Saul und David, die von ihm unter der Leitung des Geistes Gottes ausgewählt und gesalbt wurden.

Die beiden Bücherlassen in ihrer Schilderung der Richterzeit Samuels und des Verlaufs der frühen Königszeit in Israel sechs Abschnitte erkennen (s.u. Inhaltsübersicht).1. Sam beginnt mit den Ereignissen, die zur Geburt S.s hinführen, und berichtet die Bestimmung des Kindes zum Dienst im Heiligtum zu Silo (Kap. 1).

Als Kind wurde S. Zeuge des Niedergangs der Priesterfamilie Elis, seines Erziehers (Kap. 2-3). Elis Söhne Hofni und Pinhas starben bei Afek in der Schlacht gegen die Philister, die die Bundeslade eroberten; Eli starb, als er diese böse Nachricht hörte (Kap. 4).

Die Philister gaben die Lade, die sich als Unglücksbringer erwies, schließlich an die Israeliten zurück; sie kam zunächst nach Bet-Schemesch und dann nach Kirjat-Jearim (Kap. 5-6).Kap. 7 schildert S. als Richter Israels, der das Volk zur Umkehr aufruft, und erzählt von Gottes Eingreifen im Kampf gegen die Philister.Kap. 8 berichtet die Forderung des Volkes nach einem König (vgl. KÖNIGTUM).

S. gibt dem Begehren des Volkes nach, wenngleich er den Widerspruch zum Königtum Gottes sieht. Kap. 9 erzählt von Saul, der nach den verlorenen Eselinnen seines Vaters sucht.

In Rama, wo er S. um Rat fragen will, wird er von diesem zum ersten König Israels gesalbt (Kap. 9-10). Die öffentliche Proklamation Sauls folgt in 1. Sam 10,17-27.

Sauls erster Erfolg als König ist die Befreiung der Stadt Jabesch in Gilead von der Belagerung der Ammoniter (Kap. 11).

Es folgt S.s Abschiedsrede als Richter (Kap. 12), in der er an Gottes Hilfe in der Vergangenheit erinnert und zur Treue gegenüber Gott aufruft.Kap. 13-14 schildern die Feldzüge Sauls gegen die Philister.

Er wird aber von Gott verworfen, als er im Kampf gegen die Amalekiter eigenmächtig deren König und das beste Vieh verschont (Kap. 15).S. salbt deshalb heimlich David zum neuen König, der bald darauf an den Hof Sauls kommt (Kap. 16).

Als er nach seinem Sieg über Goliat beim Volk beliebt wird, wird Saul eifersüchtig auf ihn und versucht sogar, ihn in einem Wutanfall zu töten; dennoch gibt er David seine Tochter Michal zur Frau (Kap. 18).

Die Freundschaft mit Jonatan und die Ehe mit Michal helfen David, dem Zorn des Königs zu entkommen; Michal verhilft ihm zur Flucht.

David findet Unterschlupf bei einer Gruppe von Propheten unter der Führung S.s (Kap. 19). Jonatan und David treffen sich heimlich und erneuern ihren Freundschaftsbund (Kap. 20).

Kap. 21ff. beschreiben David auf der Flucht vor Saul. Als Ahimelech, der Priester von Nob, David Hilfe gewährt, wird er zus. mit den anderen Priestern von Nob von Saul getötet; lediglich Abjatar kann entkommen und schließt sich David an (Kap. 22).

Nach einem kurzen Aufenthalt bei den Philistern (Kap. 21,11-16) zieht sich David mit einem kleinen Trupp Unzufriedener in die judäischen Berge zurück. Zweimal (Kap. 24 und 26) könnte er Saul töten, verschont ihn jedoch.

Er tritt schließlich mit seiner Streitmacht als Söldnerführer in die Dienste der Philister ein und bekommt als Standort die Stadt Ziklag (Kap. 27).Aus Furcht vor einer Niederlage durch die Philister ruft Saul durch das Medium der Totenbeschwörerin in En-Dor den Geist des toten Samuel an, der ihm sagt, er werde unterliegen (Kap. 28).

In der Schlacht bei Gilboa wird Israel dann auch geschlagen; Saul stirbt durch seine eigene Hand (Kap. 31).Nach dem Tod Sauls wird David von den Ältesten Judas zum König gesalbt; Sauls Sohn Isch-Boschet wird König über das Nordreich Israel (2. Sam 2).

Isch-Boschet wird schließlich durch zwei seiner Offiziere ermordet. David läßt die Mörder, die eine Belohnung für ihre Tat erwarten, töten (Kap. 4).

Er dehnt jetzt seine Herrschaft über ganz Israel aus, macht Jerusalem zu seiner Hauptstadt und besiegt zweimal die Philister (Kap. 5). Er läßt die Bundeslade nach Jerusalem überführen, darf jedoch Gott keinen Tempel bauen (Kap. 6-7).

Der Prophet Nathan verheißt ihm, daß sein Königtum »in Ewigkeit« fortdauern wird (7,16).David holt Mefi-Boschet, den Sohn Jonatans, an seinen Hof und gibt ihm den Besitz Sauls zurück (Kap. 9).

Es folgen Kämpfe mit den Ammonitern und ihren syr. Verbündeten (Kap. 10). Kap. 11 berichtet den Ehebruch Davids mit Batseba, der Frau seines Offiziers Uria, und den indirekten Mord an Uria.

Vom Propheten Nathan deswegen zur Rede gestellt (Kap. 12), bereut David seine Sünde; das Kind jedoch, das Batseba zur Welt bringt, muß sterben.

Batsebas und Davids zweites Kind ist Salomo (Kap. 12). Es folgen weitere Familientragödien: Davids ältester Sohn Amnon vergewaltigt seine Halbschwester Tamar und wird darauf von ihrem Bruder Absalom umgebracht (Kap. 13-14).Kap. 15-18 handeln vom Aufruhr Absaloms gegen seinen Vater David.

Absalom bekommt zunächst erheblichen Zulauf und zwingt David, aus Jerusalem zu fliehen. Er verpaßt dann aber den günstigen Moment für einen Angriff auf Davids Streitkräfte und ermöglicht ihnen damit eine Neuformierung im Ostjordanland.

Im darauffolgenden Kampf werden die Aufständischen durch David geschlagen; Absalom wird entgegen dem Befehl Davids getötet.

Ein Aufstand des Benjaminiters Scheba und der Nordstämme wird durch Joabs Truppen niedergeschlagen (Kap. 20).Das Danklied Davids in 2. Sam 22 entspricht Ps 18. Auch Kap 23 enthält ein prophetisches Stück: Davids letzte Worte. Kap 24 erzählt von der Heimsuchung Davids durch Gott wegen einer Volkszählung.Die Samuelbücher nennen keinen Verfasser.

Wahrscheinlich sind sie nicht das Werk eines einzelnen Verfassers; verschiedene Beobachtungen zeigen, daß sie aus mehreren Quellen stammen.

Sie geben wichtige Informationen zum Verständnis der Entwicklung des Königtums in Israel, das die eher sporadische Herrschaft der Richter ablöste und sich erst gegen manche Widerstände durchsetzen mußte, nicht zuletzt gegen die Glaubensüberzeugung, daß nur Gott allein der König Israels sei (vgl. 2. Mose 19,5.6).

Die Samuelbücher geben uns auch wichtige Einblicke in die vielschichtigen Persönlichkeiten Samuels, Sauls und Davids, in ihre Konflikte untereinander und in die unaufhörlichen blutigen Auseinandersetzungen dieser Zeit.

Der Zielpunkt ist die göttliche und unbegrenzte Erwählung Davids und seines Hauses.








Bibelarbeit über 2.Samuel 23 und 24


Tipp für den Beginn: Das Lied von Gae Gauntt: Wir stehen und wir fallen...


Kapitel 23, 1-7 - Davids letzte Worte


Die Verse 1-7 sind eine Art Testament. Ein Vermächtnis - eben letzte Worte. Ein Bekannter erzählte mir vom Tod seines Vaters. Kurz bevor er starb, nahm er die Hand seines Sohnes und versuchte, alles, was ihm im Leben wichtig war, zu wiederholen, es seinen Kindern weiterzugeben. Doch er brachte nur einen Satz heraus: Wieland, klammere dich an Jesus!

Letzte Worte haben bei einem Sterbenden hohes Gewicht. So auch hier bei David. Man könnte den Eindruck gewinnen, als würde jemand neben seinem Bett stehen und David würde die Worte diktieren. Der Gesalbte Gottes, der Sohn Isais, hoch erhoben, der Liebling der Lieder Israels:

Hier wird daran erinnert, wie damals der Prophet Samuel zum Vater Davids ging, um von den vielen Söhnen den neuen König zu salben. Doch der Erwählte war nicht zuhause. Er hielt Wache bei den Schafen, er war der Jüngste seiner Brüder, nicht wert, daß er beim Besuch Samuels zugegen war. Diesen hat Gott erwählt. Wie es oft Gottes Art ist, daß er das erwählt, was vor den Augen der Menschen nicht viel zählt. Gott hat David tatsächlich hoch erhoben, vom Hirten zum König über ganz Israel. In Erinnerung bleiben beim Leben Davids nicht zuerst die Kriege, die gewonnenen Schlachten, sonder vielmehr: die Psalmen, die geistlichen Lieder, die so vielen Menschen Trost und Stärkung gegeben haben. Durch den Mund des Königs hat Gott Lieder und Worte geschaffen, die göttlichen Ursprungs sind, die Ewigkeitscharakter haben. David hat uns nicht einen “De bello Gallico” von Julius Cäsar hinterlassen, auch kein “Kommunistisches Manifest”. David hinterließ Lieder. Und in diesen Liedern wird ein ganzes Menschenleben auf Gott ausgerichtet. David hinterließ eine gesungene Theologie. Er war der J.S. Bach der Antike.


Was ist aber seine “Moral der Geschicht”? Was ist sein zusammenfassender Satz? “Wer gerecht herrscht unter den Menschen, wer herrscht in der Furcht Gottes, der ist wie das Licht des Morgens...”

Hat den David gerecht geherrscht? Wir denken an die schreckliche Geschichte mit Bathseba und Uria. Wir denken an die falsche Nachsicht seinen Söhnen gegenüber. Nicht zuletzt denken wir an seine Volkszählung, die klar gegen Gottes Willen war. David hat viel falsch gemacht im Laufe seines Lebens. Was aber war es, daß Gott ihm die Treue hielt? Warum hat Gott mit ihm nicht verfahren wie mit Saul? Hat Gott Stiefkinder? Das Geheimnis Davids lag nicht in seinen tollen Taten, sondern in seiner Ehrfurcht vor Gott. David hat immer Reue gezeigt, im Gegensatz zu Saul. David hat von ganzem Herzen um Vergebung gebeten. Er konnte sagen: mir stehen meine Sünden täglich vor Augen (Ps. 51).

Somit ist Davids letzte Weisheit, die er an seine Untertanen und allen weiteren Generationen weiter geben will: “Klammere Dich an Jesus!” Man kann Ruhm und Ehre haben, Erfolg im Leben, viel Geld und viel Frauen - es bringt keine letzte Erfüllung. Ohne Gott mutiert der Mensch zum Machtpopanzen, zum stachligen Egoisten, bei dem man am Ende froh ist, wenn er nicht mehr da ist. Am Ende meines Lebens stehen nicht meine Taten, sondern die Frage: Habe ich diesen Jesus Christus geliebt? Habe ich aus der Vergebung gelebt? Oder bin ich so überzeugt von mir selbst, daß ich meine, ohne Gott leben zu können?





- Die Verse 8 - 39 würde ich auslassen -

Kapitel 24: Die Volkszählung, Davids Buße und das Finden des Tempelplatzes!


Das Ende des 2.Samuelbuches wirkt vielleicht etwas unrühmlich. Es ist aber realistisch und eben nicht aus dem Film entnommen, wo es oft genug ein Happy End gibt. Und doch ist es ein sinnvoller Abschluß, weil das Thema immer wieder durchgezogen wird: Gott malt auf krummen Wegen gerade. Gott vermag aus dem Mist, den der Mensch verursacht, immer noch Segen zu machen. Gott kann mit einem Menschen Gottes Geschichte schreiben, wenn sein Herz sich immer wieder zu ihm wendet. Es ähnelt etwas dem Song von Gae Gaunt, wenn sie von einem Mann singt, der ins Kloster gehen will und den Abt fragt, was die Mönche den ganzen Tag machen. Er bekommt zur Antwort: wir fallen und wir stehen wieder auf!


David erlebt bisher Kriege, Aufstände, Hungersnöte und nun auch noch die Pest. Aber Gott steht von Anfang an bis zum Ende hinter den Ereignissen. Nie Not führt dazu, daß ein Gelände gekauft wird, wo später der Tempel Salomos stehen wird: das eindrückliche Symbol dafür, daß Gott unter seinem Volk wohnen will (adventlicher Gedanke!).


Verse 1-25: Volkszählung und Strafe


Es ist nicht einfach zu verstehen, warum die Volkszählung Sünde war. Erschwerend kommt noch hinzu, daß man den Eindruck gewinnt, Gott selber habe David zu dieser Tat versucht, um hinter her Gericht am Volk zu üben. Ich glaube nicht, daß Gottes Zorn einen Augenblickslaune ist. Die wirklichen Gründe bleiben uns hier weitgehend aber verborgen. Eine Möglichkeit wäre, daß Gott das Volk Israel straft wegen des Aufstandes, den sie gegen David angezettelt hatten unter Absalom. Wir wissen es auch von Salomo, daß Gott seine Strafe aufhebt “bis zum Tag des Gerichts!”

Tatsache ist aber auch, daß es Gottes Sache ist und war, das Volk zu mehren. Es zu zählen erweckt den Eindruck nach Macht. Die Volkszählung bei Maria und Josef hatte den Sinn, zu erfahren, wieviel menschliche Kräfte für etwaige Aufgaben vorhanden sind. Bis heute ist eine “Volkszählung” nicht ganz unbestritten, weil es selten nur um die Zahlen geht, sondern um die Macht, die damit verbunden ist. Früher war der Zweck der Volkszählung auch die Neuorganisation des Heeres, der Besteuerung und der Zwangsarbeit.

Der Verfasser von den 2.Samuelbüchern sieht in allem die Handschrift Gottes. In 1Chronik 21,1 sieht der spätere Schreiber im Rückblick die Versuchung Davids als Werk Satans an, hinter dem Gott aber als Richter steht. Der Teufel ist nur das ausführende Organ der Versuchung. Das Gericht wird wiederum von einem Engel vollzogen.

Dann kommt der Moment, wo Gott mit David Geschichte macht in Vers 10: er tut Buße. Er bereut, was er getan und sucht den Herrn von ganzem Herzen. Der Seher Gad aber überbringt David Gottes Antwort, aus der deutlich wird, daß Gott wohl die Sünde vergeben kann. Aber es gibt Schuld, deren Folgen man trotzdem erleiden muß, auch wenn sie in der Ewigkeit gesühnt ist. Drei Jahre Hungersnot - lt. Kap 21 hat Israel gerade eine Hungersnot hinter sich - David lehnt ab. Drei Monate fliehen vor den Feinden - das Volk ohne König in dieser Zeit, Anarchie und die alptraumartigen Erinnerungen, wie David fliehen mußte vor Saul und nicht zuletzt vor seinen eigenen Söhnen. Könige und Soldaten mußten vor David fliehen. Er mußte stets vor den eigenen Leuten fliehen - nein, David lehnt ab. Die Zeiten werden immer kürzer, die Strafen härter. Drei Tage Pest - David befiehlt sich der Hand Gottes an. Und das Gericht fegt über das Land.

Doch mitten im Gericht offenbart Gott seine Gnade. Eine Tenne im Norden von Jerusalem wird zum Bauplatz für den Tempel Gottes. Eine Gedenkstätte dafür, daß Gott herrlich und schrecklich zu gleich ist. Ein Mahnmal, daß man Gott nicht in gedankliche Schablonen fassen kann, daß er souverän ist und daß er auf Schuld und Sünde reagiert.

David nimmt keine Geschenke an. Warum nicht? Arauna war vom Namen her vermutlich einer der “Ureinwohner” Kanaans. Vermutlich ein Hethiter. Arauna heißt: der Adlige. Möglich, daß er der ehemalige König des Gebietes war. Aber sowenig wie Abraham damals von den Hethitern die Grabstätte für seine Frau Sara zum Geschenk nahm, so wenig nimmt David es an. Vielleicht spielt es eine Rolle, daß Arauna ein Heide war.

Vorschlag zur Gestaltung des Abends:


Ich würde zu Beginn das Lied abspielen (oder am Ende) von Gae Gaunt und darüber kurz sprechen: was meint das, wenn wir stehen und fallen?


Was fällt am Ende der Samuelbücher bei David ein? Wo stand er und wo fiel er?


Warum hat Gott ihn nicht genauso behandelt wie Saul?


Was ist Davids Wunsch, sein letzter Wille? Was will er uns als Vermächtnis weitergeben?