Bibelarbeit über 1Samuel 22

von Michael Strauch



  1. Klärung von Begriffen


Personen: David, alle Brüder und Verwandten, Geächtete-Verzagte und Desilliosinierte, der Prophet Gad, König Saul, Doeg – der Edomiter, Ahimelech Ben Ahitub, Abjathar


Orte: Höhle Addulam, Mizpe, Moab, Juda – Jaar-Hereth, Gibea, Nob


Bäume: Terebinthe


Ich greife die eher unbekannten Begriffe heraus und kläre:


  1. Der Prophet Gad: Gad war ein Prophet und ein Seher oft in Dienste Davids. Auf seiner Flucht sendet Gad David nach Juda. Erst auch dieser Prophet, der ihm das Gericht ankündigt, nachdem David das Volk gezählt hatte und wiederum ist es Gad, der David beaufrtragt, einen Altar zu bauen an der Stelle, wo Salomos Tempel einst stehen würde. Auch wirkte Gad mit bei der Neuordnung der levitischen Sänger (2Chr 29,25).

  2. Doeg, der Edomiter (scheuend, sorgend, bangend): Doeg war ein Aufseher über die Hirten des Königs Saul. Doeg war gerade zugegen, als David auf der Flucht Schwert und Brot vom Priester in Nobe empfängt. Er wird zum gemeinen Werkzeug Sauls, zum Verräter und Mörder Unschuldiger. Ein widerlicher Emporkömmling, der Frauen, Kinder und Alte tötet.

  3. Ahimelech, Sohn Ahitubs (Mein Bruder ist König): Ahimelech ist ein Urenkel Elis!

  4. Abjathar (Mein Vater hat mich reich beschenkt): Abjathar flieht nach dem Genozig in Nobe zu David und nimmt den Ephod mit (Priesterleibrock). Nachdem David König wurde, teilen sich das Amt des Hohepriesters eben Abjathar und der von Saul eingesetzte Zadok. Abjathar bleibt David ein Leben lang treu, doch nach Davids Tod unterstützt er Adonia mit Joab und stellt sich damit gegen den König Salomo. Salomo gewinnt die Oberhand, außer Abjathar müssen die Aufständischen sterben, er aber kommt ins Exil nach Anatoth. Abjathar verliert somit sein Hohepriesteramt, auch seine Nachfolger und alles geht auf Zadok über. Es erfüllt sich somit das Gerichtswort über Eli aus 1Sam 2,27-36)

  5. Höhle Addulam (verm.geschlossener Ort): Addullam ist eigentlich keine Höhle, sondern eine Stadt in Juda, ein alter – kanaanitischer Königssitz. In der Nähe dieser Stadt gibt es eine noch heute zu besichtigende, große Höhle. In der Nähe ein Brunnen. Rehabeam ließ die Höhle zur Festung ausbauen.

  6. Mizpe: Oder auch Mizpa. Ort in Benjamin. Hier haben sich Israel gegen die Benjaminiter zum Bürgerkrieg getroffen, hier hat Samuel Recht gesprochen, hier ist Saul zum König gewählt.

  7. Moab: Moab ist ein Grenzgebiet im Osten Israels. Bis auf wenige Lichtblicke – Ruth war Moabiterin, David empfängt Schutz für seine Eltern – sind die Moabiter Feinde Israels. Sie wurden von Saul und David bekämpft. David machte sie tributpflichtig.

  8. Nob/Nobe: In diesem Ort stand zur Zeit Sauls die Stiftshütte. Lag in der Nähe Jerusalems, wahrscheinlich auf dem Weg von Jerusalem über den Ölberg nach Jericho.


  1. Inhalt – in der Gruppe kann es sinnvoll sein, den Inhalt mit eigenen Worten wiederzugeben


David muss vor Saul fliehen. Gott schenkt ihm aber treue Freunde zur Seite – nicht selten in direkter Nachbarschaft des Feindes. In diesem Fall Jonathan. Wenn Gott uns in eine schwere Zeit führt, dann ist es eine Sache, dass Gott uns gnädig ist und dennoch beisteht. Dennoch brauchen wir auch die Nähe oder das Wissen, dass Freunde an mich denken, für mich beten und mir beistehen, so weit sie können. Die Priester tun ihresgleichen, um David Gutes zu tun. Sie alle setzen ihr Leben auf`s Spiel.

David sucht einen Unterschlupf. Im Herzen des Feindeslandes z.B. bei den Philistern in Gath wird er entlarvt und kann nur durch eine List entkommen. Schließlich ist er wieder nahe Jerusalem, in der Nähe einer Stadt namens Adullam. Wie ein Tier verbirgt er sich in einer großen wehrhaften Höhle. Was dem König nicht zu Ohren kommt, wissen seine Verwandten. Ob Jonathan dahinter steckt? Sie suchen David aus, auch alle seine Brüder, die doch unter Saul ihren Kriegsdienst leisteten. David zeigt sich auch hier als ein Mann der Leitung, der Fürsorge und der Organisation. Der Hirtenberuf hat ihm viel Erfahrung gebracht. Zuerst kümmert er sich um seine betagten Eltern. Wie im dritten Reich fürchtet David die sogenannte Sippenhaft. Solange noch enge Verwandte schutzlos Saul ausgeliefert sind, solange ist David erpressbar. Er bringt sie ins Nachbarland, vorläufig in Sicherheit. Gott ist gnädig, dass er die „Mäuler der Löwen“ versperrt. Moab ist normalerweise Feindgebiet. Bald haben sich 400 Mann um David gesammelt. Sie akzeptieren ihn als Leiter, als Anführer. Es sind Menschen, die dasselbe Schicksal erleiden – auf die oder auf die andere Weise. Menschen, die verbittert waren, die in Not waren, in Schuld. Verbitterung, Not und und Schuld wird David als König später oft genug erfahren. Hier bereitet David ihn vor. Er ist dem Volk so nahe, wie später wohl nie mehr.


Gedanke: Gott bereitet David auf seinen Rolle als König vor. Wie später der Heiland sammeln sich Menschen um ihn, die aus der Gesellschaft verdrängt wurden. Menschen, die das Leben nicht mehr im Griff haben und sich das eingestehen, kommen zu ihm. David bereitet durch das eigene und durch fremdes Leid, durch Führung und diakonischem Handeln vor für eine größere Rolle.


Ihm gegenüber steht König Saul. David ganz unten in der Höhle, Saul „auf der Höhe“. David verborgen, von Fels umschlossen, Saul luftig nur unter dem Schatten einer Tamariske. Er wird dargestellt: mit dem Spiess in der Hand, umgeben von all „seinen Großen“.

David schafft Vertrauen, Saul schafft Misstrauen.

David hilft diakonisch, Saul arbeitet mit dem Mittel der Angst und der Missgunst.


Die Rede Sauls ist eigenartig. „Ist niemand unter euch, der sich um mich gegrämt...“Saul ist eifersüchtig, nicht nur auf den Erfolg, sondern auf die Liebe der Menschen zu David. Saul will auch geliebt werden, tut aber alles, um es zu verhindern.

Saul aber zeigt mit seiner Rede auch seine Schwäche. Niemand nutzt diese Schwäche aus als nur Menschen mit niederer Gesinnung und fehlendem Charakter. Emporkömmlinge, die im zivilen Leben durch Gesetze gehindert, in Krisensituationen aber zu dem werden, was sie gerne tun wollen: lügen, verraten, morden. Der Historiker Guido Knopp hat in einer seiner 3.Reich Analysen gesagt, dass gerade solche Menschen „Karriere“ gemacht haben. Es gäbe auch in unserem Land viele Tausend von Ihnen, die – wenn sie könnten, wie sie wollten – zu ungeheuren Verbrechen fähig wären.


Es folgt die furchtbare Rache an den Priestern. Und es folgt die Verwirklichung des Fluchwortes Gottes aus 1Sam 2,31-37: „Siehe, es wird die Zeit kommen, dass ich deinen Arm und den Arm deines Hauses deines Vaters abhauen will, dass es keinen Alten geben wird in deinem Hause, und dass du deinen Widersacher im Heiligtum sehen wirst bei allem Guten, dass Israel geschehen wird...“

Die Priester müssen sterben – obwohl (Kap 21) Ahimelech tatsächlich nichts von Davids Flucht wußte. Auch hat er den Herrn nicht befragt, wie Doeg es Saul mitteilt. Saul gebietet seinen Offizieren, den Massenmord zu vollbringen, doch diese weigern sich. Saul ist allein. Doch dann kommt der „Edomiter“ (siehe Esau`s Nachfahren) zu seiner schaurigen Neigung. Die Bibel verheimlicht nichts. Die Greueltaten machen auch nicht vor Kinder und nicht vor Frauen und Alte halt. Bis auf einen Mann, wie Gott es einst Eli angedroht, sterben. Abjathar flieht zu David. Und David muss eine neue bittere Lektion für sein Königtum lernen: dass es für einen Herrscher manchmal keinen goldenen Mittelweg gibt. Dass ein gutes Ziel das Leid anderer nach sich zieht.

Dietrich Bonhoeffer hat dieses auch geistliche Zwiverhältnis theologisch thematisiert.

  1. Fragen


Neben dem, dass man über die Beschäftigung mit dem Inhalt ins Gespräch kommt, können diese Fragen hilfreich sein:


  1. Thema Eifersucht/Neid: Wie äußert sie sich bei Saul? Wo finde ich im NT Stellen dafür? Paulus bezeichnet sie als „bittere Wurzel“.

  2. Thema Opfer von Neid und Eifersucht: Wie gehe ich damit um, wenn ich ein Opfer bin jemandes, der wegen mir darunter leidet?

  3. Thema Schuld: Fremde und eigene Schuld? Welche Rolle spielt sie in diesem Text? Ist Saul ein Massenmörder oder ein Gerichtsvollzieher des Drohwortes über das Haus Eli?

  4. Thema Freunde: Freunde in der Not. Sind die „Großen um Saul“ seine Freunde? Ist Doeg einer? Ist der Priester für David ein Freund? Und welche Rolle spielt Jonathan?

  5. Thema Führung: Zwei Führungsfiguren werden uns in Saul und David vorgestellt. Wie unterscheiden sie sich? Was gehört zur einem Leiter dazu? Was nicht?