Bibelarbeiten: hier
Bibelarbeit über 1 Samuel 10, 17-27
Michael Strauch
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Thema: Israel will einen König
1. Ein Wort zuvor: wie ist die Vorgeschichte?
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Kapitel 7:
Wir erinnern uns: die Bundeslade kommt zurück. Das Volk Israel tut Buße vor dem
Herrn und legt die fremden Götter beiseite. Es gilt wieder das erste Gebot:
Gott ist unser alleiniger Gott. Niemand neben ihm. Samuel richtet das Volk.
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Kapitel 8:
Samuel wird alt. Er setzt seine beiden Söhne ein als Richter. Das Missgeschick
von Elis Söhnen scheint sich in Samuels Söhnen zu wiederholen. Sie suchen ihren
Vorteil (V.3ff) und beugten das Recht. Sie sind demnach bestechlich. Nun kommt
es: die Ältesten kommen zu Samuel nach Rama V.5 und sagen zu ihm: deine Söhnen
handeln nicht in deinen Wegen. Setze einen König über uns.
Einschnitt:
Warum? Offenbar hatte das Volk von Elis Söhnen und nun von
Samuels Söhnen genug. Sie merken, dass "Gott keine Enkel hat". Das
heißt, eine geistliche Erbfolge von Ämtern führt zu nichts. Der Vorteil eines
Königs wäre, dass Samuel unabhängig einen Mann wählen kann, dem alle Macht
gegeben ist und der Gott gehorcht. Der Gedanke ist auf den ersten Blick nicht
verwerflich...
Das Verwerfliche ist, dass das Volk keinen Richter, sondern
einen König haben will, "der uns richte, wie ihn alle Heiden
haben."(V.6)
Die Ältesten scheinen, klug zu handeln:
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Ein
König kann man von Gott erbitten. Man ist nicht mehr abhängig von den
verzogenen Söhnen.
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Ein
König ist kein Götze aus Stein und Holz, nur ein Mensch.
Wo lag das Problem?
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Vers
8: Damals nahm Israel Götter, um nicht einen Sonderstatus unter den Völkern zu
haben. Diese lehnten sie ab. Nun aber nehmen sie einen König aus dem selben Grund. Sie wollen Gott als König und einen
Menschen als König. Damit gleichen sie sich ihrer Umwelt an.
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Gott
macht deutlich, dass - wie es Paulus später über die Ehe sagt - man nun zwei
Herren dient (V.10ff).
Vers 19 ist der Schlüsselvers in Kapitel 8: Israel will
einen König wie alle Heiden. Sie lehnen Gott nicht ab, denn sie befragen ja
Samuel. Aber sie wollen Gott und einen König. Diesmal geht Gott darauf ein.
Vielleicht weil es sich nicht um eine Anbetung fremder Götter handelt. Und:
dieser König wird zum Bild des Christus werden. Darum: gehorche ihrer Stimme...
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Kapitel 9:
Gott erwählt einen Mann für`s Auge: V.2: jung, schön, sehr groß. Allerdings -
Ironie Gottes? - ein Mann aus dem Stamm Benjamin. Richter 20 und 21: man hat
den Stamm Benjamin fast vollständig ausgerottet. Keine benjaminitische Frau war
am Leben. Und Israel schwor, keine Jüdin einem Benjaminiter zu geben. Also
verschleppten sie heidnische Jungfrauen. So sind bei Sauls Vorfahren der
göttliche Sproß vom jüngsten Sohn Jakobs und ein heidnischer Sproß.
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Kapitel
9 handelt nun davon, wie Saul dem Samuel begegnet und in Kapitel 10 wird er von
Samuel zum König gesalbt. Bei den Propheten gerät Saul in Verzückung (V.6) und
der Geist Gottes kommt über ihn. Da spricht es sich herum, dass Saul
"unter den Propheten sei". Also zuerst eine geistliche Qualität,
bevor eine politische Qualität im Vordergrund steht. Die geistliche Qualität geschieht
im Hintergrund.
Nun kommen wir zum heutigen Abschnitt:
Die Begriffe klären:
1.
Mizpa: Ein
Ort in Benjamin, wo Samuel Recht sprach. Aber auch der Ort, (Ri 20,1.3;
21,1.8), wo Israel einen Bürgerkrieg gegen die Benjaminiter führte. Mizpa lag
vermutlich 12 km nördlich von Jerusalem und gehörte zum Südreich.
2.
1.Gebot: Siehe Kap 7,4: Damals berief sich Samuel ganz bewußt auf das
erste Gebot. Israel hatte eine Sonderstellung auf der Welt. Es war ein Volk,
Gott gehörig und heilig. Die Kraft der Feinde lag im zweigleisigen Handeln und
Leben Israels. Dieses erste Gebot führt Samuel an (V.18). Er macht deutlich:
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Gott
hat Israel aus Ägypten geführt. Israel will aber einen König (K.8,19), der vor ihnen sichtbar ausziehe und ihre Kriege führe.
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Samuel
macht deutlich, dass es zwei Könige nicht geben kann. Es ist nicht die Rede von
Göttern. Aber Israel war eine Theokratie. Darum auch das Richteramt, das sich
von Moses herleitet. Mit dem Wunsch nach einem König haben sie Gott als König
abgelehnt. Die Theokratie endet und das weltliche Amt eines Königs wird Israels
Untergang sein.
3.
Los: Bis zur
Apostelgeschichte (Wahl des Matthias) übliche Praxis, Gottes Willen zu
erkennen. Die Wahl fällt auf den Stamm Benjamin. Diesen Stamm läßt er
herantreten (ich vermute die Ältesten und Vertreter). Das Los fällt weiter auf
Matri (Regen), ein Vorfahre Sauls. Matris Nachkommen gehen vor. Dann fällt das
Los auf Saul. (welchen Glauben muss Samuel gehabt haben, der ja Saul schon
zuvor gesalbt hat). Doch Saul ist nicht da!
4.
Saul
versteckt sich. Warum? Will er nicht König sein? Wo ist der Saul, den wir
später als einen eisernen Menschen kennen lernen? Vielleicht ist Saul hier noch
demütig. Vielleicht fühlt er das Unrecht Gott gegenüber. Saul war ein Mann, der
dem Propheten "Geld gab". Bei der Verzückung hieß es, dass Saul von
Gott "ein anderes Herz" bekam (K.10,6.9).
Doch Gott hebt das Versteck Sauls auf und das Volk hat einen König für`s Auge.
Welche Unterschiede sind doch zwischen Saul und David:
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Saul
hütet Esel. David Schafe.
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Saul
ist groß und schön, David (K.16,12) von der Sonne
braun gebrannt. Auch von schöner Gestalt und schönen Augen. Aber nicht so eine
imposante Erscheinung wie Saul.
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Saul
überragt alle um einen Kopf. David schwimmt in der Rüstung.
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Saul
fürchtet sich vor Gott, David sucht nach Gottes Ehre.
Das Volk jauchzt. Samuel geht zurück nach Gibea (Stadt in
Juda), die Heimat Sauls. Und mit ihm gehen die Soldaten, denen "Gott das
Herz gerührt hatte".
Doch das erste, was passiert: Saul spaltet das Volk. Ohne,
das er etwas dafür kann. Aber seine imposante Erscheinung und seine feige
Vorstellung passen nicht zueinander. Saul ist in sich gespalten. Ein Mann,
dessen Auftreten und Charakter nicht zusammen passen. So gespalten wird Saul
auch regieren. Und er wird das Volk spalten, den Glauben spalten und Gottes
Geist verlieren. Er beginnt und führt nicht zu Ende. Er will gehorchen und tut
es nicht bis zum Schluss. In ihm ist Samuel und seine
Söhne vereinigt. Gott hat bewußt einen solchen gespaltenen Mann erwählt, weil
Israels Herz gespalten ist. Wie der Glaube des Volkes, so der König.