Christustag 30.05.2002

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Wenn die Seele verrät, was dem Körper fehlt

Vortrag auf dem 11. Gemeindetag am 30. Mai 2002 in Stuttgart
von Dr. Matthias Samlow, Freudenstadt

Frau Singer bei einer ganz normalen Alltagstätigkeit. Plötzlich überwältigt sie eine nicht erklärbare Angst. Sie hat das Gefühl, eine eiserne Faust würde ihren Brustkorb umgreifen. Das Herz schlägt ihr bis zum Hals. Sie fängt an zu schwitzen und zu zittern, kann sich schließlich nicht mehr auf den Beinen halten. Die im Krankenhaus durchgeführte Diagnostik ergibt keinen krankhaften Befund. Wenige Tage später ein ähnliches Ereignis. Diesmal wird ihr gesagt: "Das ist psychisch."

Herr Ernst: Es beginnt mit Schlafstörungen. Er empfindet zunehmend weniger Freude. Einfache Tätigkeiten fallen ihm schwer. Er macht sich Sorgen, ob er seine Aufgaben noch bewältigen kann.

Was ist geschehen? Der Hintergrund ist bei beiden ähnlich: Das neue Haus ist gerade bezogen. Das dritte Kind ist angekommen. Die vielfältige Gemeindearbeit lief weiter. Erschöpft haben sich beide gelegentlich schon gefühlt. Sie reagierten dann gereizter wie früher. Aber dann musste es in ihrem gut gefüllten Alltag weitergehen.

Welcher Rat liegt hier nahe? "Tritt etwas kürzer! Lerne abzugeben und mit Deinen Grenzen zu leben!" In der Tat suchten beide Seelsorge auf. Sie haben versucht, Aufgaben abzugeben. Die Entwicklung der Angst bzw. Depression ließ sich jedoch nicht aufhalten. Es wurde ihnen nahegelegt, dass unvergebene Schuld eine Rolle spielen könnte. Ihnen war dieser Gedanke auch schon gekommen. Das seelsorgerliche Beichtgespräch wirkte befreiend. Doch die Besserung hielt nur ein paar Wochen an.

Eines haben Frau Singer und Herr Ernst aus den Augen verloren:

Die Sorge um den Körper.

Wir lesen eine zwanzigseitige Gebrauchsanweisung. Schließlich wollen wir uns das Computerprogramm oder die Küchenmaschine nutzbar machen. Haben wir schon einmal eine Gebrauchsanweisung für unseren Körper gelesen? Paulus hatte neben der Bewahrung des Geistes und der Seele auch die des Leibes im Blick (1.Thess. 5,23). Zum Garten, den Adam zu bewahren hatte (1. M. 2,15) gehörte neben den Tieren und Pflanzen auch sein Körper. Dieser gehörte zu dem "sehr gut" der Schöpfung Gottes. So gut, dass wir in der Lage sein könnten, Gott mit diesem Leibe zu ehren (1. Kor. 6,20).

Zu den 15 wichtigsten Faktoren für die Erhaltung von Gesundheit und Wohlbefinden (s. idea 5/2002, S.16) zählen :

  • Regelmäßige körperliche Bewegung
  • Gesunde Ernährung
  • Die Fähigkeit zur Entspannung und Erholung
  • Erholsamer Schlaf

Fehlt einer dieser Faktoren, sind nur noch weniger als 50 Prozent der Menschen in dieser Gruppe gesund. Z.B. kann jemand sehr gesund leben und eine positive Lebenseinstellung haben. Doch bewegt er sich nicht regelmäßig, hat er eine geringere Lebenserwartung und wird eher körperlich oder seelisch krank.

Abb. 1
Abb.1: 15 Faktoren für die Erhaltung von Gesundheit. Fehlt nur ein Faktor sinkt die Gesundheitserwartung von 93,9 Prozent auf unter 50 Prozent, bei Fehlen aller Faktoren auf 0,1 %

Kleine Gebrauchsanweisung für den Körper

Bewegung:
Kürzlich wurden Menschen mit plötzlich auftretenden Ängsten lediglich mit einem Bewegungsprogramm behandelt. Das Ergebnis: Die Angstattacken verschwanden vollständig - ohne Medikamente, ohne Psychotherapie. Trainierte Menschen sind weniger anfällig für Stressbelastungen. Sie schütten bei gleichem Stressor weniger Adrenalin aus. Die Mutter kann ruhiger bleiben, wenn der Junge gerade seine zweite 5 nach Hause bringt während die kleine Tochter mit blutender Nase schreiend durch die Küche läuft und der Mann anruft, dass er wider erwarten spät nach Hause kommt.

Nur was bedeutet "trainiert"? Mit hochrotem Kopf durch den Wald laufen macht keine Freude und ist zudem gesundheitsschädlich. In der Tat: Die vorbeugenden Wirkungen regelmäßiger Bewegung stellen sich nur dann ein, wenn man sich hinterher wohler fühlt als vorher.

Welches ist das richtige Maß? Hier ein paar Hinweise für den Hausgebrauch (bei Krankheiten bitte den Arzt fragen!):

Faustregel 3 30 130

3 x in der Woche, 30 Minuten, Puls auf 130 / min. - durch Bewegung, nicht durch einen spannenden Film. Noch besser sind 40 Minuten. Zuvor fünf Minuten bei leichter Bewegung aufwärmen, anschließend Dehnungsübungen. Danach gehen die Meisten singend unter die Dusche, da es zur Ausschüttung stimmungsaufhellender Hormone (Serotonin, Endorphine) kam. Für manche ist eine Pulsfrequenz von 130 zu wenig, für manche zuviel.

Wer keine Pulsuhr hat: Von Anfang an so laufen, radfahren oder schwimmen, dass man 20 bis 40 Minuten kontinuierlich durchhält, sich dabei unterhalten kann und sich hinterher noch wohl fühlt. Wenn sie noch singen können: etwas schneller gehen! Untrainierte sollten sich für etwa sechs Wochen auf einer niedrigeren Pulsfrequenz bewegen (100 - 120 Schläge pro Minute) bzw. zunächst dreimal in der Woche einfache Spaziergänge unternehmen.

Diese zeitliche Investition lohnt sich. Im Verlauf von Wochen bessern sich Konzentration und Leistungsfähigkeit so, dass man für die gleiche Tätigkeit weniger Zeit braucht und früher nach Hause gehen kann. Die Familie freut sich. Außerdem treten weniger Erkältungskrankheiten auf. Das Immunsystem wird leistungsfähiger. Die weißen Blutkörperlichen können mehr Bakterien und Krebszellen binden und vernichten. Das hohe Trainingsniveau von Wettkampfsportlern hingegen beeinträchtigt das Immunsystem. Sie haben mehr Infektionskrankheiten.

Jesus übrigens war mit zwölf Jahren so fit, dass er die 130 Kilometer von Jerusalem nach Nazareth zu Fuß gehen konnte (Lk. 2,51).

Ernährung:
Viele wissen, daß wir in der Regel zuviel Eiweiß und süße Kohlehydrate, zuviel bzw. die falschen Fette auf dem Teller haben und zudem häufig zu wenig trinken. Weniger bekannt ist die Bedeutung der Pflanzenstoffe für die seelische und körperliche Gesundheit. Eine erschöpfte Nervenzelle, die lange kein Obst oder Gemüse bekommen hat, sieht aus wie ein geschälter Apfel nach drei Tagen: schrumpelig und braun. Die schädigenden Oxidationsprozesse haben ihre Spuren hinterlassen. Dies fördert Erschöpfungszustände, Depressionen, Ängste. Wie der Apfel seine Schale zum Schutz vor Umwelteinflüssen braucht, so auch die Zellen und Organe unseres Körpers. Daniel machte die Erfahrung, dass Gemüse gesünder (und schöner!) aussehen lässt sowie leistungsfähiger macht (Dan 1,15+17). Bezüglich der Kost hat er sich gegen die Gepflogenheiten seiner Umgebung durchgesetzt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 600 Gramm frisches Obst oder Gemüse.

Die Kombination von Bewegung und frischer Ernährung potenziert die positiven Wirkungen auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit bis ins Alter.

Entspannung:
Was können Sie tun, um sich hinterher entspannter zu fühlen als vorher? Frau Singer und Herr Ernst waren ratlos. Sie wussten zwar, dass nicht nur der jährliche Urlaub gut tut, sondern auch im Tages- und Wochenverlauf Entspannungszeiten wichtig sind. Insbesondere Herr Ernst hat dies nicht sonderlich ernst genommen. Er wusste auch nicht recht, wie er sich den Tag über entspannen sollte, zumal er häufig unter Zeitdruck arbeitete.

Anspannung äußert sich u.a. in einer Erhöhung der Muskelspannung. Daher erlernten beide ein medizinisch gut untersuchtes Muskelentspannungsverfahren (Progressive Muskelentspannung). Nach der leichten Anspannung einer Muskelgruppe und Konzentration auf Anspannung und Entspannung ist der Muskel hinterher wesentlich entspannter als vorher. Bei weiterer Übung geht damit die Verminderung eines erhöhten Blutdrucks und Pulses einher. Es ist erstaunlich, dass sich auch die Muskulatur von Magen und Darm mitentspannt. Außerdem erhöhen sich bestimmte weiße Blutkörperchen. Das Immunsystem wird leistungsfähiger. Wer entspannter lebt, hat weniger Infektionen und Krebs (Eifer und Zorn verkürzen das Leben, und Sorge macht alt vor der Zeit (Sirach 30,26).

Auf diesem Weg hat das "Getrostsein", von dem Jesus spricht (vgl. Joh 16,33) eine direkte Wirkung auf körperliche Gesundheit. Wer die Nachrichten verfolgt, ist beunruhigt und angespannt. Wer seinen Gott als liebenden Gott kennt und weiß, dass er die Weltgeschichte zu seinem Ziel führt, kann nach den Nachrichten wieder "getrost" werden. Er kann sich besser entspannen. Dies wirkt sich über Jahrzehnte auf die Gesundheits- und Lebenserwartung aus. Die positive Gottesbeziehung ist der am intensivsten wirkende Gesundheitsfaktor.

Abb. 2
Abb. 2: Der stärkste Abfall bei Fehlen nur eines Positivfaktors besteht bei Fehlen der positiven Gottesbeziehung: Von 93,9 % auf 23,8 %.


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