Auslegung zu 1 Mose 37, 1-11 von Michael Strauch


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Die Verse 1-4:

Bei der Geschichte Josephs und seiner Brüder geht es primär um die Geschichte Jahwes, wie Er sich schrittweise über viele Generationen hinweg das verheißene Volk aufbaut. Kanaan ist immer noch das Land, in dem Jakobs Vater ein Fremdling war. Das Land, in das Abraham einzog, das Land, indem Isaak wohnte als Fremder und nun Jakob. Kanaan ist immer noch in der Hand heidnischer Völker, doch der Heissame Gottes ist durch denPatriarchen Jakob gelegt. Mit ihm führt Gott die Segenslinie weiter. Dem Abraham gab Gott einst die Verheißung. Über Abraham und Isaak spannt sich der Weg zu den berühmten zwölf Söhnen, die zu Lebzeiten nie wußten, welch große Werkzeuge sie in der Hand Gottes waren. Sie sind der Grundstein für die zwölf Stämme Israels. Gott will, dass aus diesen Söhnen ein Volk entsteht, das ganz aus der Abhängigkeit Gottes lebt. Dies ist in Kanaan nicht möglich. Darum führt sie der Herr nach Ägypten, über viele verschlungene und notvolle Wege. Über Wege der Schuld und Sünde, der Vergebung und des Segnens bringt der Herr diese Familie nach Ägypten, wo sie unter idealen Bedingungen sich vermehren zu einem großen Volk.

Um das zu erreichen, bedient sich der Herr des damals jüngsten Kindes Jakobs: dem Joseph. Das Handeln Gottes setzt massiv ein, als er 17 Jahre alt war.

Im Traum Josephs wird dann auch gleich einer Ouvertüre der Heilsweg Gottes angedeutet. Noch ahnte niemand, dass der Weg über Ägypten gehen wird. Joseph sieht sich als Regenten, und seine Brüder müssen sich vor ihm verbeugen. Diese Geschichte vollzieht Gott in Ägypten. Wohlwissend, dass der Spiess sich umdrehen wird, wie Gott es dem Abraham in Kap 15,13 voraus gesagt hat.

Über Joseph wird berichtet, dass er mit seinen Brüdern zusammen die Herdentiere versorgte. Offenbar war er lieber mit den Söhnen von Bilha und Silpa zusammen, die vom Alter her ihm näher lagen. Wenn die Söhne Leas schlecht redeten über die Söhne Silpas und Bilhas, empfand Joseph dies als Ungerechtigkeit und überbrachte es seinem Vater Jakob. Das wiederum ließ ihn keine Symphatien ernten. Hinzu kam, dass Joseph der Sohn der Rahel war, die - wie wir wissen - Jakobs Lieblingsfrau war und blieb. Ihm, als dem Jüngsten (ob er da an seine eigene Beziehung zu Esau dachte?), schenkte er einen „bunten Rock" (Luther). Hierbei ist nicht an ein Kleid mit vielen, bunten Farben zu denken, wie das oft in Kindergeschichten vorkommt. Gemeint ist eine Art Tunika zum Überziehen, die noble Personen, Fürsten und Könige trugen. Jakob signalisierte bewußt oder unbewußt mit diesem Kleidungsstück, dass Joseph eine Art Herr war auch über die anderen. Das machte natürlich seine Brüder um so wilder. Es heißt, die Brüder „haßten" den Joseph und grüßten ihn nicht.

Zum Gewand kommen in den nächsten Versen noch die Träume, die in den Brüdern natürlich den Eindruck erwecken ließen, ihr jüngster Bruder sei nun vollends größenwahnsinnig.

Die Verse 5-11

Diese zwei Träume Josephs bringen das Fass zum überlaufen. Im ersten Traum wird angedeutet, dass er einmal ein Regent sein wird (aufrecht stehend) und seine Brüder sich um ihn stellen und sich verbeugen müssen. Im zweiten Traum geht es noch weiter: die elf Sterne sind seine elf Brüder, die Sonne ist Jakob, der Mond Rahel (V.10 ..."ich und deine Mutter").

Im ersten Traum wird angedeutet, dass Gott den Joseph erhöhen wird über seine Brüder, im zweiten Traum wird Joseph erhöht über das ganze Haus Israel. Die Wiederkehr eines zweiten Traumes deuten an, dass dies mit großer Sicherheit eintreten wird.

Bis zu diesem Zeitpunkt werden diese Träume völlig abgelehnt. Kein Anzeichen spricht dafür, dass der Herr geredet hat. Die Bevorzugung Josephs durch Jakob scheint in dem Halbwüchsigen Hirngespinste entspringen zu lassen, das Kleid tut sein übriges. Für die Brüder liegt der Fall klar. Der Kerl spinnt. Doch sie sind nicht nachsichtig mit den Allüren eines Teenagers. Im Gegenteil, sie sind neidisch, eifersüchtig und voller Hass und offenbaren nur damit, dass sie selber gerne die Garbe wären, die Joseph vorzugeben meint. Auch der Vater Jakob erkennt nicht das Reden Gottes in den Träumen, doch scheint er etwas zu ahnen. Es heißt, er bewahrte die Worte in seinem Herzen, wie später Maria, die Mutter Jesu in Lukas 2 die Worte der Hirten in ihrem Herzen bewahrte. Offenbar meint es, dass er die Worte nicht verstand, sie ihm ungeheuerlich vorkamen und doch scheint er zu ahnen, dass es mit den Worten mehr auf sich hat. Er wird es eines Tages verstehen.

Somit erzeigt sich Jakob als derjenige, der für die Weisungen Gottes offen ist in einer Zeit, wo Gott schweigt. Die Brüder wiederum sind selbststüchtig und sehen nur sich selbst. Diese wird Gott zu demütigen wissen.