Auslegung von 1Mose 46, 1 -
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von Michael Strauch
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Inhalt:
Exegese:
Zu 1: Ein kleiner
Abglanz von Gottes großer Verheißung: Israel (V.1-27)
Jakob hört nicht auf die
gut gemeinten Worte des Pharao: „Und seht euren Hausrat nicht an; denn das
Beste des ganzen Landes Ägypten soll euer sein...!" (K.45,20). Jakob
verhält sich wie sein Großvater Abraham, als er dem König von Sodom sagte (K.14,23), er solle nicht sagen, er habe Abram
reich gemacht. Was hätte ihm Pharao auch geben wollen? Agyptische
Stühle, Spiegel, Tische, die nicht selten in vollendeter, kunstvoller Weise mit
heidnischen Göttern verziert waren? Stuhlbeine in Form der heiligen Uräus-Schlange, Spiegelstiele mit der Form eines nackten
Frauenkorpus? Pharao meinte es bestimmt von Herzen gut, aber Jakob weiß um seine
eigene Identität, seine Geschichte die in Zelt, Vieh und Gerätschaften auch
ihren kulturellen Ausdruck finden. Ein Gut, dass die Juden sich über
Jahrtausende bewahrten und somit ihre ihnen so eigene Identität sicherte.
Freilich, dieses Festhalten an dieser Identität wird 400 Jahre zum tödlichen
Verhängnis und wiederum zur größten Befreiungstat durch den Gott Israels.
Geht es uns nicht auch so?
Wer schon einmal von seiner Heimat wegzog und dann wieder zurückkehrt, der
steht nachdenklich vor manchen Gebäuden, Bäumen und Plätzen. Da ist der Baum,
der in der Kindheit so klein war, da der Spielplatz, da das elterliche Haus, da
die Kirche, die einem so lange soviel bedeutet hat. Jakob bleibt auf seiner
Reise nach Ägypten in Beersheba noch einmal stehen.
Dort stand immer noch die Tamariske, die sein Großvater pflanzte, als er mit Abimelech einen Bund geschlossen hatte (K.21,33) und dann an diesem Ort den Gott Abrahams anrief. Das
Kapitel endete mit dem Gefühl, das wohl auch Jakob besonders beschlich: Fremdlingschaft! Zugleich war es aber auch der Ort, wo
Abraham dem HERRN einen Altar baute und Gott ihm nochmal
zusagte, dass Er ihn zu einem großen Volk machen würde. Diese Verheißung hat
Abraham nicht mehr erlebt. Auch nicht sein Sohn Isaak. Erst Abrahams Enkel Jakob,
der wiederum hier als alter Mann vor dem Altar steht, erfährt die Generationen
übergreifenden Worte Gottes. Und auch er wird seine Augen schließen und wird
als Mensch das große Volk nicht sehen (K.26,25f). Aber
wenn er seine Söhne und die vielen Enkel anschaut, dann bekommt er einen
kleinen Vorgeschmack von dem, was kommen wird.
Jakob bleibt vor den alten
Steinen stehn und opfert dem „Gott Isaaks" ein
Opfer. In der Nacht geschieht es. In der Nacht wiederholt sich, was Jakob einst
erlebte, als er vor seinem Bruder Esau fliehen mußte. Immer an „noralgischen
Punkten", wo er im Zwispalt war, ob der
eingeschlagene Weg der richtige sei, bekommt er Weisung von Gott. Das Land der
Verheißung verlassen, um ins heidnische Ägypten zu fliehen? Gott spricht zu
Jakob. Er spricht zu ihm mehr als zu Josef und Pharao. Er spricht zu Jakob, wie
er zu Abraham geredet hat: Direkt und ohne Bilder. ER ruft Jakob beim Namen:
Jakob, Jakob! Und Jakob antwortet wie später der junge Prophet Samuel: „Hier
bin ich!" Und Gott wiederholt die Verheißung, die er einst dem Abraham
gegeben hat (K.26,24).
Dann bricht der Treck los.
Und fast nebenbei staunen wir über die Zahl der Kinder, Teenager und jungen
Erwachsenen. Wohl haben wir von Ihnen gehört (Juda,
Ruben), aber nun werden sie alle mit Namen erwähnt. Es wäre interessant, wieviele Kinder jeder der Brüder bekommen hat, wobei ich
davon ausgehe, dass die Töchter keine Erwähnung finden:
Diese sechs
Söhne waren alle von Lea geboren. 31 männliche Personen (zuzüglich 2
verstorbene Söhne 33). Allerdings plus Dina und Jakob sind es wieder 33
Personen.
Nun kommen die Söhne der Silpa, der Dienerin Leas:
Es sind
also insgesamt 16 Personen.
Fast klein und schmerzhaft
erscheint nun an dritter Stelle, obwohl von Jakob vom Herzen her stets und
immer an erster Stelle gesetzt: die Söhne Rahels: Josef und Benjamin.
Josef und
Benjamin und deren insgesamt 12 Söhne ergeben vierzehn Personen.
Zum Schluss folgen die
Söhne der zweiten Nebenfrau, der Bilha, Dienerin
Rahels:
Insgesamt
also 7 Personen.
Zählt man nun die Söhne
Jakobs von der Lea mit ihren Söhnen abzüglich der beiden verstorbenen Söhne,
plus Jakob und Dina, so sind es 33 Personen. Dazu kommen 14 Personen aus der
Linie Rahels (die Söhne Josefs zähle ich dazu, weil Josef im ursprünglichen Sinne
ja auch nach Ägypten kam), dann haben wir 47 Personen. Dazu kommen 23 Personen
von den zwei Nebenfrauen, dann haben wir 70 Personen. Ziehen wir die zwei Söhne
Josefs ab plus Josef und Jakob, dann haben wir die 66 Personen, die mit Jakob
nach Ägypten zogen, da Josef ja schon in Ägypten ist. Zählt man 12 Frauen dazu,
mit denen Jakobs Söhne verheiratet waren (Simeon hatte zwei Frauen) plus der
Frauen von Jakobs Enkel -erwähnt Perez und Berias Gattinen - zwei Frauen (insgesamt 14 Frauen) plus Töchter,
Schwestern, Enkelinnen bestand der Treck sicher aus über 100 Personen. Also für
damalige Verhältnisse ein ansehnlicher Stamm, der sich hier nach Ägypten mit
seinem gesamten Hausrat aufmachte.
2. Der Prolog zum
werdenden Volk Israel (V.28-34)
Jakob sendet sicher bewußt den Sohn, der besonders
das Vertrauen Jakobs und Josephs nach seiner großen Beichte genießen dürfte: Juda. Er geht voraus und zeigt dem Zug den Weg. Quer durch
den Sinai über die Grenze ins Nildelta. Dort in geographischer Nähe zu den
großen ägyptischen Städten wie Memphis oder Heliopolis siedeln sich die
Nachkommen Jakobs an. Ich glaube nicht, dass Jakob sich gefreut hat auf Ägypten
oder auf Wohlstand. Seine Augen wollten Josef sehen und mehr nicht mehr. Und
Gott hat ihm versprochen, dass Josefs Hände die toten, müden Augen Jakobs einst
schließen werden, wenn er sie nicht mehr schließen kann. Seine Augen sehen eine
neue Herrlichkeit. Und Josef hört von der Ankunft seiner Familie. Ihn hält
nichts mehr. Er spannt seinen Wagen an und rast zu seinem Vater. Lange, lange
weint er am Hals des alten Mannes. Dann bricht sofort der praktische und auch
weise, vorausschauende Sinn Josefs wieder durch. Er will Pharao von der Ankunft
in Kenntnis setzen. Er achtet aber darauf, dass die Familie Jakob im guten Sinn
des Wortes ghettoartig in Ägypten lebt. Sie haben ihren geographischen Bereich.
Ansonsten bestünde die Gefahr, „sich mit den Töchtern des Landes" zu
vermischen, wie es oft ein Unglück war für Israels Volk. Doch diese Bitte vor
Pharao zu äußern, wäre unklug. Also bedient sich Josef eines Tricks. Dabei lügt
er nicht einmal. Sondern er betont den Beruf der Brüder: Viehhirten. Man muss
wissen, dass viele Tiere für Ägypter heilig waren. Also es ist nicht so, dass
es keine ägyptischen Landwirte gab. Im Traum von Pharao kamen die Kühe ja auch
nicht aus der Wildniss. Nur waren Tiere in Ägypten
heilig und bestimmte Tiere durften nur nach bestimmten Riten geschlachtet
werden. Die Art und Weise, wie andere Völker Viehwirtschaft betrieben, war für
die Ägypter widerlich. Und so beginnt eine neue Ära im Volk